Mutter Johanna von den Engeln

Mutter Johanna von den Engeln

Mutter Johanna von den Engeln

Mutter Johanna von den Engeln - Originaltitel: Matka Joanna od aniolów - Regie: Jerzy Kawalerowicz - Drehbuch: Tadeusz Konwicki und Jerzy Kawalerowicz, nach der gleichnamigen Erzählung von Jaroslaw Iwaszkiewicz - Kamera: Jerzy Wójcik - Schnitt: Wieslawa Otocka und Felicja Rogowska - Musik: Adam Walacinski - Darsteller: Mieczyslaw Voit, Lucyna Winnicka, Anna Ciepielewska, Maria Chwalibóg, Kazimierz Fabisiak, Stanislaw Jasiukiewicz, Zygmunt Zintel, Franciszek Pieczka, Jerzy Kaczmarek, Jaroslaw Kuszewski u.a. - 1961; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Mutter Johanna von den Engeln und die ihr anvertrauten Nonnen gebärden sich wie besessen. Pater Suryn wird gerufen, um der Oberin die Teufel auszutreiben. Bei seiner ersten Begegnung mit Mutter Johanna beobachtet Suryn entsetzt, wie diese plötzlich einen anderen Gesichtsausdruck annimmt, ihn beschimpft und beim Hinausgehen den Abdruck einer Kralle an der Wand hinterlässt ...
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Kritik

"Mutter Johanna von den Engeln" ist eine Tragödie in stilvollen Schwarzweißbildern über Institutionen, die jede Regung von Freiheit unterdrücken, um ihren absoluten Machtanspruch aufrechtzuerhalten.
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Als sich Mutter Johanna von den Engeln (Lucyna Winnicka) und die ihr anvertrauten Nonnen wie besessen gebärdeten, hielten die Exorzisten den Pfarrer Garniec für einen Hexer und verurteilten ihn zum Tod. Während er auf dem Scheiterhaufen brannte, hüpften die Nonnen nackt im Klostergarten herum und schrien nach ihm.

Jetzt treiben sie es nicht weniger wild. Vier Priester bemühen sich, ihnen die Teufel auszutreiben. Zu ihnen stößt Pater Suryn (Mieczyslaw Voit), der eigens gerufen wurde, um Mutter Johanna von den Engeln beizustehen. Suryn ist ein frommer Kirchenmann, der nicht viel von der Welt kennt. In der Wirtsstube der Herberge fordert einer der Gäste die Frau des Wirts auf, dem Neuankömmling die Zukunft vorauszusagen. Awdosia erschrickt!

Bei seiner ersten Begegnung mit Mutter Johanna beobachtet Suryn entsetzt, wie diese plötzlich einen anderen Gesichtsausdruck annimmt, ihn beschimpft und beim Hinausgehen den Abdruck einer Kralle an der Wand hinterlässt. (Er ahnt nicht, dass sie die Türklinke vorher mit Ruß beschmutzt hat.)

Um nicht der Sünde zu verfallen, geißelt sich Pater Suryn. Als Mutter Johanna ihn und die vier anderen Geistlichen während eines Exorzismus verhöhnt und sich das Habit über der Brust aufreißt, geißelt er auch sie. Der Rabbi, den Suryn in seiner Verzweiflung aufsucht und fragt, was er über die Dämonen wisse, rät ihm: „Willst du etwas über den Dämon erfahren? Lass ihn in deine Seele ein.“ Nur noch durch ein eigens angefertigtes Holzgitter wagt Suryn mit Mutter Johanna zu sprechen. Sie gesteht, dass sie ihre Seele freiwillig für die Dämonen geöffnet hat, weil sie nicht so sein will wie die anderen. Er verspricht ihr, sie zu erlösen, doch sie weist ihn zurück: „Ich will eine solche Erlösung nicht. Wenn man nicht heilig sein kann, dann ist es besser, verdammt zu sein.“

Im Stall der Herberge erschlägt Suryn zwei Knechte mit dem Beil. „Geh und sag Johanna, dass das alles für sie geschehen ist“, bittet er Schwester Margarete vom Kreuz. „Verstehst du? Für ihr Wohlergehen, um sie zu retten – um die Satane bei mir zu behalten. Sag ihr, sag ihr – vergiss es nicht –, sag ihr, dass es aus Liebe …“

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Der Film „Mutter Johanna von den Engeln“ von Jerzy Kawalerowicz geht auf historische Ereignisse in der südwestfranzösischen Kleinstadt Loudon zurück (Der Hexerprozess gegen Urbain Grandier).

Weil sie die Lehre der Kirche nicht in Frage stellt, kann die Oberin Johanna ihren Hochmut ebenso wie ihre sexuellen Bedürfnisse nur in der Besessenheit befriedigen. Pater Suryn begehrt Johanna. Doch er ist ebenso wenig frei wie sie. In seiner Verzweiflung pervertiert er die Tugend der Nächstenliebe. Abgeschieden von der Welt sind sie beide im Kloster aufgewachsen; sie wissen nichts von Freiheit und scheitern auf tragische Weise in ihren verblendeten Bemühungen, sich durch ein besonders christliches Leben hervorzutun.

Jerzy Kawalerowicz inszeniert eine Tragödie in stilvollen Schwarzweißbildern und geißelt damit Institutionen, die jede Regung von Freiheit unterdrücken, um ihren absoluten Machtanspruch aufrechtzuerhalten.

Das Drehbuch zu „Mutter Johanna von den Engeln“ erschien 1963 im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv), München.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

Exorzismus
Der Hexerprozess gegen Urbain Grandier, Loudon 1634

Jerzy Kawalerowicz: Bronsteins Kinder

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