William Faulkner : Die Freistatt

Die Freistatt
Originalausgabe: "Sanctuary", New York 1931 Die Freistatt Übersetzung: Hans Wollschläger Vorwort: André Malraux Diogenes Verlag, Zürich 1973 Süddeutsche Zeitung / Bibliothek, Band 25, München 2004 ISBN 3-937793-24-0, 271 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als ein Mann unter Mordverdacht festgenommen wird, setzt der Anwalt sich für ihn, seine Lebensgefährtin und deren Säugling ein, weil er überzeugt ist, dass der inhaftierte Schwarzbrenner zwar Gesetze übertritt, aber kein Mörder ist. Doch er kann nicht verhindern, dass der Angeklagte aufgrund einer Falschaussage zum Tod verurteilt und vom Mob gelyncht wird. Gebrochen kehrt der Jurist zu dem trostlosen Leben an der Seite seiner Frau zurück.
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Kritik

William Faulker erzählt die Geschichte über Impotenz, Voyeurismus, Vergewaltigung, Schlägereien und Morde, Lynchjustiz und irrtümliche Todesurteile aus wechselnden Blickwinkeln, deutet vieles zunächst nur an und sorgt dafür, dass der Sinn einer Szene sich häufig erst im Nachhinein erschließt, wenn er das Geschehen aus einer anderen Perspektive beleuchtet.
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Horace Benbow, ein dreiundvierzigjähriger Rechtsanwalt in Kinston, verlässt nach zehn Jahren Ehe seine Frau Belle und deren aus erster Ehe stammende Tochter Klein-Belle. Er macht sich auf den Weg nach Jefferson. Ein Lastwagenfahrer nimmt ihn ein Stück mit; den Rest geht er zu Fuß. Als er an einer Quelle Wasser trinkt, taucht plötzlich ein Mann mit einer Pistole auf, hält ihn stundenlang schweigend fest und führt ihn dann zu einem vor dem Bürgerkrieg gebauten, inzwischen verfallenen Pflanzerhaus, dem „Alten Franzosenhaus“, in dem eine Schwarzbrennerei versteckt ist. Dort kocht die übellaunige Ruby Lamar, die ihren Säugling in einer Kiste liegen hat, für ihren Lebenspartner Lee Goodwin, dessen Kumpanen Popeye, Van und Tommy sowie einen blinden und tauben Greis. Horace muss wohl oder übel bei den Schnapsbrennern übernachten. Am nächsten Tag trifft er bei seiner sieben Jahre jüngeren Schwester Narcissa ein, die mit ihrem zehnjährigen Sohn und Miss Jenny, der neunzigjährigen Großtante ihres verstorbenen Ehemanns, vier Meilen außerhalb von Jefferson lebt. Narcissa überlässt ihrem Bruder die Schlüssel des seit zehn Jahren unbewohnten Hauses in der Stadt, in dem sie beide geboren wurden. Horace reißt die Bretter ab, mit denen er selbst die Fenster vernagelt hatte, schrubbt die Böden, kauft Bettzeug und Konserven und zieht ein. Weil Narcissa um ihren Ruf fürchtet, missbilligt sie nicht nur Horaces Trennung von Belle, sondern ebenso seinen Entschluss, statt bei ihr im Elternhaus zu wohnen.

Einige Zeit war Narcissa die Geliebte eines siebenundzwanzigjährigen Studenten. Gowan Stevens machte ihr sogar einen Heiratsantrag, wurde jedoch von ihr abgewiesen. Ein Kind im Haus genüge, meinte sie. Daraufhin beendete er das Verhältnis. Nachdem er mit drei Jugendlichen, die aus Überdruss und Langeweile Glasscherben auf eine Straße gestreut hatten, schwarz gebrannten Schnaps aus einem Einmachglas trank, verlor er vorübergehend das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, erinnerte er sich an seine Verabredung mit Temple Drake, einer siebzehnjährigen Schülerin und Tochter eines Richters in Jackson. Mit dem Auto raste er ihrem Zug nach und holte ihn an der übernächsten Station ein. Bei der Weiterfahrt mit Temple reagierte er zu spät auf einen Baum, der die Straße blockierte und krachte hinein. Blutend, aber nur leicht verletzt krochen sie aus dem Wrack. In der Nähe war das „Alte Franzosenhaus“; Gowan kaufte dort seit drei Jahren Schnaps, und er rechnet damit, dass Lee ihnen einen Wagen besorgen werde.

