Der Fremde im Zug

Der Fremde im Zug

Der Fremde im Zug

Der Fremde im Zug - Originaltitel: Strangers on a Train - Regie: Alfred Hitchcock - Drehbuch: Raymond Chandler, Whitfield Cook und Czenzi Ormonde, nach dem Roman "Zwei Fremde im Zug" von Patricia Highsmith - Kamera: Robert Burks - Schnitt: William H. Ziegler - Musik: Dimitri Tiomkin - Darsteller: Farley Granger, Robert Walker, Ruth Roman, Leo G. Carroll, Patricia Hitchcock, Kasey Rogers u.a. - 1951; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Der Tennischampion Guy Haines, der sich von seiner Frau scheiden lassen möchte, um die Tochter eines Senators heiraten zu können, wird während einer Bahnfahrt von einem Fremden angesprochen, der ihm einen makabren Vorschlag macht: Er ist bereit, die scheidungsunwillige Ehefrau des Sportlers zu ermorden, wenn dieser im Gegenzug seinen verhassten Vater umbringt. Guy nimmt das Gerede nicht ernst – bis seine Frau erwürgt aufgefunden wird ...
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Kritik

Mit Raymond Chandler als Drehbuchautor verfilmte Alfred Hitchcock einen Roman von Patricia Highsmith. "Der Fremde im Zug" wirkt ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung altmodisch, aber die Geschichte ist nicht nur originell, sondern wurde auch spannend und makaber inszeniert.
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Der Tennischampion Guy Haines (Farley Granger) wird während einer Bahnfahrt nach New York City von einem aufdringlichen Fremden (Robert Walker) angesprochen. „Bruno Anthony“, stellt dieser sich vor. Der Dandy weiß aus Sport- und Klatschzeitschriften einiges über Guy, beispielsweise, dass er sich von seiner Frau Miriam (Kasey Rogers) scheiden lassen möchte, um Anne (Ruth Roman), eine der beiden Töchter des Senators Morton (Leo G. Carroll), heiraten zu können. Bruno überlegt laut: Falls Miriam nicht in die Scheidung einwillige, werde Guy sich ihren Tod wünschen, aber er könne sie nicht umbringen, weil der Verdacht sofort auf ihn fallen würde. Guy hört kaum noch zu, als Bruno ihm vorschlägt, Miriam für ihn zu ermorden. Im Gegenzug müsse er Brunos verhassten Vater (Jonathan Hale) erschießen. Dann könnte in keinem der beiden Fälle auf den Mörder geschlossen werden: Kein Motiv, kein Verdacht! Guy hält das für die Gedankenspiele eines harmlosen Irren, und um den lästigen Fremden loszuwerden, tut er so, als finde er die Idee gut, während er das Abteil verlässt, um in Metcalf auszusteigen.

Bald darauf hat Guy den unangenehmen Vorfall vergessen. Er ahnt nicht, dass Bruno Ernst macht, Miriam in einen Vergnügungspark bei Metcalf folgt und sie auf der „Liebesinsel“ erwürgt. Ein paar Stunden später bringt er Guy Miriams Brille und berichtet über den Mord. Guy will die Polizei rufen, aber Bruno beruft sich auf die getroffene Abmachung und macht ihm klar, dass die Polizei aufgrund des Motivs den Sportler als Mörder verdächtigen würde.

Auch so überprüft die Polizei nach dem Auffinden der Leiche Guys Alibi. Zum Tatzeitpunkt fuhr er mit der Bahn und unterhielt sich kurz mit einem anderen Fahrgast: Professor Collins (John Brown). Der war allerdings so betrunken, dass er sich nicht an Guy erinnern kann. Daraufhin wird Guy rund um die Uhr observiert, vor allem von Leslie Hennessy (Robert Gist).

Bruno lässt nicht locker. Er schickt Guy einen Revolver, einen Türschlüssel und einen Plan seines Elternhauses. Immer wieder taucht er auf und erinnert Guy an die Abmachung. So schleicht er sich auch einmal bei einer Abendgesellschaft des Senators ein. Während er einer älteren Dame zeigen will, wie man jemand erwürgt, fällt sein Blick auf Barbara Morton (Patricia Hitchcock), die andere Tochter des Senators, die eine Brille mit dicken Gläsern trägt und ihn an Miriam erinnert. Bruno würgt die Dame tatsächlich und bricht selbst im nächsten Augenblick bewusstlos zusammen.

