Nach der Hochzeit

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Nach der Hochzeit

Nach der Hochzeit – Originaltitel: Efter brylluppet – Regie: Susanne Bier – Drehbuch: Anders Thomas Jensen, Susanne Bier – Kamera: Morten Søborg – Schnitt: Pernille Bech Christensen, Morten Højbjerg – Musik: Johan Söderqvist – Darsteller: Mads Mikkelsen, Rolf Lassgård, Sidse Babett Knudsen, Stine Fischer Christensen, Christian Tafdrup u.a. – 2006; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Der Däne Jacob Pederson führt seit acht Jahren ein Waisenhaus in Indien. Weil er dringend Geld benötigt, fliegt er nach Kopenhagen, um sich mit dem spendenwilligen Fabrikanten Jørgen Lennart Hannson zu treffen. Jørgen interessiert sich nicht für Jacobs Ausführungen, verspricht eine Entscheidung in drei Tagen und lädt ihn zur Hochzeit seiner Tochter Anna ein. In Helene, der Mutter der Braut, erkennt Jacob seine frühere Lebensgefährtin wieder, und dann erfährt er auch noch, dass Jørgen nicht Annas leiblicher Vater ist ...
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Kritik

In dem packenden Drama "Nach der Hochzeit" geht es um die Frage der Verantwortung für das eigene Leben und das anderer. Eindrucksvoll sind die sorgfältige Inszenierung von Susanne Bier und die schauspiele-rischen Leistungen v.a. von Rolf Lassgård und Mads Mikkelsen.
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Der Däne Jacob Pederson (Mads Mikkelsen) führt seit acht Jahren ein Waisenhaus in Indien, in dem vor allem Straßenkinder eine Zuflucht finden. Für Pramod (Neeral Mulchandani) ist Jacob wie ein Vater. Doch wenn nicht neue Geldquellen aufgetan werden, steht das Projekt vor dem Aus. Deshalb drängt die Buchhalterin Mrs Shaw (Meenal Patel) Jacob, sich mit dem spendenwilligen dänischen Fabrikanten Jørgen Lennart Hannson (Rolf Lassgård) in Verbindung zu setzen. Widerstrebend fliegt Jacob nach mehr als zwanzig Jahren zum ersten Mal wieder nach Kopenhagen. Dort hat Jørgen ihm ein luxuriöses Hotelzimmer reserviert.

Bei der Unterredung mit Jørgen am nächsten Tag, einem Freitag, wundert Jacob sich darüber, dass der Mäzen weder das mitgebrachte Video noch die Unterlagen über das Waisenhaus sehen möchte. Statt mit Jacob über Einzelheiten zu reden, erklärt Jørgen, er denke an eine jährliche Spende in Höhe von 1 Million Dollar, habe fünf Projekte in der engeren Auswahl und werde sich am Montag entscheiden. Dann lädt er Jacob für den nächsten Tag zur Hochzeit seiner Tochter Anna Luise Hannson (Stine Fischer Christensen) und seines ehrgeizigen Mitarbeiters Christian Refner (Christian Tafdrup) ein.

In der Kirche treffen sich die Blicke von Jacob und Helene Hannson (Sidse Babett Knudsen), der Mutter der zwanzig Jahre alten Braut. Als Anna in ihrer Tischrede erwähnt, dass Jørgen nicht ihr leiblicher Vater sei, stürzt Jacob verstört aus dem Festzelt.

Am nächsten Tag kehrt er zurück und verlangt ein Gespräch mit Helene. Jørgen bleibt mit im Raum. Helene bestätigt Jacobs Verdacht, dass er Annas Vater ist. Sie war damals mit ihm zusammen nach Indien ausgewandert. Doch als ihr alkoholkranker und drogensüchtiger Lebensgefährte sie mit ihrer besten Freundin betrog, kehrte sie ohne ihn nach Dänemark zurück. Dort merkte sie, dass sie schwanger war. Später lernte sie Jørgen kennen, und vor acht Jahren wurde sie seine Frau. Außer Anna haben die beiden zwei eigene Kinder: die Zwillinge Martin und Morten (Frederik Gullits Ernst, Kristian Gullits Ernst). Wütend darüber, dass er erst mit zwanzig Jahren Verspätung von der Existenz seiner Tochter erfuhr, fordert Jacob Helene auf, Anna unverzüglich über ihren leiblichen Vater aufzuklären.

