Xiaos Weg

Xiaos Weg

Xiaos Weg

Xiaos Weg - Originaltitel: He ni zai yi qi / Together - Regie: Chen Kaige - Drehbuch: Chen Kaige, Xue Xiao Lu - Kamera: Kim Hyung-Koo - Schnitt: Zhou Ying - Musik: Zhao Lin (Peter Tschaikowskij: Violinkonzert) - Darsteller: Tang Yun, Liu Peiqi, Chen Hong, Wang Zhiwen, Chen Kaige u.a. - 2002; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Liu Cheng, ein armer Koch irgendwo auf dem Land in China, hält seinen 13-jährigen Sohn Liu Xiao Chun für ein Wunderkind und fährt mit ihm nach Peking, damit Xiaos Ausbildung zum Geiger vervollkommnet werden kann. In der Hauptstadt werden die beiden Provinzler mit dem neuen China konfrontriert, in dem alles eine Frage des Geldes zu sein scheint, und Xiao nabelt sich von Cheng ab ...
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Kritik

"Xiaos Weg" ist großes Gefühlskino in opulenten Bildern. Erzählt wird eine Vater-Sohn-Geschichte; es geht um die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, die Liebe zur Musik und den Gegensatz zwischen der traditionellen und der neuen chinesischen Gesellschaft.
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Liu Xiao Chun (Yun Tang) spielt seit seinem dritten Lebensjahr auf einer Violine, die – so behauptet sein Vater Liu Cheng (Peiqi Liu), ein armer Koch irgendwo auf dem Land in China – seiner früh verstorbenen Mutter gehörte. Cheng hält den Jungen für ein Wunderkind, zumal Xiao mehrere Musikwettbewerbe in der Provinz gewinnt; er träumt davon, Xiao zu einer außergewöhnlichen Karriere als Geiger zu verhelfen, und als Xiao dreizehn Jahre alt ist, fährt Cheng deshalb mit ihm nach Peking.

Beim Vorspielen in der Musikakademie wird Xiao Fünfter. Zufällig hört Cheng, wie der Lehrer Jiang (Zhiwen Wang) sich mit Kollegen unterhält und davon spricht, dass diesmal ein wirkliches Talent dabei gewesen sei: die Nummer Fünf. Cheng begreift, dass die besseren Plätze Schülern vorbehalten waren, deren Eltern dafür bezahlt hatten.

Weil Cheng keinen festen Wohnsitz in Peking nachweisen kann, nimmt die Akademie Xiao nicht auf. Cheng gibt keine Ruhe, bis der verschrobene Musiklehrer Jiang sich widerstrebend bereit erklärt, dem Jungen Privatunterricht zu erteilen.

Jiang verlor die Liebe seines Lebens, weil er nicht mutig genug war, der Angebetenen seine Gefühle zu offenbaren. Sie heiratete einen anderen, ist inzwischen geschieden, aber Jiang hat sie nie mehr gesehen und besitzt nur noch ein Foto von ihr. Einsam haust der Eigenbrötler in einer heruntergekommenen Wohnung am Stadtrand. Aus materiellen Dingen macht er sich nichts, aber er lehrt Xiao, die Musik mit dem Herzen zu erleben.

Cheng schuftet als Bote, um den Privatunterricht seines Sohnes bezahlen zu können. Beim Einkaufen auf dem Markt fällt er auf einen Trick herein und wird seiner gesamten Ersparnisse beraubt.

Doch inzwischen hat Xiao etwas Geld bekommen, und zwar von Lili (Chen Hong), einer attraktiven Nachbarin Jiangs, die sich hin und wieder von dem Jungen etwas vorspielen lässt und ihm dafür eine Banknote in die Hand drückt. Lili verdient ihren Lebensunterhalt als Callgirl. Für sie ist alles eine Frage des Geldes, nicht von Emotionen. Um ihren Besitz vor Einbrechern zu schützen, hat sie vor der Tür ihrer Wohnung ein abschließbares Scherengitter anbringen lassen. Lili sieht aus wie die hübschen Models in der Illustrierten, die Xiao unter seinen Notenblättern versteckt hat und immer wieder ansieht. Er verliebt sich in sie.

Weil Jiang keine Beziehungen hat und deshalb Xiao nicht zum Erfolg verhelfen kann, sucht Cheng nach einiger Zeit einen anderen Lehrer und glaubt, ihn in dem einflussreichen Professor Yu Shi Feng (Chen Kaige) gefunden zu haben. Doch als Xiao dem Musikprofessor vorspielen soll, fehlt die Geige. Die hat Xiao versetzt, um Lili einen schönen weißen Mantel kaufen zu können. Cheng gerät außer sich.

Das Musikgeschäft verlangt für die Geige das Doppelte dessen, was Xiao dafür bekam. Verzweifelt wendet Cheng sich an Lili, die glaubte, der Mantel sei ein Geschenk des Freiers, in dessen Beisein sie die Schachtel geöffnet hatte. Sie telefoniert sofort herum, um das Geld für den Rückkauf der Geige aufzutreiben, aber das Instrument ist bereits fort. Lili hilft Cheng bei seinen Bemühungen, Professor Yu trotz des Vorfalls als Musiklehrer für Xiao zu gewinnen.

Yu besteht darauf, dass Xiao für die Zeit des Unterrichts zu ihm zieht. Bei ihm wohnt auch noch eine junge, ehrgeizige Violinschülerin. Yu will entweder Xiao oder das Mädchen zu einem bevorstehenden Wettbewerb schicken, aber er legt sich nicht fest, um die beiden durch Konkurrenzdenken anzuspornen und auf Erfolg zu trimmen. Für diesen Vertreter des neuen China ist Musik vor allem ein Geschäft. Unter dem Einfluss des materialistischen Professors vervollkommnet Xiao zwar seine technische Perfektion, verliert jedoch parallel dazu die Fähigkeit, Emotionen in sein Spiel zu legen.

Erst einige Stunden vor dem Wettbewerb verkündet Professor Yu, dass Xiao daran teilnehmen wird. Die Schülerin ist tief enttäuscht. Heimlich führt sie Xiao zu einer Kommode und zeigt ihm, dass Yu dessen Geige gekauft hatte, ohne es ihm zu sagen. Da durchschaut Xiao die Manipulationen des Musikprofessors. Er rennt mit seiner Geige davon zum Bahnhof, und während Yu notgedrungen das Mädchen beim Wettbewerb auftreten lässt, spielt Xiao dasselbe Stück – Tschaikowskijs Violinkonzert – im Bahnhof zum Abschied von Cheng, der in die Heimat zurückfährt. Inzwischen weiß Xiao, dass er ein Findelkind und Cheng nicht sein leiblicher Vater ist. Er wird nun seinen eigenen Weg gehen, aber er ist seinem Pflegevater überaus dankbar.

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„Xiaos Weg“ ist eine anrührende Vater-Sohn-Geschichte. Chen Kaige erzählt einfühlsam von der aufopfernden Liebe eines Mannes zu seinem Pflegesohn, den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, der Liebe zur Musik und den Gegensätzen zwischen der traditionellen chinesischen Gesellschaft und dem neuen materialistischen, konsumorientieren China. Es geht auch um die Frage, was jemand aus einem außergewöhnlichen Talent macht und was im Leben zählt. „Xiaos Weg“ ist großes Gefühlskino in opulenten Bildern. Chen Kaige spielt selbst den Musikprofessor Yu, und seine Ehefrau Chen Hong hat die Rolle des Callgirls Lili übernommen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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