Trance

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Trance. Gefährliche Erinnerung – Originaltitel: Trance – Regie: Danny Boyle – Drehbuch: Joe Ahearne, John Hodge – Kamera: Anthony Dod Mantle – Schnitt: Jon Harris – Musik: Rick Smith – Darsteller: James McAvoy, Rosario Dawson, Vincent Cassel, Danny Sapani, Wahab Sheikh, Matt Cross, Tuppence Middleton u.a. – 2013; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Mit Simon, dem Assistenten eines Auktionshauses, als Helfer will eine Viererbande einen Kunstraub durchführen. Aber es stellt sich heraus, dass die Beute aus einem leeren Rahmen besteht. Jemand hat des Goya-Gemälde herausgeschnitten. Die Gangster foltern Simon, aber seit einem Schlag auf den Kopf kann er sich nicht mehr daran erinnern, was er mit dem Bild machte. Eine auf Hypnose spezialisierte Therapeutin soll ihm helfen, die Amnesie zu überwinden ...
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Kritik

Bei Licht betrachtet, ist die Handlung hanebüchen. Aber darauf kommt es nicht an. "Trance. Gefährliche Erinnerung" ist ein von Danny Boyle stilsicher inszeniertes, rasant und raffiniert erzähltes Vexierspiel mit vielen Wendungen.
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Im Londoner Auktionshaus Delancy’s wird das Gemälde „Flug der Hexen“ von Francisco de Goya versteigert. In dem Augenblick, als bei 27,5 Millionen Pfund Stirling der Hammer fällt, kommen Gangster in den Saal, werfen Rauchbomben und lösen eine Panik aus. In dem Tumult nimmt Simon Newton (James McAvoy), der junge Assistant des Auktionators, das Bild und läuft damit in den Keller. Den Sicherheitsvorschriften des Hauses entsprechend, packt er es in eine große Mappe und geht damit zum Eingabeschlitz eines mit Zeitschloss gesicherten Tresors. Bevor er die Mappe hineinlegen kann, taucht Franck (Vincent Cassel) auf, der Anführer der kriminellen Bande, und nimmt ihm die Mappe weg. Als er sich bückt, um das Gemälde herauszunehmen, drückt Simon ihm einen Teaser in den Nacken, aber der Stromstoß ist zu schwach: Franck richtet sich wieder auf und schlägt Simon nieder.

Die vier Räuber Franck, Nate (Danny Sapani), Riz (Wahab Sheikh) und Dominic (Matt Cross) entkommen mit der Beute. Doch als sie die Mappe in Francks Haus öffnen, enthält sie nur einen leeren Bilderrahmen.

Es dauert einige Zeit, bis Simon vom Krankenhaus entlassen wird. Er stellt fest, dass seine Wohnung gründlich durchsucht und verwüstet wurde. Gleich darauf muss er den Ganoven, denen er bei dem Kunstraub zuarbeiten sollte, Rede und Antwort stehen. Dass er sich wegen Francks Schlag auf den Kopf an nichts mehr erinnern kann, glauben sie ihm nicht, aber auch als sie ihm mehrere Fingernägel ausreißen, beteuert er, nicht zu wissen, was mit dem wertvollen Gemälde geschehen ist. Die Verbrecher sehen schließlich ein, dass er an einer Amnesie leidet und bringen ihn dazu, sich im Telefonbuch eine auf Hypnosebehandlung spezialisierte Psychotherapeutin auszusuchen und sich einen Termin geben zu lassen.

Er heiße David Maxwell und könne seinen Schlüsselbund nicht mehr finden, lügt er zu Beginn der ersten Stunde mit Elizabeth Lamb (Rosario Dawson). Über ein auf Simons Brust geklebtes Mikrofon hören die Gangster zu, wie die Therapeutin ihren neuen Patienten in Hypnose versetzt und ihm hilft, sich zu erinnern. Allerdings entgeht ihr nicht das Kabel, das zwischen zwei Knöpfen seines Hemdes hervorschaut. Simon versucht, sich auf das Goya-Gemälde zu konzentrieren, aber als er und seine Komplizen in dem Garderobenschrank nachsehen, den er unter Hypnose nannte, finden sie nur den Schlüsselbund.

Unter dem Vorwand, er suche noch etwas anderes, wisse aber nicht, was es sei, lässt Simon sich einen weiteren Termin bei Elizabeth Lamb geben.

Inzwischen hat sie sich im Internet über den spektakulären Kunstraub informiert. Sie weiß, dass es sich bei ihrem Patienten um einen im Auktionshaus Beschäftigten namens Simon Newton handelt.

Als er wieder zu ihr kommt, beugt sie sich über ihn und schreit in das Mikrofon, sie wolle mit den Zuhörern reden.