Anna reagiert verstört auf die Neuigkeit und sucht Jacob im Hotel auf, um mit ihm zu sprechen.

Am Montag erklärt Jørgen, er habe Jacobs Projekt ausgewählt. Statt einer Spende wolle er jedoch einen von Jacob und Anna gemeinsam verwalteten Fonds von 12 Millionen Dollar für das indische Waisenhaus einrichten. Weil es einige Tage dauern wird, bis die Anwälte den neuen Vertrag ausgearbeitet haben, soll Jacob seinen Aufenthalt in Dänemark verlängern. Das bedeutet, dass er sein Versprechen nicht halten kann, rechtzeitig zum achten Geburtstag Pramods zurück in Indien zu sein. Er ruft im Waisenhaus an und versucht, es dem Jungen zu erklären, aber Pramod ist enttäuscht.

Bei der Vertragsunterzeichnung stolpert Jacob über eine Klausel, die von ihm verlangt, seinen Hauptwohnsitz nach Dänemark zu verlegen. Er fragt nach dem Grund, aber Jørgen, der gewohnt ist, dass seine Wünsche kritiklos befolgt werden, verweigert ihm eine Erklärung. Jacob ist nicht bereit, sein Leben in Indien aufzugeben und Pramod allein zu lassen. Deshalb verlässt er den Raum, ohne das Papier unterschrieben zu haben.

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Erst als Jørgen merkt, dass sein Plan zu scheitern droht, ist er bereit, über die Gründe zu reden. Er läuft Jacob nach und vertraut ihm an, dass er todkrank ist und nur noch einige Monate leben wird. Jacob soll in Dänemark bleiben und sich um Helene, Anna, Martin und Morten kümmern. Aufgebracht darüber, dass Jørgen ihn zu kaufen und Schicksal zu spielen versucht, lässt Jacob den Todgeweihten stehen. „Kann man nur auf der anderen Seite des Erdballs Hilfe von dir erwarten?“, ruft Jørgen ihm nach.

Grübelnd sitzt Jacob in seinem Hotelzimmer, als unerwartet Anna in der Tür steht. Sie hat soeben ihren Ehemann mit einer anderen Frau im Bett erwischt. Da begreift er, dass seine Tochter ihn nach Jørgens Tod brauchen wird. Er unterschreibt den Vertrag.

Jørgen stirbt kurz nach seinem 48. Geburtstag. Jacob reist noch einmal nach Indien und vergewissert sich, dass mit dem Geld aus der Stiftung bereits gebaut wird. Er schlägt Pramod vor, mit nach Dänemark zu kommen, aber der Junge zieht es vor, in Indien zu bleiben und hofft darauf, dass Jacob ihn so häufig wie möglich besuchen wird.

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Im Zentrum des packenden Dramas „Nach der Hochzeit“ steht ein schwerer Schicksalsschlag. Er trifft einen reichen Mann, der gewohnt ist, mit Geld alles regeln zu können. Beinahe scheitert er an einem Individualisten, der sich nicht kaufen lassen will. Dabei geht es um die Frage der Verantwortung für das eigene Leben und das anderer.

Susanne Bier ist es in „Nach der Hochzeit“ gelungen, durch Blickkontakte zwischen den Figuren und andere Andeutungen von Anfang an Spannung aufzubauen und eine dunkle Atmosphäre zu schaffen. Ihre ambitionierte, bis in die Details sorgfältig überlegte Inszenierung hebt die Gegensätze zwischen dem Leben in Indien und dem in Dänemark hervor. Spiegelungen schaffen Verbindungen: Zum Beispiel war es früher Jacob, der zu viel trank, jetzt ist es Jørgen. Die Darsteller – allen voran Rolf Lassgård und Mads Mikkelsen – überzeugen mit eindrucksvollen schauspielerischen Leistungen. Aufdringlich sind allerdings die häufigen Großaufnahmen von Tier- und Menschenaugen.

„Nach der Hochzeit“ wurde in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ für einen „Oscar“ nominiert. Die Trophäe ging dann allerdings an „Das Leben der Anderen“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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