Ketil Bjørnstad : Die Frau im Tal

Die Frau im Tal
Originalausgabe: Damen i dalen Aschehoug & Co, Oslo 2009 Die Frau im Tal Übersetzung: Lothar Schneider Insel Verlag, Berlin 2010 ISBN: 978-3-458-17477-6, 335 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Nach dem Suizid seiner 17 Jahre älteren Ehefrau Marianne versucht der 19-jährige Pianist Aksel Vinding sich zu ertränken, wird jedoch gerettet. Bei der Trauerfeier in Oslo sieht er erstmals seine Schwägerin Sigrun Liljerot, die mit ihrem Ehemann Eirik Kjosen in Nordnorwegen lebt. Sie erinnert ihn an Marianne. Aksel sagt die geplante Europa-Konzertreise ab, fliegt in den hohen Norden und bedrängt Sigrun, bis sie sich auf eine Affäre mit ihm einlässt ...
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Kritik

Der Roman "Die Frau im Tal" von Ketil Bjørnstad zeichnet sich durch eine dichte Atmosphäre, großes Einfühlungsvermögen, eine musikalische Sprache und den Verzicht auf jegliche Effekthascherei aus.
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„Vindings Spiel“ / „Der Fluss“

Vorgeschichte

Aksel Vinding war fünfzehn, als seine Mutter vor den Augen ihres Ehemanns und der beiden Kinder ertrank.

Der Unglückssonntag taucht in meiner Erinnerung auf. Ich erinnere mich an das Licht am Morgen. Ich erinnere mich an Brahms‘ vierte Sinfonie im Radio. Ich erinnere mich, dass Cathrine Früchte des Zorns von Steinbeck las. Ich erinnere mich, wie wir zum Zigeunerfelsen im Fluss gingen, um zu baden. Ich erinnere mich, dass wir sahen, dass die Strömung zu stark war. Ich erinnere mich an die zwei Flaschen Rotwein und dass Mutter zu früh mit dem Trinken anfing. Ich erinnere mich an das Schwarze in ihren Augen, als sie darauf bestand, trotzdem im Fluss zu baden. Ich erinnere mich an Vaters Angst, als sie in die Strömung geriet, als sie versuchte, sich an den Steinen festzuklammern, als sie sich nicht halten konnte. Ich erinnere mich, wie sie auf den Wasserfall zutrieb, wie Vater sie mit einer Hand festhalten wollte, wie beinahe auch er von der Strömung erfasst worden wäre, hätte ich ihn nicht gepackt und ihn gerettet, meinen Vater, zu dem ich keine engere Beziehung hatte, wodurch ich aber Mutter tötete, ohne die ich nicht leben konnte. Ich tötete sie, weil ich Vater zurückhielt, weil wir alle Panik hatten, weil Cathrine dastand und schrie.

Aksel brach danach die Schule ab und widmete sich voll und ganz dem Klavierspiel. Auf diese Weise trauerte er um seine Mutter, die ihm die Musik nahegebracht hatte. Mit Ferdinand Fjord, Rebecca Frost, Margrethe Irene Floed und Anja Skoog bildete er in Oslo die Gruppe „Junge Pianisten“. Obwohl er sich in Anja Skoog verliebt hatte, ließ er sich von Margrethe Irene verführen und brachte erst mit achtzehn den Mut auf, sich von ihr zu trennen. Anja starb 1970 im Alter von siebzehn Jahren. Sie hatte den durch die hohen Erwartungen ihres Vaters und ihrer Klavierlehrerin Selma Lynge erzeugten Druck nicht ertragen und war magersüchtig geworden.

Den Sommer 1970 verbrachte der inzwischen achtzehnjährige Aksel mit seiner Freundin Rebecca Frost in deren Ferienhaus. Durch Zufall war Anjas Mutter Marianne Skoog unter den Schiffbrüchigen einer Segelyacht, die er retten konnte. Aksel verliebte sich in die siebzehn Jahre ältere Ärztin, deren Ehemann sich einige Monate zuvor erschossen hatte.

Im April 1971 heirateten Aksel und Marianne.

Einige Wochen später, im Juni, gibt Aksel sein Debütkonzert. Dabei spielt der Neunzehnjährige mit großem Erfolg unter anderem eine eigene Komposition mit dem Titel „Elven“ (Fluss). Währenddessen erhängt sich seine schwangere Frau im Keller ihres Hauses im Elvefaret in Oslo.

