Vincent will meer

Vincent will meer

Vincent will meer

Originaltitel: Vincent will meer – Regie: Ralf Huettner – Drehbuch: Florian David Fitz – Kamera: Andreas Berger – Schnitt: Kai Schröter – Musik: Stevie B-Zet, Ralf Hildenbeutel – Darsteller: Florian David Fitz, Johannes Allmayer, Karoline Herfurth, Heino Ferch, Katharina Müller-Elmau, Karin Thaler, Tim Seyfi, Christoph Zrenner, Butz Ulrich Buse, Ulrich Boris Pöppl u.a. – 2010; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Vincent leidet am Tourette-Syndrom. Als seine Mutter stirbt, ist er 27. Sein Vater, ein rücksichtsloser Karrierist, der sich längst scheiden ließ und sich nie um Vincent kümmerte, bringt ihn in eine psychiatrische Klinik. Von dort flieht Vincent mit einer magersüchtigen Rebellin und einem Zwangsneurotiker. Vincent will ans Meer, um dort die Asche seiner Mutter zu verstreuen. Sein selbstherrlicher Vater folgt ihm mit der an ihren Fähigkeiten zweifelnden Psychiaterin ...
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Kritik

Bei "Vincent will meer" handelt es sich um eine unterhaltsame Mischung aus Tragikomödie und Roadmovie. Die Figuren und ihre Entwicklung sind zwar ein wenig klischeehaft, werden aber von den Schauspielern eindrucksvoll dargestellt.
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Vincent (Florian David Fitz) leidet am Tourette-Syndrom. Besonders, wenn er erregt ist, führt sein Körper unkontrollierbare Zuckungen und heftige Bewegungen aus, und Vincent stammelt vulgäre Worte. Er wuchs bei seiner geschiedenen Mutter Katharina auf. Als sie an Leberzirrhose stirbt, ist Vincent 27 Jahre alt. Zum Entsetzen seines zur Beerdigung angereisten Vaters Robert Gellner (Heino Ferch) zuckt, spuckt und flucht Vincent auch während der Trauerrede des Geistlichen (Ulrich Boris Pöppl) in der Kirche.

Robert Gellner verachtet seinen psychisch gestörten Sohn. Für den karrieregeilen Politiker gibt es nur effiziente, erfolgreiche Macher wie ihn auf der einen und Versager wie seinen Sohn oder seine alkoholkranke Ex-Frau auf der anderen Seite. Kurzerhand bringt er Vincent, der ihm in seiner politischen Karriere schaden könnte, in eine psychiatrische Klinik und überlässt ihn der Behandlung durch Frau Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau).

Das Zimmer muss Vincent sich mit Alexander (Johannes Allmayer) teilen, einem Zwangsneurotiker, der aus panischer Angst vor Mikroben alles mit einem Desinfektionsmittel einsprüht, bevor er es anfasst. Die magersüchtige Patientin Marie (Karoline Herfurth) erhält den Auftrag, den Neuen herumzuführen und ihm die Einrichtungen zu erklären.

Am nächsten Tag simuliert Vincent in der Kantine einen Anfall, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, damit Marie unbemerkt ihren Teller auskippen kann und nicht aufessen muss.

Am Nachmittag beobachtet Vincent, wie Marie aufgebracht aus dem Zimmer der Ärztin stürzt. Offenbar hat sie eine schlechte Nachricht erhalten.

Nach Einbruch der Dunkelheit kommt Marie zu ihm, hält einen Autoschlüssel hoch und fordert ihn auf, eine Spritztour mit ihr zu machen. Vincent steckt die Dose mit der Asche seiner Mutter und eine CD mit einem Konzert von Johann Sebastian Bach ein. Dann folgt er Marie zum Parkplatz. Dort werden sie von Alexander eingeholt, der seine CD zurückfordert und damit droht, Dr. Rose zu alarmieren, in deren Wagen Marie und Vincent gerade einsteigen wollten. Den beiden bleibt nichts anderes übrig, als Alexander ins Auto zu zerren und mit ihm zusammen loszufahren.

