There Will Be Blood

There Will Be Blood

There Will Be Blood

Originaltitel: There Will Be Blood – Regie: Paul Thomas Anderson – Drehbuch: Paul Thomas Anderson, nach dem Roman "Öl" von Upton Sinclair – Kamera: Robert Elswit – Schnitt: Dylan Tichenor – Musik: Jonny Greenwood – Darsteller: Daniel Day-Lewis, Paul Dano, Kevin J. O'Connor, Ciarán Hinds, Russell Harvard, Dillon Freasier, David Willis, Sydney McCallister u.a. – 2007; 155 Minuten

Inhaltsangabe

Der Einzelgänger Daniel Plainview arbeitet sich um 1900 vom Silberschürfer zum Ölunternehmer hoch. Um an das Mitgefühl kleiner Landbesitzer zu appellieren und günstig an Areale zu kommen, in denen er Ölvorkommen vermutet, gibt er den Sohn eines tödlich verunglückten Mitarbeiters als eigenes Kind aus und behauptet, die Mutter sei bei der Geburt gestorben. 1911 gerät er in Konflikt mit dem Laienprediger Eli Sunday, der sich die Bigotterie der Bewohner zunutze macht, um seinen Einfluss zu vergrößern ...
mehr erfahren

Kritik

Die wuchtige Mischung aus Western und Tragödie basiert zum Teil auf dem Roman "Öl!" von Upton Sinclair. Paul Thomas Anderson erzählt bedächtig und prosaisch. Sehenswert ist "There Will Be Blood" nicht zuletzt wegen der grandiosen schauspielerischen Leistung von Daniel Day-Lewis.
mehr erfahren

Der Einzelgänger Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) schürft 1898 nach Silber. Als er mit seiner Spitzhacke nicht weiterkommt, löst er in einem von ihm gegrabenen Schacht eine Explosion aus, um den Fels zu sprengen. Nachdem sich der Staub verzogen hat, klettert er wieder hinunter. Obwohl er sich bei einem Sturz ein Bein bricht, steckt er einen silberhaltigen Felsbrocken ein, zieht sich hoch und schleppt sich ins nächste Dorf.

1902 sucht Daniel Plainview sein Glück im Ölgeschäft. Mit ein paar Mitarbeitern führt er in der Wüste eine Probebohrung durch. Ein herabstürzender Balken erschlägt einen seinen Mitarbeiter. Daniel nimmt den kleinen Sohn des Toten zu sich.

1911 sehen wir Daniel Plainview wieder. Er hat sich erfolgreich im Ölgeschäft etabliert. Seinen Pflegesohn H. W. (Dillon Freasier) gibt er als sein eigenes Kind aus. Die Mutter sei bei der Geburt gestorben, behauptet er. Damit appelliert er an das Mitgefühl der kleinen Landbesitzer, denen er so preiswert wie möglich Areale abkauft, in denen er Ölvorkommen vermutet.

Ein junger Mann namens Paul Sunday (Paul Dano) wendet sich an ihn und seinen Stellvertreter Fletcher Hamilton (Ciarán Hinds). Gegen Bezahlung bietet er Informationen über ein Gebiet in Kalifornien an, von dem er weiß, dass sich dort Öl befindet. Das Herzstück des Landes gehört seinem Vater Abel Sunday (David Willis).

Daniel fährt mit H. W. nach Little Boston und gibt sich auf der von Abel Sunday mit Hilfe seiner Frau (Christine Olejniczak), seines fast erwachsenen Sohnes Eli (Paul Dano) sowie der Töchter Mary (Sydney McCallister) und Ruth (Kellie Hill) bewirtschafteten Ziegenfarm als Wachtel-Jäger aus. Von Elis Zwillingsbruder Paul ist nichts zu sehen. Nachdem sich Daniel vergewissert hat, dass Öl unter der Erdoberfläche lagert, behauptet er, ihm gefalle die Gegend und er suche für seinen kranken Sohn ein gesundes Zuhause in der Natur. Deshalb wolle er die Farm kaufen. Eli, der weiß, dass der Boden Öl enthält, hält seinen Vater davon ab, den Besitz zu verschleudern und treibt den Preis nach oben.