In seiner Verzweiflung stürzt Aksel sich in den Fluss, in dem seine Mutter ertrank. Der Musiker Gabriel Holst, der dort gerade angelt, zieht ihn aus dem Wasser und rettet ihm das Leben. Als Suizidgefährdeter wird Aksel in eine geschlossene psychiatrische Anstalt gebracht und dort von dem Psychiater Gudvin Säffle behandelt. Auf die Frage nach Angehörigen gibt er Rebeccas Adresse an, und sie besucht ihn sofort.

Rebecca Frost scheiterte als Pianistin. Sie studiert jetzt Medizin, ist mit ihrem Kommilitonen Christian Langballe verheiratet und wohnt mit ihm in Aksels Haus, seit dieser zu Marianne zog. Noch immer glaubt sie, dass Aksel der ideale Mann für sie gewesen wäre.

Trauerfeier

Unmittelbar vor der Bestattung seiner Frau darf Aksel die Klinik verlassen.

Bei der Trauerfeier im Krematorium stellt er fest, dass kaum jemand in Mariannes Verwandtschaft weiß, dass er mit ihr verheiratet war. Seine Schwiegermutter, die bekannte Psychiaterin Ida Marie Liljerot, verschwieg es offenbar. Zum ersten Mal sieht er Mariannes Schwester Sigrun Liljerot und deren Ehemann Eirik Kjosen. Die beiden leben in Skogfoss im nordnorwegischen Pasvik-Tal an der Grenze zur Sowjetunion. Eirik gibt dort Sport- und Musikunterricht in einem Internat, und Sigrun arbeitet als Distriktärztin der Kommune Sør-Varanger. Aksel ist verblüfft über ihre Ähnlichkeit mit Anja und Marianne. Sigrun ist einunddreißig, fünf Jahre jünger als ihre soeben verstorbene Schwester Marianne, zwölf Jahre älter als Aksel. Warum er sie nicht bei Anjas Bestattung gesehen habe, fragt Aksel, und sie antwortet, sie habe kurz davor eine Fehlgeburt erlitten und sich im Hintergrund gehalten.

Unter den Trauergästen ist auch Aksels Retter Gabriel Holst mit seiner Freundin Jeanette Wiggen, einer Studentin an der Schauspielschule. Gabriel spielt mit Njål Berger und Urban Schiødt zusammen in einem Jazz-Trio. In dem Klub, in dem sie auftreten, kellnert zufällig Aksels ältere, lesbische Schwester Cathrine Vinding. Sie wohnt im Osloer Szeneviertel Grünerløkka.

Aksels Klavierlehrerin Selma Lynge und sein Impresario W. Gude haben für ihn eine Konzertreise zusammengestellt. Er soll im Münchner Herkules-Saal, im Châtelet in Paris und in der Wigmore Hall in London spielen. Aber seit er Sigrun gesehen hat, zieht es ihn nach Nordnorwegen. Selma ist entsetzt. Die aus Deutschland stammende Pianistin hatte eine vielversprechende Karriere aufgegeben, um ihrem Ehemann, dem norwegischen Philosophen Torfinn Lynge, nach Oslo zu folgen. Ihren Ehrgeiz übertrug sie auf ihre Schüler. Sie kann es nicht begreifen, dass Aksel seine Chance nicht nutzen will.

Nordnorwegen

Er fliegt nach Kirkenes in Sør-Varanger. Während er dort im Flughafen auf sein Gepäck wartet, lernt er Gunnar Høegh kennen, den Direktor der Bergwerksgesellschaft A S Sydvaranger. Der schlägt vor, dass Aksel bei nächster Gelegenheit auf einem Fest seines Unternehmens spielt. Aksel fragt ihn nach dem besten Hotel in Kirkenes und nimmt sich dort ein Zimmer. Er lebt von dem Geld, das er für sein Debütkonzert bekam und der Miete, die ihm Rebecca Frost und Christian Langballe monatlich überweisen.