Vincent hat Größeres als eine Spritztour vor: Er will nach Italien ans Meer und dort die Asche seiner Mutter verstreuen, denn sie hatte sich so sehr gewünscht, das Meer noch einmal zu sehen.

Als Vincent an einer Tankstelle mit seiner EC-Karte bezahlen will, stellt sich heraus, dass sie ungültig ist. Offenbar ließ sein Vater das Konto sperren. Weil keiner der drei Ausbrecher über Bargeld verfügt, sieht Marie nur die Möglichkeit, ohne zu bezahlen weiterzufahren. Der Tankwart (Christoph Zrenner) zeigt den Diebstahl sofort an.

Dr. Rose unterrichtet Robert Gellner telefonisch über die Flucht seines Sohnes. Der kommt sofort in die Klinik und wirft ihr vor, ihre Aufsichtspflicht verletzt zu haben. In diesem Augenblick ruft die Polizei an und fragt die Ärztin nach ihrem Wagen, mit dem gerade ein Tankstellendiebstahl durchgeführt wurde.

Gellner will zu der Tankstelle und die Sache regeln, bevor die Öffentlichkeit erfährt, dass sein Sohn in einen Kriminalfall verwickelt ist. Dr. Rose fährt mit ihm. Sie macht sich vor allem Sorgen um Marie, denn das Mädchen hat aufgrund der jahrelangen Mangelernährung bereits einen Herzschaden. Weder dem selbstbewussten Politiker noch der psychologisch geschulten Ärztin gelingt es, den Tankwart von seiner Anzeige abzubringen. Aber Gellner führt noch an der Tankstelle ein Telefongespräch und erreicht, dass ihm die Ölgesellschaft zusichert, sie werde den Tankstellenpächter zurückpfeifen. Damit hält er die Sache für erledigt. Aber Dr. Rose will nach den drei jungen Leuten suchen, die noch in der Nähe sein müssen, weil es regnet und die Scheibenwischer ihres Autos nicht funktionieren.

Tatsächlich entdeckt Dr. Rose am nächsten Morgen ihr Auto. Die drei Ausbrecher haben darin übernachtet. Die Psychiaterin überlegt, wie sie an die drei Patienten herankommen könnte. Aber bevor sie einen Entschluss gefasst hat, brüllt Gellner: „Vincent!“. Vincent will fliehen, aber Marie ist noch im Wald, und ohne sie fährt er nicht los. Und dann ist es zu spät: Gellner blockiert mit seinem Wagen die Straße. Er herrscht seinen Sohn an, bis dieser gehorsam zu ihm ins Auto steigt. Marie wirft Dr. Roses Schlüssel in die Wiese. Wie die Ärztin, Marie und Alexander von hier wegkommen sollen, interessiert Gellner jedoch nicht. Er will losfahren. Als Dr. Rose schreit, ihre Handtasche sei noch in seinem Wagen, steigt er nochmals aus und bringt sie ihr. Die Gelegenheit nutzt Vincent, um auf den Fahrersitz zu wechseln. Marie sieht es und rennt zu ihm. Auch Alexander gelingt es, in Robert Gellners Wagen zu kommen. Sie fahren zu dritt weiter.

Gellner flucht, weil sein Handy im Auto liegt. Er wählt die Nummer auf dem Handy der Ärztin, aber Vincent wirft das Telefon aus dem Wagenfenster.

Weil die Autoschlüssel nicht im Gras zu finden sind, schließt Gellner das Auto der Ärztin kurz und nimmt die Verfolgung auf.

