Kaltes Land

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Kaltes Land

Kaltes Land – Originaltitel: North Country – Regie: Niki Caro – Drehbuch: Michael Seitzman, nach dem Buch "Class Action. The Story of Lois Jensen and the Landmark Case that Changed Sexual Harassment Law" von Clara Bingham und Laura Leedy Gansler – Kamera: Chris Menges – Schnitt: David Coulson – Musik: Gustavo Santaolalla – Darsteller: Charlize Theron, Frances McDormand, Sean Bean, Richard Jenkins, Jeremy Renner, Michelle Monaghan, Woody Harrelson, Sissy Spacek, Thomas Curtis u.a. – 2005; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Josey Aimes flieht mit ihren beiden Kindern vor ihrem gewalttätigen Lebensgefährten zu ihren Eltern. Als sie erfährt, dass das örtliche Bergbauunternehmen auch Arbeiterinnen beschäftigen muss, bewirbt sie sich und wird genommen. Dass die Arbeit hart sein würde, damit rechnete sie, nicht aber mit den Pöbeleien und sexuellen Belästigungen der männlichen Kollegen. Beschwerden bleiben erfolglos und führen dazu, dass die Kolleginnen sich von Josey abwenden, weil sie befürchten, dass sie alles nur noch schlimmer machen könnte ...
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Kritik

In dem Film "Kaltes Land" von Niko Caro geht es um den ersten Fall von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, der gerichtlich verhandelt wurde. Der Film ist zwar zu langatmig, aber Charlize Theron und Frances McDormand gleichen das mit ihren schauspielerischen Leistungen aus.
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Nachdem ihr Ehemann Wayne (Marcus Chait) sie wieder einmal verprügelt hat, verlässt Josey Aimes (Charlize Theron) ihn mit ihren Kindern Sammy und Karen (Thomas Curtis, Elle Peterson) und kehrt in ihren Geburtsort zurück, eine kleine Bergarbeiterstadt im Norden von Minnesota (North Country). Während Alice Aimes (Sissy Spacek) die Arbeitslosigkeit des Lebensgefährten ihrer Tochter für die Ursache seiner Gewalttätigkeit hält („ein Mann braucht einen Job, sonst fühlt er sich wertlos“), fragt der Vater (Richard Jenkins) unverblümt, ob Wayne Josey mit einem anderen Mann ertappt und deshalb geschlagen habe. Immerhin stammten Joseys Kinder von zwei verschiedenen Vätern, meint Hank Aimes.

Um möglichst bald den Lebensunterhalt für sich, Sammy und Karen selbst bestreiten und eine eigene Wohnung mieten zu können, arbeitet Josey in einem Friseursalon. Ihre Freundin Glory (Frances McDormand) rät ihr nach einiger Zeit, sich stattdessen bei Pearson Taconite & Steel zu bewerben, ein Bergbauunternehmen, das aufgrund einer neuen gesetzlichen Regelung nun auch Arbeiterinnen beschäftigen muss. Glory fährt in der Erzmine einen Lastwagen. Der Verdienst ist weit höher als im Friseursalon, das weiß Josey auch von ihrem Vater, der seit seiner Jugend in der Mine arbeitet.

Josey wird eingestellt. Dass die Arbeit hart sein würde, damit rechnete sie, nicht aber mit den Pöbeleien der männlichen Kollegen. Von ihrem Vater erwartet sie keine Hilfe, denn er hält es für eine Schande, wenn Frauen Männerarbeiten verrichten. Bei der Einweisung der Neuen macht der Vorarbeiter Arlen Pavich (Xander Berkeley) keinen Hehl daraus, dass er gegen die Beschäftigung von Frauen ist und behauptet, der Werksarzt habe ihm Joseys Aussehen unter der Kleidung beschrieben. Vor allem Josey und ihre neunzehnjährige Kollegin Sherry (Michelle Monaghan), die beiden jüngsten und hübschesten Frauen in der Mine, haben unter sexuellen Belästigungen zu leiden. In Sherrys Lunchbox liegt eines Tages ein Dildo, auf ihren im Spind liegenden Pullover masturbiert jemand, und während sie eine mobile Toilette benutzt, kippen ein paar Männer sie um. An den Wänden stehen obszöne Sprüche („Blow Job: 5 $“), und der Umkleideraum der Frauen wird mit stinkenden Exkrementen beschmiert.

