Christian Grüning : Garantiert erfolgreich lernen

Garantiert erfolgreich lernen
Garantiert erfolgreich lernen Originalausgabe: Grüning Hemmer Wüst Verlagsakademie, München 2005 Neuausgabe: Verlag Grüning, München 2006 ISBN 3-9810936-0-7, 170 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In vier Abschnitte hat Christian Grüning seinen Ratgeber "Garantiert erfolgreich lernen. Wie Sie Ihre Lese- und Lernfähigkeit steigern" eingeteilt: (1) Sichten, (2) Aufbereiten, (3) Abspeichern, (4) Abrufen. Diese vier Stufen des Lernens sind eingebettet in die Themenbereiche Konzentration, Motivation, Stress- und Zeitmanagement ("Lernzyklus nach Grüning").
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Kritik

In seinem Ratgeber über Lese- und Lerntechniken, Stress- und Zeitmanagement hat Christian Grüning viele pragmatische Konzepte zusammengestellt.
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In vier Abschnitte hat Christian Grüning seinen Ratgeber „Garantiert erfolgreich lernen. Wie Sie Ihre Lese- und Lernfähigkeit steigern“ eingeteilt:

  1. Sichten
  2. Aufbereiten
  3. Abspeichern
  4. Abrufen

 

Diese vier Stufen des Lernens sind eingebettet in die Themenbereiche Konzentration, Motivation, Stress- und Zeitmanagement („Lernzyklus nach Grüning“).

Sichten / Struktur-Lesen (Speed Reading)

Bevor man ein Buch liest, sollte man es erst einmal überfliegen und sich einen Überblick verschaffen. Wie bei einem Puzzle geht es um die Frage, welches Bild entstehen soll. Vom Puzzle können wir auch lernen, dass es ratsam ist, mit den Rändern anzufangen und sich die schwierigsten Teile bis zum Schluss aufzuheben, bis man über möglichst viele Informationen verfügt und die noch fehlenden Stücke dann einfügen kann.

Beim eigentlichen Lesen gilt es, nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Aufnahmefähigkeit zu steigern. Ein Radfahrer benötigt ein Mindesttempo, um die Balance zu halten. Beim Lesen erhöht sich ab einer bestimmten Geschwindigkeit die Konzentration.

Eine Temposteigerung erreicht man beim Lesen durch Training („3-2-1-Übung“) und den Versuch, mit den einzelnen Blicken statt Wörtern Bedeutungs-Cluster in einer Zeile zu erfassen. Wer noch schneller lesen möchte, muss diese Technik zugleich vertikal ausweiten und beispielsweise mit jedem Blick Bedeutungszusammenhänge über drei oder fünf Zeilen hinweg aufnehmen.

Aufbereiten / Struktur-Karten (Mind Mapping)

Die aktive Bearbeitung eines Textes führt in der Regel dazu, dass der Inhalt besser behalten wird. Dabei kommt es vor allem auf die Strukturierung an. Gedanken sind zwar das Resultat zahlreicher elektrischer und chemischer Reaktionen im Gehirn, aber bei einem Gespräch oder in einem Buch werden Informationen zumeist linear dargestellt. Schreibt man sich beim Lesen das Wichtigste heraus, ist das weder effektiv noch effizient: Es ist Zeitverschwendung, und für die Abspeicherung des Gelesenen bringt es nicht viel, weil die Tätigkeit dem linearen Lesen zu ähnlich ist.

Christian Grüning empfiehlt deshalb, Mind Maps – er nennt sie Struktur-Karten – anzulegen. In diesem Fall setzt man den Inhalt des Gelesenen aktiv in eine nichtlineare Form um, die auf Inhalt und Bedeutung ausgerichtet ist. Das Anlegen von Struktur-Karten fördert das Abspeichern des Gelesenen, und wer sie archiviert und später wieder anschaut, wird sich anhand der Schlüsselwörter und ihrer Positionierung auf Haupt- und Nebenästen rasch wieder orientieren können. Außerdem können Struktur-Karten jederzeit erweitert werden.

Abspeichern / Gedächtnistechniken (Mnemotechnik)

Damit wir neues Wissen einordnen können, müssen wir es mit bereits vorhandenen Kenntnissen verknüpfen können. Ratsam ist es, mehrere Sinne am Lernen zu beteiligen und aktiv zu arbeiten, beispielsweise das neue Wissen anderen zu erklären und dabei verschiedene Präsentationstechniken zu verwenden.

