Rio Bravo

Rio Bravo

Rio Bravo

Originaltitel: Rio Bravo - Regie: Howard Hawks - Buch: Jules Furthman und Leigh Brackett, nach einer Kurzgeschichte von B. H. McCampbell (Barbara Hawks) - Kamera: Russell Harlan - Schnitt: Folmar Blangsted - Musik: Dimitri Tiomkin - Darsteller: John Wayne, Dean Martin, Walter Brennan, Ricky Nelson, Angie Dickinson, Ward Bond, John Russell, Claude Akins, Harry Carey jr., Bob Steele u.a. - 1959; 140 Minuten

Inhaltsangabe

Als John T. Chance, der Sheriff von Rio Bravo, den Mörder Joe Burdette festnimmt, weiß er dass dessen Bruder Nathan mit seiner Bande alles unternehmen wird, um ihn zu befreien. Ob der Sheriff die sechs Tage bis zum Eintreffen des Marshalls überlebt, ist ungewiss. In der aussichtslos erscheinenden Auseinandersetzung lässt Chance sich auch nicht von Bürgern der Stadt helfen, denn er will sinnlose Opfer vermeiden.
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Kritik

Die Figuren werden einprägsam charakterisiert und hervorragend gespielt. Howard Hawks hat die einfache, spannende Geschichte lakonisch und mit professioneller Gelassenheit inszeniert. "Rio Bravo" ist ein heiterer, sehr unterhaltsamer Western.
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In einem Saloon der texanischen Kleinstadt Rio Bravo wirft Joe Burdette (Claude Akins) dem früheren Deputy Dude (Dean Martin) einen Dollar in einen Spucknapf. Dude hatte bis vor zwei Jahren für Sheriff John T. Chance (John Wayne) gearbeitet. Dann war er gegen dessen wohlmeinenden Rat einer mit der Postkutsche durch Rio Bravo gekommenen Frau gefolgt, schließlich aus Enttäuschung über sie zum Alkoholiker geworden und mittellos nach Rio Bravo zurückgekehrt. Aus der Verhöhnung Dudes entwickelt sich eine Rauferei. Joe Burdette zieht plötzlich seinen Revolver und erschießt einen anderen Mann aus unmittelbarer Nähe. Da hilft Dude dem Sheriff, den Mörder zu verhaften – und nimmt sich vor, seine Abhängigkeit vom Alkohol zu überwinden. Dafür erhält er seinen Stern zurück.

Chance und Dude wissen, worauf sie sich mit der Festnahme eingelassen haben: Nathan Burdette (John Russell), ein reicher Rancher, wird alles daransetzen, seinen Bruder Joe frei zu bekommen und dabei auch nicht vor weiteren Morden zurückschrecken. Während Burdette über eine Bande verfügt und sich weitere Männer kaufen kann, hat der Sheriff nur zwei Helfer: Den alkoholkranken Deputy und den alten, gehbehinderten Kauz Stumpy (Walter Brennan). Chance will auch gar nicht, dass andere Bürger von Rio Bravo ihm helfen, denn er weiß, dass sich dadurch nur die Zahl der Opfer sinnlos erhöhen würde. Fortbringen kann er den Häftling nicht, denn Burdettes Männer beobachten jeden seiner Schritte und haben die Stadt umstellt. Sechs Tage wird es dauern, bis der für den District zuständige Marshall nach Rio Bravo kommt, um den Delinquenten zu übernehmen. Chance weiß nicht, ob er die sechs Tage überleben wird.

Am nächsten Tag zieht der Händler Pat Wheeler (Ward Bond) wie jedes Jahr mit seinem Tross durch Rio Bravo und will hier übernachten. Als er hört, was geschehen ist, bietet er dem Sheriff seine Hilfe an, aber der weiß, dass Wheeler keine Chance gegen Burdettes Gun Men hätte und lehnt das Angebot dankend ab. Nur den jungen Colorado Ryan (Ricky Nelson), den Wheeler zu seiner eigenen Sicherheit dabei hat, würde er zum Hilfssheriff machen, aber Colorado ist zu klug, um nicht zu wissen, wie gefährlich dieser Job wäre und hält sich lieber heraus.

