Thomas Bernhard : Der Untergeher

Der Untergeher
Der Untergeher Erstausgabe: Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M 1983 Süddeutsche Zeitung / Bibliothek, Band 5, München 2004
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Während Glenn Gould seine Persönlichkeit auslöscht und sich zur perfekten "Kunstmaschine" macht, zerbrechen seine beiden fiktiven Studienfreunde an der Begegnung mit dem Genie. Statt ihren Traum von einer Karriere als Klaviervirtuose zu verwirklichen, versucht jeder der beiden vergeblich, ein Buch zu schreiben.
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Kritik

"Der Untergeher" besteht aus einem scheinbar ungegliederten inneren Monolog. Wie in einem Musikstück werden die Themen in längeren und einzelne Wörter in kürzeren Zyklen wiederholt und variiert. "Der Untergeher" ist eine virtuos erzählte Geschichte über Virtuosität.
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Der namenlose Erzähler betritt das schäbige Gasthaus „Dichtelmühle“ in Wankham bei Attnang-Puchheim an der Bahnstrecke von Salzburg nach Linz (Seite 7), steht in der Gaststube (Seite 22), schaut sich nach der Wirtin um (Seite 26), stellt seine Reisetasche auf den Boden (Seite 39) und geht ein paar Schritte auf das Fenster zur Küche zu, aber das ist so verschmutzt, dass er nicht hindurchsehen kann, in das „österreichische Küchenschmutzchaos“ (Seite 49f). Endlich kommt die Wirtin herein (Seite 106) und begrüßt ihn. Ein Gericht hatte ihr das Wirtshaus übereignet, als der Besitzer, ein Onkel von ihr, in einem Indizienprozess wegen Mordes zu zwanzig Jahren Kerker verurteilt worden war. Drei Jahre lang war sie mit einem Arbeiter verheiratet gewesen – bis er vor neun Jahren in einer Papiermühle zermalmt wurde. Der Erzähler nimmt ein Zimmer und geht dann zum Jagdhaus nach Traich hinüber (Seite 134).

Soweit die äußere Handlung, die sich durch das Buch zieht. Der eigentliche Inhalt ist jedoch ein innerer Monolog: Während der Erzähler in dem Wirtshaus herumsteht, zieht er die Bilanz seines bisherigen Lebens und grübelt über Glenn Gould sowie seinen Freund Wertheimer nach, von dessen Beerdigung in Chur er gerade kommt.

Nicht weit von hier, in Desselbrunn, hatte ein Großonkel des Erzählers ein herrschaftliches Haus gebaut. Als der Erzähler noch ein Kind war, kam er in den Sommermonaten oft nach Desselbrunn. Dann ging er jahrelang in Desselbrunn und Wankham zur Schule, bevor er ein Gymnasium in Salzburg besuchte. Aus Protest gegen die großbürgerliche Lebensauffassung seiner Eltern ergriff er keinen kaufmännischen Beruf, sondern studierte Musik und wollte Klaviervirtuose werden.

Der Steinway, dachte ich im Gasthaus stehend und mich umsehend, war gegen die Meinigen gerichtet. Ich bin auf das Mozarteum gegangen, um mich an ihnen zu rächen, aus keinem anderen Grund, um sie für die Verbrechen zu bestrafen, die sie an mir verbrochen hatten. Nun hatten sie einen Künstler als Sohn, eine von ihnen aus gesehen verabscheuungswürdige Figur. Und ich missbrauchte das Mozarteum gegen sie, setzte alle seine Mittel ein gegen sie. Wenn ich ihre Ziegeleien übernommen und das ganze Leben auf ihrem alten Ehrbar gespielt hätte, wären sie zufrieden gewesen, so hatte ich mich von ihnen abgetrennt durch den im Musikzimmer aufgestellten Steinway, der ein Vermögen gekostet und tatsächlich aus Paris in unser Haus transportiert werden hatte müssen […] Der Steinway war mein Bollwerk gegen sie, gegen ihre Welt, gegen den Familien- und gegen den Weltstumpfsinn. (Seite 22)

Mit Abscheu erinnert er sich an seine Lehrer am Mozarteum und an der Wiener Akademie.

