Der WiXXer

Der WiXXer

Der WiXXer

Originaltitel: Der WiXXer – Regie: Tobi Baumann – Drehbuch: Oliver Kalkofe, Oliver Welke, Bastian Pastewka, "nach keinem Roman von Edgar Wallace" – Kamera: Gerhard Schirlo – Schnitt: Ueli Christen, Marco Pav D'Auria – Musik: Andreas Grimm – Darsteller: Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Tanja Wenzel, Anke Engelke, Olli Dittrich, Thomas Heinze, Thomas Fritsch, Antoine Monot jr, Christoph Maria Herbst, Oliver Welke, Lars Rudolph u.a. – 2004; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Ein WiXXer genannter Unbekannter mit Totenkopfmaske ermordet Mitglieder eines Verbrechersyndikats in London, um die Herrschaft über die Unterwelt an sich zu reißen. Sir John, der Chef von Scotland Yard, hat Chief Inspektor Even Longer auf den Fall angesetzt, und weil dessen Partner Rather Short bei der Verfolgung des WiXXers ums Leben kam, teilt er ihm Inspektor Very Long zu. Die beiden verdächtigen zunächst einen früheren Gebrauchtwagenhändler, der jetzt als Earl of Cockwood im Blackwhite Castle residiert ...
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Kritik

In seinem Debütfilm "Der WiXXer" parodiert Tobi Baumann die in den 60er-Jahren populären Verfilmungen von Kriminalromanen des englischen Schriftstellers Edgar Wallace, darunter "Der Hexer".

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Das aus Bitterfeld stammende Touristenpaar Dieter und Doris Dubinsky (Olli Dittrich, Anke Engelke) verirrt sich in den Wäldern außerhalb von London und gelangt vor Blackwhite-Castle, das letzte noch existierende Gebäude in Schwarz-Weiß. Dort werden sie von einem Mönch mit einer Peitsche angehalten. Doch bevor dieser ihnen etwas anhaben kann, wird er von einem Lieferwagen totgefahren. Während Dieter Dubinsky noch dem Fahrzeug nachstarrt, das von einem Mann mit einer Totenkopfmaske gesteuert wird, schleicht jemand aus dem Schloss, presst Doris von hinten eine Hand auf den Mund und zerrt sie durchs Tor. Als Dubinsky sich umdreht und das Fehlen seiner Frau bemerkt, ist er erleichtert.

Sir John (Wolfgang Völz), der Chef von Scotland Yard, setzt seinen besten Mann auf den Mordfall an: Chief Inspektor Even Longer (Oliver Kalkofe). Der hat allerdings zu trinken angefangen, weil er nicht verhindern konnte, dass sein langjähriger Partner und Freund Rather Short (Thomas Heinze) umgebracht wurde, als sie den WiXXer verfolgten, einen skrupellosen Mörder, der die Herrschaft über die Londoner Unterwelt an sich reißen will. Even Longer versuchte noch, die völlig verkohlte Leiche seines Freundes wiederzubeleben, aber es war vergeblich. (Auf dem Grabstein steht: „Rest in Pieces“.) Als Ersatz für Rather Short teilt Sir John den unerfahrenen Inspektor Very Long (Bastian Pastewka) ein, der Even Longer mit seiner Fröhlichkeit und Geschwätzigkeit gehörig auf die Nerven geht.

Von dem Mönch mit der Peitsche weiß die Polizei, dass es sich um einen der großen Verbrecher in London handelte, und aufgrund von Dubinskys Zeugenaussage wird den Ermittlern rasch klar, dass am Steuer des Lieferwagens niemand anderer als der WiXXer saß.

In dem Entführungsfall verdächtigen Very Long und Even Longer den Earl of Cockwood (Thomas Fritsch), der im Blackwhite Castle residiert und dort offiziell Möpse züchtet. Es ist Scotland Yard bekannt, dass er früher Freddy Fartface hieß und Gebrauchtwagenhändler gewesen war, bevor er sich das Schloss kaufte.Aber die Ermittler können dem aalglatten und selbstsicheren Schlossherrn nichts anhaben. Bei dem Besuch fällt Even Longer die attraktive junge Sekretärin des Schlossherrn auf, Miss Jennifer Pennymarket (Tanja Wenzel), die ihm erklärt, sie sei wegen der Möpse angestellt worden. Das glaubt Even Longer mit einem Blick auf ihre Figur sofort. Tatsächlich handelt es sich bei Miss Pennymarket um die illegale und vor einem Supermarkt ausgesetzte Tochter der geheimnisvollen Haushälterin Miss Drycunt (Eva Ebner) und des letzten Lord Blackwhite. Miss Pennymarket ahnt jedoch nichts von ihrer Herkunft.

