Scherbenpark

Scherbenpark

Scherbenpark

Originaltitel: Scherbenpark – Regie: Bettina Blümner – Drehbuch: Katharina Kress dem Roman "Scherbenpark" von Alina Bronsky – Kamera: Mathias Schöningh – Schnitt: Inge Schneider – Darsteller: Jasna Fritzi Bauer, Ulrich Noethen, Max Hegewald, Vladimir Burlakov, Jana Lissovskaia, Maria Dragus u.a. – 2013; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Sascha ist 17 Jahre alt und wohnt bei einer Tante in einer Mietskaserne in Stuttgart. Ihren Vater kennt sie nicht. Ihr Stiefvater Vadim sitzt im Gefängnis, weil er ihre Mutter erschoss. In dem Problem­viertel hat Sascha gelernt, sich von anderen nicht einschüchtern zu lassen. Als sie einen unkritischen Zeitungsartikel über Vadim liest, beschwert sie sich – und lernt den Redakteur Volker Trebur kennen. Dessen Sohn Felix legt es darauf an, mit ihr seine ersten sexuellen Erfahrungen zu sammeln ...
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Kritik

"Scherbenpark" – die Verfilmung eines Romans von Alina Bronsky durch Bettina Blümner – ist kein düste­res Sozialdrama, sondern eine optimistische Tragikomödie. Jasna Fritzi Bauer verkörpert Sascha facettenreich, nuanciert und überzeugend.
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Sascha Naimann (Jasna Fritzi Bauer) ist 17 Jahre alt und wohnt mit ihren beiden kleinen Halbgeschwistern Anton und Alissa (Cedric Koch, Lara Siebertz) bei der russisch-deutschen Tante Mascha (Jana Lissovskaja) in einer schäbigen Mietskaserne in Stuttgart. Ihren leiblichen Vater kennt sie nicht; mit dem hatte ihre Mutter während ihres Studiums nur eine kurze Affäre. Die Kunst­wissen­schaft­lerin heiratete dann einen Russen namens Vadim E. und zog mit ihm nach Deutschland. Seit einiger Zeit sitzt Saschas Stiefvater Vadim im Gefängnis, weil er ihre Mutter vor den Augen der Kinder erschoss, nachdem sie sich von ihm getrennt hatte. Sascha stellt sich vor, wie sie ihre Mutter rächen könnte: „Es gibt tausend Möglichkeiten: vergiften, erwürgen, erstechen, vom Balkon werfen oder mit dem Auto überfahren.“ Sie beginnt, einen Roman mit dem Titel „Die Geschichte einer hirnlosen rothaarigen Frau, die noch leben würde, wenn sie auf ihre kluge älteste Tochter gehört hätte“ zu schreiben.

Als Sascha ihrem ins Schwimmbad gehenden Halbbruder Anton durchs Fenster nachblickt, beobachtet sie, wie Jugendliche ihm den Rucksack wegnehmen und auspacken. Sie rennt hinunter und fordert alles furchtlos zurück. Sascha lässt sich nicht einschüchtern. Als einer der Kerle damit droht, ihr das Leben zur Hölle zu machen, fährt sie ihn an: „Zu spät. Ist schon!“

Eines Tages macht ein Kioskbesitzer (Piet Fuchs) Sascha auf einen Zeitungsartikel über ihren Stiefvater aufmerksam. Eine Reporterin namens Susanne Wagner hat Vadim E. in der Justizvollzugsanstalt interviewt und zeigt bei ihrer unkritischen Darstellung viel Mitleid und Verständnis für den verurteilten Mörder. Aufgebracht geht Sascha zur Zeitung, um die Autorin zur Rede zu stellen. Susanne Wagner ist jedoch nur eine Volontärin. An ihrer Stelle entschuldigt sich der verantwortliche Redakteur Volker Trebur (Ulrich Noethen) bei Sascha und gibt ihr seine Karte mit den Worten, sie habe etwas bei ihm gut.

Zu Hause ertappt Sascha ihre Tante Mascha mit einem Liebhaber. Da packt sie ein paar Sachen zusammen und verlässt die Wohnung. Draußen ruft sie Volker Trebur an und erklärt ihm, dass sie für ein paar Tage eine Bleibe benötige. Er holt sie ab und bringt sie im Gästezimmer seiner durchgestylten Hangvilla unter. Es handele sich um ein Passivhaus, erklärt er ihr. Und von seinem Sohn Felix (Max Hegewald), der etwas jünger ist als sie, erfährt Sascha, dass dessen Eltern sich getrennt haben und die Mutter in Berlin als Fernsehmoderatorin arbeitet.

