Kleine Morde unter Freunden

Kleine Morde unter Freunden

Kleine Morde unter Freunden

Kleine Morde unter Freunden – Originaltitel: Shallow Grave – Regie: Danny Boyle – Drehbuch: John Hodge – Kamera: Brian Tufano – Schnitt: Masahiro Hirakubo – Musik: Simon Boswell – Darsteller: Kerry Fox, Christopher Eccleston, Ewan McGregor, Keith Allen, Ken Stott, John Hodge, Colin McCredie, Jean Marie Coffey, Peter Mullan, Leonard O'Malley u.a. - 1994; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Ein neuer Mitbewohner, den die Ärztin Juliet, der Journalist Alex und der Buchhalter David in ihre WG in Edinburgh aufnehmen, liegt am anderen Morgen tot auf seinem Bett. Darunter findet das Trio einen mit Banknoten prall gefüllten Koffer. Um das Geld behalten zu können, beschließen die drei Freunde, die Leiche verschwinden zu lassen. Doch für den Buchhalter ist das alles zu viel ...
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Kritik

Obwohl es sich bei "Kleine Morde unter Freunden" um eine pechschwarze Thrillerkomödie handelt, spielt sie fast ausschließlich in einer außergewöhnlich farbigen Wohnung. Ausgefallene Ideen und gekonnte stilistischen Spielereien machen den Film sehenswert.
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Die Krankenhausärztin Juliet Miller (Kerry Fox), der Journalist Alex Law (Ewan McGregor) und der Buchhalter David Stephens (Christopher Eccleston) leben zusammen in einer Wohngemeinschaft in Edinburgh und suchen einen neuen Mitbewohner. Keiner der Bewerber entspricht den exzentrischen Vorstellungen der drei Yuppies – bis auf Hugo (Keith Allen), der sich als Schriftsteller ausgibt. Er darf einziehen. Am anderen Morgen liegt er nackt und tot auf seinem Bett, offenbar gestorben an einer Überdosis Drogen. Als Juliet schon die Nummer der Polizei wählt, findet Alex unter dem Bett einen mit Banknotenbündeln prall gefüllten Koffer – und Juliet legt wieder auf. David ist dafür, das Geld abzugeben, aber Juliet und Alex überreden ihn, es nicht zu tun.

Um das Geld behalten zu können, muss das Trio allerdings die Leiche verschwinden lassen, möglichst so, dass niemand sie findet oder zumindest identifizieren kann. Also kaufen die drei Freunde in einem Baumarkt Werkzeug, darunter eine Säge und einen Spaten, packen die Leiche in eine Plastikplane und fahren damit nachts in den Wald. Das Los fällt ausgerechnet auf David, den die Sache am meisten mitnimmt: Er muss der Leiche Hände und Füße absägen, die Zähne ziehen und das Gesicht zertrümmern. Nachdem die Leiche vergraben ist, wird das Auto des Toten in einem See versenkt, und Juliet entsorgt die Hände und Füße in der Klinik. Der Geldkoffer kommt auf den Dachboden der WG.

Für den schüchternen, altmodischen Buchhalter ist das alles zu viel. Als Alex und Juliet sich eines Tages einen Spaß daraus machen, viel Geld auszugeben, dreht David vollends durch, verkriecht sich auf dem Dachboden und kommt nur noch über die Falltreppe herunter, wenn seine Mitbewohner nicht da sind. Schließlich bohrt er Löcher in den Speicherboden, um Alex und Juliet beobachten zu können.

Plötzlich stehen zwei Gangster in der Tür, die hinter dem Geldkoffer her sind und zwei Männer gefoltert haben, um herauszufinden, wo er ist. Inzwischen wissen sie, dass er sich in dieser Wohnung befindet. Sie schlagen Alex und Juliet brutal zusammen. Vor Schmerzen stöhnend schickt Alex sie auf den Dachboden. Kurz darauf purzeln sie tot aus der Luke: David hat sie erstochen.

