Über den Dächern von Nizza

Über den Dächern von Nizza

Über den Dächern von Nizza

Über den Dächern von Nizza - Originaltitel: To Catch a Thief - Regie: Alfred Hitchcock - Drehbuch: John Michael Hayes, nach einem Roman von David Dodge - Kamera: Robert Burks - Schnitt: George Tomasini - Musik: Lyn Murray - Darsteller: Cary Grant, Grace Kelly, Jessie Royce Landis, Charles Vanel, John Williams, Brigitte Auber u.a. - 1955; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Als sich an der Côte d'Azur Schmuckdiebstähle häufen, fällt der Verdacht auf John Robie, der vor vielen Jahren unter dem Spitznamen "Die Katze" ein berühmter Juwelendieb war. Um seine Unschuld zu beweisen, versucht er die neue "Katze" auf frischer Tat zu ertappen – und verliebt sich dabei zugleich in die schöne Tochter einer steinreichen amerikanischen Witwe.
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Kritik

"Über den Dächern von Nizza" ist sowohl eine Kriminalkomödie als auch eine Romanze, ein sehr unterhaltsamer Film mit pointierten Dialogen, gelungener Ausstattung, hervorragender Kameraarbeit und zwei großartigen Hauptdarstellern: Cary Grant und Grace Kelly.
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Als sich an der Côte d’Azur Schmuckdiebstähle häufen, fällt der Verdacht auf John Robie (Cary Grant), der vor vielen Jahren unter dem Spitznamen „Die Katze“ ein berühmter Juwelendieb war. Durch einen Trick entkommt Robie den fünf Polizisten, die in der Traumvilla bei Nizza auftauchen, die er mit seiner Haushälterin Germaine bewohnt. Nicht mit seinem Wagen, sondern im Linienbus fährt er zu seinem früheren Kumpan Bertani (Charles Vanel), der inzwischen ein Restaurant besitzt, und lässt sich von Danielle (Brigitte Auber), der Tochter des Oberkellners Foussard, mit einem Motorboot zum Strand von Cannes bringen. Dort mischt er sich unauffällig unter die Badegäste.

Robie hat seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis aufgrund einer Amnestie vor fünfzehn Jahren nichts mehr gestohlen, aber wer wird ihm das glauben? Zumal der aktuelle Dieb über die Dächer von Nizza klettert und nur die wertvollsten Juwelen raubt – so wie es früher „Die Katze“ getan hatte. Um seine Unschuld zu beweisen, muss Robie den Dieb überführen. Als Erstes benötigt er die Adressen lohnenswerter Opfer. Zu diesem Zweck trifft er sich mit H. H. Hughson (John Williams), einem Detektiv der Versicherung Lloyds, der aufgrund der hohen Schadensfälle ein starkes Interesse an der Aufklärung der Diebstahlsserie hat, sich von der Ehrlichkeit Robies überzeugen lässt und ihm eine Liste mit den Namen der sechs Personen mit den höchsten Versicherungssummen an der französischen Riviera anvertraut.

Robie gibt sich als amerikanischer Holzhändler Conrad Burns aus, quartiert sich im Hotel Carlton in Cannes ein und macht sich dort an die steinreiche amerikanische Witwe Stevens (Jessie Royce Landis) heran, die mit ihrer erwachsenen Tochter Frances (Grace Kelly) Urlaub macht. Als erneut wertvoller Schmuck gestohlen wird, drängt Hughson Mrs Stevens noch einmal, ihre Juwelen im Hotelsafe zu deponieren, aber sie entgegnet ihm, sie besitze das Geschmeide, um es zu tragen, und nicht, um es in einem dunklen Safe zu verstecken. „Oder soll ich mir etwa einen Safe um den Hals hängen?“

Rasch durchschaut Frances die Tarnung ihres neuen Bekannter und findet heraus, dass er als Juwelendieb Schlagzeilen gemacht hatte. Trotzdem verlieben sich die beiden. Das wollen sich jedoch nicht eingestehen. Als Mrs Stevens beraubt wird, vergisst Frances ihre Gefühle für Robie, stürmt in sein Hotelzimmer und durchwühlt es aufgebracht, während er sich um ihre Mutter kümmert. Weder Robie noch Frances finden, was sie suchen: keinen Hinweis auf den Dieb und keinen Schmuck. Frances alarmiert deshalb die Polizei und entlarvt Robie vor ihrer Mutter, die sich davon aber kaum beeindrucken lässt. Als die Beamten eintreffen, liegt Mrs Stevens im Bett und behauptet, keinen John Robie zu kennen. Der bringt sich währenddessen über die Dächer in Sicherheit.