Nachdem er sich im Hotelrestaurant absichtlich einen Rausch angetrunken hat, um seine Trauer zu vergessen, geht er auf die Straße. Eine Gruppe Jugendlicher, die er nach einem Klaviergeschäft fragt, verprügelt ihn. Ein Polizist bringt den Verletzten ins Krankenhaus – und dort trifft Aksel auf seine Schwägerin Sigrun Liljerot, die gerade Dienst hat. Sie lässt ihn in ihrer Dienstwohnung in Kirkenes übernachten. Eigentlich habe sie von einer Karriere als Musikerin geträumt, erzählt sie, aber sie sei ebenso wie ihre Schwester Marianne von den Eltern dazu gezwungen worden, Medizin zu studieren. Nun praktiziert sie als Ärztin und kommt nur in ihrer Freizeit dazu, Geige zu spielen.

Am nächsten Tag nimmt Sigrun ihren Schwager mit nach Skogfoss, fünfzig Kilometer südlich von Kirkenes. Eirik schlägt Aksel vor, in ein leer stehendes Zimmer im Internat zu ziehen. Dort könne er kostenlos wohnen, wenn er als Gegenleistung ein wenig beim Musikunterricht mitwirke und für die Schüler spiele. Er habe das bereits mit Rektor Sørensen besprochen. Man werde ihm auch ein Klavier in das Zimmer bringen. Aksel geht gern darauf ein und bringt sein Gepäck hin.

Nachdem er sich spätabends von Eirik und Sigrun verabschiedet hat, geht er ein Stück weit in Richtung Internat, dann schleicht er sich zurück und schaut durchs Fenster zu, wie Sigrun sich auszieht. Am Eingang des Internats trifft er auf die achtzehnjährige Schülerin Tanja Iversen. Sie folgt ihm in sein Zimmer, und während sie sich unterhalten, raucht sie einen Joint. Ob er Sigrun begehre, fragt sie ihn leichthin. Alle seien in „die Frau im Tal“ verliebt, meint Tanja, und sie habe beobachtet, wie er Sigrun anstarrte.

Widerstrebend arrangierte W. Gude für Aksel eine zweiwöchige Konzertfolge in Nordnorwegen. Aber den ersten Abend in Vadsø verpasst Aksel, und in Båtsfjord verspätet er sich. Obwohl er die ganze Zeit über betrunken ist, spielt er passabel.

Am Abend nach seiner Rückkehr soll er im Festsaal von Kirkenes bei einem Fest der A S Sydvaranger spielen. Gunnar Høegh meint zunächst, er werde nach dem Konzert in der Küche essen, aber Sigrun, die offenbar eng mit Gunnar befreundet ist, protestiert und erreicht, dass Aksel am Galadinner teilnimmt. Unter den Gästen sind auch Rebecca Frost, ihr Ehemann Christian Langballe und ihre Eltern Desiré und Fabian Frost. Als Reeder gehört Rebeccas Vater zu den Geschäftspartnern der A S Sydvaranger.

Nach Aksels halbstündigem Auftritt wird er von Gunnar Høegh überschwänglich gelobt, obwohl der nagelneue Flügel noch nicht eingespielt ist und dem betrunkenen Pianisten zahlreiche Patzer unterliefen. Nur Rebecca zischt Aksel zu, er habe miserabel gespielt.

Er übernachtet wieder mit Sigrun in ihrer Dienstwohnung. Als er sie an sich zu ziehen versucht, wehrt sie ihn ab:

„Ich will nicht, dass du in mir Anja oder Marianne siehst“, sagt sie bestimmt. „Ich will kein Wort hören, dass ich ihnen ähnlich bin.“

Wie vereinbart, erscheint Tanja zur ersten Klavierstunde. Statt sich ans Instrument zu setzen, fragt sie Aksel, ob er mit ihr ins Bett wolle. Aksel findet sie begehrenswert, lehnt jedoch das Angebot ab, weil er an Sigrun denkt. Tanja erzählt ihm, dass sie von ihren Eltern in Skiippagurra streng erzogen wurde, bis sie davonlief und mit einem LKW-Fahrer nach Ivalo in Finnland durchbrannte. Dort wohnten sie einige Zeit in einem kleinen Hotel. Nach ihrer Rückkehr schickte das Jugendamt sie auf das Internat in Pasvik. – Aksel geht ans Klavier und fordert Tanja auf, sich auf seinen Schoß zu setzen und ihre Finger auf seine zu legen. Dann spielt er Bach. Unvermittelt beginnt Tanja eine Unterstimme zu singen, und Aksel erkennt ihre außergewöhnliche musikalische Begabung.

