C'est la vie. So sind wir, so ist das Leben

C’est la vie. So sind wir, so ist das Leben

C'est la vie. So sind wir, so ist das Leben

C'est la vie. So sind wir, so ist das Leben – Originaltitel: Le premier jour du reste de ta vie – Regie: Rémi Bezançon – Drehbuch: Rémi Bezançon – Kamera: Antoine Monod – Schnitt: Sophie Reine – Musik: Sinclair – Darsteller: Jacques Gamblin, Zabou Breitman, Déborah François, Marc-André Grondin, Pio Marmaï, Roger Dumas, Cécile Cassel, Stanley Weber, Sarah Cohen-Hadria, Camille De Pazzis, Aymeric Cormerais u.a. – 2008; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Der Taxifahrer Robert Duval lebt mit seiner Ehefrau Marie-Jeanne, den beiden Söhnen und der Tochter Fleur in einem Haus, das sein Vater für sie kaufte. Der Film beginnt, als Albert auszieht und sich in einem Apartment einrichtet, das ihm der Großvater zur Verfügung stellt. Über einen Zeitraum von zwölf Jahren kommt es in der Familie immer wieder zu Konflikten und Versöhnungen. Während aus dem Kind Fleur eine junge Frau wird, befürchtet Marie-Jeanne, nicht mehr begehrenswert zu sein ...
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Kritik

Das Besondere an der berührenden Familienkomödie "C'est la vie. So sind wir, so ist das Leben" ist der Aufbau: Rémi Bezançon bündelt die Familiengeschichte in fünf exemplarische, über zwölf Jahre verteilte Tage.
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Mittwoch, 24. August 1988: Böse Blicke

Der Taxifahrer Robert Duval (Jacques Gamblin) lebt mit seiner Ehefrau Marie-Jeanne (Zabou Breitman), den Söhnen Albert (Pio Marmaï) und Raphaël („Raph“ – Marc-André Grondin) sowie der zehnjährigen Tochter Fleur (Nina Rodriguez) in einem Haus, das sein Vater Pierre Duval (Roger Dumas) für sie kaufte.

Weil der achtzehn Jahre alte Hund erblindet ist und an verschiedenen Krankheiten leidet, diskutiert der Familienrat darüber, ob er eingeschläfert werden soll. Der Medizinstudent Albert setzt sich durch und bringt den Hund zum Tierarzt. Danach begräbt er den Kadaver im Garten.

Kurz darauf verlässt er sein Elternhaus und richtet sich in einem kleinen Apartment ein. Sein verwitweter Großvater, dem das Mietshaus gehört, lässt ihn dort kostenfrei wohnen. Beim Umzug helfen Albert, sein Freund Éric (Stanley Weber) und Robert zusammen. Schon bald freundet Albert sich mit seiner jungen Nachbarin Prune (Cécile Cassel) an.

Marie-Jeanne malt sich aus, wie nach Albert auch Raph und Fleur das Haus verlassen. Das macht sie traurig. Um nicht depressiv zu werden, beginnt sie Kunst zu studieren – wie ihr Sohn Raph.

Freitag, 3. Dezember 1993: Blutsbande

Marie-Jeanne erwischt Fleur (ab jetzt: Déborah François) und deren Freundin Clara (Sarah Cohen-Hadria) beim Rauchen eines Joints. Entsetzt nimmt sie den Mädchen die Drogen weg.

Fleur erzählt Clara von ihren ersten sexuellen Erfahrungen. Als die Eltern ihres ein paar Jahre älteren Freundes Sacha (Aymeric Cormerais) nicht zu Hause waren, wagte sie eine Fellatio. Kaum hatte sie jedoch Sachas Eichel mit der Zunge berührt, ejakulierte er in ihren Mund, und sie starrte ihn verblüfft an. Um das Sperma auszuspucken, wollte sie ins Bad, aber im Flur traf sie auf seine Eltern, die unerwartet nach Hause gekommen waren und sich über das Mädchen mit dem zusammengepressten Lippen wunderten.

An ihrem sechzehnten Geburtstag lässt Fleur sich von Sacha deflorieren. Das hatte sie sich seit längerem vorgenommen. Aber danach verliert der Freizeitmusiker schlagartig jegliches Interesse an ihr.

Fleurs Enttäuschung verstärkt sich beim Abendessen mit dem Großvater, den Eltern und den Brüdern, denn keiner von ihnen gratuliert ihr zum Geburtstag: Niemand hat daran gedacht. Sie beschwert sich und löst damit einen Familienstreit aus. Robert wirft seinem Vater Gefühlskälte vor. Pierre habe nicht einmal Kinderfotos von ihm aufbewahrt, schimpft er.

Als Pierre Duval merkt, dass Raph sich für Wein interessiert, vertraut er ihm den Schlüssel für den im Elternhaus eingerichteten Weinkeller an und fordert ihn auf, jeden Samstag eine Flasche Wein mit ihm zu trinken, damit er ihn mit dem Wissen eines Weinkenners vertraut machen kann.