Was für miserable Lehrer haben wir zu erdulden gehabt, haben sich an unseren Köpfen vergriffen. Kunstaustreiber waren sie alle, Kunstvernichter, Geisttöter, Studentenmörder. (Seite 20)

Überall spielen und sitzen diese Musiklehrer und ruinieren Tausende und Hunderttausende von Musikschülern, als wäre es ihre Lebensaufgabe, die außerordentlichen Talente juner Musikmenschen im Keim zu ersticken. (16)

1953, vor achtundzwanzig Jahren, lernte er auf dem Mönchsberg in Salzburg Glenn Gould kennen. Ein paar Tage später stieß auch Wertheimer dazu, der ebenfalls den Kurs des berühmten Pianisten Wladimir Horowitz (1904 – 1989) am Mozarteum besuchte. Weil sie die Altstadt von Salzburg unausstehlich fanden, mieteten sie sich für die zweieinhalb Monate, die der Kurs dauerte, zu dritt ein Haus in Leopoldskron. Zwei Jahre später, als Glenn Gould bei den Salzburger Festspielen die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach spielte, kam Wertheimer eigens aus Wien. Nach dem Konzert trafen sie sich alle drei in der Gaststätte „Ganshof“ in Maxglan.

Schon während des Horowitz-Kurses, spätestens aber seit dem Auftritt Glenn Goulds bei den Salzburger Festspielen begriffen Wertheimer und der Erzähler, dass sie zwar herausragende Klaviervirtuosen werden konnten, vielleicht sogar die besten in Europa, aber sich niemals mit dem einzigartigen Genie aus Kanada hätten vergleichen dürfen. Weil keiner von ihnen die Chance hatte, zum weltbesten Pianisten aufzusteigen, gaben beide ihre Pläne auf.

Glenn war das Genie, Wertheimer war nichts als Ehrgeiz, dachte ich. (Seite 100)

Wertheimer verkaufte seinen Flügel und wandte sich den Geisteswissenschaften zu. Der Erzähler schenkte seinen Steinway einem tumben Lehrer in Neukirchen bei Altmünster für dessen neunjährige, völlig unbegabte Tochter, die den wertvollen Flügel denn auch innerhalb von kurzer Zeit ruinierte. Er zog sich in das inzwischen geerbte Haus seines Onkels in Desselbrunn zurück, bekam aber dort irgendwann das Gefühl, in eine Sackgasse geraten zu sein.

Vor zwölf Jahren besuchten Wertheimer und der Erzähler Glenn Gould in dessen abgelegenem Haus bei Toronto. Zu diesem Zeitpunkt hatte der gefeierte Klaviervirtuose bereits seit zehn Jahren kein öffentliches Konzert mehr gegeben, sondern nur noch in seinem Privatstudio Schallplattenaufnahmen eingespielt.

Er [Glenn Gould] verabscheute Menschen, die nicht zu Ende Gedachtes redeten, also verabscheute er beinahe die ganze Menschheit. Und vor dieser verabscheuten Menschheit hat er sich schließlich schon vor über zwanzig Jahren zurückgezogen. Er war der einzige weltbedeutende Klaviervirtuose, der sein Publikum verabscheute und sich auch von diesem verabscheuten Publlikum tatsächlich und endgültig zurückgezogen hat. Er brauchte es nicht. Er kaufte sich das Haus im Wald und richtete sich in diesem Haus ein und perfektionierte sich. (Seite 25)

Der Erzähler erinnert sich, dass Glenn Gould unglaublich kräftig war. Einmal, als er sich von einer Esche vor seinem Fenster beim Klavierspielen gestört fühlte, fällte er sie kurzerhand und zersägte den mehr als einen halben Meter dicken Stamm in Holzstücke, die er an der Hauswand aufschlichtete. Dann erst fiel ihm ein, dass er nur die Vorhänge hätte zuziehen und die Rollläden herunterlassen müssen, um die Störung zu beseitigen. (Seite 75) Selten ging Glenn Gould vor vier Uhr morgens ins Bett, und auch dann tat er es „nicht um zu schlafen, sondern um die Erschöpfung ausklingen zu lassen“ (Seite 42). Glenn Gould erlag 1982 im Alter von einundfünfzig Jahren einem Schlaganfall, während er gerade wieder die Goldberg-Variationen spielte. Wie Wertheimer und der Erzähler hatte Glenn Gould übrigens an Tuberkulose gelitten.

