Auf der Flucht

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Auf der Flucht

Auf der Flucht – Originaltitel: The Fugitive – Regie: Andrew Davis – Drehbuch: Jeb Stuart, David Twohy – Kamera: Michael Chapman – Schnitt: Don Brochu, David Finfer, Dean Goodhill, Dov Hoeni, Richard Nord, Dennis Virkler – Musik: James Newton Howard – Darsteller: Harrison Ford, Tommy Lee Jones, Sela Ward, Jeroen Krabbé, Julianne Moore, Joe Pantoliano, Daniel Roebuck, L. Scott Caldwell, Tom Wood u.a. – 1993; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Helen Kimble wird ermordet. Ihr Witwer, der Arzt Dr. Richard Kimble, sagt aus, er habe einen einarmigen Einbrecher gestellt, mit ihm gerungen, ihn jedoch nicht festhalten können. Niemand glaubt ihm. Er wird wegen Mordes zum Tod verurteilt. Als er zur Hinrichtung in ein anderes Gefängnis gebracht werden soll, gelingt ihm die Flucht. Während der US Marshal Samuel Gerard ihn jagt, versucht Kimble, den Mörder seiner Frau zu finden, um seine Unschuld beweisen zu können ..
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Kritik

"Auf der Flucht" veranschaulicht die Fragwürdigkeit der Todesstrafe. In der spannenden, temporeich erzählten Mischung aus Drama und Thriller gibt es Actionszenen und eine Menge guter Einfälle. Harrison Ford und Tommy Lee Jones machen das Beste aus ihren Rollen.
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Als Dr. Richard Kimble (Harrison Ford) und seine Ehefrau Helen (Sela Ward) von einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Chicago nach Hause fahren, erhält der Arzt einen Anruf. Daraufhin setzt er Helen kurz ab und eilt ins Krankenhaus. Noch am selben Abend geht bei der Polizei ein Notruf aus seinem Privathaus ein. Helen murmelt in den Telefonhörer, „er“ wolle sie ermorden, ist aber nicht mehr fähig, einen verständlichen Satz zu sagen. Als die Polizei eintrifft, ist Dr. Kimble bereits zu Hause. Seine Frau liegt mit einem Schädelbruch und einer tödlichen Schusswunde auf dem Bett. Richard Kimble sagt aus, er habe einen einarmigen Einbrecher überrascht und mit ihm gerungen, ihn jedoch nicht festhalten können. Die Detectives Kelly (Ron Dean) und Rosetti (Joseph F. Kosala) glauben ihm das nicht. Und das zuständige Gericht verurteilt Kimble aufgrund von Indizien wegen Mordes zum Tod.

Zur Vollstreckung soll er in ein anderes Gefängnis verlegt werden. Mit ihm sitzen drei weitere Häftlinge im Transporter: Carlson, Partida und Copeland (Thom Vernon, Ken Moreno, Eddie Bo Smith jr.). Einer von ihnen simuliert während der Fahrt einen epileptischen Anfall, und als sich einer der Wachmänner (Pancho Demmings) um ihn kümmern will, rammt er ihm ein selbst gebasteltes Messer in den Bauch. Bei dem wilden Durcheinander, das nun ausbricht, verliert der Fahrer die Kontrolle über den Wagen, und der Transporter stürzt über einen Abhang hinunter auf ein Bahngleis. Kimble hievt den verletzten Wachmann aus einem Fenster des getrümmerten Fahrzeugs. Er und und Copeland können gerade noch rechtzeitig aus dem Wrack klettern, bevor es von einem Zug erfasst wird. Carlson, Partida, der Fahrer (Jim Wilkey) und der zweite Wachmann (Richard Riehle) sind tot.

US Marshal Samuel Gerard (Tommy Lee Jones) übernimmt den Fall von Sheriff Rawlins (Nick Searcy).

Kimble, der selbst verletzt ist, stiehlt einen Overall aus einem geparkten Pickup, gelangt unerkannt ins Concordia Hospital, in dem er als Arzt tätig war, näht dort seine Wunde, rasiert sich den Vollbart ab und wechselt die Kleidung, über die er einen Arztkittel zieht. Als er das Gebäude verlässt, wird der verletzte Wachmann gerade gebracht. Kimble weist die Sanitäter darauf hin, dass der Mann eine Stichwunde im Oberbauch hat und rasch operiert werden muss. Dann flüchtet er mit dem Krankenwagen.