Albert nimmt seine frustrierte Schwester nach dem Abendessen zu einer Party mit, zu der auch Raph eingeladen ist. Robert verspricht, seine Tochter um Mitternacht abzuholen, verspätet sich jedoch um eine Stunde. Deshalb flammt der beim Abendessen begonnene Streit zwischen Robert und seinen Söhnen erneut auf. Albert beschimpft Raph, der den Vater verteidigt, als Versager und schlägt ihm die Nase blutig.

Samstag, 22. Juni 1996: Magic Fingers

Raph nimmt Drogen und hängt ziellos herum. Allerdings besucht er jeden Samstag seinen Großvater und lernt viel über Weine. Einmal kommt er ohne eine Flasche Wein, aber Pierre öffnet eine, die er bei sich in der Wohnung aufbewahrt hat.

Er erzählt seinem Enkel, wie er als Mitglied der Résistance von der Gestapo verhaftet wurde. Nachdem ihm die Flucht gelungen war, versteckte ihn eine Winzerfamilie bis zum Kriegsende.

Raph erinnert sich an einen Luftgitarrenwettbewerb im Herbst 1989, den er zusammen mit seinem Vater besuchte. Die junge Gitarrenlehrerin Moïra (Camille De Pazzis), eine der Teilnehmerinnen, ermutigte ihn, ebenfalls teilzunehmen, und er stieg als „Magic Fingers“ auf die Bühne. Gern hätte er die attraktive junge Frau wiedergesehen. Sie verschwand jedoch, ohne sich von ihm zu verabschieden. Erst im Auto fand Raph in seiner Manteltasche einen Zettel mit ihrer Telefonnummer. Der Fahrtwind riss ihm jedoch den Zettel aus der Hand und wehte ihn aus dem offenen Beifahrerfenster. Vergeblich suchten Raph und sein Vater danach. – Jetzt glaubt Raph, sich an die vor sieben Jahren verlorene Telefonnummer zu erinnern. Er wählt und hinterlässt eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Bald darauf erfährt er durch einen Rückruf, dass es der falsche Anschluss war.

An diesem Tag heiraten Albert und Prune. Unmittelbar nach der standesamtlichen Trauung trifft die Nachricht von Pierres Tod ein. Unter diesen Umständen halten Robert und Raph es für erforderlich, die Hochzeitsfeier abzusagen, aber Marie-Jeanne, Albert und Prune wollen die Gäste nicht brüskieren. Der Streit entzweit die Familie: Albert redet nicht mehr mit seinem Vater und seinem Bruder.

In der Brieftasche des Verstorbenen entdeckt Robert Kinderfotos von sich.

Freitag, 25. September 1998: Wenn die Erde sich dreht

Marie-Jeanne versucht sich in Kunst und Fotografie.

Sie kritisiert Raph, der ebenso wie seine Schwester noch bei den Eltern wohnt. Er werde immer infantiler, meint sie und fordert ihn auf, endlich etwas aus seinem Leben zu machen.

Als Fleur zwei Tage und Nächte lang fortbleibt, ohne sich zu melden, macht Marie-Jeanne sich Sorgen. In Fleurs Zimmer sucht sie nach Hinweisen. Dabei stößt sie auf das Tagebuch ihrer Tochter. Sie blättert darin und erfährt auf diese Weise, was Fleur seit ihrem zehnten Lebensjahr bewegt hat, auch von einer heimlichen Abtreibung. Und sie liest: „Marie-Jeanne braucht mal wieder richtigen Sex!“

Robert zeigt schon seit längerer Zeit kein sexuelles Interesse mehr an seiner Frau. Marie-Jeanne befürchtet, nicht mehr begehrenswert zu sein. Verunsichert lässt sie sich einen Termin in Alberts Arztpraxis geben. Bevor ihr Sohn sie daran hindern kann, hat sie ihren Pullover ausgezogen und den Büstenhalter abgestreift. Ob er ihre Brüste straffen könne, fragt sie. Albert, der vor Verlegenheit nicht weiß, wo er hinschauen soll, versucht, seiner Mutter die Selbstzweifel auszureden.

Nachdem Marie-Jeanne bereits viermal durch die Fahrprüfung fiel, meldet sie sich noch einmal an. Beim letzten Mal scheiterte sie, weil sie vor einem über die Straße laufenden Eichhörnchen bremste. Als ihr nun ein Hund vors Auto läuft, unterlässt sie das Bremsen und hält erst ein Stück weiter am Straßenrand an. Gemeinsam mit der siebzigjährigen Hundehalterin (Françoise Brion) bringen der Fahrlehrer und sie den verletzten Hund in die Tierklinik.

Am Abend trifft sie sich mit ihrem Fahrlehrer zum Essen. Er begehrt sie, und sie ist versucht, sich auf eine Affäre einzulassen, tut es jedoch am Ende doch nicht.

Inzwischen bemerkt Fleur das aufgebrochene Schloss ihres Tagebuchs. Als Marie-Jeanne nach Hause kommt, stellt Fleur sie zur Rede und rennt nach einem heftigen Streit davon. Marie-Jeanne folgt ihr mit dem Taxi ihres Mannes, verursacht jedoch in der Aufregung einen Unfall und wird verletzt. Besorgt ruft Fleur den Notarzt.