Ruby warnt die ebenso naive wie attraktive Siebzehnjährige vor den Männern im „Alten Franzosenhaus“ und rät ihr, rasch zu verschwinden. Sie erzählt, wie ihr Vater einen jungen Mann, der sie nach Hause gebracht hatte, erschoss und sie dann aufforderte: „Jetzt bück dich hin und leck deinen Dreck, du Hure.“ (Seite 54) Temple ist schockiert. Später kam Ruby mit Lee zusammen. Als der Kavallerie-Sergeant auf den Philippinen war, hielt sie ihm die Treue, aber er brachte wegen einer Schwarzen einen anderen Soldaten um und wurde deshalb in Leavenworth eingesperrt. Ruby musste zwei Monate sparen, bis sie eine Fahrkarte nach Leavenworth kaufen konnte. Dort arbeitete sie dann als Kellnerin und besuchte Lee jeden zweiten Sonntag. Weil sie sich keinen Rechtsbeistand für Lee leisten konnte, ließ sie sich zwei Monate lang auf eine Affäre mit einem Anwalt ein – bis sich herausstellte, dass ein ziviler Anwalt für einen militärischen Häftling überhaupt nichts unternehmen konnte. Als die USA in den Ersten Weltkrieg eingriffen, schickten sie Lee degradiert als Infanterist nach Frankreich, und danach musste er noch einmal nach Leavenworth, bis ein anderer Anwalt, an den Ruby sich herangemacht hatte, über seine Beziehungen zu einem Kongressabgeordneten Lees Freilassung erreichte.

Während Ruby erzählt, säuft Gowan mit Tommy, ohne sich auch nur das Blut abgewaschen zu haben. Beim Abendessen packt Van die junge Frau am Handgelenk, fordert seine Kumpane auf, mit ihren Stühlen zu rücken und zwingt Temple, sich neben ihn zu setzen. Von Gowans Protesten lässt er sich nicht einschüchtern. Nach dem Essen prügeln Van und Gowan sich auf der Veranda, bis sie von den anderen auseinandergerissen werden. Popeye und Tommy heben Gowan aus dem Unkraut vor der Veranda, tragen ihn in ein Zimmer und werfen ihn ungeachtet des Bluts auf das Bett, in dem auch Temple schlafen soll.

Die Männer geraten durch die Anwesenheit der jungen Frau außer sich, und sie rennt panisch vor Angst hin und her, bis Ruby sie in die Kornkammer bringt, wo sie sich zwar vor den Ratten fürchtet, aber unbehelligt schlafen kann. Am nächsten Morgen tauchen dort Tommy und Popeye auf; sie geraten aneinander, und Popeye erschießt Tommy.

Während Lee zu den Tulls geht, die zwei Meilen entfernt wohnen, um den Sheriff anzurufen und den Mord zu melden, fährt Popeye mit Temple nach Memphis. Die junge Frau blutet zwischen den Beinen, denn sie war unmittelbar nach dem Mord von dem Greis mit einem Maiskolben vergewaltigt worden. Popeye quartiert Temple, die ihn „Daddy“ nennt, in einem seit zwanzig Jahren von der Witwe Reba Rivers betriebenen Bordell in Memphis ein, die der Schülerin ein Handtuch gibt.

Obwohl Lee den Mord meldete, verdächtigt der Sheriff ihn als Täter und nimmt ihn fest. Als Horace davon erfährt, kümmert er sich um Ruby und ihren Säugling. Er bringt sie in seinem Geburtshaus in Jefferson unter und will bei seiner Schwester übernachten, aber als er Narcissa von Ruby erzählt, besteht sie darauf, die „Hure eines Mörders“ sofort von dort wegzuholen. Horace quartiert sie in einem billigen Hotel ein, für das er bezahlen muss, weil Ruby kein Geld hat. Sie ist bereit, ihn auf andere Weise zu entschädigen, aber Horace will nicht und erklärt ihr, dass es ihm nicht auf Sex oder Geld ankomme; er handele einfach so, wie er es für notwendig halte.

Am nächsten Tag redet er mit Miss Jenny.