Die Gangster verabreden sich mit ihr. Elizabeth erklärt sich bereit, bei der Suche nach dem gestohlenen Gemälde mitzuhelfen, verlangt aber eine Gegenleistung. Ein Anteil am Erlös der Beute interessiere sie nicht, sagt sie. Stattdessen will sie mit vollem Stimmrecht in die Bande aufgenommen werden.

Im Beisein der anderen hypnotisiert sie Simon erneut. Er erinnert sich, dass er der Spielleidenschaft verfallen war und in der Hoffnung auf einen Gewinn immer neue Kredite aufnahm, bis ihm die Schulden über den Kopf wuchsen. Riz, bei dem er schon mal Drogen gekauft hatte, brachte ihn daraufhin zu Franck, und der übernahm seine Schulden. Aber dafür musste er sich verpflichten, bei dem geplanten Kunstraub mitzumachen.

Unter Hypnose erinnert Simon sich schließlich auch daran, wie er das Gemälde mit einer Rasierklinge aus dem Rahmen schnitt, bevor er diesen in die Mappe packte und zum Tresor ging. Die zusammengerollte Leinwand hat er noch unter dem Jackett versteckt bei sich, als er nach Francks Schlag bewusstlos am Boden liegt. Simon erhebt sich, taumelt hinaus auf die Straße. Ein Klingeln seines Handys lenkt ihn ab, und er wird von einem roten Auto angefahren. Die junge Frau am Lenkrad (Tuppence Middleton) kümmert sich um ihn, will ihn ins Krankenhaus fahren. Plötzlich glaubt er, bei der Frau handele es sich um Elizabeth. Was dann passierte, weiß er nicht.

Nate beobachtet Franck und Elizabeth zufällig durch ein Fenster beim Sex. Er erzählt es Simon, und der stellt Elizabeth eifersüchtig zur Rede. Sie leugnet, mit Franck intim gewesen zu sein und schläft mit Simon.

Im Traum sieht Simon sich mit den Ganoven in Francks Haus. Er will ihnen sagen, wo das Gemälde versteckt ist. Vorher muss er noch zur Toilette. Da hört er die anderen reden und findet heraus, dass sie vorhaben, ihn zu töten, sobald sie den Goya haben. Er will fliehen, aber die Haustüre ist abgeschlossen. Verzweifelt ruft er Elizabeth an. Sie dirigiert ihn ins Schlafzimmer, sagt ihm, er solle die Nachttisch-Schublade öffnen und den darin liegenden Revolver herausnehmen. Damit erschießt Simon die vier Gangster.

Als er aufwacht, liegt Elizabeth nicht mehr neben ihm. Franck hält ihm den Revolver an den Kopf und drückt ab. Die Waffe ist nicht geladen.

Die Bande hat auch Elizabeth in ihrer Gewalt. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu gestehen, dass Simon sich unter Hypnose bereits an das Versteck des Bildes erinnerte. Franck will sofort, dass Simon ihn hinführt. Bevor die beiden den Raum verlassen, geht Elizabeth zu Simon und küsst ihn leidenschaftlich auf den Mund.

Sobald Nate, Riz und Dominic mit der attraktiven Therapeutin allein sind, machen sie sich daran, sie zu vergewaltigen.

Elizabeth hat Simon jedoch bei dem Kuss drei Patronen in den Mund geschoben. Im Lift lädt er damit den Revolver. Nachdem er Franck mit einem Feuerlöscher niedergeschlagen hat, eilt er zurück und rettet Elizabeth, indem er die drei Vergewaltiger erschießt.

Sie hindert ihn dann allerdings daran, auch Franck zu töten.

Zu dritt fahren sie zu der Tiefgarage am Marble Arch, an die Simon sich unter Hypnose erinnerte. Dort steht das rote Auto, von dem Simon nach dem Kunstraub angefahren wurde. Er zwingt Franck, sich mit der rechten Hand ans Lenkrad zu fesseln, steigt mit Elizabeth in den Fond, und sie verlassen die Garage.


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Unterwegs verrät Elizabeth, dass sie Simon bereits vor eineinhalb Jahren kennenlernte. Er kam damals zu ihr, um sich wegen seiner Spielsucht therapieren zu lassen, und sie hatten dann eine Affäre miteinander. Als er immer eifersüchtiger und besitzergreifender wurde, trennte sie sich von ihm, aber er wurde zum Stalker. Deshalb brachte sie ihn schließlich unter Hypnose dazu, sie zu vergessen und erneut seiner Spielleidenschaft zu verfallen. Elizabeth weiß inzwischen durch die Hypnosesitzungen auch, was geschah, was während des Kunstraubs und danach geschah. Als Franck das Gemälde schon im Keller des Auktionshauses sehen wollte, hielt Simon ihn mit dem Teaser davon ab, denn sonst hätte der Bandenchef den Betrug zu früh gemerkt. Nachdem Simon vor das rote Auto geraten war, wollte ihn die besorgte Fahrerin ins Krankenhaus bringen, aber er verwechselte sie mit Elizabeth und erwürgte sie.

