Es war einmal in Amerika

Es war einmal in Amerika

Es war einmal in Amerika

Es war einmal in Amerika - Originaltitel: Once Upon a Time in America - Regie: Sergio Leone - Drehbuch: Sergio Leone, Leonardo Benvenuti, Piero de Bernardi, Enrico Medioli, Franco Arcalli und Franco Ferrini nach dem Roman "The Hoods" von Harry Grey - Kamera: Tonino Delli Colli - Musik: Ennio Morricone - Darsteller: Robert de Niro, James Woods, James Hayden, William Forsythe, Larry Rapp, Elizabeth McGovern, Scott Tiler, Rusty Jacobs, Jennifer Connelly, Amy Ryder, Tuesday Weld, Danny Aiello, Burt Young, Joe Pesci, Darlanne Fluegel u.a. - 1984; 230 Minuten

Inhaltsangabe

Von 1922 bis 1968 verfolgt Sergio Leone die Karrieren von zwei in New York aufgewachsenen Juden. Als Kinder rauben sie Betrunkene aus und erpressen Schutzgelder von Kioskbesitzern. Während der Prohibition bringen sie es mit Alkoholschmuggel zu einem Vermögen. Als Max in die Politik einsteigen will, um sich weiter zu bereichern, kommt es zum Bruch.
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Kritik

Sergio Leone erzählt die komplexe Geschichte bedächtig. Gerade die Langsamkeit trägt paradoxerweise zu der außergewöhnlichen Spannung bei und ist für die düstere Atmosphäre des Films entscheidend. "Es war einmal in Amerika" gilt als cineastischer Meilenstein.
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1922. Wenn „Noodles“ (Scott Tiler) – so nennen ihn alle, obwohl er eigentlich David Aaronson heißt – in der Bäckerei, die der Vater seines dicken Freundes „Fat“ Moe Gelly (Mike Monetti) in einem Judenviertel von New York betreibt, Musik hört, geht er zur Toilette und beobachtet von dort durch einen Mauerspalt Moes Schwester Deborah (Jennifer Connelly) bei Ballettübungen zwischen den Mehlsäcken. Deborah weigert sich, bei Hochbetrieb in der zur Bäckerei gehörenden Gaststätte auszuhelfen und geht stattdessen zum Sprechunterricht, denn sie will Schauspielerin werden.

Während Moe im Geschäft seines Vaters arbeiten muss, raubt der fünfzehnjährige Noodles zusammen mit seinen gleichaltrigen Freunden Patrick („Patsy“) Goldberg (Brian Bloom) und Philip („Cockeye“) Stein (Adrian Curran) Betrunkene aus. Einem Zeitungsverkäufer, der ihnen keine Schutzgebühr zahlt, zünden sie den Kiosk an. Als sie einen Mann mit einer wertvollen Taschenuhr beobachten, der sich in einer Kneipe betrinkt, verfolgen sie ihn auf der Straße und lauern auf einen günstigen Augenblick, um an die Uhr heranzukommen. Der zwei Jahre ältere Maximilian („Max“) Bercovicz (Rusty Jacobs), der gerade auf einem Umzugfuhrwerk vorbeikommt, ist zwar schneller als sie, aber er muss die gestohlene Uhr dem korrupten Polizisten des Viertels überlassen, der ihn damit ertappt. Bald darauf fotografieren die Jugendlichen den Polizisten in flagranti mit Peggy (Julie Cohen), die es schon für Sahnetörtchen mit ihnen machte. Aber sie wollen sich nicht bloß rächen und geben sich auch nicht mit der Uhr zufrieden, sondern sie verlangen von ihm, dass er sie ebenso gewähren lässt wie Bugsy (James Russo) und dessen Jugendgang, die das Viertel kontrolliert.

An einem jüdischen Feiertag schleicht Noodles sich wieder in die Bäckerei, um Deborah zuzusehen, aber sie hat nur die Musik eingeschaltet, holt ihn aus der Toilette und beschimpft ihn als „Schmeißfliege“. Sie deutet an, dass er ihr gefällt, meint aber zugleich, er werde wohl immer nur ein billiger, schmutziger Gauner bleiben, während sie nach ganz oben strebe. Plötzlich raschelt es. Max hat die beiden von der Toilette aus bei einem Kuss beobachtet, aber als sie nachsehen, hat er das Haus schon wieder verlassen. Noodles will nur kurz hinaus zu ihm auf die Straße, um ihm zu sagen, dass er sich heute seinen Freunden nicht anschließen will. Aber da werden die beiden von Bugsy und seiner Bande gestellt und zusammengeschlagen. Als Noodles sich anschließend zur Hintertür der Bäckerei schleppt, hat Deborah zugesperrt und lässt ihn nicht mehr hinein, obwohl oder weil sie die Schlägerei mitbekommen hat.

Mit einer Erfindung kommen die vier Freunde ins Geschäft mit Alkoholschmugglern. Sobald diese auf dem Hudson ein Polizeiboot entdecken, werfen sie ihre Fracht über Bord, damit ihnen nichts nachgewiesen werden kann. Die Jungen haben herausgefunden, dass man Salzsäcke und Ballons an die Kisten mit den Flaschen hängen kann. Das Gewicht hält sie eine Weile unter Wasser, aber sobald das Salz sich aufgelöst hat, ziehen die Ballons die Kisten wieder an die Oberfläche.

