Die Tote im Sumpf

Die Tote im Sumpf

Die Tote im Sumpf

Die Tote im Sumpf - Originaltitel: The Badge - Regie: Robby Henson - Drehbuch: Robby Henson - Kamera: Irek Hartowicz - Schnitt: Michael J. Duthie - Musik: Davis Bergeaud- Darsteller: Billy Bob Thornton, Patricia Arquette, Sela Ward, William Devane, Jena Malone, Tom Bower u.a. - 2002; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Nach einem Verkehrsunfall wird im Sumpf neben der Straße eine Leiche gefunden. Bei der Toten handelt es sich jedoch nicht um eine attraktive Frau, wie man zunächst annimmt, sondern um einen transsexuellen Stripper. Der Richter drängt Sheriff Hartwick, die Sache möglichst unauffällig zu den Akten zu legen – aber Scarlett, die junge Witwe des Toten, besteht auf einer gründlichen Untersuchung ...
mehr erfahren

Kritik

Zu den Vorzügen des spannenden Thrillers "Die Tote im Sumpf" gehört, dass Robby Henson das Milieu in einer südamerikanischen Kleinstadt kritisch beleuchtet und seinen Antihelden differenziert charakterisiert.
mehr erfahren

Darl Hardwick (Billy Bob Thornton) ist Sheriff in LeSalle, einer Provinzstadt in Louisiana. Sein Vater Bull (Tom Bower) war auch schon Sheriff, aber die Honoratioren setzten ihn ab, als seine Frau sich mit seiner Dienstwaffe erschoss. Um die Demütigung zu vergessen, säuft er, trägt Indianerfedern im Haar, fährt mit dem Fahrrad durch die Gegend und bedroht schon mal im Rausch die Gemeinde der bigotten Schwester Felicia (Julie Hagerty) mit einem Gewehr. Darls Frau Carla (Sela Ward) arbeitet erfolgreich als Staatsanwältin und hat sich von ihm getrennt. Auch die Tochter Ashley (Jena Malone) hält nicht viel von ihrem bequemen und wortkargen Vater. Um zum Sheriff gewählt werden zu können, hatte Darl seinen schwulen Bruder David (Thomas Haden Church) aus LeSalle vertrieben. David betreibt inzwischen zusammen mit seinem Freund einen Plattenladen in New Orleans.

Unwillig fährt Darl nachts zu einem Verkehrsunfall auf der Landstraße: Ein Truck kam von der Straße ab und stürzte um. Der unverletzte Fahrer sagt aus, er habe einer Frau ausweichen wollen, die ihm vors Auto gelaufen sei. In dem Sumpf neben der Straße suchen die Beamten zunächst vergeblich nach der am Unfall Beteiligten; erst in einiger Entfernung finden sie eine Tote (Cindy Roubal) – und begaffen die schöne Fremde, die in einem leuchtend roten Kleid auf dem Rücken liegt.

Am anderen Tag verteilt Darl die Schuhe, die der Lastwagen geladen hatte, auf eigene Faust an die Bewohner von LeSalle.

Auf dem Obduktionstisch stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um eine Transsexuelle mit weiblichen Rundungen und männlichen Genitalien handelt. Sie wurde nicht vom Truck erfasst, sondern sie starb an einer Schussverletzung: Jemand hatte sie in den Rücken geschossen.

Kurze Zeit später taucht eine weitere Fremde in LeSalle auf: Sie nennt sich Scarlett (Patricia Arquette), kommt aus New Orleans und fragt den Sheriff nach Mona. Darl nimmt sie mit ins Leichenschauhaus, wo sie die Tote identifiziert. Scarlett ist Monas rechtmäßige Ehefrau. Mona strippte wie Scarlett in einem Nachtklub in New Orleans. Am Wochenende hatte sie einen Auftritt bei einer Party in LeSalle. Weil sie danach nicht mehr auftauchte, machte Scarlett sich Sorgen um sie. Einmal versuchte Mona noch, sie anzurufen, aber da lief nur der Anrufbeantworter, und sie hinterließ keine Nachricht. Das muss kurz vor ihrem Tod gewesen sein.

Die Honoratioren von LeSalle planen, ein Spielcasino zu bauen. Auch Gouverneur Joe Breraton (Michael Arata) unterstützt das Projekt, aber Schwester Felicia protestiert mit ihrer Kirchengemeinde gegen das gottlose Vorhaben. In Kürze werden die Bürger darüber abstimmen. In dieser Situation wollen die Honoratioren nicht, dass die Medien groß über den Mord an einer transsexuellen Stripperin in LeSalle berichten, denn das wäre Wasser auf die Mühlen der Gegner des Casino-Plans. Also rät der Richter (William Devane) dem Sheriff, keinen Staub aufzuwirbeln.

Darl hat ohnehin wenig Lust, sich viel Arbeit zu machen. Als er jedoch erfährt, dass die maßgeblichen Politiker seinen schwarzen Deputy Jackson (Marcus Lyle Brown) zum neuen Sheriff machen wollen, beschließt er, anders als sein Vater damals um seinen Job zu kämpfen. Er sammelt Unterschriften für seine Wiederwahl und hofft auch auf die Unterstützung seines zweiten Deputys, eines Weißen (Ray McKinnon) – aber der hat gerade Darls Sonnenbrille im Fond des Wagens seiner Frau gefunden.