Keine halbe Stunde nachdem Wheeler dem Sheriff seine Hilfe angeboten hat, wird er von einem Auftragskiller aus einem Hinterhalt erschossen. Dude schießt zwar auf den im Dunkeln davonrennenden Mörder, aber er ist sich nicht sicher, ob er ihn getroffen hat. Jedenfalls sieht er ihn durch eine Pfütze laufen und in einem Saloon verschwinden. Obwohl Chance und Dude wissen, dass der Saloon voller Männer ist, die zu Burdettes Bande gehören, gehen sie hinein und zwingen jeden der Anwesenden, seine Stiefel herzuzeigen. Keiner von ihnen hat schmutzige Sohlen, und sie beteuern auch, dass in den letzten Minuten niemand hereingekommen sei. Da merkt Dude, dass von der Galerie Blut in einen auf der Theke stehenden Bierkrug tropft. Blitzschnell schießt er nach oben und tötet Wheelers Mörder.

Die Postkutsche muss in Rio Bravo repariert werden und kann erst am nächsten Morgen weiterfahren. Eine attraktive Reisende mit dem Namen Francis Feathers (Angie Dickinson) nimmt sich so lange ein Zimmer im Alamo-Hotel. Es gehört Carlos Robante (Pedro Gonzales-Gonzales) und seiner Frau Consuela (Estelita Rodriguez), einem mexikanischen Einwandererpaar, das auf der Seite des Sheriffs steht. Aufgrund eines Steckbriefs hält der Sheriff die Fremde zunächst für eine gesuchte Falschspielerin, aber es stellt sich rasch heraus, dass er sich getäuscht hat. Francis erzählt ihm, sie sei verheiratet gewesen und habe bis zum Tod ihres Mannes vor vier Monaten nicht gewusst, dass er ein Falschspieler war. Chance rät ihr dringend, mit der Postkutsche weiterzufahren und auf keinen Fall länger in Rio Bravo zu bleiben.

Am nächsten Morgen erfährt der Sheriff, dass Francis doch nicht abgereist ist, und als er sie zur Rede stellt, küsst sie ihn: Sie ist wegen ihm geblieben. Doch der Sheriff hat erst einmal anderes zu tun und will sich nicht durch eine Frau von seiner Aufgabe ablenken lassen.

Dude steht am Ortsrand und fordert alle Besucher auf, vor dem Betreten der Stadt ihre Waffen abzulegen. Nathan Burdette kommt mit fünf weiteren Reitern. Der Deputy hält sie an. Einer der Gangster zieht seinen Revolver, aber Dude ist schneller und zerschießt ihm den Zügel, sodass das Pferd scheut. Burdette begreift, dass Dude nichts anderes als den Zügel treffen wollte und hervorragend schießen kann. Deshalb beruhigt er seine Männer und legt mit ihnen zusammen die Waffen ab, bevor er zum Gefängnis reitet, um mit seinem Bruder zu reden.

Chance erklärt Nathan Burdette, Stumpy habe strikte Anweisung, immer in unmittelbarer Nähe des Häftlings zu bleiben. Im Fall eines Überfalls auf das Gefängnis werde Stumpy als Erstes Joe Burdette erschießen. Durch die Drohung gelingt es Chance, den Rancher von einem gewaltsamen Befreiungsversuch abzuhalten. Burdette geht mit seinen Leuten in den Saloon und lässt als Warnung den ganzen Tag ein mexikanisches Todeslied spielen.

Auch am nächsten Tag stellt Dude sich als Wache am Ortsrand auf. Da wird er von vier Männern hinterrücks überfallen, niedergeschlagen, in eine Scheune gezerrt und gefesselt. Während einer der Banditen Dudes Hut aufsetzt und sich an den Straßenrand stellt, sodass man ihn von weitem für Dude hält, reiten die drei anderen in die Stadt, fragen den Sheriff, der vor dem Hotel die Straße überquert, nach dem Weg zum Arzt und zwingen ihn mit überraschend gezogenen Revolvern, sein Gewehr abzulegen. Colorado beobachtet die Szene durch ein Hotelfenster, bittet Francis, gleich einen Blumenstock ins Freie zu werfen und tritt scheinbar ahnungslos vor die Tür. Die Banditen richten ihre Waffen sogleich auf ihn. Da zersplittert der Blumentopf. Burdettes Männer zucken zusammen. Da wirft Colorado dem Sheriff das Gewehr zu und eröffnet das Feuer. Im nächsten Augenblick liegen die drei Verbrecher tot im Staub, und Chance erschießt auch noch den vierten Mann am Stadtrand, bevor er Dude befreit.

Nach diesem Vorfall bleibt Colorado nichts anderes übrig, als sich zum Hilfssheriff machen zu lassen, denn Burdette wird es jetzt so oder so auf ihn abgesehen haben.