Josey beschwert sich bei der Firmenleitung und der Gewerkschaft, aber keiner der Männer hilft ihr. Don Pearson (James Cada), der Besitzer der Mine, lässt sie nicht zu Wort kommen und rät ihr stattdessen zur Kündigung. Josey will jedoch den gut bezahlten Job behalten und die Probleme durchstehen. Sie versucht, ihre Kolleginnen aufzustacheln, mit ihr gemeinsam etwas gegen die Übergriffe der Männer zu unternehmen, aber die anderen Frauen distanzieren sich von ihr, denn sie befürchten, dass Joseys Widerstand alles nur schlimmer machen könnte.

Nachdem ihr früherer Schulfreund Bobby Sharp (Jeremy Renner) sie auf einen Haufen Steine warf und sie würgte, beschuldigt Josey ihn in der Kantine vor allen Leuten, er habe versucht, sie zu vergewaltigen. Bobby leugnet es, und die anderen Männer halten zu ihm. Diese Demütigung ist zu viel für Josey: Sie kündigt und wendet sich an den Rechtsanwalt Bill White (Woody Harrelson), einen begeisterten Eishockey-Spieler. Er soll ihr helfen, das Unternehmen zu verklagen. Bill rät ihr davon ab, weil er es für aussichtslos hält, aber am nächsten Tag übernimmt er den Fall und strebt eine Sammelklage gegen Pearson Taconite & Steel an.

Die von Don Pearson beauftragte Anwältin Leslie Conlin (Linda Emond) will dem Richter (John Aylward) eidesstattliche Erklärungen von dreizehn Frauen vorlegen, denen zufolge in der Mine keine sexuellen Belästigungen vorkommen. Dennoch verspricht der Richter, er werde eine Class Action zulassen, falls sich zwei oder mehr Frauen Josey Aimes anschlössen.

Nicht einmal Sherry ist bereit, bei dem Rechtsstreit mitzumachen, denn sie bangt um ihren Arbeitsplatz und befürchtet eine Eskalation der Schikanen.

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überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Alice Aimes hält es nicht mehr aus, dass ihr Mann der Tochter jede Unterstützung verweigert, und zieht in ein Motel. Das gibt Hank zu denken. Als Josey bei einer Gewerkschaftsversammlung reden will, aber von den Männern niedergeschrien wird, bekennt er sich zu ihr und wirft seinen Kollegen ein beschämendes Verhalten vor. Danach kehrt Alice zu ihm zurück.

Vor Gericht versucht Leslie Conlin die Klägerin als Flittchen darzustellen. Sie fragt Josey nach Sammys Vater. Josey weigert sich, darüber Auskunft zu geben. Daraufhin ruft die Anwältin den Lehrer Paul Lattavansky (Brad William Henke) in den Zeugenstand und behauptet, es handele sich um Sammys Vater, Josey habe als Sechzehnjährige mit ihm ein Verhältnis gehabt. „Ein Verhältnis?“, fragt Josey bitter. Sie erzählt, wie sie nach dem Unterricht von Lattavansky vergewaltigt und geschwängert wurde. Aber sie kann ihre Aussage nicht beweisen, zumal Bobby Sharp erklärt, er habe die beiden damals gesehen und Josey sei gewiss keine Gewalt angetan worden. Entsetzt läuft Sammy aus dem Gerichtssaal. Er dachte bisher, ein gefallener Soldat sei sein Vater gewesen.