Beim nochmaligen Absuchen des sumpfigen Geländes um den Fundort der Leiche herum stößt Darl auf einen leuchtend roten hochhackigen Damenschuh. Ganz in der Nähe befindet sich ein exklusiver Klub der Gemeinde. Er geht zurück zur Straße, wo er seinen Streifenwagen stehen hat. Dort wartet Jackson mit ein paar Männern auf ihn und nimmt ihn fest: Eine fünfzehnjährige Punkerin, die Darl kürzlich nach Hause gefahren hatte, beschuldigte ihn, sie unsittlich angefasst zu haben. Der Richter redet auf den suspendierten Sheriff ein, es nicht auf einen Gerichtsprozess ankommen zu lassen, sondern sich zur Tat zu bekennen und eine zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe von zwölf Monaten anzunehmen. Darl weiß, dass es sich bei der Falschaussage des Mädchens um eine abgekartete Sache handelt und er so oder so nicht mehr Sheriff bleiben kann: Um freizukommen, akzeptiert er den Deal.

Obwohl es zu seinen Bewährungsauflagen gehört, dass er LeSalle nicht verlassen darf, fährt er als Erstes nach New Orleans und sucht in den Nachtklubs nach Scarlett. Sie fand inzwischen die Nummer des Anschlusses heraus, von dem Mona versucht hatte, sie anzurufen, aber dort hebt nie jemand ab. Als Darl es versucht, meldet sich Ornell (John McConnell) aus der Telefonzelle seiner Tankstelle in LeSalle. Dort muss Mona also in der Mordnacht gewesen sein. Aber Ornell behauptet, sie nicht gesehen oder gehört zu haben. Scarlett sucht mit Darl eine andere Stripperin auf, der Mona erzählt hatte, dass sie zu einer Dessous-Show vor dem Gouverneur und anderen einflussreichen Männern in LeSalle eingeladen war.

Zurück in LeSalle, konfrontiert Darl den Richter und dessen Freunde mit dem Ergebnis seiner privaten Ermittlungen und droht, damit zur Presse zu gehen. Die Herren geben zu, mit Mona eine Party gefeiert zu haben, von der ihre Ehefrauen besser nichts wissen, aber sie beteuern, dass keiner von ihnen der Transsexuellen etwas angetan habe. Der Richter fragt nach Scarletts Adresse in New Orleans, aber Darl weiß nur, in welchem Nachtklub sie zu finden ist.

Um Scarlett vor den Männern aus LeSalle zu warnen, fährt Darl sofort wieder nach New Orleans und stürmt an den Türstehern vorbei in die Garderobe der Stripperin. Er wird zusammengeschlagen und auf die Straße geworfen. Als er zu sich kommt, sieht er, wie zwei Polizisten Scarlett in ihr Auto zerren. Mit vorgehaltener Waffe befreit er die Frau. Sie fliehen. Polizeistreifen verfolgen sie. Da sucht Darl seinen Bruder David auf und bittet ihn um seinen Wagen. Damit fahren Darl und Scarlett zu dem Republikaner Gizmo Hebert (Hill Harper), dem politischen Gegner des demokratischen Gouverneurs und der Casino-Pläne in LeSalle, der Darl schon einmal seine Hilfe angeboten hatte. In dessen Büro stoßen sie jedoch auch auf den Richter und andere Honoratioren aus LeSalle: Gizmo Hebert hatte Mona zu der Orgie nach LeSalle gebracht, in der Hoffnung, den Gouverneur mit ihr zusammen fotografieren zu können. Aber jetzt haben die Politiker einen Waffenstillstand geschlossen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Auf der Rückfahrt nach LeSalle halten Darl und Scarlett bei Ornell. Als Scarlett nach der Toilette fragt, behauptet er, die sei verschmutzt und nicht zu benützen. Das kommt Darl verdächtigt vor, und er sieht sich mit Scarlett im Damen-WC um. In der Wand fällt ihnen ein Astloch auf, und in dem angrenzenden Lagerraum finden sie eine Pistole. Der Mann im Kleid hätte nicht statt der Herren- die Damentoilette benutzen sollen, schimpft Ornell.

Als Mona nach der Orgie zur Tankstelle kam und die Toilette aufsuchte, wollte Ornell die attraktive junge Frau dabei beobachten. Als sie sich auf das WC setzte, erblickte er den Penis. Der Schreck brachte den debilen Tankwart völlig durcheinander. Er fühlte sich betrogen, zerrte die Fremde aus der Kabine und beschimpfte sie. Mona floh, aber er holte seine Pistole und schoss auf sie. Sie versuchte, von der Telefonzelle aus Scarlett anzurufen und rannte dann durch den Wald, geriet auf die Straße, verursachte den Unfall und brach gleich darauf tot zusammen.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Samuel Goldwyn soll Drehbuchautoren einmal geraten haben: Mit einem Erdbeben anfangen und dann ganz langsam steigern. Robby Henson beginnt seinen Thriller „Die Tote im Sumpf“ („The Badge“) mit einem spektakulären Verkehrsunfall und einer verblüffenden Entdeckung auf dem Obduktionstisch, aber eine Steigerung gibt es danach nicht mehr. Die Schwächen beginnen bereits mit der Eingangsszene: Da liegt eine tote Transsexuelle mit makellosem Make-up und wunderschönem Gesicht im Sumpf, obwohl sie mit einer tödlichen Schussverletzung im Rücken minutenlang im Dunkeln durch den Wald hetzte, bis sie zusammenbrach. – Zu den Vorzügen des durchaus spannenden Films gehört, dass Robby Henson das Milieu in einer südamerikanischen Kleinstadt kritisch beleuchtet und seinen Antihelden differenziert charakterisiert.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Angelika Klüssendorf - April
Mit "April" setzt Angelika Klüssendorf ihren Roman "Das Mädchen" fort. Der Text steht im Präsens. Die zierlose Sprache ist von Parataxen geprägt; auch in den Dialogen überwiegen kurze Hauptsätze.

"April" bildet mit "Das Mädchen" und "Jahre später" eine Trilogie. Alle drei Titel kamen auf die Shortlist des deutschen Buchpreises.
April