Homer : Ilias

Ilias
Entstehungszeit: 8. Jahrhundert v. C. Übertragungen ins Deutsche: Johann Heinrich Voß, 1793 Wolfgang Schadewaldt, 1975 Neuere Ausgaben: Reclam Verlag, Stuttgart 2004 Hamburger-Lesehefte-Verlag, Husum 2005 Insel Verlag, Frankfurt/M 2009
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In der "Ilias" erzählt Homer nicht die ganze Geschichte des zehn Jahre dauernden Trojanischen Krieges, sondern beschränkt sich auf eine Zeitspanne von 51 Tagen. Die "Ilias" beginnt damit, dass der Thessalier Achilles die Belagerer der Stadt Troja wegen eines Übergriffs des Oberbefehlshabers Agamemnon wütend im Stich lässt. Und das Heldenepos endet mit der Totenfeier für Hektor, den von Achilles im Zorn getöteten ältesten Sohn des Trojanerkönigs Priamos.
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Kritik

Das aus 24 Gesängen im Hexameter-Versmaß bestehende, vermutlich im 8. Jahrhundert v. C. von Homer geschaffene Heldenepos "Ilias" gilt als älteste erhaltene und zugleich um eine der bedeutendsten Dichtung des abendländischen Kulturkreises.
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Der Trojanische Krieg spielt in der griechischen Mythologie eine zentrale Rolle. In dem Versepos „Ilias“ von Homer wird nicht die ganze Geschichte des zehn Jahre lang dauernden Krieges um Troja erzählt, sondern eine Zeitspanne von einundfünfzig Tagen herausgegriffen.

Die „Ilias“ beginnt damit, dass der Thessalier Achilles, der Sohn der Meeresgöttin Thetis und des Myrmidonenkönigs Peleus, die Belagerer der Stadt Troja wütend im Stich lässt und sich nicht mehr an den Kämpfen beteiligt. Grund dafür ist ein Übergriff Agamemnons, des Königs von Mykene und Oberbefehlshabers der Griechen, der Achilles dessen trojanische Konkubine Briseis, die Tochter des Sehers Kalchas, raubte.

Das Ausscheiden eines der gefährlichsten griechischen Helden ermutigt die Trojaner zu einem nächtlichen Ausfall und Angriff auf das Lager der Griechen. Hektor, der älteste Sohn des Trojanerkönigs Priamos und dessen Gemahlin Hekabe, durchbricht mit seinen Männern die Verteidigungsanlagen der Griechen und setzt eines ihrer Schiffe in Brand. Daraufhin zieht Patroklos die Rüstung seines Freundes Achilles an und treibt die Trojaner bis zur Stadtmauer zurück. Dort wird er allerdings von Hektor erschlagen.

Um Patroklos zu rächen, beteiligt Achilles sich wieder an den Kämpfen. Nachdem er Hektor im Zweikampf getötet hat, lässt er dessen Leiche dreimal um Troja herumschleifen.

König Priamos begibt sich nach der Totenfeier für Patroklos zu Achilles und bittet ihn um die Herausgabe der Leiche seines Sohnes, damit er sie bestatten kann.

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Homer veranschaulicht, wie Achilles statt von vernünftigen Überlegungen von Gefühlen getrieben wird. Als lenkende Kräfte hinter allen Taten zeigt Homer griechische Götter; sie sind zwar unsterblich, lassen sich aber wie Menschen von Liebe, Neid und Hass bewegen. Athene beispielsweise hilft den Griechen gegen die Trojaner, weil Paris nicht ihr, sondern Aphrodite den goldenen Apfel der Eris reichte [mehr dazu].

Das aus vierundzwanzig Gesängen im Hexameter-Versmaß bestehende Heldenepos „Ilias“ gilt als älteste erhaltene Dichtung des abendländischen Kulturkreises. Dialoge wechseln sich mit Schilderungen, Gleichnissen und Veranschaulichungen ab, und Homer beweist eine sehr gute Beobachtungsgabe auch in Details.

