Gisela Werler


Gisela Werler wurde am 18. August 1934 in der damals noch eigenständigen Stadt Altona geboren. Der Vater war Bauschlosser. Mit zwei jüngeren Schwestern wuchs Gisela in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Abschluss der Volksschule musste sie arbeiten, aber eine Berufsausbildung erhielt Gisela Werler nicht. Stattdessen fing sie als Aushilfe in einem Blumengeschäft an. Später verdiente sie Geld als Kassiererin in einem Supermarkt und Packerin in einer Tapetenfabrik.

Selbst als 30-Jährige wohnte Gisela Werler noch bei den Eltern in Altona. Der Taxifahrer Hugo Warncke, mit dem sie hin und wieder ausging, hielt gerade deshalb ihren Kleiderschrank für ein sicheres Versteck und vertraute ihr die Beute aus einem Bankraub an, den er mit dem verheirateten Taxiunternehmer Hermann Wittorff alias Peter Werler zusammen durchgeführt hatte. Das brachte Gisela Werler auf die Idee, es auch selbst mit Banküberfällen zu versuchen. Am 29. Juli 1965, knapp drei Wochen vor ihrem 31. Geburtstag, erbeutete Gisela Werler in einer Filiale der Hamburger Volksbank 3100 D-Mark – und kam als „Banklady“ in die Schlagzeilen, denn von einer Bankräuberin hatte man bis dahin in Deutschland noch nie gehört. Und noch in den Siebzigerjahren sprachen Kriminologen Frauen die für einen Banküberfall nötige Gewaltbereitschaft ab.

Gisela Werler überfiel insgesamt 19 Banken in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, fast alle mit dem sechs Jahre älteren Hermann Wittorff aus Hamburg-Eidelstedt zusammen. Als Fluchtfahrzeug diente jeweils ein zuvor gestohlener VW-Käfer mit gefälschten Kennzeichen. Mit einer Beute von 400 000 D-Mark galten die beiden als bis dahin erfolgreichste Bankräuber in Deutschland. Aber trotz des vielen Geldes fuhren sie keine Luxus-Autos und unternahmen keine Traumreisen.

Am 15. Dezember 1967 überfielen sie die Kreissparkasse im Heinrich-Wickel-Haus in Bad Segeberg. Aber die vier anwesenden Bankangestellten widersetzten sich. Die Bankräuber flüchteten, und Hermann Wittorff schoss die Verfolger nieder, aber die Polizei stellte das Verbrecher-Paar kurz darauf vor einer geschlossenen Bahnschranke. Gut ein Jahr nach der Festnahme, am 27. Dezember 1968, begann der Prozess gegen Gisela Werler und Hermann Wittorff sowie deren gelegentliche Komplizen Hugo Warncke und Gerd Jordan vor dem Landgericht Kiel. Hermann Wittorff wurde zu 13 ½ Jahren Haft verurteilt. Gisela Werler kam mit neuneinhalb Jahren davon; ihre Beteuerung, nur aus Liebe mitgemacht zu haben, passte in die damaligen Vorstellungen und klang deshalb glaubhaft.

Anfang der Siebzigerjahre heirateten die beiden im Gefängnis. (Hermann Wittorffs erste Ehe war geschieden worden.)

Am 5. Dezember 1985 überfiel Hermann Wittorff die Elmshorner Bank für Gemeinwirtschaft – und wurde erneut verhaftet. Selbstverständlich verdächtigte die Polizei seine Ehefrau als Mittäterin, aber ihr konnte in diesem Fall nichts nachgewiesen werden.

1999 gab Gisela Werler ihr einziges Fernseh-Interview.

Sie starb im November 2003 in Hamburg. Hermann Wittorff überlebte sie um sechs Jahre.

Filme über die „Banklady“ Gisela Werler:

  • Martin Niggeschmidt: „Der geplatzte Traum. Die Banklady“
    (Süddeutsche TV, 30. August 1999)
  • Manfred Uhlig: „Die Banklady“
    (NDR, 18. Juni 2007, erste Folge der Doku-Serie „Geld her!)
  • Katja Baumann: „Gisela“ (Animationsfilm, 2007)
  • Christian Alvart: „Banklady“ (Kinofilm, 2013)

Die Asservaten des Kriminalfalls gehören seit 2006 zum Sammlungsbestand des Volkskunde Museums der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf. Sie wurden 2007 bis 2010 in einer Sonderausstellung präsentiert: „Die Banklady. Überfall! Würden Sie bitte alles Geld einpacken?“

© Dieter Wunderlich 2015

Christian Alvart: Banklady

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