Felix legt es darauf an, mit der Mitbewohnerin seine ersten sexuellen Erfahrungen zu sammeln. Nachdem er sie mit einer Wasserpistole nass gespritzt hat, überredet er sie, sich in einer Gartenhütte auszuziehen. Zunächst zögert sie, aber dann legt sie sich auf ihn. Als sie etwas später von der Hütte ins Haus hinübergeht und sich nur eine Decke um den nackten Körper hält, wird sie zufällig von Peter (Vladimir Burlakov) gesehen, einem arbeitslosen Elektriker aus ihrer Nachbarschaft, der Zeitungen austrägt. Felix folgt ihr, hält drei Kondome hoch und ruft: „Die laufen auch bald ab!“

Nach einem Kinobesuch mit Volker und Felix liest Sascha noch im Bett, als Felix sich hereinschleicht und darum bittet, zu ihr ins Bett schlüpfen zu dürfen. Sie erzählt ihm, wie ihre Mutter ermordet wurde. Das wühlt den Jungen so auf, dass er einen Erstickungsanfall erleidet. Sascha schreit erschrocken nach Volker, und der fährt seinen Sohn sofort ins Krankenhaus. Felix wurde mit einem Lungenschaden geboren, und manchmal verkrampfen sich seine Bronchien.

Im Morgengrauen kehrt Sascha zu ihrer Tante und den Halbgeschwistern zurück.

Sie begegnet ihrer Freundin Anna (Maria-Victoria Dragus), die mit einem Kerl aus den Büschen kommt und kein Hehl daraus macht, dass sie sich ein Kind wünscht.

Peter, der Sascha schon seit längerer Zeit erfolglos umwirbt, fragt sie gehässig, wer besser ficke, der Sohn oder der Vater. Aber als Igor und Kevin (Konstantin Frolov, Yung Ngo) Sascha überfallen, ist er zur Stelle, verhilft ihr zur Flucht und bricht Igor die Nase.

In der Zeitung liest Sascha, dass Vadim E. sich in seiner Gefängniszelle erhängt hat. Das macht sie so zornig, dass sie Zeitungsständer vor dem Kiosk umwirft und Scheiben zertrümmert – bis sie von einem Stein an der Schläfe getroffen wird.

Drei Tage später kommt sie im Krankenhaus wieder zu sich.

Sie erhält einen Brief ihres leiblichen Vaters aus Prag. Er möchte sie kennenlernen. Nachdem Felix und Volker sie aus dem Krankenhaus abgeholt haben und sie sich von Mascha verabschiedet hat, macht Sascha sich auf den Weg.

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2008 veröffentlichte Alina Bronsky ihren Debütroman „Scherbenpark“ (Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-04030-2). Die Protagonistin Sascha erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Katharine Kress schrieb nach der Romanvorlage ein Drehbuch, das Bettina Blümner verfilmte. Dabei wird die subjektive und nicht immer zuverlässige Erzählperspektive durch scheinbar objektive Bilder ersetzt.

„Scherbenpark“ ist alles andere als ein düsteres Sozialdrama. Katharine Kress und Bettina Blümner wechseln mit verblüffender Leichtigkeit zwischen deprimierenden und heiteren, ernsten und komischen Episoden. Die Grundhaltung ist optimistisch, und die Tragikomödie „Scherbenpark“ ist denn auch die Geschichte der Befreiung einer traumatisierten Jugendlichen.

Bettina Blümner vermeidet jede Effekthascherei. Sie entwickelt die Handlung stringent und chronologisch. Hin und wieder blitzen kesse Sprüche der 17-jährigen Protagonistin auf.

Sehenswert ist „Scherbenpark“ zuallererst wegen der Hauptdarstellerin, der 1989 in Wiesbaden geborenen Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer, die Sascha facettenreich, nuanciert und überzeugend verkörpert.

Die Dreharbeiten für „Scherbenpark“ fanden vom 3. November bis 15. Dezember 2011 in Stuttgart und Köln statt.

Literaturhinweis: Manja Vorbeck-Heyn, Marcus Schotte: Alina Bronsky. Scherbenpark. Lehrerhandbuch (Ernst Klett Sprachen, Stuttgart 2014, 48 Seiten, ISBN 978-3-12-666914-6)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016

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