Die ungeheure Bedeutung der Ilias belegt allein die Tatsache, dass sich neben ihr und der Odyssee kein weiteres Heldenepos jener Jahrhunderte erhalten konnte: Seit dem 6. Jahrhundert im gesamten griechischen Sprachraum verbreitet und Schullektüre, waren beide Epen von unabsehbarem Einfluss auf alle Bereiche der griechischen Sprache, Literatur und Kultur, obwohl z. B. Heraklit die Menschenähnlichkeit der Homerischen Götter kritisierte, Platon beide Epen als zur Jugenderziehung nicht geeignet aus seinem Idealstaat verbannen wollte und die Alexandrinischen Philologen sprachliche und sachliche Brüche in beiden Epen nachzuweisen suchten. Trotzdem konzipierte noch Vergil die Aeneis als Synthese aus Ilias und Odyssee, den für seine Zeit immer noch bedeutendsten Dichtungen der Menschheit.
(Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, Dortmund 1989, Band 3, Seite 1418f)

Über den Dichter Homer ist so gut wie nichts bekannt. Er wurde im 8. Jahrhundert vor Christus geboren, vermutlich in Smyrna, auf jeden Fall im Norden Kleinasiens. Sein eigentlicher Name dürfte Melesigenes gewesen sein. Homer gilt als Schöpfer der beiden Heldenepen Ilias und Odyssee, aber seine Autorenschaft ist nicht unumstritten. Möglicherweise hatte Homer die Dichtungen für den mündlichen Vortrag konzipiert und sie wurden erst später aufgezeichnet.

Jacob Burckhardt betonte, dass Homer nicht der erste Dichter gewesen sein kann: „Ton und Stil bei ihm sind jedenfalls nur nach langer Tradition von Sängern und Sängerschulen denkbar.“ (Jacob Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte, 6. Abschnitt, Band 3, München 1977, Seite 66) Homers besondere Leistung bestand darin, aus dem tradierten Stoff große zusammenhängende Kompositionen geschaffen zu haben, „er erst brachte die einzelnen Erzählungen in die wahre Reihenfolge und schuf die schöne Proportion der Teile durch weise Über- und Unterordnung und durch die Kunst, Motive und Charaktere zu steigern.“ (Jacob Burckhardt, a. a. O., Seite 68)

1793 erschien eine Übertragung der „Ilias“ ins Deutsche, bei der Johann Heinrich Voß die Hexameter-Versform beibehielt. Leichter lesbar ist die in freien Versen verfasste Übersetzung von Wolfgang Schadewaldt aus dem Jahr 1975. Nacherzählungen der „Ilias“ stammen beispielsweise von Gustav Schwab („Troja“, 1838) und Franz Fühmann („Das hölzerne Pferd“, 1968). Neuere Ausgaben der „Ilias“ gibt es u. a. von Marion Giebel in der Übersetzung von Roland Hampe (Reclam, Stuttgart 2004, 116 Seiten, ISBN: 3-15-018299-9) sowie von Elke und Uwe Lehmann auf der Grundlage der Übertragung von Johann Heinrich Voß (Hamburger-Lesehefte-Verlag, Husum 2005, 458 Seiten, ISBN: 3-87291-212-7).

Literatur über Homer und die „Ilias“

  • Ernst Heitsch: Altes und Neues zur Ilias. Überlegungen zur Genese des Werkes (Stuttgart 2006, 34 Seiten, ISBN: 3-515-08884-9)
  • Joachim Latacz: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels (5. Auflage, Leipzig 2005, 415 Seiten, ISBN: 3-7338-0332-9)
  • Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Homers Ilias (Hg.: Paul Dräger; Hildesheim 2005, 40 Seiten, ISBN: 3-487-13136-6)
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Inhaltsangabe und Kommentar: © Dieter Wunderlich 2007

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