Aber Glenn ist nicht an dieser Lungenkrankheit zugrunde gegangen, dachte ich. Die Ausweglosigkeit hat ihn umgebracht, in welche er sich in beinahe vierzig Jahren hineingespielt hat, dachte ich. Er hat das Klavierspiel nicht aufgegeben, dachte ich, naturgemäß, während Wertheimer und ich das Klavierspiel aufgegeben haben, weil wir es nicht zu dieser Ungeheuerlichkeit gemacht haben wie Glenn, der aus dieser Ungeheuerlichkeit nicht mehr herausgekommen ist, der auch gar nicht den Willen dazu gehabt hat, aus dieser Ungeheuerlichkeit herauszukommen. (Seite 9)

Glenn Gould habe sich zur „Kunstmaschine“ (Seite 86) gemacht, denkt der Erzähler.

Im Grunde wollen wir Klavier sein, sagte er [Glenn Gould], nicht Menschen sein, sondern Klavier sein, zeitlebens wollen wir Klavier und nicht Mensch sein, entfiehen dem Menschen, der wir sind, um ganz Klavier zu werden, was aber misslingen muss, woran wir aber nicht glauben wollen, so er. (Seite 77)

Wertheimer, für den Glenn Gould den Spitznamen „Untergeher“ (Seite 19) geprägt hatte, wollte ein Buch veröffentlichen. Dazu kam es jedoch nicht, weil er das Manuskript so oft änderte und darin herumstrich, bis am Ende nur noch der Titel übrig blieb: „Der Untergeher“.

Wertheimer war unselbstständig, dachte ich. In vielem feinfühliger als ich, aber, das war sein größter Fehler, letzten Endes nur mit falschen Gefühlen ausgestattet, tatsächlich ein Untergeher, dachte ich. (Seite 96f)

Wenn er Kaufmann und also Betreiber des Imperiums seiner Eltern geworden wäre, dachte ich, wäre er glücklich gewesen, in seinem Sinne glücklich, aber für einen solchen Entschluss hatte ihm auch der Mut gefehlt, die kleine Kehrtwendung, von der ich ihm gegenüber öfter gesprochen habe, auf die er aber nie eingegangen ist. Er wollte Künstler sein, Lebenskünstler genügte ihm nicht, obwohl doch gerade dieser Begriff alles ist, das uns glücklich macht, wenn wir hellsichtig sind, dachte ich. Schließlich war er in sein Scheitern verliebt, wenn nicht sogar vernarrt gewesen, dachte ich, hatte sich in dieses sein Scheitern verbohrt bis an sein Ende. Tatsächlich könnte ich ja sagen, er war zwar unglücklich in seinem Unglück, aber er wäre noch unglücklicher gewesen, hätte er über Nacht sein Unglück verloren, wäre es ihm von einem Augenblick auf den anderen weggenommen worden, was wiederum ein Beweis dafür wäre, dass er im Grunde gar nicht unglücklich gewesen ist, sondern glücklich, und sei es durch und mit seinem Unglück, dachte ich. (Seite 97)

Seit Wertheimers Eltern mit ihrem Auto bei Brixen in eine Schlucht gestürzt waren, hatte er nur noch seine Schwester. Mit ihr wohnte er zwei Jahrzehnte lang am Kohlmarkt in Wien, bis sie mit sechsundvierzig einen Schweizer Chemiekonzernbesitzer namens Duttweiler heiratete und zu ihm nach Zizers bei Chur zog.

