Jean Améry


Jean Améry (eigentlich: Hans Mayer) wurde am 31. Oktober 1912 in Wien geboren.

Paradoxerweise zwangen ihm die Nationalsozialisten eine jüdische Identität auf, obwohl er in einer assimilierten Familie aufgewachsen war und sich selbst nicht als Jude gefühlt hatte. 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, emigrierte Jean Améry nach Belgien. Dort wurde er 1940 als „feindlicher Ausländer“ festgenommen, aber er konnte im Jahr darauf aus dem südfranzösischen Lager Gurs entkommen. Am 23. Juli 1943 verhaftete man Jean Améry beim Verteilen von Flugblättern, die zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufriefen. Er überlebte die Torturen in Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Jean Améry als Kulturjournalist und Schriftsteller in Brüssel.

Von existenziellen Lebenskrisen geprägt, beschäftigte Jean Améry sich in seinen Essays und Romanen immer wieder mit Grenzsituationen des menschlichen Daseins und Denkens. Dabei wandte er sich gegen Unfreiheit und Ungerechtigkeit.

Am 17. Oktober 1978 nahm sich Jean Améry in einem Hotel in Salzburg das Leben. Im Abschiedsbrief an seine zweite Ehefrau Maria (einer früheren Freundin von Gina, seiner ersten Frau) hatte er geschrieben: „Ich kann meinem Niedergang, intellektuellen, physischen, psychischen, nicht zusehen.“

Jean Améry: Bibliografie (Auswahl)

  • Jenseits von Schuld und Sühne.
    Bewältigungsversuche eines Überwältigten (Essays, 1966)
  • Über das Altern. Revolte und Resignation (Essays, 1968)
  • Unmeisterliche Wanderjahre (Essays, 1971)
  • Lefeu oder Der Abbruch (Roman-Essay, 1974)
  • Ideologie und Motivation ( Essay, 1994)
  • Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod (Essay, 1976)
  • Charles Bovary, Landarzt. Porträt eines einfachen Mannes (Essays, 1978)
  • Die Schiffbrüchigen (Roman, 2007)

Eine von Irene Heidelberger-Leonard (*1944) herausgegebene Gesamtausgabe der Werke von Jean Améry erscheint derzeit mit Unterstützung der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur im Verlag Klett-Cotta.

Literatur über Jean Améry:

  • Irene Heidelberger-Leonard: Jean Améry. Revolte in der Resignation (Klett-Cotta, Stuttgart 2004)