Stefan Beuse : Die Nacht der Könige

Die Nacht der Könige
Die Nacht der Könige Originalausgabe: Piper Verlag, München 2002 ISBN: 3-492-04413-1, 212 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Auf Videos, die ihm zugespielt werden, sieht Jakob Winter eine Meute Männer – darunter sich selbst – in einem Wald hinter einem nackten Mädchen herjagen. Dadurch erinnert er sich, dass er und andere Teilnehmer eines fünftägigen Selbsterfahrungs-Seminars vor zehn Jahren in der letzten Nacht wie in einem Rausch in den Wald rannten. Aber was geschah dann? Beteiligte Jakob sich etwa an der Vergewaltigung und Ermordung eines Mädchens?
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Kritik

In seinem Roman "Die Nacht der Könige" verbindet Stefan Beuse Thriller-Elemente mit esoterischen Ideen zu einem Albtraum, in dem die Grenzen zwischen Verdrängung und Erinnern, Wahn und Realität verschwimmen.
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Jakob Winter, ein Werbetexter Ende dreißig, beabsichtigt, in ungefähr einer Woche seiner Familie zu folgen, die bereits einen Strandurlaub angefangen hat. Vorher fährt er noch mit seiner Kollegin Tatjana von der Agentur „Oswald & Bell“ zu einem Kundengespräch, denn es geht um die Akquisition eines vielversprechenden neuen Auftrags für eine Marketing-Kampagne des Klimatechnikunternehmens C & S. Sie haben einen Termin mit dem Firmenleiter Dr. Sebastian Korff in Hamburg. Jakob wundert sich, als der ihm unsympathische Manager und dessen Assistentin Lilly Danato ihn wie einen alten Bekannten begrüßen. Kennen sie ihn von früher?

Nach der erfolgreichen Unterredung essen Jakob und Tatjana in einem Restaurant zu Abend. An einem der Tische sitzt Korff mit seiner Assistentin, und Jakob zweifelt daran, dass es sich um einen Zufall handelt. Während Lilly kurz hinausgeht, malt sie mit einem Finger unbemerkt ein H auf Jakobs Rücken. Er versteht, sucht die Herrentoilette auf und findet nach längerem Suchen eine Videokassette. Neugierig steckt er sie ein. Als er später die Rechnung beglichen hat und aufsteht, fällt ein Streichholzbriefchen zu Boden. Der Werbeauftrag stammt von einem Landhotel in der Nähe. Jakob fährt hin und erfährt an der Rezeption, dass für ihn ein Doppelzimmer reserviert ist. Er selbst habe es telefonisch bestellt, heißt es.

Die Videokassette enthält eine Aufnahme von einem geheimnisvollen Ritual. Auf einer weiteren Kassette, die Jakob zugespielt wird, sind Männer zu sehen, die in einem Wald hinter einem nackten Mädchen herjagen. In einer Videosequenz erkennt Jakob sich selbst: Wie er wie ein Tier rennt er durch den Wald.

Jakob leidet unter Albträumen, während er sich allmählich und zunächst auch nur bruchstückhaft an erfolgreich verdrängte Erlebnisse erinnert, besonders an ein kostspieliges Selbsterfahrungs-Seminar für Manager, an dem er vor zehn Jahren teilnahm. Dabei mussten die Teilnehmer – ein Dutzend Männer – fünf Tage lang bei Brot und Wasser in einer abgelegenen Berghütte ausharren, während man sie durch gezielte Demütigungen und andere Manipulationen bis zur Selbstverleugnung gefügig machte. Ihre Werte und ethischen Überzeugungen gerieten ins Wanken, als sie zu glauben begannen, dass die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit durch Hemmungen beeinträchtigt werde. Nach dem Abschiedsessen rannten die Männer wie in einem Rausch in den nächtlichen Wald. Aber was geschah dann? Beteiligte Jakob sich etwa an der Vergewaltigung und Ermordung eines Mädchens?

Während Jakob sich an die Ereignisse in der Nacht vor zehn Jahren zu erinnern versucht, verfällt er Lilly in einer amour fou. Er glaubt, ihr Schicksal sei mit dem seinen untrennbar verbunden. War sie das auf dem Video zu sehende Mädchen? Will sie sich rächen? Lilly schläft mit Jakob, aber sie gibt vor, nichts zu wissen …

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In seinem Roman „Die Nacht der Könige“ zeichnet Stefan Beuse (*1967) mit kurzen, schnörkellosen Sätzen das Psychogramm eines verstörten Mannes, der beim Versuch, Verdrängungen aufzuarbeiten, in die Abgründe seines Charakters blickt und befürchtet, dass er an einem Sexualmord beteiligt war. Die Grenzen zwischen Täter und Opfer, Verdrängung und Erinnern, Sein und Schein, Wahn und Realität verschwimmen. Stefan Beuse verbindet Thriller-Elemente mit esoterischen Ideen zu einem Horrortrip und sorgt von Anfang an für eine bedrohliche, geheimnisvolle Atmosphäre.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005
Textauszüge: © Piper Verlag

Pierre Lemaitre - Drei Tage und ein Leben
Pierre Lemaitre geht in diesem Roman der Frage nach, was aus einem Kind wird, das von Schuldgefühlen und Angstzuständen überfordert ist, ohne darüber reden zu können. "Drei Tage und ein Leben" ist eine subtile psycho­logische Studie, eine ergreifende Lektüre.
Drei Tage und ein Leben