Sigrun trinkt beinahe so viel wie Aksel, aber anders als er versucht sie ihre Alkoholkrankheit zu verheimlichen. Dass sie mit Gunnar nicht nur befreundet ist, sondern ein Verhältnis mit dem krebskranken Witwer hat, vermutet Aksel.

Eines Nachts schauen sich Eirik, Gunnar und Aksel das Nordlicht an. Sie haben eines gemeinsam: Gunnar und Aksel trauern um ihre Ehefrauen, Eirik befürchtet, die seine zu verlieren. – Auf der anderen Seite des zugefrorenen Flusses, der die Grenze zwischen Norwegen und der UdSSR bildet, taucht ein Mann auf. Er läuft aufs Eis und will offenbar den Fluss überqueren. Ein Schuss ist zu hören. Der Flüchtling bricht zusammen und wird kurz darauf von vier Grenzern weggetragen.

Bei der nächsten Begegnung Aksels mit Tanja kommt ein Mitschüler hinzu und legt seinen Arm um sie. Er heißt Kurt und spielt Schlagzeug.

Sigrun gibt endlich nach und zeigt Aksel nun offen, dass sie ihn begehrt. Nach dem Orgasmus weint sie jedoch und schärft ihm ein, Eirik nichts zu verraten, denn sie will auf keinen Fall ihre Ehe aufs Spiel setzen.

Als Aksel mit Sigrun die Violinsonate in A-Dur von Johannes Brahms spielt, stellt er fest, dass ihr kaum noch etwas zu einer professionellen Geigerin fehlt. Wenn sie wollte, könnte sie innerhalb von kurzer Zeit öffentlich auftreten. So oft es Sigruns Dienst zulässt und Eirik fort ist, musizieren sie zusammen. Es wird zu einem Ritual, dass sie danach Alkohol trinken und im Stehen, Sitzen oder Liegen kurz Sex miteinander haben.

Ohne den Geburtstag zu feiern, wird Aksel zwanzig.

Im Januar 1972 bringt ihm Tanja das Programm eines Jazzklubs in Kirkenes. Unter anderem werden Njål Berger, Gabriel Holst und Urban Schiødt angekündigt. Aksel besucht das Konzert mit Tanja und Kurt, Sigrun, Eirik und Gunnar. Überraschenderweise ist auch Rebecca angereist. Sie wirft Aksel unter vier Augen vor, er sei dabei, Sigruns Ehe zu zerstören. Gabriel ruft ihn auf die Bühne, und er improvisiert am Klavier mit dem Trio. Das liegt ihm allerdings nicht; er ist gewohnt, nach Noten zu spielen und kommt mit so viel Freiheit nicht zurecht. Tanja dagegen beeindruckt das Publikum mit ihrem Gesang. Danach begleitet sie Gabriel ins Hotel und lässt Kurt zurück. Obwohl Sigrun ihren Schwager einlädt, in ihrer Dienstwohnung zu übernachten, verabschiedet er sich von ihr und Gunnar und fährt mit Eirik zurück nach Skogfoss.

Bald darauf erfährt Aksel, dass Margrethe Irene Floed auf einer Rikskonzert-Tournee nach Nordnorwegen kommt. Er geht mit Sigrun in das Konzert seiner ersten Freundin, die ihm von der Bühne aus zuwinkt und ihm dann in der Garderobe ihren Ehemann Heino Bubach vorstellt.

Eirik schlägt Aksel vor, auf Skiern zur Bärenhöhle zu laufen. Er hängt sich ein Gewehr um und spurt. Weiß er über Aksel und Sigrun Bescheid und hat vor, seinen Nebenbuhler zu erschießen? Nach zwei Stunden ruft Aksel, er könne nicht mehr weiter. Eirik dreht sich um, verliert dabei das Gleichgewicht und fällt in den Schnee. Dabei löst sich ein Schuss aus seinem ungesicherten Gewehr und trifft ihn am Oberschenkel. Wegen des Blutverlusts verliert Eirik das Bewusstsein. Aksel übernimmt die Stirnlampe, zieht ihm die Hose aus und verbindet ihn. Dann befestigt er die Skier wie einen Schlitten unter dem Verletzten und zieht ihn auf der noch nicht ganz zugeschneiten bzw. verwehten Spur mühsam zurück nach Skogfoss. Im Blockhaus brennt Licht. Sigrun ist also da. Sie fährt ihren Mann sofort nach Kirkenes ins Krankenhaus. Unterwegs berichtet Aksel, was geschah. Von einer Bärenhöhle habe sie noch nie etwas gehört, meint Sigrun. Im Krankenhaus vertraut sie Aksel an, dass sie schwanger ist. Es passierte an dem Abend nach dem Besuch im Jazzklub, als sie mit Gunnar in Kirkenes zurückblieb. Mit Eirik hat sie seit zwei Jahren nicht mehr geschlafen. Endlich geht ihr Kinderwunsch in Erfüllung. Gunnar wird allerdings nicht mehr lange leben.