Der verletzte Wachmann erkannte Kimble und lässt die Polizei verständigen. So erfährt Marshal Gerard, dass Kimble mit einem Krankenwagen auf der Flucht ist. Ein Hubschrauber entdeckt das Fahrzeug. Als Kimble durch einen Tunnel fahren will, riegelt die Polizei beide Ausgänge ab. Kimble hält an, steigt aus und klettert in einen Abwasserkanal. Samuel Gerard stellt ihn. Als Kimble ihm erklärt, er habe seine Frau nicht getötet, antwortet der Marshal, das sei ihm „scheißegal“. Bevor er Kimble jedoch festnehmen kann, springt dieser aus der Öffnung des Kanals in den tief darunter liegenden Stausee.

Nachdem er sich in einem Motel die Haare gefärbt hat, lässt er sich von einer Autofahrerin (Cynthia Baker) mitnehmen und übernachtet bei ihr.

Inzwischen stürmt die Polizei das Haus, in das Copeland geflohen ist. Dem Verbrecher gelingt es, einen der Beamten als Geisel zu nehmen, aber er wird von Gerard erschossen.

Die Polizei hört ein kurzes Gespräch ab, das Richard Kimble von einer Telefonzelle aus mit seinem Freund Walter Gutherie (Dick Cusack) führt. An den Hintergrundgeräuschen erkennt Deputy Marshal Cosmo Renfro (Joe Pantoliano), dass der Anrufer sich wieder in Chicago befindet.

In einem Parkhaus spricht Kimble seinen Freund Dr. Charles Nichols (Jeroen Krabbé) an. Er benötigt Geld und lässt sich deshalb vom Vorstandsvorsitzenden des Pharmakonzerns Devlin McGregorNichols die Scheine geben, die dieser gerade bei sich hat. Dann verschwindet er wieder.

Mit dem Geld mietet er bei einer Immigrantin aus Polen (Monika Chabrowski) und deren Sohn (Lonnie Sima) eine Souterrainwohnung.

Kurz darauf wird das Haus von einem Polizeiaufgebot umstellt. Kimble sieht keine Fluchtmöglichkeit und gerät beinahe in Panik. Aber der Zugriff gilt nicht ihm, sondern dem kriminellen Sohn der Vermieterin. Der gibt bei seiner Vernehmung zu Protokoll, dass der steckbrieflich gesuchte Ausbrecher Richard Kimble bei seiner Mutter im Keller wohnt. Als Marshal Gerard das erfährt, durchsucht er sofort die Wohnung und findet Hinweise, dass Kimble einen gestohlenen Mitarbeiterausweis des Concordia Hospitals mit seinem Passfoto gefälscht hat.

Als Hausmeister getarnt, verschafft Kimble sich im Krankenhaus Zugriff zu Computerdaten und druckt eine Liste von fünf einarmigen Patienten aus, von denen einer Helens Mörder sein könnte. Als er die Klinik verlassen will, fällt ihm ein Junge (Joel Robinson) auf, der über Schmerzen in der Brust klagt. Dr. Anne Eastman (Julianne Moore), die Ärztin, die sich um den Patienten kümmert, fordert den vermeintlichen Hausmeister auf, das Bett mit dem Jungen in einen Beobachtungsraum zu schieben. Kimble sieht sich die Röntgenaufnahme an und bringt den Patienten statt in einen Beobachtungsraum zur Chirurgie. Im Aufzug streicht er Anne Eastmans Fehldiagnose durch und schreibt die richtige Diagnose aufs Krankenblatt. Aufgrund dieser Notiz wird der Junge sofort operiert.

Auf dem Weg nach draußen läuft Richard Kimble noch einmal Anne Eastman über den Weg. Sie fragt ihn, warum er den Jungen entgegen ihrer Anweisung in die Chirurgie brachte, reißt ihm den Ausweis vom Kittel und ruft nach dem Sicherheitsdienst. Aber sie kann Kimble nicht festhalten.

