Anna Katharina Emmerick


Anna Katharina Emmerick wurde Anfang September 1774 in Coesfeld-Flamschen als fünftes von neun Kindern armer Kleinbauern geboren. Ihren Geburtstag kennen wir nicht; bekannt ist nur, dass am 8. September der entsprechende Eintrag ins Taufregister erfolgte.

In die Schule ging das Mädchen nur vier Monate lang. Mit dreizehn fing es als Magd auf einem Bauernhof zu arbeiten an. Nachdem Anna Katharina Emmerick von 1791 bis 1793 in Coesfeld eine Ausbildung bei einer Näherin absolviert hatte, richtete ihr der Vater im Elternhaus eine kleine Nähwerkstatt ein, in der sie bis 1798 tätig war.

Am 13. November 1802 – also im Alter von achtundzwanzig Jahren – ließ Anna Katharina Emmerick sich in das Augustinerinnenkloster Agnetenberg in Dülmen aufnehmen, und genau ein Jahr später legte sie die Gelübde ab.

Das Kloster wurde jedoch im Dezember 1811 im Zuge der Säkularisation durch die Franzosen aufgehoben. Anna Katharina Emmerick erhielt zunächst eine Stelle als Haushälterin des aus Frankreich nach Dülmen geflohenen Abbé Lambert.

Schon während der Jahre im Kloster war sie viel krank gewesen, und im Lauf der Zeit verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand so, dass sie kaum noch das Haus verlassen konnte. Ab 1813 wies ihr Körper die Stigmata des am Kreuz gestorbenen Jesu Christi auf, und die Wunden an Füßen, Händen, Brust und Stirn bluteten in bestimmten Abständen. Anna Katharina Emmerick schilderte Visionen von Ereignissen aus der Bibel. Kirchliche und staatliche Behörden ordneten 1813 bzw. 1819 Untersuchungen an. Viele Gläubige besuchten Anna Katharina Emmerick, und eine an Tuberkulose Erkrankte soll von der stigmatisierten Nonne durch ein Wunder geheilt worden sein.

Clemens Brentano reiste 1819 aus Berlin an und protokollierte nun jahrelang jeden Vormittag die nächtlichen Visionen der inzwischen Bettlägerigen, redigierte tagsüber das Geschriebene und las es ihr abends vor.

Anna Katharina Emmerick, die angeblich nichts außer der Hostie bei der Kommunion aß und sich ausschließlich von Flüssigkeiten wie Milch ernährte, wurde immer schwächer, und am 9. Februar 1824 starb sie. Unter großer Anteilnahme trug man sie auf dem neuen Friedhof vor den Toren der Stadt Dülmen zu Grabe.

Die Dichterin Luise Hensel (1798 – 1876), die Schwester des Malers Wilhelm Hensel und Schwägerin der Komponistin Fanny Hensel, die Clemens Brentano 1819 von Berlin nach Westfalen gefolgt war, ordnete den Nachlass der Verstorbenen.

Aus seinem 16 000 Seiten umfassenden Protokoll wollte Clemens Brentano nach dem Tod der Mystikerin ein „Weltepos“ erarbeiten, aber zu seinen Lebzeiten veröffentlichte er davon nur „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi nach den Betrachtungen der gottseligen Anna Katharina Emmerick, Augustinerin des Klosters Agnetenberg zu Dülmen, nebst dem Lebensumriss dieser Begnadigten“ (1833). Posthum erschienen zwei weitere Teile: „Leben der heiligen Jungfrau Maria“ (1852) und „Das Leben unseres Herrn und Heilandes“ (3 Bände, 1858 – 1860).

Ein 1892 begonnener Prozess zur Seligsprechung von Anna Katharina Emmerick wurde 1928 ergebnislos beendet. 1973 eröffnete die römisch-katholische Kirche das Verfahren neu, und am 3. Oktober 2004 sprach Papst Johannes Paul II. Anna Katharina Emmerick selig. Ihre Gebeine waren bereits 1975 in die Krypta der 1936 bis 1938 neben dem Friedhof errichteten Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen überführt worden.

Auf den von Clemens Brentano festgehaltenen Visionen von Anna Katharina Emmerick basiert der Film „Die Passion Christi“ von Mel Gibson.

Dominik Graf drehte über die Begenung von Anna Katharina Emmerick und Clemens Brentano den Film „Das Gelübde“.

© Dieter Wunderlich 2008

Dominik Graf: Das Gelübde
Clemens Brentano (Kurzbiografie)

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"Du sollst dir kein Bildnis machen." Dieses Gebot beschäftigt Max Frisch immer wieder. In dem Drama "Andorra" zeigt er, wie bornierte, selbstgerechte Menschen einen der ihren aufgrund ihrer Vorurteile ausgrenzen.
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