Der Tote aus Nordermoor

Der Tote aus Nordermoor

Der Tote aus Nordermoor

Der Tote aus Nordermoor – Originaltitel: Mýrin – Regie: Baltasar Kormákur – Drehbuch: Baltasar Kormákur und Arnaldur Indriðason, nach dem Roman "Nordermoor" von Arnaldur Indriðason – Kamera: Bergsteinn Björgúlfsson – Schnitt: Elisabet Ronaldsdóttir – Musik: Mugison – Darsteller: Ingvar E. Sigurðsson, Ágústa E. Erlendsdóttir, Þórunn Magnea Magnúsdóttir, Atli Rafn Sigurdarson, Björn Hlnur Haraldsson, Ólafía Hrönn Jónsdóttir, Þorsteinn Gunnarsson, Elma Lísa Gunnarsdóttir, Theódór Júlíusson, Valdimar Örn Flygenring u.a. – 2006; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Zwei Jungen aus der Nachbarschaft finden den Lkw-Fahrer Holberg mit eingeschlagenem Schädel in seiner Wohnung. Bei der Fahndung nach dem Mörder stößt Kommissar Erlendur auf das Grab eines vor Jahrzehnten gestorbenen kleinen Mädchens und stellt fest, dass es sich um Holbergs uneheliche Tochter gehandelt hatte. Sie war an einer seltenen Erbkrankheit gestorben. Holberg hatte auch noch einen Sohn gezeugt ...
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Kritik

Unter dem Titel "Der Tote aus Nordermoor" verfilmte Baltasar Kormákur den Roman "Nordermoor" von Arnaldur Indriðason. Es handelt sich um einen spannenden, düsteren und sarkastischen Thriller.
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Zwei Jungen aus der Nachbarschaft bemerken, dass eine Scheibe der Türe zu der Souterrainwohnung des unverheirateten Lkw-Fahrers Holberg (Þorsteinn Gunnarsson) eingeschlagen ist. Neugierig schauen sie nach – und finden auf dem Fußboden Holbergs Leiche in einer Blutlache. Jemand hat ihm mit einem schweren Aschenbecher den Schädel eingeschlagen.

Die Ermittlungen übernimmt der bärbeißige Kommissar Erlendur (Ingvar Eggert Sigurðsson), dessen drogenabhängige und als Flittchen verschriene Tochter Eva (Ágústa Eva Erlendsdóttir) schwanger ist. Er und sein Assistent Sigurður Óli (Björn Hlynur Haraldsson) finden in der Wohnung des Ermordeten Pornohefte und – von unten an eine Schublade geklebt – eine alte Fotografie vom Grabkreuz für ein Mädchen, das vor vierzig Jahren im Alter von vier Jahren starb. Handelt es sich um eine uneheliche Tochter Holbergs?

Im Meldeamt erfährt Erlendur den Namen der Mutter des Kindes. Sie hatte sich Anfang der Siebzigerjahre das Leben genommen. Man habe sie als Hure beschimpft, behauptet ihre Schwester Elín (Þórunn Magnea Magnúsdóttir), die allein in einem abgelegenen Haus in der Nähe des Friedhofs lebt. Holberg war damals wegen Vergewaltigung angezeigt worden, aber der inzwischen aus dem Dienst ausgeschiedene Polizist Rúnar Gislarsson (Eyvindur Erlendsson) hatte Beweismaterial wie den blutigen Slip des Opfers verschwinden lassen und Holberg vor einer Verurteilung bewahrt.

Zum Entsetzen Elíns lässt Erlendur die Leiche des Kindes exhumieren. Doch er will prüfen lassen, ob Holberg der Vater war. Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung wird festgestellt, dass man das Gehirn des Mädchens vor der Beisetzung entfernt hatte. Das zu Forschungszwecken präparierte Organ befindet sich in einem Labor in Reykjavik, das seit 1996 die genetischen Daten aller Bewohner von Island sammelt. Der hier beschäftigte Biologe Örn (Atli Rafn Sigurðsson) erklärt Erlendur, das Mädchen sei an einer Neurofibromatose gestorben, einer seltenen Erbkrankheit. Holberg sei zunächst der letzte Träger des entsprechenden genetischen Defekts in Island gewesen, und sie wäre mit ihm ausgestorben, wenn er sie nicht durch die Vergewaltigung von Elíns Schwester weitergegeben hätte.

Bei seinen weiteren Ermittlungen findet Erlendur heraus, dass Holberg noch eine andere Frau vergewaltigt hatte. Gab er die Erbkrankheit auch in diesem Fall an ein Kind weiter?

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Tatsächlich handelte es sich bei der zweiten von Holberg vergewaltigten Frau die Mutter von Örn. Erst als seine kleine Tochter kürzlich einer Neurofibromatose erlag, begann der Biologe mit Nachforschungen. Als er Holberg zur Rede stellte, kam es zum Streit, in dessen Verlauf Örn einen Aschenbecher packte und damit seinen Vater erschlug.

Nach einem Einbruch in dem gentechnischen Labor in Reykjavik fehlt das Gehirn des vor vierzig Jahren an Neurofibromatose gestorbenen Mädchens. Erlendur eilt zum Friedhof. Dort trifft er auf Örn, der das Gehirn seiner Halbschwester bestatten wollte. Der Kommissar kann ihn nicht davon abhalten, sich am Grab zu erschießen.

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Das Drehbuch für die Verfilmung des in Island spielenden Romans „Nordermoor“ von Arnaldur Indriðason schrieben der Regisseur Baltasar Kormákur und der Buchautor Arnaldur Indriðason. Es handelt sich um einen spannenden, düsteren und sarkastischen Thriller vor dem Hintergrund eines umstrittenen Gesetzes, demzufolge seit 1996 die genetischen Codes aller Bewohner von Island in einer zentralen Datenbank in Reykjavik gesammelt werden. Nebenhandlungen – die Ermordung eines Freundes von Holberg und Elliði (Theódór Júlíusson) vor Jahrzehnten; Eva, die durch die Schwangerschaft zu sich selbst findet – dienen vor allem dazu, die Zuschauer erst einmal von den entscheidenden Zusammenhängen abzulenken.

Der Roman „Mýrin“ erschien 2000 in Reykjavík. Coletta Bürling übertrug den Roman ins Deutsche: „Nordermoor“ (Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, ISBN: 3-404-14857-6, 320 Seiten).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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