Dude, der aufgrund seines Versagens wieder zur Flasche greifen wollte und sich dann doch wieder zusammenriss, will endlich mal wieder ein Bad nehmen und geht hinüber ins Hotel. Chance begleitet ihn und unterhält sich mit Francis. Sie ahnen nicht, dass Carlos und Consuela im Büro gefesselt und geknebelt sind. Auf einen von den Banditen provozierten Schrei Consuelas hin rennt Chance die Treppe hinunter, stolpert über ein gespanntes Seil und wird von Burdettes Männern überwältigt. Dude schafft es nicht mehr, seinen vor der Tür des Badezimmers abgelegten Revolver zu ergreifen: Auch er wird niedergerungen. Während ein Teil der Banditen mit Dude im Hotel bleibt, gehen andere mit dem Sheriff zum Gefängnis. Stumpy öffnet die Tür. Als die Männer hereinkommen, eröffnet Colorado das Feuer und erschießt die Banditen.

Im Hotel befreit der Sheriff zwar Carlos und Consuela, aber Dude haben die Banditen mitgenommen, sobald sie die Schießerei hörten.

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Nathan Burdette will Dude gegen seinen Bruder austauschen. Colorado und der Sheriff bringen Joe Burdette in eine Scheune gegenüber dem Haus, indem die Banditen Dude festhalten. Der Austausch beginnt. Langsam gehen Joe von der einen und Dude von der anderen Seite los. Als sie sich begegnen, wirft Dude Joe blitzschnell zu Boden. Es kommt zu einer Schlägerei zwischen den beiden und gleichzeitig zu einer wilden Schießerei zwischen Chance und Colorado auf der einen und Nathan Burdette und seinen Männern auf der anderen Seite. Nachdem Dude seinen Gegner bewusstlos geschlagen hat, wirft Colorado ihm einen Revolver zu. Obwohl Stumpy im Gefängnis bleiben sollte, kommt er auch dazu und holt eine Kiste Sprengstoff von einem in der Nähe abgestellten Wagen. Durch gezielte Schüsse bringen Chance, Dude und Colorado die von Stumpy geworfenen Dynamitstangen zur Explosion. Schließlich kommen Nathan Burdette und die übrigen Überlebenden mit erhobenen Händen aus dem brennenden Haus.

Nun kann John T. Chance sich endlich der Frau widmen, die seinetwegen in Rio Bravo geblieben ist.

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Weil John Wayne und Howard Hawks sich daran störten, dass Fred Zinnemann in „Zwölf Uhr mittags“ (1952) die Bürger einer amerikanischen Stadt als feig dargestellt hatte, machten sie sieben Jahre Jahre später den Western „Rio Bravo“, in dem der Sheriff in einem aussichtslos erscheindenden Kampf gegen eine Verbrecherbande die angebotene Hilfe von Bürgern zurückweist, um nicht sinnlos Menschen zu opfern.

Howard Hawks setzt auf ein Männer-Quartett und eine Dame: ein selbstsicherer Sheriff, der nie Ruhe und Durchblick verliert, ein Alkoholiker, der seine Abhängigkeit überwindet und wieder ein nützliches Mitglied der Gemeinschaft wird, ein smarter Junge, der es nicht für nötig hält, sein Können zu beweisen, der aber zur Stelle ist, als er gebraucht wird, ein fortwährend quengelnder, liebenswerter Kauz und eine mutige, ebenso intelligente wie attraktive Frau. Die Figuren werden einprägsam charakterisiert und hervorragend gespielt. Howard Hawks hat die einfache, spannende Geschichte lakonisch und mit professioneller Gelassenheit inszeniert. „Rio Bravo“ ist ein heiterer, sehr unterhaltsamer Western.

Mit „El Dorado“ (1966) und „Rio Lobo“ (1970) knüpfte Howard Hawks später noch einmal an „Rio Bravo“ an.

El Dorado (1966) – Originaltitel: El Dorado – Regie: Howard Hawks – Buch: Leigh Brackett, nach dem Roman „The Stars In Their Courses“ von Harry Brown – Kamera: Harold Rosson – Schnitt: John Woodcock – Musik: Nelson Riddle – Darsteller: John Wayne, Robert Mitchum, James Caan, Charlene Holt, Michele Carey, Paul Fix, Arthur Hunnicutt, Edward Asner, Johnny Crawford u. a.

Rio Lobo (1970) – Originaltitel: Rio Lobo – Regie: Howard Hawks – Buch: Leigh Brackett und Burton Wohl – Kamera: William H. Clothier – Schnitt: John Woodcock – Musik: Jerry Goldsmith – Darsteller: John Wayne, Jorge Rivero, Jennifer O’Neill, Jack Elam, Christopher Mitchum, Victor French, Susana Dosamantes, Sherry Lansing, David Huddleston, Mike Henry, Bill Williams, Jim Davis u. a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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