Kurz nachdem Kimble das Krankenhaus verlassen hat, trifft Gerard ein. Dr. Anne Eastman berichtet ihm, dass der Gesuchte soeben einem Jungen durch die Korrektur einer Fehldiagnose und sein beherztes Eingreifen das Leben gerettet habe.

Richard Kimble ruft die fünf Männer auf seiner Liste an und besucht dann einen von ihnen – Clive Driscoll (Maurice Person) – im Gefängnis. Dort sieht er auf den ersten Blick, dass es sich bei dem Häftling nicht um den Mörder seiner Frau handelt, und er geht sofort wieder. Gerard ist ihm dicht auf den Fersen und entdeckt ihn im Treppenhaus der Justizvollzugsanstalt, aber Kimble entkommt ihm erneut, indem er sich auf der Straße unter die Teilnehmer der St.-Patrick’s-Day-Parade mischt.

Weil Kimble drei Namen auf der Liste aufgrund der am Telefon erhaltenen Auskünfte streichen konnte, bleibt nur noch einer übrig: Frederic Sykes (Andreas Katsulas). Kimble bricht in dessen Haus ein und sucht nach Hinweisen, dass es sich bei Sykes, der für die Sicherheit im Pharmakonzern Devlin McGregor verantwortlich ist, um den gesuchten Verbrecher handelt. Er findet Fotos, die den Einarmigen zusammen mit Dr. Alexander Lentz (David Darlow) zeigen, dem Pathologen des Concordia Hospitals. Hat Helens Ermordung etwas mit der Zulassung des Medikaments Provasic der Firma Devlin McGregor zu tun? Dr. Kimble fand nämlich heraus, dass die Einnahme schwere Leberschäden verursachen kann. Er ruft den Marshal an, sagt ihm, er habe Hinweise auf den Mörder gefunden und lässt den Hörer neben den Fotos liegen, damit die Polizei genügend Zeit hat, den Anruf zurückzuverfolgen.

Als Gerard und Renfro eintreffen, ist Kimble längst weg. Aber mit der Aktion hat er die Ermittler auf die Fotos aufmerksam gemacht. Die Marshals warten, bis Sykes nach Hause kommt und vernehmen ihn dann. Obwohl sie überzeugt sind, dass er sie anlügt, können sie ihm nichts anhaben.

Im Concordia Hospital besorgt Kimble sich Gewebeproben von Patienten, die wegen schwerer Leberschäden nach der Einnahme von Provasic operiert wurden. Die mit ihm befreundete Kollegin Dr. Kathy Wahlund (Jane Lynch) untersucht die Proben und stellt fest, dass sie alle von ein und derselben gesunden Leber stammen. Freigegeben wurden sie von Dr. Charles Nichols, die meisten davon an dem Tag, an dem der Pathologe Dr. Alexander Lentz bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

In der U-Bahn erkennt ein Zeitungsleser Kimble und geht in den nächsten Wagen, um dort einen Polizisten zu alarmieren. In diesem Augenblick taucht Sykes auf und bedroht Kimble mit einer Pistole. Als der Polizist sich nähert, erschießt Sykes ihn. Kimble gelingt es, den Mörder zu entwaffnen und mit Handschellen des toten Polizisten an einen Türgriff zu fesseln, bevor er den Zug zum Stehen bringt und davonrennt.

Richard Kimble wird nun auch wegen der Ermordung eines Polizisten gesucht. Die Fahndung läuft auf Hochtouren.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Im Chicago Hilton Hotel beginnt zu dieser Stunde ein Ärztekongress. Der Eröffnungsredner Dr. Charles Nichols preist Provasic als neues Wundermittel ohne Nebenwirkungen an. Als er im Publikum Richard Kimble entdeckt, irritiert ihn das und er verspricht sich mehrmals. Kimble tritt vor das Rednerpult und wirft Nichols vor allen Leuten vor, Gewebeproben vertauscht und Forschungsberichte gefälscht zu haben. Nichols bricht seinen Vortrag ab und geht hinaus.

Kimble folgt ihm aufs Flachdach des Hotels. Dort kämpfen die beiden. Mit einer Durchsage aus einem Polizeihubschrauber werden sie aufgefordert, sich zu ergeben, aber sie achten nicht darauf. Durch ein Glasdach stürzen sie in einen Aufzugschacht und finden sich danach in der Wäscherei des Hotels wieder.