In Italien werden Gellner und Dr. Rose von einer Motorradstreife angehalten. Das Fahrzeug ist als gestohlen gemeldet. Gellner versucht dem Carabiniere (Tim Seyfi) zu erklären, dass es sich bei seiner Beifahrerin um die rechtmäßige Besitzerin handelt, aber Dr. Rose hat ihre Papiere nicht dabei, und als der Polizist sieht, dass das Auto kurzgeschlossen ist, nimmt er die beiden Insassen erst einmal fest, damit die Angelegenheit überprüft werden kann.

Währenddessen überredet Vincent seine beiden Begleiter zu einer Bergtour. Während des Abstiegs bleiben Vincent und Marie zurück. Sie interessieren sich für einander. Marie möchte wissen, wie Vincent seine Tics erlebt, und er versucht zu verstehen, warum sie nichts essen mag. Alexander sieht, wie sie sich küssen. Frustriert rennt Alexander zum Auto und fährt ohne die beiden anderen los. Sie folgen ihm per Anhalter und finden ihn schließlich auch wieder.

Als Gellner und Dr. Rose wieder freikommen, fahren sie zu einem Ferienort am Meer, in dem Robert und Katharina Gellner 1982 die Flitterwochen verbrachten, und zwar im Hotel St. Vincente. Daher der Name des Sohnes. Gellner geht davon aus, dass Vincent hier die Asche seiner Mutter verstreuen möchte.

Kurz darauf treffen die drei Ausbrecher ebenfalls ein. Vincent und Alexander rennen zum Meer, Marie will ihnen folgen, bricht jedoch zusammen. Sanitäter bringen sie ins Krankenhaus.

Gellner setzt sich am Strand zu seinem Sohn. „Ich weiß nicht, ob ich es schaffe“, sagt Vincent. „Du hast es bis hierher geschafft“, meint der Vater ermutigend.

Im Krankenhaus entschuldigt Dr. Rose sich bei Marie, weil sie ihr mit Zwangsernährung gedroht hatte. Die Ärztin weiß, dass dies der Auslöser für die Flucht war. Sie zweifelt an ihren Fähigkeiten, aber Gellner meint, sie mache ihre Sache gut.

Robert und Vincent Gellner, Dr. Rose und Alexander machen sich mit den beiden Autos auf den Weg zurück nach Deutschland. Doch nach ein paar Kilometern bittet Vincent seinen Vater, anzuhalten, nimmt seinen Rucksack und steigt aus. Er will zurück zu Marie. Gellner zeigt Verständnis dafür, lässt sich die Dose mit der Asche seiner Ex-Frau geben und verspricht, sie im Meer zu verstreuen. Alexander, der sich anfangs dagegen sträubte, sein Zimmer mit einem anderen Patienten zu teilen, springt aus dem anderen Auto, um Vincent zu begleiten.

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Bei „Vincent will meer“ handelt es sich um eine Mischung aus Tragikomödie und Roadmovie von Ralf Huettner (Regie) und Florian David Fitz (Drehbuch und Hauptrolle). Auf der einen Seite geht es um drei psychisch Kranke, Außenseiter und Einzelgänger, die durch Zufall eine Gruppe bilden. Parallel dazu werden ein rücksichtsloser, selbstherrlicher Karrierist und eine an ihren Fähigkeiten zweifelnde Psychiaterin miteinander konfrontiert. Die Figuren hinterfragen ihr Verhalten und entwickeln sich im Verlauf des Geschehens. Dass zum Beispiel ein selbstbewusster und erfolgsgewohnter Politiker wie Robert Gellner so schnell sein Versagen als Vater und seine Selbstlügen erkennt, ist psychologisch allerdings nicht nachvollziehbar. Da behilft sich der Drehbuchautor Florian David Fitz mit Klischees. Aber die Geschichte ist unterhaltsam. Und die Schauspieler in „Vincent will meer“ – allen voran Heino Ferch, Florian David Fitz und Johannes Allmayer – überzeugen mit einer eindrucksvollen Darstellung.

Gedreht wurde „Vincent will meer“ von Juli bis September 2009.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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