An dem Tag, an welchem ihn seine Schwester verlassen hat, schwor er ihr ewigen Hass und hat alle Vorhänge der Kohlmarktwohnung zugezogen, um sie nie wieder zu öffnen. Immerhin hat er sein Vorhaben vierzehn Tage durchhalten können, am vierzehnten Tag öffnete er die Vorhänge der Kohlmarktwohnung wieder und stürzte wie wahnsinnig auf die Straße, ausgehungert nach Essen und Menschen. Der Untergeher ist aber schon auf dem Graben zusammengebrochen, wie ich weiß. Nur dem Glück, dass ein ihm Verwandter gerade vorbeiging, hatte er es zu verdanken, dass er gleich wieder in seine Wohnung zurückgebracht worden ist, dachte ich, sonst hätten sie ihn wahrscheinlich in die Irrenanstalt am Steinhof eingeliefert, denn sein Aussehen war das eines Irrsinnigen. (Seite 30)

Der Erzähler, der nach der Aufgabe seines Traums von einer Klaviervirtuosenkarriere „Weltanschauungskünstler“ (Seite 49) geworden war und vor neun Jahren damit begonnen hatte, ein Buch über Glenn Gould zu schreiben, hielt es schließlich in seinem Haus in Desselbrunn nicht mehr aus, weil es zum Symbol seiner Selbstaufgabe geworden war. Inzwischen lebt er in Madrid.

Er hielt sich gerade in Wien auf, um seine dortige Wohnung, die er seit Jahren zu verkaufen versucht, Interessenten zu zeigen. Da erfuhr er vom Tod Wertheimers und kaufte sich eine Bahnfahrkarte nach Chur.

Wertheimer, der zuletzt in seinem Jagdhaus in Traich bei Wankham gelebt (und angeblich auch ein paar Mal mit der Wirtin der „Dichtelmühle“ geschlafen) hatte, war gut zwei Wochen vor seinem Tod auf die Idee verfallen, sich ein einfaches Klavier aus Salzburg liefern zu lassen und eine Menge früherer Kommilitonen aus Wien einzuladen, die in Traich alles auf den Kopf stellten, soffen und lärmten, während Wertheimer pausenlos auf dem völlig verstimmten Dilettanteninstrument die Goldberg-Variationen spielte. Dann warf Wertheimer seine Gäste hinaus, fuhr zwei Tage später nach Chur und erhängte sich hundert Schritt vom Haus seiner Schwester entfernt an einem Baum. Erst vier oder fünf Tage nachdem man ihn gefunden hatte, kam jemand auf den Gedanken, den einundfünfzigjährigen (!) Selbstmörder mit dem Mädchennamen der Ehefrau des Chemiekonzernbesitzers Duttweiler in Verbindung zu bringen und dort nachzufragen.

An der Beerdigung Wertheimers in Chur nahm außer dem Ehepaar Duttweiler nur der Erzähler teil. Der schlug die Einladung zum Essen unhöflich aus und nahm den nächsten Zug nach Wien. Unterwegs beschloss er, in Attnang-Puchheim auszusteigen und sich in Traich nach den Aufzeichnungen zu erkundigen, die Wertheimer in all den Jahren bei der Arbeit an seinem Buch angefertigt haben musste. Obwohl sein eigenes Haus in Desselbrunn nur zwölf Kilometer entfernt ist und leer steht, zieht es der Erzähler vor, in dem schäbigen Wirtshaus „Dichtelmühle“ in Wankham ein Zimmer zu nehmen. Dann geht er nach Traich und erfährt von dem Knecht Franz Kohlroser, dass Wertheimer einen Tag, bevor die vielen Gäste aus Wien kamen, mit seiner Hilfe Berge von Zetteln verbrannt hatte.

Der Erzähler will in Madrid sofort nach seiner Rückkehr das Manuskript „Über Glenn Gould“ ins Feuer werfen und neu anfangen.