Zuflucht sucht der verstörte Junge bei Kyle (Sean Bean), dem Lebensgefährten der inzwischen an amyotrophischer Lateralsklerose erkrankten Glory. Er hasse seine Mutter, meint Sammy. Kyle zeigt Verständnis für ihn, weist ihn aber auch darauf hin, dass Josey nach der Vergewaltigung keine Abtreibung gewollt habe und immer für ihren Sohn dagewesen sei. Schließlich geht Sammy nach Hause und lässt sich von seiner Mutter noch einmal alles erklären.

Beim nächsten Gerichtstermin wird Bobby von Bill ins Kreuzverhör genommen, bis er zugibt, dass er durch ein Fenster in der Tür das Klassenzimmers sah, wie Josey von Paul Lattavansky vergewaltigt wurde und daraufhin wegrannte, statt etwas dagegen zu unternehmen.

Kyle erhebt sich im Publikum und erklärt im Namen seiner Frau, dass diese sich der Klage gegen Pearson Taconite & Steel anschließe. Daraufhin macht auch Sherry mit. Weitere Frauen stehen auf. Schließlich erheben sich sogar einige Männer.

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Der Film „Kaltes Land“ – Originaltitel: „North Country“ – basiert auf dem 2002 veröffentlichten Buch „Class Action. The Story of Lois Jensen and the Landmark Case that Changed Sexual Harassment Law“, in dem Clara Bingham und Laura Leedy Gansler den vierzehn Jahre dauernden Rechtsstreit der allein erziehenden Mutter Lois E. Jenson gegen das Unternehmen Eveleth Taconite schildern. Für „Kaltes Land“ wurde der Fall allerdings etwas fiktionalisiert. So heißen Lois E. Jenson und Patricia S. Kosmach als Filmfiguren Josey bzw. Glory.

„Kaltes Land“ prangert sexuelle Übergriffe gegen Frauen an, zeigt aber auch, wie wichtig es ist, dass bedrängte Frauen sich solidarisieren. Darüber hinaus sehen wir den Zusammenprall einer Frau, die harte Arbeit leistet, um auf eigenen Füßen stehen zu können, mit Männern, die emanzipierte Frauen verabscheuen und sich gegen die neue Konkurrenz wehren.

Wie in „Erin Brockovich“ auch, kämpft in „Kaltes Land“ eine allein erziehende Mutter gegen einen übermächtigen Industriekonzern. Das Kräfteverhältnis zwischen der jungen Frau, die am Arbeitsplatz sexuell belästigt wird, und dem mächtigen Unternehmen, in dem Männer das Sagen haben, wird von Chris Menges durch Luftaufnahmen monströser Fabrikanlagen visualisiert. Weil die Handlung ohnehin vorhersehbar ist, wirkt „Kaltes Land“ zu langatmig. Die Protagonistin wird zur Heldin stilisiert, und das Happy End beschwört wieder einmal die amerikanischen Werte. Da wäre eine kritischere Darstellung überzeugender gewesen. Uneingeschränkt zu loben sind die darstellerischen Leistungen vor allem von Charlize Theron und Frances McDormand, die dafür auch „Oscar“-Nominierungen bekamen.

Die Dreharbeiten für „Kaltes Land“ fanden vom 14. Februar bis 13. Mai 2005 statt. Die Außenaufnahmen entstanden an verschiedenen Orten in Minnesota (Chisholm, Eveleth, Iron Range, Minneapolis, Virginia) und New Mexico (Santa Fe, Silver City), die Innenaufnahmen in den Garson Studios in Santa Fe, New Mexico.

Der Song „Girl of the North Country“ von Bob Dylan inspirierte Niki Caro zum (Original-)Titel „North Country“. Insgesamt sind in „North Country“ bzw. „Kaltes Land“ sechs Songs von Bob Dylan zu hören.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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