„Nachdem er [Lee Goodwin] sich ergeben hatte, wurde alles durchsucht, bis sie die Destillieranlage fanden. Sie wussten, was er machte, aber sie warteten, bis er reif war. Dann schlugen sie zu, alle. Die guten Kunden, die bei ihm Whisky gekauft und alles weggesoffen hatten, was er gratis gab, und die vielleicht sogar versucht hatten, hinter seinem Rücken bei seiner Frau ins Bett zu kommen. Du solltest sie mal hören, unten in der Stadt. Heute morgen hat der Baptistenpfaffe über ihn gepredigt. Nicht nur als Mörder, sondern auch als Inbegriff der Unzucht; als einen Vergifter der freien demokratisch-protestantischen Atmosphäre im Yoknapatawpha County. Ich hatte den Eindruck, dass er darauf hinauswollte, man solle die beiden [Lee Goodwin und Ruby Lamar] als abschreckendes Beispiel für das Kind auf einem Scheiterhaufen verbrennen; das Kind wäre dann aufzuziehen und mit der englischen Sprache vertraut zu machen, und zwar zu dem einzigen Zweck, ihm die Erkenntnis beizubringen, dass es in Sünde gezeugt sei von zwei Menschen, die den Feuertod dafür erlitten, dass sie es zeugten.“ (Seite 109f)

Lee kennt zwar den Mörder, aber er weigert sich, etwas von Popeyes Anwesenheit zur Tatzeit im „Alten Franzosenhaus“ zu verraten, weil er befürchtet, Popeye würde ihn in diesem Fall von dem Hotel gegenüber dem Gefängnis durchs Fenster erschießen. Vergeblich redet Horace auf Lee ein: Der fühlt sich unschuldig und glaubt zuversichtlich, dass man ihm nichts anhaben kann.

Erst nach einiger Zeit erfährt Horace von Ruby, dass damals eine junge Frau im „Alten Franzosenhaus“ war. Ruby kam gerade vom Wasserholen an der Quelle zurück, als Popeye und Temple an ihr vorbeifuhren. Horace nimmt den Zug nach Oxford, wo Temple zur Schule ging, aber sie war seit zwei Wochen nicht mehr dort.

Als Horace von Oxford nach Jefferson zurückkommt und nach Ruby sieht, gesteht ihm der Hotelbesitzer, er habe sie und ihr Kind hinausgeworfen, weil es die Damen von der Baptistenkirche so verlangt hatten. Er müsse schließlich auf sein Geschäft achten. Eine Mrs Wallace hat die Mutter und ihr Kind vorübergehend aufgenommen. Noch einmal versucht Horace, seine Schwester umzustimmen, aber Narcissa bleibt bleibt dabei: Diese Person will sie nicht im Elternhaus haben. Ohnehin erzählen sich die Leute bereits, Horace habe absichtlich dafür gesorgt, dass sein Mandant nicht gegen Kaution freikam, damit er ungestört mit Ruby zusammen sein kann. Drei Tage lang sucht Horace, dann kann er Ruby und ihren Säugling zu einer alten, halb verrückten Frau bringen.

Senator Clarence Snopes, der bei der Suche nach seinem Vetter Virgil in Memphis auf Temple Drake stieß, verlangt von Horace Geld, bevor er ihm verrät, wo die Zeugin zu finden ist. Unverzüglich fährt Horace zu Reba Rivers nach Memphis. Sie hilft ihm dabei, die widerstrebende junge Frau, die inzwischen mehr Gin als Nahrung zu sich nimmt, zum Reden zu bringen. Er macht Temple klar, dass das Leben eines seiner Meinung nach Unschuldigen auf dem Spiel steht, und schließlich erzählt sie von ihrem Aufenthalt im „Alten Franzosenhaus“, davon wie sie nach dem Abendessen panisch vor Angst auf ihrem Bett lag und so fest wie möglich wünschte, sich in einen Jungen zu verwandeln; dann hätten die Männer sie in Ruhe gelassen. Immer wieder schaute sie enttäuscht zwischen ihre Beine.

Alle paar Tage kommt Popeye zu Temple.

Als er die Hand auf sie legte, begann sie zu wimmern. „Nein, nicht“, flüsterte sie, „er [der Arzt] hat gesagt, ich kann jetzt noch nicht, er hat …“ Er riss die Decken zurück und warf sie beiseite. Sie lag ganz reglos, die Handflächen erhoben, und ihr Fleisch unter der Hülle ihrer Lenden wich weiter zurück, schneller, in wilder Auflösung, wie ein geängstigter Mensch in einer Menge. Als seine Hand wieder auf sie zukam, dachte sie, er wolle sie schlagen. Sie starrte ihm ins Gesicht, und da sah sie, wie es zu zucken begann und sich zu verzerren, wie das eines Kindes, das kurz davor steht, in Tränen auszubrechen, und hörte, wie ihm ein wimmernder Laut entkam. Er griff nach ihrem Nachthemd. Sie packte seine Handgelenke und fing an, sich von einer Seite auf die andere zu werfen, und öffnete den Mund, um zu schreien. Seine Hand legte sich hastig auf ihren Mund, und sie packte sie am Gelenk, während ihr Speichel zwischen seine Finger drang, und ihr Körper schlug hin und her und wand sich wild von einem Schenkel auf den anderen, und sie sah ihn neben dem Bett kauern, das kinnlose Gesicht qualvoll verzerrt, die bläulichen Lippen vorgestülpt, als bliese er auf eine heiße Suppe, und einen hohen, wiehernden Laut ausstoßen, wie ein Pferd. (Seite 137f)