Um das Land ausbeuten zu können, kauft Daniel auch die umliegenden Grundstücke auf. In einer Gemeindeversammlung malt er ein verheißungsvolles Zukunftsbild. William Bandy (Colton Woodward) bleibt als einziger Farmer der Versammlung fern. Daniel Plainview soll zu ihm kommen, wenn er etwas von ihm will.

Eli, der sich als Laienprediger der Kirche der dritten Offenbarung engagiert, möchte den ersten Bohrturm „Mary I“ vor der Inbetriebnahme segnen. Bei der Einweihung ignoriert Daniel ihn jedoch.

Kurz darauf wird ein Arbeiter vom Bohrgestänge erschlagen. Daniel fordert Eli auf, am Grab ein paar Worte zu sagen. Der Geistliche äußert die Überzeugung, der Unfall wäre nicht passiert, wenn er die Anlage gesegnet hätte. Und er verlangt Geld für die Vergrößerung seiner Kirche.

Die Bohrung stößt auf Öl. In einer Fontaine schießt es aus dem Boden. Das mit dem Öl entweichende Gas entzündet sich, und der Bohrturm brennt nieder. Daniel rettet H. W., aber der Junge ist durch den Schock taub geworden.

Ein Mann taucht auf, der sich als Daniels Halbbruder Henry Plainview (Kevin J. O’Connor) ausgibt. Daniel wusste bisher nichts von einem weiteren Sohn seines Vaters, aber er glaubt Henry und stellt ihn als Mitarbeiter ein.

Kurz darauf rettet Henry ihm das Leben, als H. W. nachts das Haus anzündet. Daraufhin setzt Daniel seinen Pflegesohn in einen Zug und schickt ihn fort in ein Internat.

H. M. Tilford (David Warshofsky) von Standard Oil bietet Daniel Plainview für das Ölfeld in Little Boston ein Vermögen an. Doch als er darauf hinweist, der „Ölmann“ könne sich mit dem Geld zur Ruhe setzen und sich um seinen Sohn kümmern, verbittet Daniel sich jede Einmischung in seine Familienangelegenheiten und bricht die Verhandlung ab. Stattdessen schließt er einen Vertrag mit Union Oil und beginnt mit dem Bau einer Pipeline ans Meer. Die muss durch William Bandys Land gelegt werden. Doch als er ihn aufsuchen will, trifft er dort nur dessen gleichnamigen Enkel an.

Daniel schöpft Verdacht, dass es sich bei Henry um einen Schwindler handeln könnte. Deshalb fragt er ihn nach dem Namen einer Farm, die er als sein Halbbruder kennen müsste. Der Mann gesteht, gelogen zu haben. Bevor Henry Plainview an Tuberkulose starb, war er einige Zeit mit ihm befreundet. So erfuhr der Gauner einiges über dessen Herkunft. Außerdem las er Henrys Tagebuch. Daniel erschießt den Mann kurzerhand und vergräbt die Leiche nachts im Wald.

Als Daniel am nächsten Morgen im Freien erwacht, steht William Bandy vor ihm. Der Farmer hat bereits erfahren, dass der Ölmann eine Pipeline durch sein Land bauen will. Daniel erhöht mehrmals die angebotene Geldsumme, aber darauf geht William Bandy nicht ein. Er reicht Daniel den Revolver, mit dem dieser den Hochstapler erschoss. Offenbar weiß er von dem Mord. Als Voraussetzung für seine Zustimmung zum Bau der Pipeline verlangt er, dass Daniel Plainview sich in der Kirche der dritten Offenbarung taufen lässt.

Eli Sunday nutzt das Taufritual, um den verhassten Ölmann zu demütigen. Immer wieder muss Daniel vor der Gemeinde mit lauter Stimme zugeben, dass er seinen Sohn verstieß, und der Prediger ohrfeigt ihn wie bei einer Teufelsaustreibung.

