Boy A

Boy A

Boy A

Boy A – Originaltitel: Boy A – Regie: John Crowley – Drehbuch: Mark O'Rowe, nach dem Roman "Boy A" von Jonathan Trigell – Kamera: Rob Hardy – Schnitt: Lucia Zucchetti – Musik: Paddy Cunneen – Darsteller: Andrew Garfield, Peter Mullan, Katie Lyons, Shaun Evans, Alfie Owen, Taylor Doherty, Leigh Symonds, Maria Gough, Victoria Brazier u.a. – 2007; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Als 10-Jähriger ermordete Eric mit einem gleichaltrigen Freund zusammen eine Schülerin. Dafür werden die beiden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Erst nach 14 Jahren kommt Eric auf Bewährung frei und darf eine neue Identität annehmen, um sich resozialisieren zu können. Er nennt sich jetzt Jack. Sein Bewährungshelfer Terry besorgt ihm ein Zimmer und einen Job. Es scheint Jack zu gelingen, wieder ein normales Leben zu führen. Aber dann finden die Medien heraus, wer er ist ...
mehr erfahren

Kritik

"Boy A", die Verfilmung eines tragischen Romans von Jonathan Trigell durch John Crowley, überzeugt durch lebendige Charaktere und eine leise Inszenierung ohne Effekthascherei.
mehr erfahren

Manchester. Der Bewährungshelfer Terry (Peter Mullan) hat bei der Erziehung seines Sohnes Zeb (James Young) versagt, und seine Ehe scheiterte. Als Zeb, der bei seiner Mutter aufwuchs, nach Jahren der Kontaktlosigkeit zu seinem Vater zurückkehrt, ist dieser froh. Aber bald kritisiert Terry ihn, weil er zu Hause herumhängt und trinkt, statt sich einen Job zu suchen.

Erfolgreicher scheint Terry mit einem der Schützlinge zu sein, um die er sich beruflich kümmert. Jack Burridge (Andrew Garfield) wird im Alter von 24 Jahren nach 14 Jahren Haft auf Bewährung aus der Haft entlassen. „Jack Burridge“ ist nicht sein richtiger Name – eigentlich heißt er Eric Wilson –, aber er durfte eine neue Identität annehmen, um sich resozialisieren zu können. Nachdem Terry schon im Gefängnis immer wieder die Legende mit Eric/Jack geprobt hat, holt er ihn ab und bringt ihn zu einer Frau (Siobhan Finneran), die ihm ein Zimmer vermietet. Dabei gibt er sich als Onkel des jungen Mannes aus. Er hilft ihm bei der Eröffnung eines Bankkontos und vermittelt ihm einen Job in einem Transportunternehmen. Zwei Wochen nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis beginnt Jack dort zu arbeiten. Mit seinem Kollegen Chris (Shaun Evans) zusammen befördert er Waren in einem Kleinlastwagen.

Bei der Arbeit lernt Jack auch die Büroangestellte Michelle (Katie Lyons) kennen. Er ist zu schüchtern, um sie anzusprechen, aber Michelle ergreift die Initiative und geht mit ihm aus. Sie kommen sich näher und werden ein Paar.

Inzwischen haben die Medien herausgefunden, dass einer der beiden 10-jährigen Jungen, die vor mehr als vierzehn Jahren eine Schülerin ermordeten, aus dem Gefängnis entlassen wurde. Jack ist entsetzt, als er in einer Zeitung ein Phantombild sieht, das ihm sehr ähnelt. Ein Zeichner fertigte es auf der Grundlage eines Fotos von damals. Terry, der sich regelmäßig mit Jack trifft, beruhigt ihn: Niemand kenne seine neue Identität.

Als Kind wurde Eric (Alfie Owen) von seinem Vater (Leigh Symonds) misshandelt und von seiner Mutter (Maria Gough) vernachlässigt. Die Mutter erfuhr schließlich, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt war. Da legte sie sich ins Bett und als Eric sie fragte, ob er ihr helfen könnte, schickte sie ihn barsch fort. Auf der Straße wurde Eric von drei etwas älteren Schülern gedemütigt und verprügelt. Eines Tages begegnete er einem Gleichaltrigen, der wie er die Schule schwänzte. Philip Craig (Taylor Doherty) war ebenfalls ein Außenseiter. Sein Bruder hatte ihn mehrmals vergewaltigt. Im Gegensatz zu Eric wehrte sich Philip, und als die drei Schüler ihn und Eric provozierten, schlug er sie zusammen. Philip machte es Spaß, eine Flasche über eine Mauer auf eine stark befahrene Straße zu werfen und dadurch einen Verkehrsunfall auszulösen, und er stiftete Eric zum Ladendiebstahl an.