Da Erfolgserlebnisse das Lernen fördern und es auch beim Lernen wie beim Wettlaufen unmittelbar vor dem Ziel zu einem Endspurt kommt, ist es ratsam, das Lernpensum in mehrere Etappen aufzuteilen.

Man kann zwar über Stunden hinweg Texte lesen und verstehen, aber der Arbeitsspeicher ist nach vierzig bis fünfzig Minuten voll und muss erst einmal auf die Festplatte umgefüllt werden. Dazu ist eine Pause erforderlich, in der nichts Ähnliches getan werden sollte.

Um dem unvermeidbaren Vergessen entgegenzuarbeiten, muss das Gelernte mehrmals wiederholt werden.

Auf Mnemotechniken – beispielsweise die Verknüpfung von Inhalten mit Bildern oder Geschichten – geht Christian Grüning nur am Rande ein.

Abrufen / Anwenden

In diesem Abschnitt gibt es offenbar nicht mehr viel zu sagen, denn er ist nur eine halbe Seite lang.

Hier zeigt sich, wie gut auf den vorherigen Stufen gearbeitet wurde. Wurden die einzelnen Phasen sauber durchlaufen, können Sie jeder Prüfung, Präsentation oder sonstigen Aufgabe gelassen entgegensehen. Sie werden die Informationen im entscheidenden Moment problemlos abrufen können. (Seite 165)

Konzentration, Motivation, Stress- und Zeitmanagement

Wer sein Verhalten ändern und beispielsweise seine Lesegeschwindigkeit steigern möchte, muss die Komfortzone verlassen, den Verhaltensbereich, in dem er sich aufgrund bisheriger Erfolge wohl fühlt. Das Ausprobieren neuer Verhaltensweisen führt dann allmählich zu einer Ausweitung der Komfortzone.

Die Lernkurve für Wissen verläuft exponentiell, weil immer mehr Material vorhanden ist, mit dem Neues verknüpft werden kann. Die Lernkurve für Fähigkeiten sieht dagegen eher wie eine Treppe aus. Dabei wirken die so genannten Lernplateaus frustrierend – solange man nicht weiß, dass diese Phasen für die Festigung der neuronalen Verbindungen entscheidend sind. Beim Erlernen neuer Verhaltensweisen lassen sich vier Etappen unterscheiden, die Christian Grüning am Beispiel des Autofahrens erläutert: Das Kind denkt nicht darüber nach (unbewusste Inkompetenz), der Jugendliche möchte so schnell wie möglich den Führerschein (bewusste Inkompetenz), in der Fahrschule lernt er das Kuppeln und Schalten, aber er muss dabei mitdenken (bewusste Kompetenz), und später kann er sich mit dem Beifahrer unterhalten, obwohl er hinter dem Steuer sitzt (unbewusste Kompetenz).

Für den Fall einer vorübergehenden Gedächtnisblockade empfiehlt sich eine Entspannungsübung. Weil autogenes Training und progressive Muskelentspannung nicht ohne entsprechende Ausbildung durchzuführen sind, hält Christian Grüning die Kontrolle der Atmung für effizienter: Wer sich darauf konzentriert, ruhig und langsam zu atmen, kann dadurch auch seine Gehirnwellen in einen für das Lernen optimale Frequenzbereich bringen (Alphawellen).

Ohne Zeitmanagement droht man sich in unnützen Tätigkeiten zu verzetteln. US-Präsident Dwight D. Eisenhower schlug vor, die Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit in vier Quadranten einzuteilen:

  1. wichtig und dringend (A-Aufgaben): sofort selbst tun
  2. wichtig, nicht dringend (B-Aufgaben): planen
  3. dringend, nicht wichtig (C-Aufgaben): delegieren,
  4. weder dringend noch wichtig: Müll

 

Um diese Einteilung vornehmen zu können, muss man sich allerdings erst einmal über seine Ziele klar geworden sein. Diese bilden eine Hierarchie, die sich von der Lebensvorstellung zum Tagesziel herunterbrechen lässt. Hilfreich ist beim Zeitmanagement auch das von Vilfredo Pareto entdeckte und nach ihm benannte Prinzip, demzufolge in der Regel 20 Prozent des Aufwands 80 Prozent des Ertrags bringen.