Samuel Gerard und Cosmo Renfro, die ohnehin bereits auf dem Weg zum Hilton Hotel waren, erfahren, dass Kimble von einem Polizeihubschrauber auf dem Dach gesichtet wurde. Sie eilen schließlich in die Wäscherei. Dort fordert der Marshal Kimble auf, sich zu ergeben und warnt ihn vor den aufgebrachten Polizisten, die das Hotel umstellt haben und ihn verdächtigen, einen aus ihren Reihen erschossen zu haben. Nachdem Nichols bereits Renfro getötet hat, schleicht er sich von hinten an Gerard heran. In dem Augenblick, in dem er die Waffe hebt, um ihn zu erschießen, schlägt Kimble ihm mit einer Eisenstange in die Kniekehlen und rettet dem Marshal das Leben.

Der weiß inzwischen, dass Kimble unschuldig zum Tod verurteilt wurde und durchschaut die wahren Zusammenhänge. Der Arzt stand der Zulassung des Medikaments Provasic im Weg und sollte deshalb ermordet werden. Als der Auftragskiller Frederic Sykes in das Haus eindrang, traf er jedoch auf Helen Kimble. Nachdem er ihr den Schädel eingeschlagen hatte, konnte sie noch ins Schlafzimmer fliehen und die Notrufnummer wählen, aber dann erschoss er sie.

Sykes wird verhaftet.

Richard Kimble wird zwar in Handschellen aus dem Hotel geführt, aber im Wagen befreit ihn Samuel Gerard sofort davon.

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Der Film von Andrew Davis basiert auf einer Fernsehserie der Sechzigerjahre, in der David Janssen und Barry Morse die beiden Hauptrollen spielten: „Dr. Kimble auf der Flucht“ („The Fugitive“). Es gab damals 120 Folgen in vier Staffeln. Die Idee dazu lieferte Roy Huggins. Angeregt wurde er dazu durch den Fall des 1954 wegen der Ermordung seiner schwangeren Ehefrau Marilyn zu lebenslanger Haft verurteilten, aber zehn Jahre später in einem Wiederaufnahmeverfahren aus Mangel an Beweisen freigesprochenen Osteopathen Samuel Holmes Sheppard (1923 – 1970).

„Auf der Flucht“ veranschaulicht die Fragwürdigkeit der Todesstrafe. Im konkreten Fall wird der Arzt Dr. Richard Kimble zu Unrecht wegen der Ermordung seiner Ehefrau verurteilt, und wenn ihm nicht die Flucht gelungen wäre, hätte man den Unschuldigen hingerichtet.

Andrew Davis hat daraus eine packende Mischung aus Drama und Thriller gemacht. Es gibt spektakuläre Actionszenen, aber auch eine Menge guter Einfälle. Erzählt wird chronologisch und temporeich, zumeist aus Kimbles Blickwinkel, zwischendurch auch aus der Perspektive des Marshals. Die Figur des Arztes Dr. Richard Kimble ist etwas zu einseitig angelegt – hochintelligent und durch und durch ein Gutmensch –, da hätte ein bisschen „Shadowing“ gut getan. Aber Harrison Ford und Tommy Lee Jones machen das Beste aus ihren Rollen.

Tommy Lee Jones erhielt dafür einen „Oscar“. Nominiert hatte man „Auf der Flucht“ auch in den Kategorien Bester Film, Beste Filmmusik, Beste Kameraführung, Bester Schnitt, Bester Ton und Bester Tonschnitt.

Stuart Baird drehte zu „Auf der Flucht“ ein Sequel mit Tommy Lee Jones und Wesley Snipes in den Hauptrollen. Wieder geht es um einen unschuldig wegen Mordes Verurteilten auf der Flucht, der vom US Marshal Samuel Gerard gejagt wird.

Auf der Jagd – Originaltitel: U. S. Marshals – Regie: Stuart Baird – Drehbuch: John Pogue – Kamera: Andrzej Bartkowiak – Schnitt: Terry Rawlings – Musik: Jerry Goldsmith – Darsteller: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes, Robert Downey jr., Joe Pantoliano, Daniel Roebuck, LaTanya Richardson, Tom Wood, Kate Nelligan, Irène Jacob, Michael Paul Chan u.a. – 1998; 120 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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