Joel Coen / Ethan Coen


Joel und sein Bruder Ethan Coen wurden am 29. November 1954 bzw. 21. September 1957 in St. Louis Park, einem Vorort von Minneapolis/Minnesota, als Söhne eines jüdischen Professorenehepaars geboren. Rena Coen lehrte Kunstgeschichte an der St.-Cloud-Universität, Edward Coen Wirtschaftswissen­schaft an der Universität von Minnesota.

Schon als Kinder drehten die Coen-Brüder mit dem Nachbarjungen Mark Zimering als Darsteller kleine Super-8-Filme. Beide besuchten die St. Louis Park High School und das Simon’s Rock College in Great Barrington/Massachusetts. Danach studierte Joel Coen vier Jahre lang an der New York University Film School, und Ethan Coen bis 1979 Philosophie in Princeton. Während Joel nach dem Studium als Produktionsassistent arbeitete, schrieb Ethan Kurzgeschichten, die in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurden.

Schließlich begannen sie, gemeinsam Kinofilme zu drehen. Joel und Ethan Coen schreiben die Drehbücher, beteiligen sich an der Produktion, führen zusammen Regie und schneiden auch selbst (Pseudonym: Roderick Jaynes). 1984 gewannen sie mit ihrem Film „Blood Simple“ (Hauptrolle: Frances McDormand) beim Sundance Film Festival den Hauptpreis. Mit „True Grit“ wurde am 10. Februar 2011 die Berlinale eröffnet.

Tatsächlich drehen die Coen-Brüder metaphysische Filme. Sie forschen nach der Wahrheit, und noch ihre Komödien sind wie trojanische Pferde, mit denen sie große, schwere Fragen ins Publikum schmuggeln. Es sind Fragen wie: Was ist der Mensch? Ist er, wie in Blood Simple, jenes alte Ungeheuer, das Sophokles in der Antigone beschrieben hat? Hat die Geschichte einen Sinn? Ist sie eine Odyssee wie in O Brother, Where Art Thou? Gibt es Gott, oder haben wir ihn – das ist die Anfangsszene in A Serious Man – vor Kurzem umgebracht? Diese Fragen, und darin besteht das Genie der Coens, treiben allerdings nicht als knochendürres Bildungsgut im Handlungsstrom, nein, sie durchdringen und bewegen das Leben der Figuren. Das Spiel ist Ernst und bleibt doch ein Spiel.
(„Die Zeit“, 10. Februar 2011)

Joel und Ethan Coen wurden bisher viermal mit einem „Oscar“ ausgezeichnet: für das Drehbuch von „Fargo“ (1997) sowie den Film, das Drehbuch und die Regie von „No Country for Old Men“ (2008). Nominiert wurden auch ihre Filme „Fargo“, „A Serious Man“ und „True Grit“, die Drehbücher für „O Brother, Where Art Thou?“, „A Serious Man“ und „True Grit“, die Regie in „Fargo“ und „True Grit“ sowie der Schnitt von „Fargo“ und „No Country for Old Men“.

Joel Coen ist seit 1984 mit der Schauspielerin Frances McDormand verheiratet. Das Ehepaar hat ein Kind aus Paraguay adoptiert: Pedro McDormand Coen. Ethan Coen und Cutterin Tricia Cooke, die seit 1990 verheiratet sind, haben eine Tochter und einen Sohn: Dusty und Jacob. Beide Paare leben in New York.

Joel Coen und Ethan Coen: Filmografie (Auswahl)

Literatur über die Coen-Brüder:

  • Peter Körte, Georg Seeßlen (Hg.): Joel & Ethan Coen (Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-929470-98-5)

© Dieter Wunderlich 2014

Deborah Feldman - Unorthodox
"Unorthodox. Eine autobiografische Erzählung" ist kein großer literarischer Wurf. Dafür bleiben alle Personen bis auf die Ich-Erzählerin zu schemenhaft. Aber es handelt sich um ein wichtiges, aufschlussreiches Buch über ein brisantes Thema. Zu den Pluspunkten gehört außerdem, dass Deborah Feldman sachlich und unpolemisch, unaufgeregt und ohne Effekt­hascherei schreibt. Die Emanzipations­geschichte, die sie in "Unorthodox" erzählt, ist auf jeden Fall ermutigend.
Unorthodox