Die Quereinsteigerinnen

Die Quereinsteigerinnen

Die Quereinsteigerinnen

Originaltitel: Die Quereinsteigerinnen – Regie: Rainer Knepperges, Christian Mrasek – Drehbuch: Rainer Knepperges – Kamera: Matthias Rajmann – Schnitt: Kawe Vakil – Musik: Die Heiligen Söhne des Ackers, Thomas Hermel – Darsteller: Nina Proll, Claudia Basrawi, Rainer Knepperges, Mario Mentrup, Klaus Lemke, Eva-Maria Hings, Ferdi Pickart, Helene Nierfeld, Guy Nanetti, Helmut W. Banz u.a. – 2006; 80 Minuten

Inhaltsangabe

Barbara und ihre Freundin Katja entführen Harald Winter, den Chef der Telekom, in ein im Wald verstecktes Ferienhaus ohne Telefonanschluss. Um ihn ohne Gewaltanwendung festhalten zu können, rufen sie Katjas Ex-Freund Stefan zu Hilfe. In ihrem Erpresserbrief verlangen sie statt Lösegeld die bundesweite Wiederaufstellung der alten gelben Telefonhäuschen anstelle der neumodischen Telefonsäulen in Grau und Magenta ...
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Kritik

"Die Quereinsteigerinnen" ist eine Hymne auf die Unprofessionalität, eine originelle Satire über die Kritiklosigkeit, mit der wir an die Notwendigkeit des technischen Fortschritts und immerwährenden Wirtschaftswachstums glauben.
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Die Chauffeurin Barbara (Nina Poll) soll Harald Winter (Rainer Knepperges) zum Flughafen fahren, denn der Telekom-Chef hat endlich wieder einmal ein freies Wochenende und möchte nach Hause fliegen. Barbara beschließt jedoch, den Manager zu entführen und lässt unterwegs ihre Freundin Katja (Claudia Basrawi) einsteigen. Harald Winter sitzt im Fond und wundert sich nicht weiter über die Beifahrerin. Arglos gibt er Katja sein Handy, als sie ihn darum bittet, und dass sie es aus dem Fenster wirft, merkt er nicht. Erst als die Frauen vor einem im Wald versteckten Ferienhaus aussteigen, fragt er, was sie mit ihm vorhaben und verlangt den Autoschlüssel. Den wirft Barbara jedoch in die Sickergrube.

Weil es in dem Ferienhaus, das ihrer Tante Lucie gehört hatte, keinen Telefonanschluss gibt, radelt Katja zum Bauernhof der Ferbers (Eva-Maria Hings, Ferdi Pickart) und bittet darum, deren Apparat benutzen zu dürfen. Sie ruft ihren Exfreund Stefan (Mario Mentrup) an: Er soll dabei helfen, den Entführten ohne Gewaltanwendung in Schach zu halten.

Kurz darauf kommt Stefan mit einem Moped angebraust.

Mit dem Moped fährt Barbara zum nächsten Bahnhof und bittet eine Bahnreisende (Helene Nierfeld), nach der Ankunft in Hamburg einen Brief an die Telekom in einen Briefkasten zu werfen. Es handelt sich um das auf Tante Lucies alter Schreibmaschine getippte Erpresserschreiben an die Telekom. Statt Lösegeld verlangen die Kidnapper die bundesweite Wiederaufstellung der alten gelben Telefonhäuschen anstelle der neumodischen Telefonsäulen in Grau und Magenta.

Winter versucht währenddessen durch den Wald zu fliehen. Als Barbara zurückkehrt, rutscht er ihr vors Moped, und sie fährt ihm über die Beine. Er humpelt nun mit einer Krücke, wie Stefan, der bei der Verfolgung Winters umgeknickt war.

