Darjeeling Limited

Darjeeling Limited

Darjeeling Limited

Hotel Chevalier / Darjeeling Limited – Originaltitel: Hotel Chevalier / The Darjeeling Limited – Regie: Wes Anderson – Drehbuch: Wes Anderson, Roman Coppola, Jason Schwartzman – Kamera: Robert Yeoman – Schnitt: Andrew Weisblum – Musik: Randall Poster – Darsteller: Owen Wilson, Adrien Brody, Jason Schwartzman, Natalie Portman, Amara Karan, Wallace ("Wally") Wolodarsky, Waris Ahluwalia, Anjelica Huston, Irrfan Khan, Barbet Schroeder, Camilla Rutherford, Bill Murray u.a. – 2007; 15 / 90 Minuten

Inhaltsangabe

Seit der Beerdigung des Vaters vor einem Jahr hatten die Brüder Francis, Peter und Jack Whitman kaum noch Kontakt. Nun fahren sie mit dem Zug "The Darjeeling Limited" durch Indien. Dazu eingeladen hat Francis. Ziel ist ein christliches Kloster im Himalaya. Dort hat ein von Francis beauftragter Privatdetektiv die Mutter aufgespürt, die nach dem Tod ihres Mannes verschwunden war. Aber das weiß zunächst nur Francis. Seinen Brüdern sagt er, es handele sich um eine spirituelle Reise ...
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Kritik

In "Hotel Chevalier" und "Darjeeling Limited" beschäftigt sich Wes Anderson mit den Relationen von Abbildung und Wirklichkeit, Festhalten und Loslassen, Kontrolle und Offenheit. Es ist eine mit absurden Einfällen gespickte skurrile Geschichte, in der Ennui und Lebenswille, Tragik und Komik ineinander übergehen.
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Hotel Chevalier

Regie: Wes Anderson – Drehbuch: Wes Anderson – Kamera: Robert Yeoman – Schnitt: Vincent Marchand – Darsteller: Jason Schwartzman, Natalie Portman u.a.

Der Schriftsteller Jack Whitman (Jason Schwartzman) hat seine Geliebte (Natalie Portman) in den USA zurückgelassen und wohnt seit Wochen in einem Luxushotel in Paris. Jetzt liegt er auf dem Bett. Im Fernsehen läuft der Film „Stalag 17“ von Billy Wilder.

Kurz nachdem er eine Bestellung beim Zimmerservice aufgegeben hat, erhält er einen unerwarteten Anruf von seiner Ex-Freundin: Sie sei auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel, sagt sie, und die Rezeption weigere sich, ihr seine Zimmernummer zu nennen. „403“, murmelt Jack geistesabwesend. Er wundert sich, wie es ihr gelang, ihn aufzuspüren. Erst nachdem er aufgelegt hat, kommt er wieder richtig zu sich. Er räumt das Zimmer auf, lässt ein Bad ein und zieht sich an. Als es an der Tür klopft, schaltet er den MP3-Player mit „Where do you go to my lovely?“ von Peter Sarstedts ein. Dann öffnet er.

Sie schenkt ihm einen Blumenstrauß und sieht sich im Zimmer um: Da gibt es eine Puppenstube, einen aufgespießten Schmetterling unter Glas, eine winzige Spieluhr, den Druck eines Tizian-Gemäldes, eine Schautafel mit Rennpferden und vieles mehr. Sie putzt sich mit seiner Zahnbürste die Zähne. Als der Zimmerkellner das von Jack bestellte Essen serviert, möchte sie eine Bloody Mary.

Nachdem sie eine Weile umeinander herumgestrichen sind, küssen sie sich und zerren sich ins Schlafzimmer. Als Jack seine Ex-Freundin auszieht, bemerkt er Hämatome an ihrem Arm. Er fragt, woher sie diese habe, aber sie geht nicht darauf ein. „Wenn wir ficken, fühle ich morgen beschissen“, meint sie, zieht sich dann aber doch ganz aus und wirft sich auf ihn.

Sie liebe ihn, sagt sie. „Wie immer das endet, möchte ich, dass wir Freunde bleiben.“ Jack antwortet ungerührt: „Ich versichere dir, dass ich nie dein Freund sein werde.“

Ob sie seine Aussicht auf Paris genießen wolle, fragt er. Sie stehen auf, und er bringt ihr einen Morgenmantel. Nachdem sie hineingeschlüpft ist, treten sie beide hinaus auf den Balkon.