Als bei einer mondänen Villa die Leiche des augenscheinlich vom Dach gestürzten Kellners Foussard gefunden wird, behauptet die Polizei, die neue Diebstahlserie aufgeklärt zu haben. Die Reichen an der Riviera atmen auf. Frances sieht ein, dass sie den Falschen verdächtigte und entschuldigt sich bei Robie, aber der weist darauf hin, dass Foussard ein Holzbein hatte und auf keinen Fall „Die Katze“ war. Er weiß, dass Foussard keine Juwelen stehlen wollte. Stattdessen hatte er es auf Robie abgesehen, weil der inzwischen ahnt, um wen es sich bei der neuen „Katze“ handelt.

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Frances verschafft ihm eine Einladung zu einem Kostümfest der allerreichsten Bewohner von Nizza. Selbstverständlich tragen die Damen ihren wertvollsten Schmuck. Bertani übernimmt mit seinem Restaurantpersonal das Servieren. Mrs Stevens und ihre Tochter erscheinen mit einem Mann, der sich als Schwarzer verkleidet hat. Die amerikanische Lady bittet ihren Begleiter, ihre angeblich vergessenen Tabletten zu holen und nennt ihn dabei bei seinem Namen – John Robie. Kurz darauf kehrt der Mohr zurück und reicht ihr die Pillenschachtel. Niemand merkt, dass es sich jetzt um Hughson handelt. So kann Robie unbemerkt auf dem Dach lauern. Nichts geschieht. Die Gäste verabschieden sich bereits. Plötzlich bemerkt Robie eine schwarze Gestalt mit einem Juwelensäckchen auf dem Dach. Nach einer kurzen Verfolgung rutscht die Person ab, verliert das Juwelensäckchen und klammert sich verzweifelt an die Dachrinne. Es ist Danielle. Der Lärm macht die letzten Gäste und die verkleideten Polizisten, die sich unter sie gemischt hatten, aufmerksam. Robie packt einen Arm Danielles, ringt ihr das Geständnis ab, dass Bertani und ihr Vater sie zu den Diebstählen gezwungen haben und zieht sie dann hoch.

Frances besucht kurz darauf Robie in seiner Villa bei Nizza und meint: „Also hier bist zu zu Hause. Mutter wird sich hier wohlfühlen.“

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„Über den Dächern von Nizza“ ist sowohl eine Kriminalkomödie als auch eine Romanze, kein besonders spannender, aber ein sehr unterhaltsamer Film mit pointierten Dialogen, gelungener Ausstattung, hervorragender Kameraarbeit und zwei großartigen Hauptdarstellern: Cary Grant und Grace Kelly.

Viel mehr als die Geschichte um geklaute Juwelen interessieren den Regisseur seine beiden Stars. Grant hatte er für den Film wiederentdeckt, und in Kelly sah er ohnehin sein Ideal-Geschöpf. Die gar nicht so kühle Blonde beflügelte Hitchcocks Fantasien, ihr konnte er Sätze voller Anzüglichkeien in den Mund legen. Was Kelly und Grant plaudern, ist jenseits aller Biederkeit und ging 1954 harrscharf an die Grenzen des Zulässigen heran. (Christiane Schlötzer, Süddeutsche Zeitung 26. Februar 2008)

Die amerikanische Film- und Theaterschauspielerin Grace Kelly (1929 – 1982) begegnete während der Dreharbeiten Fürst Rainier III. von Monaco und wurde im Jahr darauf (1956) dessen Ehefrau: Fürstin Gracia Patricia. In dem Film „Über den Dächern von Nizza“ gibt es eine Szene, in der Frances Stevens mit John Robie auf dem Beifahrersitz über die Serpentinenstrecke „Grande Corniche“ rasen. Über die etwas weiter unterhalb parallel dazu verlaufende „Moyenne Corniche“ wollte Fürstin Gracia Patricia am 13. September 1982 mit ihrer Tochter Stephanie von Monaco zum Schneider nach Monte Carlo fahren. In einer der engen Kurven verlor sie die Kontrolle über den Wagen. Während Stephanie den Unfall mit einer Halswirbelverletzung überlebte, erlag Gracia Patricia am Tag darauf ihren Verletzungen.

Alfred Hitchcock, der in jedem seiner Filme kurz zu sehen ist, sitzt diesmal neben Cary Grant im Omnibus.

Hal Pereira, Joseph McMillan Johnson, Sam Comer, Arthur Krams (Ausstattung) und Edith Head (Kostüme) wurden für einen „Oscar“ nominiert; Robert Burks (Kamera) erhielt die Trophäe dann tatsächlich.

Den Film gibt es inzwischen in einer rekonstruierten und in den Farben verbesserten Fassung.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 / 2008

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