Paradise Now

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Paradise Now

Originaltitel: Paradise Now – Regie: Hany Abu-Assad – Drehbuch: Hany Abu-Assad, Bero Beyer– Kamera: Antoine Heberlé – Schnitt: Sander Vos – Musik: Jina Sumedi – Darsteller: Kais Nashef, Ali Suliman, Lubna Azabel, Amer Hlehel, Hiam Abbass, Ashraf Barchoum u.a. – 2005; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Die beiden Freunde Saïd und Khaled werden von der Palästinenser-Organisation, der sie angehören, für einen Selbstmordanschlag gegen Israel ausgewählt. Doch der Grenzübertritt missglückt. Während Khaled nun darüber nachdenkt, ob die Lage der Palästinenser durch Selbstmordattentate verbessert werden kann, irrt sein Freund verzweifelt herum. Als er zehn Jahre alt war, wurde sein Vater getötet, weil er angeblich mit den Israelis konspiriert hatte, und Saïd will nun durch den Selbstmordanschlag die Familienehre wiederherstellen ...
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Kritik

In seinem Politthriller "Paradise Now" porträtiert Hany Abu-Assad zwei (fiktive) palästinensische Selbstmordattentäter. Auf die politischen Hintergründe des Nahostkonflikts geht er nicht ein.

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Die beiden befreundeten Palästinenser Saïd (Kais Nashif) und Khaled (Ali Suliman) arbeiten in einer Autowerkstatt in Nablus (Westjordanland).

Eines Tages wählt sie die Palästinenser-Organisation, der sie angehören, für einen Selbstmordanschlag gegen Israel aus: Nachdem sich der Erste von ihnen in Tel Aviv in die Luft gesprengt hat, soll der Andere warten, bis die Helfer eintreffen und erst dann die zweite Explosion auslösen, damit möglichst viele Israelis dabei sterben.

Saïd und Khaled verbringen die letzte Nacht bei ihren Familien und lassen sich nichts anmerken. Am nächsten Morgen werden sie von ihren Paten in der Organisation zu einem Versteck gebracht. Dort filmen die Terroristen ihre einstudierten Videobotschaften. Zum Abschied essen sie alle gemeinsam an einem langen Tisch. Nachdem man sie rasiert und ihnen die Haare geschnitten hat, befestigt ein Experte die Sprengstoffgürtel an ihren Oberkörpern. Dann ziehen sie weiße Hemden und schwarze Anzüge an, als ob sie zu einer Hochzeit eingeladen wären. Sie werden zur Grenze gefahren. Auf der anderen Seite wartet ein bestochener Israeli auf sie, der sie nach Tel Aviv bringen soll, doch als eine Militärpatrouille und Hubschrauber auftauchen, müssen sie ihr Vorhaben abbrechen.

Khaleds denkt nach der Abnahme seines Sprengstoffgürtels noch einmal darüber nach, ob Terror die richtige Methode ist, um die Palästinenser von der israelischen Unterdrückung zu befreien. Er beginnt daran zu zweifeln. Doch bevor er sich eine Antwort auf die Frage geben kann, muss er Saïd suchen, der seit dem missglückten Selbstmordattentat herumirrt und Gefahr läuft, von den eigenen Leuten liquidiert zu werden, weil sie ihn für ein Sicherheitsrisiko halten.

Saïd ist verzweifelt. Als er zehn Jahre alt war, wurde sein Vater von der palästinensischen Terrororganisation als Kollaborateur getötet, und Saïd will nun durch den Selbstmordanschlag gegen Israel die Familienehre wiederherstellen. Weder der Gedanke an seine unglückliche Mutter (Hiam Abbass) noch die aufkeimende und augenscheinlich erwiderte Liebe zu der attraktiven Menschenrechtlerin Suha (Lubna Azabal), die er erst am Vortag in der Werkstatt kennen lernte, können ihn davon abhalten.