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„Der Untergeher“ ist ein Künstlerroman über drei ehrgeizige und hoch begabte Musiker. Während Glenn Gould seine Persönlichkeit auslöscht und sich zur perfekten „Kunstmaschine“ macht, zerbrechen seine beiden Studienfreunde – Wertheimer und der namenlose Erzähler – an der Begegnung mit dem Genie. Alle drei stellen höchste Ansprüche an sich und streben nach Vollkommenheit, da aber nur einer von ihnen der Beste sein kann, geben die beiden anderen den Traum von einer Klaviervirtuosenkarriere auf. Wertheimer schreibt vergeblich an einem Buch und nimmt sich mit einundfünfzig Jahren – in dem Alter, in dem Glenn Gould einem Schlaganfall erlag – das Leben. Auch der Erzähler, der seit neun Jahren an einem Buch „Über Glenn Gould“ arbeitet, hat noch nichts veröffentlicht, aber er will das Manuskript verbrennen und noch einmal neu damit anfangen. Das hält ihn am Leben.

Der Roman „Der Untergeher“ besteht aus einem nicht in Absätze gegliederten inneren Monolog. Unaufhörlich kreisen die Gedanken des Erzählers um den Selbstmord Wertheimers, das Genie Glenn Goulds und das eigene Versagen. Wie Thomas Bernhard die Themen in längeren und einzelne Wörter in kürzeren Zyklen wiederholt und variiert, erinnert an ein Musikstück. „Der Untergeher“ ist eine virtuos erzählte Geschichte über Virtuosität.

Die grüblerische, auch von Häme und Abscheu gegen Mittelmäßigkeit geprägte Atmosphäre ist charakteristisch für Thomas Bernhard.

Glenn Gould wurde 1932 in Toronto geboren. Seit 1957 unternahm der Klaviervirtuose Konzertreisen in Europa. Thomas Bernhard erlebte das Genie zwar bei seinen Auftritten in Salzburg, aber er trat nie in Kontakt mit ihm. 1982 erlag Glenn Gould in seiner Geburtsstadt einem Schlaganfall.

Joachim Kaiser schrieb am 11. Januar 1990 über Glenn Gould:

[…] Glenn Gould war es gelungen, zum Inbegriff des „modernen Interpreten“, ja für manche sogar zum „Pianisten des 20. Jahrhunderts“ schlechthin zu werden […]
Vieles fügte sich zusammen, um aus dem Kanadier Glenn Gould einen Mythos werden zu lassen. Er hatte sich erfolgreich gegen das Ritual des bürgerlichen Konzertbetriebs aufgelehnt und war doch kein sanft belächelter Sektierer geworden, sondern ein einsam produzierendes, omnipräsentes Originalgenie. Ein eigensinniger […] Eremit des technischen Zeitalters […]
Erst 32 Jahre alt, vielbegehrter Superstar der Klavierszene, verwöhnt von Höchstgagen und ausverkauften Konzertsälen, hatte sich Glenn Gould in die Einsamkeit Torontos und der Tonstudios zurückgezogen. Kompromisse machte er nicht. Seine Menschen- und Öffentlichkeitsscheu ging so weit, dass es ihm späterhin angenehmer war, selbst mit guten Freunden (erst recht mit Interviewern und Kollegen) zu telefonieren – als mit ihnen direkt zu reden […]
Wer weiß, ob Glenn Gould dem öffentlichen Konzertbetrieb nicht auch deshalb auswich, weil er es nicht ertrug, sich hic et nunc festlegen zu müssen. Je älter er wurde, desto mehr Möglichkeiten der Interpretationen gab es für ihn. Manchmal bot er im Studio – so wird berichtet – zahlreiche einander widersprechende Versionen desselben Stückes an.
Er war ein faszinierender, frei und genial selbstständig, ja eigenwillig der Musik zugewandter Künstler. Dazu Journalist, Fernsehfilmer, Hörspielschreiber. Wer je dem mitreißenden Glanz seines Wesens erlag, wird ihn kaum vergessen (und damit Mittelmaß gegenüber schrecklich unduldsam sein).
(Joachim Kaiser: Erlebte Musik. Eine persönliche Musikgeschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Paul List Verlag, München 1994, Band 2, Seite 464ff)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Textauszüge: © Suhrkamp Verlag. – Die Seitenangaben beziehen sich auf
die Ausgabe „

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