David befreit seine Mitbewohner von den Fesseln. Gemeinsam vergraben sie die zwei neuen Leichen im Wald.

Danach zieht David sich wieder auf den Dachboden zurück. Juliet stiftet Alex dazu an, sich hinaufzuschleichen und nach dem Geld zu suchen, aber David steht plötzlich hinter ihr im Wohnzimmer. Während Alex in der Redaktion ist, verführt Juliet David und schläft von nun an neben ihm auf dem Dachboden.

Waldarbeiter stoßen auf eine der vergrabenen Leichen; die Polizei entdeckt bei ihren Nachforschungen auch die beiden anderen – und Alex wird von seinem Chefredakteur auf den Fall angesetzt.

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Mitten in der Nacht versucht David, sich mit dem Geldkoffer fortzuschleichen. Juliet wacht auf und will mitkommen. Alex hört die beiden und beschließt, Detective Inspector McCall (Ken Stott) anzurufen, um alles zu gestehen, aber es meldet sich nur der Anrufbeantworter. David wirft ein Flugticket nach Rio de Janeiro auf den Boden, das er in Juliets Sachen fand. Offenbar wollte sie ohne die beiden Männer mit dem Geld fort. David geht zur Tür und schlägt Juliet, die sich ihm in den Weg stellt, rücksichtslos zu Boden. Alex wirft sich auf ihn. Im Verlauf des Kampfes bekommt David ein Messer zu fassen. Das rammt er Alex durch die Schulter bis in die Dielen des Fußbodens. Im nächsten Augenblick wird er von Juliet erstochen. Statt Alex zu helfen, hämmert sie das Messer noch weiter hinein und verlässt dann mit dem Koffer die Wohnung.

Im Auto bricht sie schluchzend zusammen, nachdem sie festgestellt hat, dass der Koffer nur wertloses Papier enthält.

Detective Inspector McCall (Ken Stott) kommt mit weiteren Polizisten in die Wohnung und findet neben dem toten David dessen auf den Boden genagelten Mitbewohner, der trotz seiner Schmerzen leise lächelt, denn er weiß als Einziger, dass er genau über den Geldbündeln liegt, die er unter den Fußbodendielen versteckt hat.

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Der Plot von „Kleine Morde unter Freunden“ erinnert an den 1993 von Scott Smith veröffentlichten und fünf Jahre später von Sam Raimi verfilmten Roman „Ein einfacher Plan“.

Danny Boyle (Regie) und John Hodge (Drehbuch) haben jedoch aus der Ausgangsidee keinen Psychothriller gemacht, sondern eine pechschwarze Thrillerkomödie, die paradoxerweise fast ausschließlich in einer außergewöhnlich farbigen Wohnung spielt, in der sich beispielsweise feuerrote Einrichtungsgegenstände von dunkelblauen Wänden abheben. Gefilmt wurde aus ungewohnten Winkeln, teilweise mit kurzen Brennweiten und mit harten Schatten. Die Verzerrungen, die sich dadurch ergaben, wurden durch Manipulationen des Ablaufs ergänzt: Die Anfangssequenz läuft im Zeitraffer, später bleibt das Bild einmal stehen. Diese gekonnten stilistischen Spielereien sind in „Kleine Morde unter Freunden“ entscheidender als Charaktere, Psychologie und Handlung: Sie machen den Film sehenswert. Außerdem haben Danny Boyle und John Hodge weniger auf Spannung als auf Tempo, verblüffende Wendungen und makabre Komik gesetzt.

Dass es sich um einen Low-Budget-Film handelt, merkt man aufgrund der raffinierten Nutzung stilistischer Möglichkeiten kaum. Um Fördermittel zu bekommen, drehten die Filmemacher statt in Edinburgh – wo die Handlung spielt – in Glasgow. Mit „Kleine Morde unter Freunden“ debütierten sowohl der Regisseur Danny Boyle als auch der Drehbuchautor John Hodge, der im Hauptberuf Arzt ist.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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