Darjeeling Limited

Irgendwo in Indien rast ein Taxifahrer (A. P. Singh) mit einem Geschäftsmann (Bill Murray) im Fond zum Bahnhof. Der Geschäftsmann hetzt mit seinen Koffern durch den Bahnhof, aber der Zug „The Darjeeling Limited“ fährt gerade ab. Er rennt hinterher, schafft es jedoch nicht mehr, den Zug einzuholen. Ein anderer Reisender ist sportlicher als er: Ihm gelingt es, noch auf den fahrenden Zug zu springen.

In einem Doppelabteil der Ersten Klasse findet Peter Whitman (Adrien Brody) – so heißt er – seine Brüder Jack und Francis (Owen Wilson) vor. Sie haben sich seit der Beerdigung des Vaters vor einem Jahr nicht mehr gesehen. Francis, der Älteste von ihnen, hat die Reise durch Indien mit Hilfe seines Assistenten Brendan (Wallace „Wally“ Wolodarsky) organisiert und die Fahrkarten bezahlt. Ziel ist ein christliches Kloster im Himalaya. Dort hat ein von ihm beauftragter Privatdetektiv die Mutter aufgespürt, die nach dem Tod ihres Mannes verschwunden war. Aber das weiß zunächst nur Francis. Seinen Brüdern sagt er, es handele sich um eine spirituelle Reise.

Sein Kopf ist bandagiert und er geht am Stock. Er habe einen Motorradunfall gehabt, sagt er, und nur knapp überlebt. Später wird er andeuten, dass er den Unfall in selbstmörderischer Absicht verursachte. Er hat das stärkste in Indien erhältliche Schmerzmittel bei sich. Das nehmen auch seine beiden Brüder ein.

Brendan, der in einem anderen Teil des Zuges sitzt, hat die Aufgabe, den drei Brüdern jeden Tag einen minutiösen Reiseplan vorzulegen. Er bucht auch durch Telefongespräche die Hotels.

Bei der Bestellung im Speisewagen sucht Francis das Menü nicht nur für sich aus, sondern bestellt auch für seine beiden Brüder. Jack, der Jüngste, protestiert gegen diese Bevormundung.

Immer wieder weiht ein Bruder einen der beiden anderen in ein Geheimnis ein, und der verrät es dann dem dritten. Als Jack beispielsweise Peter anvertraut, dass er ein eigenes Ticket habe, um die Reise gegebenenfalls ohne Francis fortsetzen zu können, verrät Peter dies Francis, und der nimmt daraufhin die drei Reisepässe an sich.

Peters Frau (Camilla Rutherford) ist im siebten Monat schwanger. Statt ihr beizustehen, begab er sich auf diese Reise, ohne ihr vorher etwas davon zu sagen. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich scheiden zu lassen. Jetzt weiß er nicht mehr, was er tun soll. Er behauptet, Vaters Liebling gewesen zu sein. Das bezweifeln seine beiden Brüder, die sich daran stören, dass er die Sonnenbrille, die Autoschlüssel und das Rasierzeug des Vaters bei sich hat.

Wo immer ein Telefon greifbar ist, hört Jack den Anrufbeantworter von Alice ab. Er kommt nicht von ihr los.

Einmal schließt er sich mit der Bordstewardess Rita (Amara Karan) in einem Waschraum ein und treibt es mit ihr.

Während eines Aufenthalts kauft Peter auf einem Markt eine Giftschlange. Nach kurzer Zeit stellt er fest, dass sie aus dem Transportbehälter entwichen ist. Panisch vor Angst verlassen die Brüder das Abteil. Der Chefsteward (Waris Ahluwalia) findet die Kobra zwar rasch, gibt sie dem Besitzer jedoch nicht zurück und entscheidet, dass die Whitmans am nächsten Bahnhof aussteigen müssen.

Am nächsten Morgen hält der Zug mitten in der Wüste. Francis, Peter und Jack steigen in ihren Schlafanzügen aus und wundern sich. Brendan klärt sie darüber auf, dass sich der Zug verfahren habe. „Ist das nicht symbolisch?“, ruft Francis. „Wir haben unseren Standpunkt noch nicht bestimmt.“

Schließlich klärt er Jack und Peter über das Reiseziel auf. Aber da überbringt Brendan ihnen eine Nachricht ihrer Mutter, in der es heißt, sie habe zur Zeit so viel zu tun, dass sie keine Besucher empfangen könne. Ihre drei Söhne sollten es im nächsten Frühjahr versuchen.

Wie angedroht, wirft der Chefsteward sie am nächsten Bahnhof samt ihren elf Koffern aus dem Zug. Brendan, der genug von ihnen hat, fährt weiter.