Daniel lässt H. W. zurückkommen und engagiert den Taubstummenlehrer George Raymonds (Robert Hills) für ihn.

Eli Sunday verlässt Little Boston, um in anderen Ölfördergebieten zu missionieren.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Zeitsprung. 1927 heiratet H. W. (Russell Harvard) Mary Sunday (Colleen Foy). Daniel Plainview wohnt in einer gigantischen Villa am Meer. Er ist einsam und alkoholkrank.

Als H. W. ankündigt, in Mexiko ein eigenes Ölunternehmen gründen zu wollen, verrät ihm Daniel frustriert, dass er nicht sein Sohn ist. H. W. verlässt ihn aufgebracht.

Eli Sunday, der in der Weltwirtschaftskrise 1929 das gesamte Vermögen seiner Kirche verlor und nun verzweifelt Geld für einen Neuanfang sucht, kommt überraschend zu Daniel Plainview und trifft ihn betrunken auf der Bowling-Bahn des Herrenhauses an. William Bandy sei gestorben, erzählt er. Der Enkel wolle nach Hollywood und sich als Schauspieler versuchen. Das Land soll verkauft werden. Eli bietet Daniel seine Vermittlung an. Davon verspricht er sich wenigstens 100 000 Dollar. Daniel verlangt von ihm, mehrmals laut zu verkünden, er sei ein falscher Prophet und Gott nur ein Aberglaube. Auf diese Weise rächt er sich für die Demütigung bei der Taufe. Nachdem Eli der Forderung nachgekommen ist, erklärt ihm Daniel höhnisch, Bandys Land sei inzwischen wertlos, denn aufgrund der Ölförderung ringsherum sei dort nichts mehr zu holen. Er wirft mit Bowling-Kugeln nach Eli und erschlägt ihn dann hasserfüllt mit einem Pin.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

„There Will Be Blood“ handelt vom Kampf zweier Männer.

Als wir uns an diesen Stoff herangetastet haben, versuchten wir, ihn auf seinem elementarsten Level zu verstehen, als Kampf zwischen dem Ölmann und dem Priester, diesen beiden Männern […] Es wird sehr gefährlich, wenn man mit Parabeln und Metaphern anfängt. Selbst die beiden großen Themen, für die die beiden Männer stehen, Öl und Religion, verschwanden aus dem Bewusstsein. Es ging uns um menschliche Grundinstinkte. Sie können sich nicht ausstehen. Das ist es, was zählt. (Paul Thomas Anderson im Interview mit Jörg Häntzschel, Süddeutsche Zeitung, 8. Februar 2008)

Der ehrgeizige Daniel Plainview arbeitet sich im Lauf der Jahre vom Silberschürfer zum Großunternehmer empor, er wird immer reicher und mächtiger, zugleich einsamer und hasserfüllter. Bei seinem Widersacher handelt es sich um den evangelikalen Prediger Eli Sunday, der die von ihm verabscheute Bigotterie der Gemeindemitglieder geschickt nutzt, um seinen Einfluss zu vergrößern. Es geht in „There Will Be Blood“ um Macht und Reichtum, Gier und Kirche, Öl und Kapitalismus. Frauen spielen in dieser Männerwelt nur Nebenrollen.

Die Geschichte des skrupellosen Unternehmers Daniel Plainview weist Parallelitäten mit den Biografien von Charles Foster Kane („Citizen Kane“), Noah Cross („Chinatown“) und Jett Rinck („Giganten“) auf.

Ein Teil der Handlung dieser wuchtigen Mischung aus Western und Tragödie basiert auf dem ersten Viertel des 1927 von Upton Sinclair veröffentlichten Romans „Oil!“ („Petroleum“, Übersetzung: Hermynia Zur Mühlen; „Öl!“, Übersetzung: Ingeborg Gronke, Neuübersetzung: Otto Wilck). Upton Sinclair hatte sich wiederum von der Biografie des irisch-amerikanischen Ölmagnaten Edward Laurence Doheny (1856 – 1935) inspirieren lassen. Allerdings übernahm Paul Thomas Anderson nicht die Gesellschaftskritik aus der literarischen Vorlage.