Barbara erzählt ihrer Schwester Anne, der Fremde habe sie angestarrt und sie sei sich vorgekommen, als wolle er sie erwürgen. Da erkundigt Anne sich bei Guy, ob dessen Ehefrau eine starke Brille trug, und als er „ja“ sagt, äußert sie den Verdacht, der seltsame Gast habe Miriam ermordet. Guy erzählt ihr von dem Gespräch im Zug und dem Vorschlag, den er nicht ernst genommen hatte.

Um endlich einen Schlussstrich zu ziehen, kündigt Guy Bruno die Erfüllung seines Teils der „Abmachung“ an, dringt nachts mit dem Schlüssel in das Haus der Anthonys ein und schleicht in das Schlafzimmer von Brunos Vater. Dort will er Mr Anthony wecken und ihn über die Umtriebe seines Sohnes unterrichten – aber Bruno schöpfte Verdacht und liegt anstelle seines verreisten Vaters in dem Bett. Er droht Guy, etwas zu unternehmen, wenn dieser sich weiterhin weigere, seinen Vater zu erschießen.

Am nächsten Tag sucht Anne Brunos Mutter (Marion Lorne) auf, aber die kann nicht glauben, dass ihr Sohn ein Mörder sei und will auch nichts weiter darüber hören. Sobald sie aus dem Zimmer gegangen ist, taucht Bruno auf und behauptet, Guy habe seine Frau selbst ermordet, dabei ein Feuerzeug mit Initialen verloren und ihn gedrängt, auf der Liebesinsel danach zu suchen, damit die Polizei es nicht dort findet.

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Tatsächlich hatte Guy während der Bahnfahrt sein Feuerzeug mit der Gravierung „Von A für G“ – ein Geschenk Annes – in Brunos Abteil liegen lassen, und der fährt an diesem Abend nach Metcalf, um das Feuerzeug zum Tatort zu bringen.

Anne und Guy ahnen, was er vorhat, und nach einem Tennismatch in Washington, D. C., eilt Guy ebenfalls nach Metcalf. Bei einem Kinderkarussell treffen Guy und Bruno aufeinander. Vor den Augen der Polizeibeamten, die Guy gefolgt sind, kämpfen sie auf Leben und Tod. In dem Durcheinander wird der Betreiber des Karussells erschossen, und er fällt so unglücklich auf die Schalthebel, dass sich das Karussell mit den Kindern rasend schnell zu drehen beginnt. Als ein alter Mann, der unter der rotierenden Platte zur Mitte gekrochen ist, das Karussell abschaltet, hält es mit einem Ruck, zerbricht teilweise, und Bruno wird von Trümmern eingeklemmt.

Guy und Inspektor Turley (Howard St. John) beugen sich über den schwer Verletzten, der behauptet, Guys Feuerzeug liege am Tatort. Doch als er stirbt, öffnet sich seine linke Hand – und darin hielt er das Feuerzeug.

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Raymond Chandler adaptierte Patricia Highsmiths Debütroman „Zwei Fremde im Zug“ fürs Kino, aber Alfred Hitchcock verlangte Änderungen, und weil Raymond Chandler daraufhin die Zusammenarbeit aufkündigte, schrieben Whitfield Cook und Czenzi Ormonde das Drehbuch um. Alfred Hitchcocks Film wurde in den deutschen Kinos in einer um fünf Minuten gekürzten Fassung vorgeführt. Erst am 3. Februar 2005 zeigte Arte den kompletten Film, also ergänzt um die – unsynchronisierten – Szenen, die früher für zu brutal oder makaber gehalten worden waren.

Alfred Hitchcock eliminierte die Themen Alkoholismus und Homosexualität, verharmloste die Gewissensqual Guys – und damit auch die Schuldfrage – und gab der Handlung in der zweiten Hälfte eine völlig neue Wendung.

In „Der Fremde im Zug“ geht es um einen von seinem Vater traktierten, von seiner Mutter verwöhnten Neurotiker, der skrupellos einen Mord begeht, und einen eher schwächlichen, aber karrieresüchtigen Charakter, der erst am Ende, als er selbst unter Mordverdacht steht, entschlossen handelt.

Für die Kameraführung erhielt Robert Burks eine „Oscar“-Nominierung.

„Der Fremde im Zug“ geht von einer originellen Grundidee aus, ist spannend und makaber inszeniert, wirkt aber ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung ein wenig altmodisch.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Patricia Highsmith: Zwei Fremde im Zug

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