Anna Seghers


Anna Seghers wurde am 19. November 1900 als einzige Tochter des erfolgreichen jüdischen Kunst- und Antiquitätenhändlers Isidor Reiling und dessen Ehefrau Hedwig (geborene Fuld) in Mainz geboren.

Ihre Schulausbildung wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Nach dem Abitur im Jahr 1920 studierte Anna in Köln und Heidelberg Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie. 1924 promovierte sie in Heidelberg. Ihre Dissertation trug den Titel „Jude und Judentum im Werk Rembrandts“. Den Nachnamen eines Zeitgenossen Rembrandts, des eigenwilligen niederländischen Malers Hercules Seghers, wählte die Schriftstellerin später als Pseudonym.

1925 heiratete Anna Seghers den ungarischen Soziologen László Radvanyi. Mit ihm wohnte sie in Berlin. Anna Seghers engagierte sich in revolutionären Zirkeln, trat 1928 der Kommunistischen Partei Deutschlands bei und war im Jahr darauf Gründungsmitglied des „Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“. Dabei soll es ihr weniger um Politik und Ideologie als um eine „atheistische Religion“ gegangen sein (Marcel Reich-Ranicki). Wegen ihrer Parteizugehörigkeit und ihrer jüdischen Abstammung floh sie 1933 über die Schweiz nach Paris und sieben Jahre später in den noch unbesetzten Teil Frankreichs, wo sie sich um die Freilassung ihres in Le Vernet, einem Lager in den französischen Pyrenäen, internierten Ehemanns bemühte.

Nachdem Anna Seghers bereits im Oktober 1940 kurz in Marseille gewesen war, zog sie am 30. Dezember mit ihren Kindern – dem fünfzehnjährigen Pierre und der dreizehnjährigen Tochter Ruth – dorthin. Unter der Auflage, Frankreich am nächsten Tag zu verlassen, wurde László Radvanyi am 23. März 1941 freigelassen. Am 24. März ging die Familie an Bord des Frachtschiffes „Paul Lemerle“ und traf am 30. Juni 1941 in Mexiko ein. Dort nahm László Radvanyi den Namen Johann-Lorenz Schmidt an.

Anna Seghers‘ Roman „Das siebte Kreuz“ erschien 1942 in Mexiko und in einer englischen Übersetzung in den USA. Fred Zinnemann verfilmte das Buch 1944 („Das siebte Kreuz“). Und Anna Seghers wurde weltberühmt.

1947 kehrte sie mit ihrem Mann nach Deutschland zurück und ließ sich in Ostberlin nieder. Die DDR ehrte Anna Seghers 1951 mit dem Nationalpreis, und von 1952 bis 1978 fungierte sie als Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR.

László Radvanyi starb 1978. Die Witwe überlebte ihn um fünf Jahre: Anna Seghers verschied am 1. Juni 1983.

Ihr Roman „Das siebte Kreuz“ inspirierte Hans-Ulrich Treichel (Libretto) und Hans Werner Henze (Musik) zu der am 11. September 1997 in Berlin uraufgeührten „Sinfonia N. 9 für gemischten Chor und Orchester. Dichtung auf Anna Seghers Roman ‚Das siebte Kreuz'“.

Anna Seghers: Bibliografie (Auswahl)

  • Aufstand der Fischer von St. Barbara (1928)
  • Die Gefährten (1932)
  • Der Kopflohn (1933)
  • Das siebte Kreuz (1942)
  • Transit (1944)
  • Der Ausflug der toten Mädchen (1946)
  • Die Toten bleiben jung (1949)
  • Die Rückkehr (1949)
  • Die Entscheidung (1959)
  • Das Vertrauen (1968)

Literatur über Anna Seghers:

  • Christiane Zehl Romero: Anna Seghers (Rowohlt Bildmonographie)

© Dieter Wunderlich 2007

Anna Seghers: Das siebte Kreuz
Anna Seghers: Transit

Siegfried Lenz - Die Phantasie
Dass am Ende der Erzählung "Die Phantasie" drei Geschichten über ein unbekanntes Paar nebeneinander stehen, erinnert an die Ringparabel. Vielleicht ist "Die Phantasie" ein wenig zu deutlich ‒ nicht genügend kunstvoll verpackt ‒, aber auf jeden Fall handelt es sich um eine interessante Fragestellung, und es ist beeindruckend, wie Siegfried Lenz mit wenigen Strichen prägnante Szenen veranschaulicht.
Die Phantasie