Kurz nach dem Mönch mit der Peitsche fällt dem WiXXer ein weiterer Verbrecher zum Opfer: der dicke Hai (Klaus Neumann). Der WiXXer hat offenbar eigens die wertvolle Piranha-Sammlung des Earl von Cockwood aus dem Aquarium gestohlen, um den dicken Hai zu töten.

Nach der Ermordung von zwei Kumpanen innerhalb weniger Stunden beruft der Earl von Cockwood, der einen Schmugglerring für Girlgroups leitet, eine Sitzung des „National Syndicate of Notorious Criminals“ (N. S. Y. N. C.) ein, um darüber zu beraten, wie man sich gegen den WiXXer wehren kann: Der Bucklige von Soho (Holger Speckhahn), die Bande des Schreckens (Wilfried Gliem, Wolfgang Schwalm), der blöde Bogenschütze (André Dietz), der bunte Abt (Zdenek Tomes), der Hausmeister mit dem Cordhut (Carl Heinz Choynski), der Arsch mit Ohren, der Räuber Hotzenplotz (Václav Krejcí), Dr. No (Hanus Bor), Dr. Yes (Ivan Urbanek), der Pantomime (Ales Vrzal) und der Frosch mit der Maske folgen seiner Einladung, aber es fällt ihnen nichts ein.

Deshalb beschließt der Frosch mit der Maske, im Fernsehen bekannt zu geben, wer der WiXXer ist. Kurz darauf sitzt er Günther Jauch in der Sendung „Crime Talk“ gegenüber. In dem Augenblick, in dem er die Identität des WiXXers verraten will, erschießt ihn der Moderator. Höhnisch in die Kamera lachend, zieht der Mörder die Günther-Jauch-Maske ab, unter der die Totenkopfmaske des WiXXers zum Vorschein kommt.

Sowohl der Earl von Cockwood als auch der WiXXer wollen Miss Pennymarket heiraten, um an das Vermögen heranzukommen, das sie an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag erben wird. Weder dem Earl noch Very Long oder Even Longer gelingt es, den WiXXer aufzuhalten, der Miss Pennymarket aus dem Blackwhite Castle entführt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Bei einer furiosen Verfolgungsjagd auf Fahrrädern vorbei an einem mobilen Toilettenhäuschen mit der Aufschrift „Wixxi“ kommt der Earl von Cockwood im Hafenviertel ums Leben, und Inspektor Very Long entlarvt den WiXXer: Es handelt sich um den tot geglaubten Rather Short! Nachdem Very Long ihm die Maske vom Gesicht gerissen hat, gesteht Rather Short, er habe den WiXXer (Achim Menzel) in ein Haus verfolgt, ihn dort erschossen, danach dessen Maske aufgesetzt und die Rolle übernommen. Um sich der Verhaftung zu entziehen, tut Rather Short so, als schlucke er ein schnell wirkendes Gift und bricht zusammen, doch als sich Very Long und Even Longer sowie Sir John und Dieter Dubinsky, die inzwischen dazugekommen sind, umdrehen, steht er wieder auf und bedroht die Männer mit einer automatischen Schnellfeuerwaffe. Bevor er abdrücken kann, lenkt Very Long ihn mit einem Jo-Jo ab, Even Longer schießt auf ihn, und Rather Short stürzt ins Wasser, wo er sich über die Polizisten von Scotland Yard lustig macht, bis Even Longer ihm seine Pistole an den Kopf wirft, worauf er das Bewusstsein verliert und untergeht.

Jennifer Pennymarket kommt gelaufen und bedankt sich bei Even Longer dafür, dass er sie vor dem WiXXer rettete. Der Chief Inspector, der sich längst in die Einundzwanzigjährige verliebt hat, träumt von der Erfüllung seiner Träume – bis ihr Verlobter hinzutritt: Alfons Hatler (Christoph Maria Herbst), der Butler des toten Earls.