Zu den B-Aufgaben, für die regelmäßig Zeit reserviert werden sollte, gehört übrigens die ständige Verbesserung der eigenen Fähigkeit zum Lernen. Dazu referiert Christian Grüning eine Anekdote:

Wanderer treffen im Wald auf einen Mann, der angestrengt damit beschäftigt ist, einen gefällten Baum in Stücke zu sägen.
„Was machen Sie da?“, fragen sie.
„Das sehen Sie doch“, antwortet der Waldarbeiter ungeduldig. „Ich säge diesen Baum in Stücke.“
„Sie sehen erschöpft aus! Wie lange sägen Sie denn schon?“
„Schon seit Stunden und ich bin k. o.!“
„Warum machen Sie nicht ein paar Minuten Pause, um die Säge zu schärfen?“
„Ich habe keine Zeit, die Säge zu schärfen“, ruft der Waldarbeiter hektisch. (Seite 75)

US-Präsident Abraham Lincoln soll dagegen einmal gesagt haben: „Hätte ich 5 Stunden Zeit, einen Baum zu fällen, würde ich 3 Stunden dazu verwenden, die Säge zu schärfen.“

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Ausgangspunkt meiner Bemühungen war die Vorbereitung auf das juristische Staatsexamen. Das Jurastudium hatte nicht die Hauptbedeutung für mich. Ich habe noch andere Fachrichtungen studiert, mich intensiv um mein eigenes Unternehmen gekümmert und zusätzlich Seminare in ganz Europa gehalten (damals hauptsächlich zu den Bereichen Webdesign und Internetprogrammierung). Somit blieb kaum Zeit für die Vorbereitung. Normalerweise verbringen Jurastudenten die letzten 1 bis 2 Jahre bis zu 6 Tage die Woche von früh bis spät hinter den Büchern, um sich angemessen auf das Examen vorzubereiten. Und das bei Durchfallquoten, die zum Teil bei über 50 % liegen. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für mich. An dieser Stelle habe ich mir Gedanken über effektivere Lerntechniken gemacht. Und trotz eines sehr geringen Aufwands lag ich anschließend mit meinem Examensergebnis unter den besten 5 % aller Absolventen. (Seite 10)

Nach eigenen Angaben prüfte Christian Grüning „jedes ernst zu nehmende Buch im Bereich Lernen und zahlreiche Kurse“ (Seite 9) und entwickelte dann den „Lernzyklus nach Grüning“, „der ganzheitlich alle wichtigen Aspekte des Lernens vereint“ (Seite 11). Den Leserinnen und Lesern seines Ratgebers „Garantiert erfolgreich lernen. Wie Sie Ihre Lese- und Lernfähigkeit steigern“ verspricht er: Schnelleres Lesen bei besserem Verständnis und eine gesteigerte Gedächtnisleistung durch die nichtlineare Aufarbeitung der Informationen.

Tatsächlich hat Christian Grüning keine eigene Theorie entwickelt, sondern eklektisch Elemente aus verschiedenen Kursen und Büchern zusammengetragen. Wer in einem Industrieunternehmen beschäftigt ist, das entweder ein eigenes Trainingsprogramm anbietet oder externe Seminare für seine Angestellten bezahlt, wird kaum etwas Neues erfahren.

In vier auch farblich voneinander unterscheidbare Abschnitte hat Christian Grüning seinen Ratgeber „Garantiert erfolgreich lernen. Wie Sie Ihre Lese- und Lernfähigkeit steigern“ eingeteilt: (1) Sichten, (2) Aufbereiten, (3) Abspeichern, (4) Abrufen. Statt für die Themen Konzentration, Motivation, Stress- und Zeitmanagement eigene Kapitel anzufügen, streute er die entsprechenden Ausführungen in die vorhandenen Blöcke ein. Darunter litt die Systematik – also die Struktur, deren Bedeutung für das Lernen Christian Grüning zu Recht betont. Die Ausführungen wirken mitunter wie ein Sammelsurium, bei dem versucht wurde, alle vorhandenen Konzepte und Modelle unabhängig von ihrer Relevanz irgendwie in den Text aufzunehmen, auch wenn einiges nur oberflächlich gestreift werden konnte.

Kaum jemand kommt heute daran vorbei, sich ständig neues Wissen anzueignen. Da ist ein Ratgeber ohne langwierige theoretische Abhandlungen, aber mit einer Fülle von Anregungen über Lese- und Lerntechniken durchaus nützlich. Und wer das meiste davon schon kennt, kann „Garantiert erfolgreich lernen“ zur Auffrischung nutzen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
Textauszüge: © Verlag Grüning

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