Rückkehr

Befreit von seinen widersprüchlichen Gefühlen für Sigrun, fliegt Aksel zurück nach Oslo.

Seine Schwiegermutter Ida Marie Liljerot will das Haus verkaufen, in dem er mit Marianne wohnte. Glücklicherweise haben Christian und Rebecca inzwischen gebaut, sodass Aksel Mitte März 1972 wieder in sein eigenes Haus ziehen kann.

Eigentlich hatte er in Nordnorwegen das zweite Klavierkonzert in c-Moll von Sergei Rachmaninow üben wollen, aber nun beschließt er, beim Frühjahrskonzert stattdessen mit dem A-Dur-Konzert von Wolfgang Amadeus Mozart aufzutreten. Das passt besser zu seiner versöhnlichen Stimmung und seinem neuen Lebensmut.

Weder Ausdruck noch Fingersatz hat jemand mit mir einstudiert.
Auf einmal vermisse ich das. Die damit verbundene Sicherheit. Ich muss mich der Aufgabe würdig erweisen.
Am nächsten Abend steige ich die Treppen vom Künstlerfoyer hinauf ohne den Ehrgeiz, der Beste zu sein und vor aller Welt Meisterschaft demonstrieren zu müssen. Ich betrete das Podium mit der tiefen Freude, die alle Musiker empfinden, wenn sie wissen, dass sie die Musik spielen werden, die sie lieben, die ihnen in diesem Moment am wichtigsten ist.

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Mit dem Roman „Die Frau im Tal“ schließt der norwegische Schriftsteller, Pianist und Komponist Ketil Bjørnstad eine Trilogie ab, die er mit „Vindings Spiel“ (2004) begann. Der mittlere Titel lautet: „Der Fluss“ (2007). Der Protagonist Aksel Vinding wurde wie der Autor 1952 geboren und weist offenbar autobiografische Züge auf.

Ketil Bjørnstad beschränkt sich in „Die Frau im Tal“ auf wenige Figuren und Schauplätze. Umso intensiver beschäftigt er sich mit der psychischen Entwicklung seines Protagonisten und dem konfliktreichen Beziehungsgeflecht der Charaktere. Dabei beweist er großes Einfühlungsvermögen. Ruhig, ohne Effekthascherei und ohne stilistischen Schnickschnack entwickelt Ketil Bjørnstad die Handlung. Gerade weil vieles ungesagt bleibt oder nur angedeutet wird, entsteht eine Spannung, die bis zum Ende anhält. Zugleich evoziert Ketil Bjørnstad in „Die Frau im Tal“ eine dichte Atmosphäre, die sich von der anfänglichen Depression des um seine Frau trauernden Pianisten Aksel Vinding bis zum lebensbejahenden Neuanfang auf den letzten Seiten wandelt. Dabei stimmt der Klang der Sprache auch in der deutschen Übersetzung von Lothar Schneider bis in die Zwischentöne.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010
Textauszüge: © Insel Verlag

Ketil Bjørnstad (kurze Biografie)

Ketil Bjørnstad: Oda
Ketil Bjørnstad: Villa Europa
Ketil Bjørnstad: Vindings Spiel
Ketil Bjørnstad: Der Fluss
Ketil Bjørnstad: Die Unsterblichen

Siegfried Lenz - Es waren Habichte in der Luft
"Es waren Habichte in der Luft" lautet nicht nur der Titel des Romans, sondern auch der erste Satz. Das erzeugt von Anfang an eine bedrohliche Stimmung. Kraftvoll, ruhig und souverän inszeniert Siegfried Lenz die düstere Handlung. Es ist kaum zu glauben, dass es sich bei "Es waren Habichte in der Luft" um einen Debütroman handelt.
Es waren Habichte in der Luft