Joachim-Ernst Berendt : Das Dritte Ohr. Vom Hören der Welt

Das Dritte Ohr. Vom Hören der Welt

Joachim-Ernst Berendt

Das Dritte Ohr. Vom Hören der Welt

Das Dritte Ohr.Vom Hören der Welt Rowohlt Verlag, Reinbek 1985 Überarbeitete Taschenbuchausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1988
Buchbesprechung

Inhaltsangabe


Wir sehen zu viel und hören zu wenig. Und das, obwohl die Welt im Innersten aus Klängen besteht. "Die Welt IST Klang." Joachim-Ernst Berendt nimmt die Leserinnen und Leser auf eine "Reise eines hörenden Menschen in andere Zonen der Wahrnehmung" mit.

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Kritik

Auch wenn man Berendts esoterische Überzeugungen nicht teilt, regt die Lektüre des Buches "Das Dritte Ohr. Vom Hören der Welt" zum Nachdenken an.
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Der Mann, der den Deutschen 1949 durch „Das Jazzbuch“ eine unter den Nationalsozialisten verpönte Musik nahe brachte, wandte sich in späteren Jahren der sog. Weltmusik zu. In diesem Buch vergleicht er vor allem die Sinnesorgane Auge und Ohr und beklagt die Bevorzugung des Sehorgans seit der Aufklärung in der westlichen Welt. Wir sehen zu viel und hören zu wenig. Und das, obwohl die Welt im Innersten aus Klängen besteht. „Die Welt IST Klang.“

Erfahrbar ist die Welt durch Denken, Fühlen, Erleben und Meditation. Das bewusste Denken – so Joachim-Ernst Berendt – ist dabei nur die Spitze eines mächtigeren Prozesses, der mit einer alles umfassenden Einheit zusammenhängt: „Das Sein ist nur Eines. Der hörende Mensch ver-nimmt dies.“

Der Fetus hört bereits Geräusche inner- und außerhalb des Körpers der Mutter, und beim Sterben bleibt in der Regel der Hörsinn am längsten erhalten. Auch das weist auf die Bedeutung des Hörens hin.

Das Auge, so Joachim-Ernst Berendt, korrespondiert mit aggressivem Verhalten, ganz im Gegensatz zum Hören, das – vor allem in der Form des Zuhörens – rezeptiv ist.

Die Sprache bestätigt es: Unser Ohr ist aufnehmend, rezeptiv, passiv, weiblich, unser Auge aussendend, aggressiv, aktiv, männlich. Für passive Tätigkeiten gibt es weniger Worte als für aktive. Es gibt: hören, lauschen, horchen … Wenn wir darüber hinaus gelangen wollen, müssen wir den Hörvorgang visualisieren durch bildliche Ausdrücke wie die Ohren spitzen, die Löffel aufstellen etc. oder wir benötigen Präfixe, um Worte wie erhören, herhören, abhören, vernehmen, aufnehmen etc. bilden zu können.
[…]
Auffällig viele Ausdrücke unserer Sprache (und auch der meisten anderen), die die Möglichkeit der Täuschung und des Irrtums implizieren, kommen aus der visuellen Sphäre: Einbildung, es scheint mir so, Anschein, Versehen, imaginär (von lateinisch imago = Bild), schillernd und schimmernd (für vieldeutig, ungenau) etc.
[…]
Unser Auge tastet Oberflächen ab. […] Der Blick erblickt Fläche, er haftet an ihr, bleibt immer ober-fläch-lich. Das Ohr dringt tief in die Räume hinein, die es hörend erforscht.
[…]
In allem, was das Auge aktiv unternimmt, ist es dem Ohr überlegen (das letztlich nur hören, lauschen, horchen, vernehmen … kann). Aber in allem, was das Ohr aufnehmen kann, ist es nicht nur der Rezeptivität, sondern auch der Aktivität des Auges um ein Vielfaches überlegen. Insofern dieser Befund […] überraschend wirkt, macht er die ganze Fixiertheit des westlichen Menschen auf Aktivität offenbar …

„Ich möchte die Herrschaft des Auges nicht durch die Herrschaft des Ohres ersetzen“, beteuert Joachim-Ernst Berendt an anderer Stelle (Vom Hören der Welt. Das Ohr ist der Weg). „Das Ziel ist das Gleichgewicht unserer Sinne.“

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Joachim-Ernst Berendt vergleicht in „Das Dritte Ohr. Vom Hören der Welt“ Auge und Ohr. Dass wir in der westlichen Welt das Sehen für wichtiger als das Hören erachten, hält er für einen Rückschritt und ein Zeichen von Einseitigkeit. Denn im Hören könnten wir mehr von der Welt vernehmen. Diese These untermauert er mit vielen Hinweisen auf verblüffende Zusammenhänge. Faszinierend sind beispielsweise die Parallelitäten zwischen astronomischen, biologischen und musikalischen, makro- und mikrokosmischen Phänomenen.

Die Struktur des Buches „Das Dritte Ohr. Vom Hören der Welt“ ist ganzheitlich, teilweise mehr mystisch-assoziativ als logisch, aber das ist wohl auch so gewollt, denn Berendt betont in einem Kapitel die Vorteile der „Ana-logik“. Nicht alle angeführten Beispiele überzeugen, insbesondere wenn man den esoterischen Überzeugungen des Autors nicht folgen will. Aber auch in diesem Fall regt die Lektüre des Buches zum Nachdenken an. Beinahe hätte ich gesagt, es eröffnet neue Perspektiven – aber das wäre ja schon wieder ein Begriff aus der Optik.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
Textauszüge: © Rowohlt Verlag

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