Einige Male bringt Popeye einen Mann namens Red mit und bleibt mit ihm zusammen eine Stunde bei Temple im Zimmer. Das Hausmädchen Minnie berichtet Reba, was es gesehen hat:

„Jawohl, Minnie hat mir erzählt, wie das lief oben: die beiden [Red und Temple] waren amgange zusammen, und Popeye hing dabei mit überm Bett, am Fußende, und war ganz komisch am Wiehern dabei, irgendwie so. Und nicht mal den Hut hat er abgenommen dabei.“ (Seite 223)

Einige Zeit später erschießt Popeye Red aus Eifersucht. Beim Leichenschmaus kommt es zu einer Schlägerei.

Das Orchester war verstummt, und die Musiker kletterten mit ihren Instrumenen auf die Stühle. Die Blumenspenden flogen, der Sarg neigte sich. „Festhalten“, schrie ein Stimme. Sie sprangen vor, doch der Sarg krachte schwer auf den Boden und ging auf. Der Leichnam rutschte langsam und gemächlich heraus und kam mit dem Gesicht mitten in einem Kranz zur Ruhe.
„Spielt was!“, schrie der Inhaber und fuchtelte mit den Armen. „Spielt! Spielt!“
Als sie den Leichnam aufhoben, kam der Kranz mit; er hatte sich mit einem verborgenen Drahtende in der Backe des Toten verhakt. Dieser hatte seine Schirmmütze aufgehabt, die heruntergerutscht war und ein kleines blaues Loch in der Mitte der Stirn freigab. Es war säuberlich mit Wachs verstopft worden und übermalt, aber das Wachs hatte sich durch die Erschütterung gelöst und irgendwo verloren. Sie konnten es nicht wiederfinden, und so lösten sie einfach den Druckknopf im Schirm und zogen ihm die Mütze bis auf die Augen. (Seite 214)

Der Mordprozess gegen Lee Goodwin findet vor dem Kreisgericht von Yoknapatawpha County statt. Temple Drake wird in den Zeugenstand gerufen. Sie berichtet, wie sie sich in der Kornkammer versteckt hatte. „Etwa vor diesem Mann?“, fragt Staatsanwalt Eustace Graham und deutet auf den Angeklagten. Temple bejaht die Frage und sagt aus, Lee Goodwin habe Tommy erschossen. Die Geschworenen fällen ihren Schuldspruch, und der Richter verurteilt Lee zum Tod.

Abends sieht Horace beim Gefängnis Feuerschein, läuft hin und trifft auf eine aufgewühlte Menschenmenge. Als man den Verteidiger des vermeintlichen Mörders erkennt, wäre er beinahe ebenso wie Lee Goodwin bei lebendigem Leib verbrannt worden.

Gebrochen kehrt Horace Benbow zu seiner Frau zurück.

Jeden Sommer fährt Calvin Coolidge („Popeye“) nach Pensacola bei Birmingham, um seine Mutter zu besuchen, die glaubt, er verdiene sein Geld als Nachtportier in einem Hotel in Memphis. Diesmal wird er in einer Kleinstadt in Alabama verhaftet.

Während er in diesem Sommer auf der Heimreise war, verhaftete man ihn wegen Mordes an einem Mann in einer Stadt und zu einer Stunde, wo er in einer anderen Stadt einen anderen Mann getötet hatte […] (Seite 264f)

Nachdem Popeye zum Tod verurteilt wurde, will ihn ein Anwalt aus Memphis vor der Vollstreckung bewahren, aber Popeye lehnt jede Hilfe ab.