Suha kam gerade erst aus dem Ausland nach Nablus zurück; sie ist überzeugt davon, dass Gewalt immer nur neue Gewalt hervorruft und die Lösung auf friedlichem Weg gesucht werden muss. Die fanatischen Palästinenser werfen ihr jedoch vor, nicht über das Leben in der Westbank bzw. im Gazastreifen Bescheid zu wissen und die Lage deshalb falsch einzuschätzen.

Endlich finden Khaled und Suha ihren Freund. Sie bringen ihn nach Nablus zurück, wo auch ihm der Sprengstoffgürtel abgenommen wird.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Der Selbstmordanschlag soll kurz darauf erneut versucht werden. Diesmal gelingt es, Saïd und Khaled unbemerkt nach Tel Aviv zu bringen. Dort überkommen Khaled erneut Zweifel, und er drängt Saïd, die Aktion abzubrechen. Wie für diesen Fall vereinbart, ruft Khaled übers Handy einen Verbindungsmann an, der sie mit dem Auto abholen soll. Nachdem Khaled eingestiegen ist, wirft Saïd die Autotüre zu und schreit, der Fahrer solle losfahren. Ohne etwas ändern zu können, sieht Khaled, wie sein Freund allein auf der Straße zurückbleibt.

Saïd stellt sich an einer Bushaltestelle zu den wartenden Israelis, doch als er in dem haltenden Bus ein kleines Kind bemerkt, steigt er nicht mit ein.

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In seinem Film „Paradise Now“ beschäftigt sich der 1961 in Nazareth geborene Filmregisseur Hany Abu-Assad mit zwei palästinensischen Selbstmordattentätern. Ihre möglichen Opfer blendet er dabei aus. Stattdessen übernimmt er die Perspektive der Terroristen, die er bewusst weder als Helden noch als Berserker darstellt, sondern als Menschen, die ihrerseits Opfer der Verhältnisse sind: Saïd, dessen Vater getötet wurde, weil er angeblich mit den Israelis konspiriert hatte, hält es für seine Pflicht, die Familienehre wiederherzustellen, und das glaubt er, mit einem Selbstmordattentat gegen Israel zu können. Dafür opfert er seine Liebe und sein Leben. In einigen Szenen wird deutlich, dass die Selbstmordattentäter von den Drahtziehern der palästinensischen Terrororganisation – die im Film nicht näher bezeichnet wird – belogen werden: Jamal (Amer Hlehel) tut gegenüber Saïds Mutter so, als sei er ein Freund und Wohltäter der Familie. Er gaukelt Saïd vor, dass Selbstmordattentäter unmittelbar nach der Tat von Engeln ins Paradies geholt werden, und während dessen Propagandabotschaft gefilmt wird, isst er gelangweilt einen von Saïds Mutter gefüllten Fladen. – Khaled bezweifelt am Ende, ob Selbstmordattentate der richtige Weg sind, um die Lage der Palästinenser zu verbessern, aber sogar die besonnene Menschenrechtlerin Suha verurteilt Selbstmordanschläge nicht als unmoralisch, sondern hält sie nur aus taktischen Gründen für unklug.

Hany Abu-Assad, der sich in „Paradise Now“ mit Wertungen zurückhält, wollte die Lage, in der palästinensische Selbstmordattentäter sich befinden, möglichst realistisch widergeben. Dazu studierte er Vernehmungsprotokolle und Polizeiberichte und redete mit Freunden und Hinterbliebenen.

Auf die politischen Hintergründe des Nahostkonflikts geht Hany Abu-Assad in „Paradise Now“ allerdings nicht ein, und die Motive der beiden Selbstmordattentäter stellt er auch nur oberflächlich dar. Das und die einseitige Perspektive brachte ihm m. E. zu Recht den Vorwurf der Verharmlosung ein.

Stilistisch wirkt der Politthriller „Paradise Now“ beinahe wie eine Dokumentation: nüchtern und ohne falsche Sentimentalitäten.

Die Ähnlichkeit des Titels mit „Apocalypse Now“ ist gewiss kein Zufall.

Die Dreharbeiten fanden von April bis Juni 2004 an Originalschauplätzen statt.

„Pardise Now“ wurde in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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