Misfits. Nicht gesellschaftsfähig

Misfits. Nicht gesellschaftsfähig

Misfits. Nicht gesellschaftsfähig

Nicht gesellschaftsfähig – Originaltitel: The Misfits – Regie: John Huston – Drehbuch: Arthur Miller, nach seiner Kurzgeschichte "The Misfits" – Kamera: Russell Metty – Schnitt: George Tomasini – Musik: Alex North – Darsteller: Marilyn Monroe, Clark Gable, Montgomery Clift, Eli Wallach u.a. – 1960; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Die attraktive Nachtclub-Tänzerin Roslyn fährt nach Reno, um sich scheiden zu lassen. Dort lernt sie den Cowboy Gay und den ehemaligen Bomberpiloten Guido kennen, die sie beide umwerben. Zusammen mit ihnen und dem Rodeo-Reiter Perce fährt Roslyn in die Berge, wo die Männer Mustangs fangen wollen. Als Roslyn begreift, dass die Wildpferde zu Hundefutter verarbeitet werden sollen, verzweifelt sie ...
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Kritik

Aus Arthur Millers "Film-Erzählung" "The Misfits" machte John Huston einen großartigen Film voller Symbole und Schlüsselszenen, der gerade wegen seiner Kargheit umso konzentrierter und eindringlicher wirkt.
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Die attraktive Nachtclub-Tänzerin Roslyn (Marilyn Monroe) fährt zu ihrer mütterlichen Freundin Isabelle nach Reno, um sich von ihrem Mann scheiden zu lassen: „Wenn ich schon einsam bin, möchte ich es wenigstens alleine sein!“ Sie möchte statt als Tänzerin als Mensch wahrgenommen und respektiert werden.

In Reno lernt sie den Cowboy Gay (Clark Gable) kennen, dessen Ehe ebenfalls scheiterte, und den ehemaligen Bomberpiloten Guido (Eli Wallach), dessen Frau während der Schwangerschaft starb. Beide Männer umwerben Roslyn. Gay überredet sie, mit ihm eine Weile in Guidos unfertigem Haus zu wohnen, wo er sie liebevoll umsorgt und den verwilderten Garten bestellt. Begeistert läuft Roslyn über einen Betonklotz, der anstelle einer noch nicht vorhandenen Treppenstufe vor der Terrassentür liegt: „Ich kann hineingehen und wieder herauskommen!“ Sie fühlt sich frei und unabhängig.

Zusammen mit Gay, Guido und dem ziellos herumziehenden Rodeo-Reiter Perce (Montgomery Clift) fährt Roslyn in die Berge, wo die Männer – eigentlich alles Einzelgänger – Mustangs fangen wollen.

Die Wildpferde wurden früher zur Züchtung edler Reitpferden verwendet, aber jetzt interessieren sich nur noch Hundefutter-Hersteller für die Tiere. Roslyn verzweifelt, als sie das begreift. Um ihr zu gefallen, befreit Perce die bereits eingefangenen Pferde. Gay rennt ihnen nach und wirft in einem wilden Kampf den Leithengst zu Boden. Dann aber schneidet er das Seil durch. „Warum zum Teufel hast du ihn dann gefangen?“, will Guido von ihm wissen. „Hab’s eben getan. Ich mag nicht, wenn jemand für mich Entschlüsse fasst; das ist alles.“

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Der Film beklagt die Zerstörung der Freiheit. In einer veränderten Gesellschaft kippen die alten Männlichkeitsideale ins Perverse um. Solange die Männer unter sich sind, merken sie es nicht und halten sich für ungebundene Helden, aber die Ablehnung der jungen Frau bringt sie dazu, sich den Tatsachen zu stellen. Auch Roslyn findet durch die Konfrontation mit der Welt der Männer zu sich selbst.

Arthur Miller arbeitete seit Herbst 1957 daran, seine Kurzgeschichte „The Misfits“ zu einer „Film-Erzählung“ auszubauen. Allerdings war er mit dem Drehbuch noch nicht fertig, als im Juli 1960 in der Wüste von Nevada die Dreharbeiten unter der Regie von John Huston begannen.

John Huston gestaltete daraus einen ernsten Schwarz-Weiß-Film voller Symbole und Schlüsselszenen, der gerade wegen seiner Kargheit umso konzentrierter und eindringlicher wirkt: „Misfits. Nicht gesellschaftsfähig“.

Die ständigen Änderungen verunsicherten die Darsteller. Dennoch konnte Marilyn Monroe in diesem Kunstwerk ihr großes schauspielerisches Können als Charakterdarstellerin beweisen.

Die Dreharbeiten von Juli bis Oktober 1960 in der Wüste von Nevada bei Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius waren nicht nur anstrengend, sondern auch schrecklich. Neun Fotografen der Agentur Magnum dokumentierten sie: Eve Arnold, Cornell Capa, Henri Cartier-Bresson, Bruce Davidson, Elliot Erwitt, Ernst Haas, Erich Hartmann, Inge Morath und Dennis Stock. John Huston, Clark Gable und Montgomery Clift scheinen getrunken zu haben. Arthur Miller, der sich am Drehort getrennt von seiner Ehefrau Marilyn Monroe hatte unterbringen lassen, näherte sich der Fotografin Inge Morath, die später seine Frau werden sollte. Paula Strasberg, die als Marilyn Monroes Schauspielcoach dabei war, konnte nicht verhindern, dass sich der Alkohol- und Tablettenkonsum ihrer Freundin weiter steigerte. Mit immer gravierenderen Verspätungen erschien sie am Set. Nach den Dreharbeiten beendeten Marilyn Monroe und Arthur Miller ihr Eheleben endgültig. Für die Scheidung wählten sie bewusst den 20. Januar 1961, den Tag der Amtseinführung von Präsident John F. Kennedy, damit die Nachricht nicht so im Vordergrund stand.

Clark Gable erlebte die Premiere von „Misfits. Nicht gesellschaftsfähig“ am 1. Februar 1961 nicht mehr: Er erlag am 16. November 1960, kurz nach dem Ende der Dreharbeiten, einem Herzanfall. Auch für Marilyn Monroe war „Misfits. Nicht gesellschaftsfähig“ der letzte fertiggestellte Film. Sie starb am 5. August 1962.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2014

Christiane Höhmann - Letztes Licht
In ihrem Roman "Letztes Licht" beschäftigt sich Christiane Höhmann mit der Frage, wie Menschen mit dem Verlassenwerden umgehen. Sie denkt sich intensiv in den Protagonisten hinein und leuchtet dessen psychische Krise aus. "Letztes Licht" bietet eine bewegende, anschauliche und am Ende ermutigende Lektüre.
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