„Mir fehlt nichts“, sagte Popeye. „Ich hab Sie nicht holen lassen. Halten Sie Ihre Nase da raus.“
„Wollen Sie denn unbedingt hängen? Ist es das? Wollen Sie Selbstmord begehen? Sind Sie’s derart satt, Moneten zu scheffeln, dass Sie … Sie, der gerissenste – – –“
„Ich hab’s Ihnen ein für allemal gesagt. Ich hab genug von Ihnen.“
„Ausgerechnet Sie lassen sich das anhängen, von so einem Deppen von Friedensrichter! Wenn ich das in Memphis erzähle, wird’s mir kein Mensch glauben.“
„Dann erzählen Sie’s eben nicht.“ (Seite 269)

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„Die Freistatt “ („Sanctuary“) sei ein „Gangsterroman mit schmutzigen, manchmal feigen, ohnmächtigen Gangstern“ meint André Malraux in seinem Vorwort zu dem Buch. Tatsächlich hat William Faulkner in den anarchischen Roman eine Menge hineingepackt: Impotenz, Voyeurismus, Vergewaltigung, Schlägereien und Morde, Lynchjustiz, irrtümliche Todesurteile. Kein Wunder, dass die Veröffentlichung 1931 für einen Skandal sorgte. Die Aufregung führte aber auch dazu, dass „Die Freistatt“ William Faulkners erster kommerzieller Verkaufserfolg wurde.

Ein Rechtsanwalt verlässt frustriert seine Familie. Als ein Mann unter Mordverdacht festgenommen wird, setzt der Anwalt sich für ihn, seine Lebensgefährtin und deren Säugling ein, weil er überzeugt ist, dass der inhaftierte Schwarzbrenner zwar Gesetze übertritt, aber kein Mörder ist. Doch er kann nicht verhindern, dass der Angeklagte aufgrund einer Falschaussage zum Tod verurteilt und vom Mob gelyncht wird. Gebrochen kehrt der Jurist zu dem trostlosen Leben an der Seite seiner Frau zurück.

William Faulkner erzählt die Geschichte aus wechselnden Blickwinkeln, deutet vieles zunächst nur an und sorgt dafür, dass der Sinn einer Szene sich häufig erst im Nachhinein erschließt, wenn das Geschehen aus einer anderen Perspektive beleuchtet wird.

Der Roman „Die Freistatt“ wurde 1933 verfilmt.

„The Story of Temple Drake“ – Regie: Stephen Roberts – Drehbuch: Oliver H. P. Garrett – Kamera: Karl Struss – Darsteller: Miriam Hopkins (Temple Drake), Jack La Rue (Trigger), William Gargan (Stephen Benbow), William Collier jr. (Toddy Gowan), Irving Pichel (Lee Goodwin), Guy Standing (Richter Drake), Elizabeth Patterson (Tante Jennie), Florence Eldridge (Ruby Lemar), James Eagles (Tommy), Harlan Knight (Pap), James Mason (Van), Jobyna Howland (Miss Reba) u. a.

Mit dem 1951 veröffentlichten und 1955 uraufgeführten szenischen Roman „Requiem for a Nun“ („Requiem für eine Nonne“) knüpfte William Faulker an „Die Freistatt“ an: Das schwarze Kindermädchen Nancy Manigoe wird in Jefferson, der Bezirkshauptstadt von Yoknapatawpha, zum Tod verurteilt, weil es die Tochter von Gowan Stevens und seiner Frau Temple ermordet haben soll. Rechtsanwalt Gavin Stevens, ein Onkel Gowans, der Nancy verteidigt, zieht auch Erkundigungen über Temple ein und findet heraus, dass durch ihre Falschaussage bereits einmal ein Unschuldiger zum Tod verurteilt worden war. Von ihm gedrängt, bekennt Temple sich zu ihrer Schuld.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Textauszüge: © Diogenes Verlag

William Faulkner (Kurzbiografie)

William Faulkner: Als ich im Sterben lag (Verfilmung)
William Faulkner: Licht im August
William Faulkner: Wilde Palmen
Howard Hawks: Haben und Nichthaben (Drehbuch: William Faulkner)
Howard Hawks: Tote schlafen fest (Drehbuch: William Faulkner u. a.)

Christian Berkel - Der Apfelbaum
In seinem Debütroman "Der Apfelbaum" erzählt Christian Berkel die Geschichte seiner Familie bis kurz vor seiner Geburt im Jahr 1957. Dabei kommen zwei Glücksfälle zusammen: Der Schauspieler hat Außergewöhnliches zu erzählen und zeigt mit "Der Apfelbaum", dass er auch als Schriftsteller zu den Hochbegabten zählt.
Der Apfelbaum