Am Krankenhausbett ist die Familie endlich wieder vereint, denn auch Albert ist da.

Freitag, 26. Mai 2000: Notre Père

Als Fleur am Morgen gedankenlos die Schlafzimmertüre ihrer Eltern öffnet, überrascht sie Robert und Marie-Jeanne beim Sex.

Wieder einmal versucht Robert, mit dem Rauchen aufzuhören. Wegen seiner Rückenschmerzen rät Fleur ihm, auch das Taxifahren sein zu lassen, aber er will noch einige Zeit weitermachen.

Zufällig steigt Albert zu seinem Vater ins Taxi. Ohne auf den Fahrer zu achten, klagt er über seine kaputte Ehe. Als er merkt, dass er mit seinem Vater geredet hat, gehen sie miteinander in ein Restaurant. Dort tritt Raph, der inzwischen als Sommelier tätig ist, überraschend zu ihnen an den Tisch.

Robert erzählt seinen Söhnen, wie er als Jugendlicher für seine Mitschülerin Delphine schwärmte und ihr einige seiner Schamhaare schickte. Als Delphines Vater die Schamhaare entdeckte, sorgte Robert dafür, dass der Schüler Mathieu Moreau (Jean-Jacques Vanier) verdächtigt wurde. Der ist mittlerweile seit sechsunddreißig Jahren mit Delphine verheiratet und hat vier Kinder mit ihr.

Am Abend trifft sich die ganze Familie zum Essen. Fleur schenkt ihrem Vater ein aufblasbares Kissen fürs Taxi, das gut für den Rücken sein soll. Als Marie-Jeanne ihren Wunsch nach Enkeln äußert, witzelt Albert, er und seine Geschwister hätten beschlossen, eine Generation zu überspringen. Daraufhin sagt Robert: „Es ist wichtig, eine Familie zu haben. Zuzusehen wie ihr aufgewachsen seid, war das Schönste, was ich jemals in meinem Leben erlebt habe.“

Nach dem Essen vertraut Robert seiner Frau an, dass der Arzt bei ihm Krebs diagnostizierte.

Er fährt zu einem Ort, den sie als Kinder „Todesgraben“ genannt hatten, wagt es aber noch immer nicht, darüber zu springen.

Vier Monate später stirbt Robert. Marie-Jeanne, Albert, Raph, Fleur und ihr Freund Éric fahren mit der Urne an einen Strand, wo sie früher im Urlaub waren.

Zu Hause schauen sie sich die alten Urlaubsfilme an.

Dann setzt Marie-Jeanne sich in das stillgelegte, von einer Plane geschützte Taxi und atmet die Luft aus dem Kissen ein.

Fleur freut sich, als sie erfährt, dass sie von Éric schwanger ist.

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„C’est la vie. So sind wir, so ist das Leben“ ist eine berührende Familienkomödie von Rémi Bezançon (* 1971). Es geht um Adoleszenz, die Lösung der Kinder aus der Familie, Generationen- und andere Konflikte, Streit und Kommunikation, die Angst vor dem Älterwerden, Liebe und Tod. Rémi Bezançon beweist dabei feinen Humor, französische Leichtigkeit und ein Gespür für geschliffene Dialage.

Das Besondere an „C’est la vie. So sind wir, so ist das Leben“ ist der Aufbau: Es beginnt mit einer Collage von alten Familienfotos und -filmen. Und am Ende schauen sich die Duvals Urlaubsfilme an. Innerhalb dieses Rahmens bündelt Rémi Bezançon die Familiengeschichte in fünf exemplarische, über zwölf Jahre verteilte Tage. In jedem dieser fünf Kapitel steht ein anderes Familienmitglied im Zentrum: Albert, Fleur, Raph, zuletzt die Eltern Marie-Jeanne und Robert. Antoine Monod trägt mit einem Wechsel der Kamerasprache zur Charakterisierung der Figuren bei: Beispielsweise betonen Weitwinkelperspektiven Alberts Entfernung von der Familie, und während der Einsatz einer Handkamera Fleurs Nervosität entspricht, korrespondiert das Gleiten einer Steadicam mit Roberts Ausgeglichenheit.

Die Musikuntermalung stammt von Sinclair (bürgerlich: Mathieu Blanc-Francard). Zu hören sind unter anderem David Bowie, Janis Joplin, Lou Reed und die Rockgruppe „Indochine“. Als Originaltitel verwendete Rémi Bezançon den Titel des Songs „Le premier jour du reste de ta vie“ von Étienne Daho.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

Simone de Beauvoir - Das andere Geschlecht
"Ich habe die Möglichkeiten untersucht, die diese Welt den Frauen bietet, und die Möglichkeiten, die sie ihnen vorenthält, ihre Begrenzungen, ihr Glück und Unglück, ihre Ausflüchte, ihre Leistungen." (Simone de Beauvoir: Der Lauf der Dinge)
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