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Ähnlich wie Michael Bully Herbig in „Der Schuh des Manitu“ die Romane von Karl May veralberte, parodieren Oliver Kalkofe, Oliver Welke, Bastian Pastewka (Drehbuch) und Tobi Baumann (Regie) in „Der WiXXer“ die in den Sechzigerjahren populären Verfilmungen von Kriminalromanen des englischen Schriftstellers Edgar Wallace (1875 – 1932), darunter „Der Hexer“. Dem Retro-Kult entsprechen in Schwarz-Weiß gedrehte Episoden, charakteristische Einstellungen und Beleuchtungseffekte, Requisiten und Handlungsklischees.

Die Turbulenz und das Gag-Feuerwerk der ersten zwanzig Minuten erinnern an „Die nackte Kanone“, aber in der Mitte hängt „Der WiXXer“ etwas durch und nimmt erst gegen Ende zu wieder Fahrt auf. Anarchischen, subversiven oder sarkastischen Witz wie bei einigen Episoden in „Kentucky Fried Movie“ gibt es in „Der WiXXer“ nicht; die Lacher werden fast ausschließlich von Slapsticks und Nonsense-Dialogen hervorgerufen, von denen einige originell und verblüffend sind. Die Adolf Hitler verulkende Rolle des Butlers Alfons Hatler ist gewiss nicht jedermanns Geschmack; gelungener ist die von Lars Rudolf gespielte Parodie auf Klaus Kinski: Harry Smeerlap alias Horst Feratu bzw. Fritz Karaldo. Um einen guten Einfall handelt es sich auch, wenn Miss Pennymarket einen gellenden Schrei ausstößt und die Kamera dazu auf das Gemälde „Der Schrei“ von Edvard Munch zoomt, auf dem allerdings nicht eine Frau, sondern ein Mops zu sehen ist. Lustig ist, dass der Earl of Cockwood mit Blick auf ein an der Wand hängendes Bild von Dieter Bohlen den Zeiten nachtrauert, in denen dieser noch die Mädchen für die Girlgroups einfing. Bei einer anderen Gelegenheit schlägt der Earl von Cockwood ein Album mit Verbrecherfotos auf. Darunter befindet sich „der Schlumpf mit dem Herpes“, und auf dem zugehörigen Foto ist der hessische Ministerpräsident Roland Koch zu sehen. Amüsant sind außerdem die zahlreichen Filmzitate, etwa auf „Das Schweigen der Lämmer“, „E. T.“ oder „Casablanca“. Bei den Namen besteht der Witz zumeist auf einer vulgären Anspielung (WiXXer, Even Longer, Rather Short, Cockwood, Drycunt).

Eva Ebner (Miss Drycunt), Wolfgang Völz (Sir John) und Grit Böttcher (Kellnerin Nora) spielten auch in Edgar-Wallace-Filmen mit. Einen Cameo hat die Girlband „No Angels“. Den Titelsong „The Wizard“ – bei dem es sich ursprünglich um ein Stück der Band „Madness“ aus dem 1999 veröffentlichten Album „Wonderful“ handelte – singen Anke Engelke und die Band „Right Said Fred“. Alfons Hatler macht Gymnastik zu „Looking for Freedom“ von David Hasselhoff.

Oben nicht erwähnte Darsteller und ihre Rollen: Oliver Welke (Gerichtsmediziner Dr. Brinkman), Antoine Monot jr (Der taube Jack), André Meyer und Daniel Steiner (Pommi und Fritti, die Söhne des Earls), Catharina van Veen (Susan), Sylvia Schäffler (Mandy), Matthias Müsse (Sergeant Smegma). Außerdem sind zu sehen: Daniel Küblböck, Carmen Nebel u. v. a.

„Der WiXXer“ wurde im Frühjahr 2003 innerhalb von sechs Wochen in Tschechien gedreht.

Ein Sequel kam am 15. März 2007 unter dem Titel „Neues vom WiXXer“ in die Kinos.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Edgar Wallace (Kurzbiografie)
Cyrill Boss, Philipp Stennert: Neues vom WiXXer

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