Fitzcarraldo

Fitzcarraldo

Fitzcarraldo

Originaltitel: Fitzcarraldo - Regie: Werner Herzog - Drehbuch: Werner Herzog - Kamera: Thomas Mauch - Schnitt: Beate Mainka-Jellinghaus - Musik: Popul Vuh, Richard Strauss - Darsteller: Klaus Kinski, Claudia Cardinale, José Lewgoy, Miguel Angel Fuentes, Paul Hiltscher, Enrique Borjes, Rui Pocannah, Grande Othelo, Peter Berling u.a. - 1982; 160 Minuten

Inhaltsangabe

Der Ire Brian Sweeney Fitzgerald hat sich vorgenommen, mitten im peruanischen Urwald ein Opernhaus bauen. Die Erschließung eines Kautschukfelds soll das erforderliche Geld abwerfen. Um dort hinzugelangen, kauft er von den Ersparnissen seiner Freundin, der Bordell-Besitzerin Molly, einen verrosteten Flussdampfer, und als er damit auf unpassierbare Stromschnellen stößt, treibt er Hunderte von Indios dazu an, das Schiff durch den Dschungel zu transportieren ...
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Kritik

"Fitzcarraldo" lebt von der Kraftanstrengung der Filmemacher, die dafür sorgten, dass tatsächlich ein Raddampfer über einen Hügel im Regenwald gezogen wurde. Nicht einmal durch schwere Unfälle während der Dreharbeiten ließen sie sich von ihrem wahnwitzigen Vorhaben abbringen.
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Um 1900 setzt der eigenwillige irische Opernliebhaber Brian Sweeney Fitzgerald, genannt Fitzcarraldo (Klaus Kinski), sich in den Kopf, mitten im peruanischen Regenwald ein Opernhaus zu errichten und dort Enrico Caruso auftreten zu lassen. Das Geld, das er dafür benötigt, will er durch die Ausbeutung einer Kautschukplantage verdienen, die so unzugänglich ist, dass man sie ihm für einen Spottpreis überlässt. Um auf dem Amazonas hinzugelangen, erwirbt er mit den Ersparnissen seiner Freundin, der Bordell-Besitzerin Molly (Claudia Cardinale), einen verrosteten Flussdampfer, den er auf den Namen „Molly Adria“ tauft.

Als Fitzcarraldo mit der „Molly Adria“ auf unpassierbare Stromschnellen stößt, treibt er Hunderte von Indios dazu an, das Schiff durch den Dschungel und über einen Hügel zu ziehen, um es auf der anderen Seite wieder zu Wasser zu lassen.

Obwohl er dann doch noch in die Stromschnellen gerät, die er umgehen wollte und mit seinem titanischen Vorhaben am Ende scheitert, wird er nach seiner Rückkehr jubelnd empfangen. Selbstzufrieden stellt er fest, dass er es wenigstens versucht hat, etwas Unmögliches zu verwirklichen.

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„Fitzcarraldo“ ist die Geschichte eines obsessiven Phantasten, der die Welt auf den Kopf stellt und versucht, ein unmögliches Vorhaben zu verwirklichen. Trotz seines Scheiterns erlangt er in der Konfrontation mit der Herausforderung menschliche Würde. Das Geschehen spielt sich vor einer grandiosen Regenwaldlandschaft ab und wird nicht zuletzt durch die weihevolle Musik von Popol Vuh mit Atmosphäre aufgeladen.

Mindestens so eindrucksvoll wie der Film ist seine Entstehungsgeschichte: Nach mehreren Rückschlägen bei der Vorbereitung drohte das Projekt endgültig zu scheitern, als der Fitzcarraldo-Darsteller Jason Robards nach drei Monaten erkrankte und dann nicht mehr zu bewegen war, die Dreharbeiten in dem ungesunden Klima fortzusetzen. Nach einer mehrmonatigen Unterbrechung sprang Klaus Kinski als Ersatz für Jason Robards ein. Legendär wurden die lautstarken Streitigkeiten zwischen dem besessenen Regisseur und dem exaltierten Schauspieler.

Die Technik der Computeranimation stand noch nicht zur Verfügung, und selbst wenn Herzog sie hätte benutzen können, wäre er wohl seinen Weg gegangen, denn „Fitzcarraldo“ lebt von der Kraftanstrengung der Filmemacher, die tatsächlich einen Raddampfer über einen Hügel im Regenwald ziehen ließen und trotz scheinbar unüberwindlicher Schwierigkeiten, logistischer Probleme und schwerer Unfälle während der Dreharbeiten 1981 an ihrem wahnwitzigen Vorhaben festhielten.

2004 veröffentlichte Werner Herzog unter dem Titel „Eroberung des Nutzlosen“ seine Tagebuchaufzeichnungen von den Dreharbeiten (Carl Hanser Verlag, München / Wien 2004; 335 Seiten).

Werner Herzog – eigentlich: Werner H. Stipetic – wurde am 5. September 1942 in München geboren und wuchs in einem oberbayrischen Dorf auf. An den Universitäten in Pittsburgh und München studierte er Literatur, Theaterwissenschaft und Geschichte, machte jedoch nie einen Abschluss. Zusammen mit Reinhold Messner kletterte er 1984 auf zwei Achttausender. In seiner Arbeit als Dokumentarfilmer, Spielfilm- und Opernregisseur gilt er als Grenzgänger, der das Extreme sucht und sich in der Tradition eines Expressionisten wie Friedrich Wilhelm Murnau sieht. In den Siebzigerjahren standen Werner Herzog, Wim Wenders und Volker Schlöndorff für den „Neuen Deutschen Film“.

Einige Filme von Werner Herzog:

  • 1963 Herakles
  • 1971 Auch Zwerge haben klein angefangen
  • 1971 Land des Schweigens und der Dunkelheit
  • 1974 Jeder für sich und Gott gegen alle
  • 1976 Herz aus Glas
  • 1977 Stroszek
  • 1979 Nosferatu. Phantom einer Nacht
  • 1979 Woyzeck
  • 1982 Fitzcarraldo
  • 1984 Wo die grünen Ameisen träumen
  • 1988 Cobra Verde
  • 1991 Schrei aus Stein
  • 1997 Little Dieter Needs to fly
  • 1999 Mein liebster Feind
  • 2001 Invincible
  • 2003 Rad der Zeit
  • 2004 The White Diamond

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Werner Herzog: Nosferatu. Phantom einer Nacht
Werner Herzog: Invincible
Werner Herzog: My Son, My Son, What Have Ye Done. Ein fürsorglicher Sohn
Werner Herzog: Die Höhle der vergessenen Träume
Werner Herzog: Königin der Wüste

Dieter Forte - Das Muster
Dieter Forte entwickelt die doppelte Familienchronik in zahlreichen kleinen Geschichten. Groteske Begebenheiten wechseln sich in "Das Muster" mit realistischen Milieuschilderungen, Porträts skurriler Charaktere und politischen Skizzen ab.
Das Muster