Summer of Sam

Summer of Sam

Summer of Sam

Originaltitel: Summer of Sam - Regie: Spike Lee - Drehbuch: Victor Colicchio, Michael Imperioli, Spike Lee - Kamera: Ellen Kuras - Schnitt: Barry Alexander Brown - Musik: Terence Blanchard - Darsteller: John Leguizamo, Mira Sorvino, Jennifer Esposito, Adrien Brody, Michael Rispoli, Bebe Neuwirth, Al Palagonia, Ken Garito, Saverio Guerra, Michael Badalucco, Mike Starr, Patti LuPone, Spike Lee, Roger Guenveur Smith, Ben Gazzara, Anthony LaPaglia, Brian Tarantina u.a. - 1999; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Der Sommer 1977 ist in New York City extrem heiß. Ein Serienmörder, der sich "Son of Sam" nennt, erschießt wahllos junge Frauen und knutschende Liebespaare. Die Polizei ist überfordert und bittet den Mafiapaten Luigi um Hilfe. Eine Gruppe von jungen Italoamerikanern in der Bronx, die beschlossen hat, den "Son of Sam" auf eigene Faust zur Strecke zu bringen, verdächtigt einen auffälligen Punk und bringt dessen Freund dazu, ihn zu verraten ...
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Kritik

"Summer of Sam" ist keine Serienmörder-Story, sondern ein Gesellschaftsporträt, ein kritischer Rückblick auf den Sommer 1977 in New York, ein Patchwork von einander überschneidenden Geschichten.
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Der Sommer 1977 ist in New York City extrem heiß. Das betrifft nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Atmosphäre. Eltern in der Bronx und in Brooklyn haben Angst um ihre Töchter, denn ein Serienmörder, der sich „Son of Sam“ nennt, erschießt wahllos junge Frauen und knutschende Liebespaare in geparkten Autos. Als dann auch noch in einer Nacht der Strom ausfällt, kommt es zu wüsten Plünderungen. Die Polizei ist völlig überfordert und bittet den Mafiapaten Luigi (Ben Gazzara) um Hilfe bei der Fahndung nach dem „Son of Sam“.

Vinny (John Leguizamo) arbeitet als Friseur und betrügt seine Frau Dionna (Mira Sorvino) nicht nur mit seiner Chefin Gloria (Bebe Neuwirth), sondern auch mit Kundinnen des Friseursalons und mit Dionnas Cousine. Als er es eines Nachts wieder mit einer Frau in seinem Auto treibt, merkt er, dass draußen jemand herumschleicht und fährt los. Da kurz darauf in unmittelbarer Nähe ein Liebespaar erschossen wird, vermutet Vinny, dass er dem Killer nur knapp entkam. Gott habe ihn noch einmal davonkommen lassen, glaubt er, und schwört, in Zukunft seiner Frau treu zu bleiben. Dionna, eine Katholikin, die beim Koitus bisher das Nachthemd anbehielt, will alles tun, um ihren Mann glücklich zu machen: Sie kauft sich neue Dessous, lässt beim Sex das Licht an und ist bereit, andere Sexualpraktiken als die Missionarsstellung auszuprobieren. Vinny schafft es jedoch nicht, auf Seitensprünge zu verzichten. Als er mit Gloria in Streit gerät, rächt die Besitzerin des Friseursalons sich, indem sie Dionna anruft und sie über das Sexualleben ihres Mannes aufklärt. Daraufhin packt Dionna frustriert ihre Sachen und verlässt Vinny.

Vinny gehört zu einer Straßengang im italienischen Teil der Bronx, in der Joe T (Michael Rispoli) das Sagen hat. Weil die Polizei offenbar versagt, will Joe mit seinen Kumpanen auf eigene Faust nach dem „Son of Sam“ suchen und ihn zur Strecke bringen. Als Erstes legen die jungen Männer eine Liste von Verdächtigen an. Zu denen gehört Vinnys Freund Richie (Adrien Brody), der erste Punk im Viertel, der mit seiner Freundin Ruby (Jennifer Esposito) zusammenlebt. Als sich herausstellt, dass er sein Geld als Stripper in einem Schwulen-Lokal verdient, lässt Joe ihn auf den ersten Platz der Schwarzen Liste setzen und drängt Vinny, bis dieser bereit ist, seinen besten Freund unter einem Vorwand aus dem Haus zu locken, damit die anderen ihn auf der Straße zusammenschlagen können.

Wenn nicht ein Nachbar beherzt eingegriffen hätte, wäre Richie umgebracht worden. Dabei wird in den Fernsehnachrichten gerade darüber berichtet, dass die Polizei einen gewissen David Berkowitz (Michael Badalucco) als Serienmörder identifiziert und festgenommen hat.

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Den „Summer of Sam“ hat es tatsächlich gegeben: Der angeblich von Dämonen besessene Serienmörder David Berkowitz, der sich in seinen Bekennerschreiben „Son of Sam“ nannte, erschoss 1976/77 in New York City fünf Frauen und einen Mann. Er wurde 1977 festgenommen und im Jahr darauf zu 365 Jahren Haft verurteilt. Um diesen authentischen Kern herum entwickelt Spike Lee ein Gesellschaftsporträt, in dem eine fiktive Gruppe junger Italoamerikaner in der Bronx exemplarisch für die Bewohner von New York ist: Der Film „Summer of Sam“ ist keine Serienmörder-Story, sondern ein kritischer Rückblick auf die Siebzigerjahre in New York. Spike Lee zeigt, wie es in einer Atmosphäre kollektiver Angst und Hysterie aufgrund einer Bedrohung zu einer Eskalation von Intoleranz und Aggression kommt. Außerdem geht es in „Summer of Sam“ um Freundschaft und Verrat.

Zu Beginn und am Ende des Films lässt Spike Lee einen Journalisten auftreten, der den Zuschauern erklärt, dass es sich bei der Darstellung um einen Ausschnitt aus der Stadtgeschichte von New York City handelt. In diesen Rahmen ist ein Patchwork von einander überschneidenden Erzählungen gespannt. Dadurch wechselt fortwährend die Erzählperspektive, und nicht einmal der Blickwinkel des Serienmörders wird ausgespart: Wir sehen seine Wahnvorstellung von einem großen schwarzen Hund, der ihm befiehlt, weiter zu morden.

Die Vielzahl der Geschichten erschwert den Zugang zu den einzelnen Figuren und hält die Zuschauer auf Distanz. Vielleicht wäre es vorteilhafter gewesen, weniger zu zeigen und den Film eine halbe Stunde kürzer zu halten.

Spike Lee selbst spielt übrigens den eifrigen Fernsehreporter Reporter John Jeffries.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

Spike Lee: 25 Stunden
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"Mozarts Friseur" ist eine schräge, humorvolle Milieustudie in einer ironisch funkelnden, virtuosen Sprache.
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