Als die 10-jährige Schülerin Angela Milton (Skye Bennett) die beiden Kleinkriminellen beim Verkratzen eines Schildes ertappte und sie beschimpfte, verletzte Philipp sie mit einem Stanley-Messer an den Armen und zerrte sie dann unter eine Brücke. Eric hob das zu Boden gefallene Messer auf und folgte den beiden. Einer der beiden Jungen tötete Angela. Dafür wurden sie zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Phillip starb nach sieben Jahren im Gefängnis. Es sah aus, als habe er sich erhängt, aber Jack ist überzeugt, dass Mithäftlinge Phillip umbrachten und ihn dann aufhängten, um einen Suizid vorzutäuschen.

Während einer Tour mit dem Kleintransporter fällt Jack eine durchbrochene Mauer neben der Straße auf. Chris hält an. Offenbar verlor jemand die Kontrolle über seinen Wagen. Der Fahrer ist tot, aber die beiden jungen Männer retten ein kleines Mädchen aus dem Wrack. Dafür werden sie im Kollegenkreis und in der Öffentlichkeit gefeiert. Und in einer Lokalzeitung erscheint ein Bericht darüber mit einem aktuellen Foto von Jack. Wieder muss er befürchten, anhand des Bildes enttarnt zu werden.

Zeb ärgert sich darüber, dass sein Vater augenscheinlich besser auf Jack als auf ihn zu sprechen ist. Frustriert durchstöbert er Terrys Sachen und findet dabei heraus, wer Jack wirklich ist. Im Zorn auf seinen Vater gibt er die Information an die Medien weiter, die sie begierig aufgreifen.

Jacks Chef Dave (Jeremy Swift) ruft an und teilt ihm mit, dass er fristlos entlassen sei. Chris argwöhnt, dass Jack Michelle etwas angetan haben könnte, denn sie hat sich im Büro krankgemeldet, ist aber auch zu Hause nicht erreichbar. Verzweifelt versucht Jack, mit Terry zu telefonieren, gelangt jedoch immer nur auf die Mailbox, denn Zeb hat das Handy seines Vaters versteckt. Vor der Medienmeute, die das Haus belagert, flieht Jack übers Dach. Obwohl er sich bei einem Sprung am Bein verletzt, schafft er es zum Bahnhof und steigt in einen Zug. In Blackpool weckt ihn eine Frau (Iris Sharple), die schon befürchtete, er sei tot und weist ihn darauf hin, dass es die Endstation ist.

Auf dem Pier glaubt Jack, Michelle noch einmal zu treffen. In seiner Einbildung wechseln sie ein paar Worte und verabschieden sich dann traurig voneinander. Jack spricht Terry und Chris Abschiedsgrüße auf die Mailboxen. Dann klettert er über ein Geländer hoch über dem Wasser und klammert sich weinend daran. Der Film endet, bevor er sich fallen lässt.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Der Film „Boy A“ von Mark O’Rowe (Drehbuch) und John Crowley (Regie) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jonathan Trigell aus dem Jahr 2004.

Es geht in „Boy A“ um gewalttätige Jugendliche, Schuld und Resozialisierung, das Suchen nach der eigenen Identität, Gesellschafts- und Medienkritik. Mark O’Rowe und John Crowley erzählen die Geschichte aus der Sicht eines jungen Mannes, der als Kind einen Mord beging und nach der Verbüßung einer langen Haftstrafe versucht, sich unter einer neuen Identität zu resozialisieren. Als die Medien herausfinden, wer er wirklich ist und ihn jagen, wird der Täter zum Opfer. Dass ihm eine zweite Chance verwehrt wird, kritisieren die Filmemacher.

Die Handlung entwickelt sich chronologisch in der Gegenwart. Die Vorgeschichte wird in Rückblenden fragmentarisch nachgeholt. Die Tragödie „Boy A“ überzeugt durch lebendige Charaktere und eine leise Inszenierung ohne Effekthascherei. Aber an einigen Stellen hängt die Inszenierung durch, vor allem in der überbetonten Liebesgeschichte zwischen Jack und Michelle.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

John Crowley: Intermission. Chaos in Dublin

Robert Seethaler - Das Café ohne Namen
In seinem Roman "Das Café ohne Namen" geht es Robert Seethaler weder um Gesellschaftskritik noch um eine Milieustudie. Stattdessen bietet er mehr oder weniger zeitlose Miniaturporträts von einfachen Menschen. Robert Seethaler setzt nicht auf "Action" und vermeidet jede inhaltliche oder stilistische Effekthascherei.
Das Café ohne Namen