Hätte ich die Politik dringelassen, wäre der Film viel zu verquatscht geworden. Es hätte der Geschichte geschadet. (Paul Thomas Anderson a. a. O.)

In der ersten Viertelstunde – in den 1898 und 1902 spielenden Episoden – verzichtet Paul Thomas Anderson auf Dialoge. Auch danach bleibt „There Will Be Blood“ lakonisch. Das Land auf den düsternen Bildern ist öde und trostlos. Erzählt wird bedächtig und prosaisch. Vieles bleibt offen. Beispielsweise taucht H. W. 1902 unvermittelt als Begleiter seines Vaters auf, ohne dass wir mehr über ihn erfahren. Bei Paul Sunday ist es umgekehrt: Nachdem er Daniel Plainview von dem Land seines Vaters erzählt hat, verschwindet er. Der „Ölmann“ behauptet zwar einmal, er habe mit dem Geld, das er für den wertvollen Hinweis bekam, ein eigenes Unternehmen gegründet, doch ob das stimmt, wissen wir nicht.

Schauspielerisch wird „There Will Be Blood“ so sehr von Daniel Day-Lewis dominiert, dass alle anderen Rollen und Darsteller zurücktreten.

Hervorzuheben ist auch die Filmmusik von Jonny Greenwood, in die einige Takte aus dem Violinkonzert in D-Dur von Johannes Brahms, aus „Fratres For Cello And Piano“ (1977) von Arvo Pärt und aus „Popcorn Superhet Receiver“ (2004) von Jonny Greenwood selbst integriert sind.

Der Titel stammt aus dem Alten Testament: „Und der Herr sprach zu Mose: Sage zu Aaron: Nimm deinen Stab und strecke deine Hand aus über die Gewässer Ägyptens, über seine Flüsse, Nilarme, Sümpfe und all seine Wasserstellen, sodass sie zu Blut werden! Und im ganzen Land Ägypten wird Blut sein, selbst in [Gefäßen aus] Holz und Stein.“ (Exodus 7, 19).

Ein Großteil der Landschaftsaufnahmen entstand bei Marfa, Texas, und zwar auf einer Ranch, die auch in „Giganten“ als Kulisse gedient hatte. Der Schluss wurde in Greystone Mansion in Beverly Hills gedreht, einem 1928 errichteten Herrenhaus, das der Architekt Gordon Kaufmann entworfen und der bereits erwähnte Ölmagnat Edward L. Doheny seinem Sohn Edward („Ned“) Doheny jr. geschenkt hatte.

Um das Rohöl im Film darzustellen, wurde übrigens mit Lebensmittelfarbe vermischte Methylzellulose verwendet.

Bei der Berlinale 2008 gewann „There Will Be Blood“ zwei Silberne Bären (Regie, Musik). Daniel Day-Lewis (Hauptdarsteller) und Robert Elswit (Kamera) erhielten jeder einen „Oscar“. Nominiert hatte man „There Will Be Blood“ auch in den Kategorien Bester Film, Regie, Drehbuch, Schnitt, Tonschnitt und Szenenbild.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

Paul Thomas Anderson: Last Exit Reno
Paul Thomas Anderson: Boogie Nights
Paul Thomas Anderson: Magnolia
Paul Thomas Anderson: The Master
Paul Thomas Anderson: Inherent Vice. Natürliche Mängel

Toni Morrison - Teerbaby
"Teerbaby" ist ein sehr ernster, mehrschichtiger und tief gehender Roman über die durch Vorurteile und stereotype Ängste verursachten Konflikte zwischen Rassen, Gesellschaftsklassen und den Geschlechtern. Nicht einmal innerhalb einer Rasse sind die Menschen solidarisch.
Teerbaby