Francis, Peter und Jack setzen den Weg zu Fuß fort. Als sie an einem Flussufer entlang wandern, beobachten sie drei Jungen, die sich mit einer Fähre abmühen. Ein Seil reißt. Die Fähre kentert, und die Kinder werden von der Strömung fortgerissen. Beherzt springen die Brüder ins Wasser. Zwei der Jungen werden von ihnen gerettet, aber den dritten kann Peter nur noch tot herausziehen, denn er schlug mit dem Kopf gegen einen Felsen.

Sie tragen die Leiche ins Dorf und werden dort zur Trauerfeier eingeladen, bei der der Vater (Irrfan Khan) seinen toten Sohn auf einem Scheiterhaufen verbrennt.

An dieser Stelle sehen wir in einer Rückblende, wie Francis, Peter, Jack und Alice in einer Stretchlimousine auf dem Weg zur Beerdigung des Vaters der drei Brüder sind. Sie halten vor der Werkstatt „Luftwaffe Automotive“. Dort steigen die Männer aus. Alice fährt allein weiter. Francis, Peter und Jack wollen mit dem Auto des Vaters zum Friedhof fahren. Das steht hier bereits seit drei Wochen, um repariert zu werden. Aber der Automechaniker (Barbet Schroeder) erklärt, es fehlten noch Teile. Weil die Batterie leer ist, wollen die Whitman-Brüder das Fahrzeug schieben, aber schließlich geben sie auf und lassen sich mit der Limousine abholen. Ihre Mutter kommt nicht zur Beerdigung.

In einem Bus verlassen die drei Brüder das Dorf. Sie schlagen sich zum nächsten Flughafen durch. Doch an der Gangway überlegen sie es sich anders, zerreißen die Tickets und fahren zu dritt auf einem Moped weiter zum Kloster.

Patricia Whitman (Anjelica Huston) begrüßt ihre Söhne. Aber am nächsten Morgen ist sie erneut verschwunden.

Jack hat vor und während der Reise mehrere Kurzgeschichten geschrieben, darunter eine mit dem Titel „Luftwaffe Automotive“. Darin schildert er eigene Erlebnisse, beteuert jedoch, alles sei frei erfunden. Nun hat er das Ende einer Kurzgeschichte entworfen, aber der Anfang fehlt noch.

Die drei Brüder reisen zurück. Aber sie kommen zu spät zum Bahnhof; der Zug hat sich gerade in Bewegung gesetzt. Sie und die Kofferträger rennen hinterher. Francis, Peter und Jack müssen die Gepäckstücke fortwerfen, damit es ihnen gelingt, auf den fahrenden Zug aufzuspringen.

Francis will seinen Brüdern nun die Pässe zurückgeben, aber Peter und Jack halten es für besser, wenn er sie behält.

Jack liest eine neue Kurzgeschichte vor. Sie spielt im Hotel Chevalier in Paris.

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2005 drehte Wes Anderson den Kurzfilm „Hotel Chevalier“, der dann am 29. August 2007 bei den Filmfestspielen in Venedig als Vorfilm zu der Komödie „Darjeeling Limited“ uraufgeführt wurde. „Hotel Chevalier“ erzählt eine Episode aus der Vorgeschichte der Handlung von „Darjeeling Limited“.

In „Hotel Chevalier“ thematisiert Wes Anderson die Relationen zwischen Abbild bzw. Kunst und Wirklichkeit, Festhalten und Loslassen. In „Darjeeling Limited“ gibt es eine Sequenz, in der verschiedene Schauplätze der Handlung in Form von seitlich offenen Abteilen eines Zuges an uns vorbeifahren. Der Akzent in „Darjeeling Limited“ verschiebt sich von der eingangs skizzierten Thematik auf den Konflikt zwischen der Offenheit für Überraschungen und der Angst vor einem Kontrollverlust. Auch Francis muss lernen, dass nicht alles planbar ist.

Wes Anderson erzählt eine mit absurden Einfällen gespickte skurrile Geschichte, in der Ennui und Lebenswille, Tragik und Komik ineinander übergehen.

Mir persönlich hat Wes Andersons Film „Die Royal Tenenbaums“ besser gefallen.

Die Dreharbeiten fanden auf Long Island und an verschiedenen Orten im indischen Bundesstaat Rajasthan statt.

Owen Wilson (* 1968), der in „Darjeeling Limited“ einen Mann spielt, der gerade einen Suizidversuch überlebt hat, wurde am 26. August 2007, drei Tage vor der Weltpremiere der Filme „Hotel Chevalier“ und „Darjeeling Limited“, in das Cedars Sinai Medical Center in Beverly Hills gebracht und lag dort fünf Tage lang. Offenbar geschah das nach einem Selbstmordversuch.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

Wes Anderson: Die Royal Tenenbaums
Wes Anderson: Grand Budapest Hotel

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