Bei ein paar Gläschen Eierlikör erklärt Barbara den Kumpanen und dem Entführten ihre Motive: Sie hatte gehört, dass sich die Menschen in Uruguay dem globalen Hype um technischen Fortschritt und Wirtschaftswachstum verweigern und lieber ihre Autos vierzig Jahre lang reparieren, statt das Geld für einen Neuwagen zu erarbeiten. Dadurch war sie auf den Gedanken gekommen, in Deutschland die Abschaffung eines Symbols des neuen Denkens zu verlangen.

Harald Winter, der sich anfangs über die Unprofessionalität seiner Entführerinnen entrüstete, genießt zunehmend das stressfreie Leben in der herrlichen Natur. Es entgeht ihm nicht, dass Barbara ihm schöne Augen macht, und er findet sie sehr sympathisch.

Beim Einkaufen im Supermarkt wird Barbara von einem geheimnisvollen Fremden angesprochen, der offenbar über die Entführung und den Erpresserbrief Bescheid weiß. Korn (Klaus Lemke), so heißt er, verlangt von ihr, das „Entführungsspiel“ ohne Polizei und Presse zu beenden.

Auf dem Rückweg vom Supermarkt sieht Barbara, dass im Dorf eine gelbe Telefonzelle aufgestellt wird. Geht die Telekom auf ihre Forderung ein?

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Bald finden die Entführer heraus, dass nirgendwo sonst öffentliche Telefone ausgetauscht werden. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verschaffen, telefoniert Katja von Ferbers Apparat aus mit einem Bekannten, der als Journalist tätig ist und berichtet ihm über die Entführung. Daraufhin erscheinen Zeitungsartikel über den Fall, und in den Radio-Nachrichten heißt es, Harald Winter sei unbestätigten Meldungen zufolge von einer weltweit operierenden Verbrecherbande nach Ibiza verschleppt worden.

Schließlich wird auch Stefan von Korn angesprochen und aufgefordert, die beiden Frauen zur Vernunft zu bringen. Er flieht daraufhin mit Katja und Barbara aus dem Ferienhaus. Sie lassen Winter zurück, aber der Telekom-Chef läuft ihnen nach und schließt sich ihnen an.

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Rainer Knepperges und Christian Mrasek haben ihren Low-Budget-Film „Die Quereinsteigerinnen“ über zwei dilettantische Entführerinnen und ihren Helfer wie einen Amateurfilm inszeniert. Die Kameraführung (Matthias Rajmann) erinnert an Urlaubsvideos aus den Siebzigerjahren, und die Schauspieler agieren wie Laiendarsteller. Aber das ist beabsichtigt und nicht so improvisiert, wie es aussieht: „Die Quereinsteigerinnen“ ist eine Hymne auf die Unprofessionalität und führt uns die Kritiklosigkeit vor Augen, mit der wir an die Notwendigkeit des technischen Fortschritts und immerwährenden Wirtschaftswachstums glauben. Allerdings sind Rainer Knepperges und Christian Mrasek keine verbissenen Weltverbesserer, sondern sie haben ihre Gesellschaftskritik in eine surreale, unterhaltsame Satire gekleidet.

Kein Zufall ist es wohl, dass der Entführte Winter heißt. Von 1995 bis 2002 war Ron Sommer (* 1949) Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom.

Sehenswert ist „Die Quereinsteigerinnen“ wegen der Originalität des Ansatzes. Die zündenden Ideen hätten für einen einstündigen Film ausgereicht, weil Kinofilme jedoch wenigstens achtzig Minuten lang sein müssen, wurde der Plot ein wenig aufgeblasen. Das macht sich vor allem in der zweiten Hälfte des Films bemerkbar, nachdem sich der Akzent von der gesellschaftskritischen Satire zur Beziehungskomödie verlagert hat.

Ein bisschen erinnert „Die Quereinsteigerinnen“ an „Die fetten Jahre sind vorbei“.

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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2009

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"Madonna. Like An Icon" ist keine Biografie im Sinne einer Charakterstudie, sondern ein seriöses Porträt der sich immer wieder neu erfindenden Kunst- und Medienfigur Madonna.
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