In einer leerstehenden Fabrikanlage halten Franck, Simon und Elizabeth. Die Therapeutin nimmt die Wagenschlüssel und öffnet den Kofferraum. Darin liegen die von Fliegen übersäte Leiche der jungen Autofahrerin und das zusammengerollte Goya-Gemälde. Simon steigt ebenfalls aus, nimmt einen Benzinkanister aus dem Kofferraum und verschüttet den Inhalt über dem Auto, im Inneren und auch über den noch immer ans Lenkrad gefesselten Bandenchef. Elizabeth kann ihn nicht davon abhalten, das Benzin in Brand zu stecken. Verzweifelt versucht Franck, sich loszureißen oder den Wagen kurzzuschließen. Elizabeth rennt weg, springt in einen herumstehenden Lastwagen und hält damit auf Simon zu. Er wird zwischen dem LKW und dem brennenden Auto eingequetscht, das Elizabeth nun ins nahe Hafenbecken schiebt.

Während Simon entweder bereits tot ist oder nun ertrinkt, gelingt es Franck, sich aus dem untergehenden, mit Wasser volllaufenden Wagen zu befreien und aufzutauchen.

Im letzten Bild sehen wir Franck in seinem Swimming Pool. Er taucht auf und öffnet dem Postboten, der ihm ein Paket bringt. Darin findet Franck ein Tablet, und als er es einschaltet, sieht er ein Video mit Elizabeth. An der Zimmerwand hinter ihr hängt das Gemälde „Flug der Hexen“ von Francisco de Goya. Sie gesteht, dass sie Simon durch Posthypnose dazu gebracht habe, bei dem Kunstraub der Bande mitzumachen und das Gemälde für sie zu stehlen. Ein Button mit der Aufschrift „Trance“ erscheint auf dem Display. Dazu erklärt Elizabeth, Franck müsse sich entscheiden, ob er sie durch Hypnose vergessen wolle oder nicht. Die Wahl fällt ihm schwer. Er ringt mit sich …

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„Trance. Gefährliche Erinnerung“ beginnt mit einem Kunstraub. Simon Newton, der von James McAvoy gespielte Assistent des Auktionshauses Delancy’s, erläutert das Geschehen ironisch und augenzwinkernd aus dem Off. Aber „Trance. Gefährliche Erinnerung“ ist kein plattes Heist-Movie.

Nach wenigen Minuten rückt eine vermeintliche Nebenfigur ins Zentrum des Geschehens: Elizabeth Lamb (Rosario Dawson). Bei der auf Hypnosebehandlung spezialisierten Psychotherapeutin handelt es sich um eine geheimnisvolle Femme fatale. Sie scheint die Fäden zu ziehen und andere zu manipulieren. Bald können wir nicht mehr sicher sein, ob es sich bei dem, was wir auf der Leinwand sehen, um einen Traum, um Suggestion, eine Vorstellung unter Hypnose oder „Realität“ handelt. Nachträglich betrachtet, ist die Handlung hanebüchen. Aber das schmälert das Vergnügen nicht, denn „Trance. Gefährliche Erinnerung“ ist ein stilsicher inszeniertes, rasant und raffiniert erzähltes Vexierspiel mit einer sehr erotischen Hauptdarstellerin. Lustvoll erlebt der Zuschauer, wie ihm durch unerwartete Wendungen mehrmals der Boden unter den Füßen weggezogen wird.

Im September 2011 begann Danny Boyle mit den Dreharbeiten für „Trance. Gefährliche Erinnerung“. Während er mit der künstlerischen Leitung der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele am 27. Juli 2012 in London zu tun hatte, ruhte die Arbeit an dem Film. Im August 2012 fing Danny Boyle dann mit der Postproduktion an.

Die Filmmusik wurde von der Band „Underworld“ eingespielt. Von Rick Smith stammen die Songs „Bullet Cut“, „Solomon“, „Cannon Fall“, „Raw Umber“, „Santiago“, „Bring It To Me“, „Soho Dim Sum“, „You Knew“, „The Heist“. Außerdem sind folgende Musikstücke in „Trance. Gefährliche Erinnerung“ zu hören: „Chanson d’amour“, „Here It Comes“, „Sandman“, „The Day“, „Hold My Hand“, „Moving On Up“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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