Eines Tages nehmen sich Max, Noodles, Patsy, Cockeye und Moe im Bahnhof ein Schließfach und verpflichten sich feierlich, fünfzig Prozent ihrer Anteile in dem Koffer zu deponieren. Das Geld soll keinem von ihnen allein gehören, sondern der Gruppe. Den Schlüssel erhält Moe, der ihn aber nur herausgeben darf, wenn sie alle zusammen sind.

Bugsy verteidigt noch immer sein Revier. Diesmal schießen er und seine Komplizen sofort, als sie die Rivalen auf der Straße entdecken. Dabei wird Noodles jüngerer Freund Dominic (Noah Moazezi) tödlich getroffen und stirbt in seinen Armen. In blinder Wut stürzt Noodles sich auf Bugsy und ersticht ihn. Polizisten nehmen ihn fest.

Zehn Jahre später, 1933, wird Noodles (ab jetzt: Robert de Niro) von Max (James Woods) mit einem Leichenwagen vom Gefängnis abgeholt. Die Freunde hätten inzwischen vom gemeinsamen Geld ein Bestattungsunternehmen gegründet, behauptet Max. Im Wagen scheint die nackte Leiche einer jungen Frau zu liegen, aber es handelt sich um eine quicklebendige Prostituierte, die Noodles während der Fahrt zur Verfügung steht und anschließend müde nach Hause wankt. In einem großzügig eingerichteten und von vielen Gästen besuchten Tanzlokal wird Noodles von den anderen Freunden begrüßt: Patsy (James Hayden), Cockeye (William Forsythe) und Moe (Larry Rapp). Die dicke Peggy (Amy Ryder) betreibt in den Nebenräumen ein Edelbordell. Auch Deborah (Elizabeth McGovern), die inzwischen jeden Abend als Tänzerin im „Palace“ auftritt, ist da. Max unterbricht das Gespräch zwischen Noodles und Deborah: Zwei Gäste, die Brüder Joe und Frankie Minaldi (Burt Young, Joe Pesci) aus Detroit, haben die Besitzer des Etablissements an ihren Tisch gebeten. Joe weiß von einem Transport wertvoller Diamanten nach New York und beauftragt die Gang, sie für ihn zu besorgen.

Mit bis über die Nase hochgezogenen Halstüchern überfallen Max, Noodles, Patsy und Cockeye die Bank, in der die Diamanten vorübergehend aufbewahrt werden. Sie rauben nicht nur die Edelsteine, sondern auch das Geld. Zwischendurch vergewaltigt einer von ihnen eine blonde Bankangestellte (Tuesday Weld), die offenbar durch die Situation sexuell erregt wurde und hysterisch schreit.

Bei der Übergabe der Diamanten erschießt Max unvermittelt Joe. Noodles beschwert sich bei seinen Freunden, weil sie ihm nichts von dem offenbar bereits vorher geplanten Mord gesagt hatten. Max erklärt ihm, das sei so mit Frankie abgesprochen gewesen, der das organisierte Verbrechen in Detroit von seinem Bruder übernehmen wolle.

Gegen gute Bezahlung helfen die Freunde Gewerkschaftsfunktionären in ihrem Arbeitskampf. Sie befreien beispielsweise James („Jimmy“) Conway O’Donnell (Treat Williams), den der Kriminelle Crowning (Gerard Murphy) im Auftrag des Unternehmers in einer Lagerhalle mit Benzin übergossen hat und gerade anzünden will. Als Jimmy erfährt, dass es sich auch bei seinen Lebensrettern um Gangster handelt, will er nichts mit ihnen zu tun haben. Weil der Polizeichef Vincent Aiello (Danny Aiello) unter dem Schutz seiner Beamten Streikbrecher in die Fabrik einschleusen lässt, in der die Arbeit niedergelegt worden war, vertauschen die Freunde in der Säuglingsstation des Krankenhauses die Neugeborenen. Aiello eilt freudestrahlend zu seiner Frau Lucy (Karen Shallo), die nach vier Töchtern an diesem Morgen einen Sohn geboren hat. Er bemerkt auch sofort Ähnlichkeiten des Babys mit seinem Vater, doch als er es wickeln will, stellt sich heraus, dass es ein Mädchen ist. Max klärt ihn telefonisch über die Vertauschung der Säuglinge auf und erpresst ihn, seine Männer aus dem Arbeitskampf herauszuhalten. Allerdings haben die Freunde den Zettel mit den richtigen Nummern der Babys verloren und können bei der angeblichen Korrektur der Vertauschung nur noch „Schicksal spielen“.

In Peggys Bordell taucht eines Tages die hysterische Blondine aus der Bank auf. Sie heißt Carol, und immer wenn ihr Mann mit ihr für ein, zwei Tage von Detroit nach New York kommt, schaut sie bei Peggy vorbei, um sich einen Freier zu angeln. Erst als die Freunde ihre Halstücher hochziehen, weiß sie, wen sie vor sich hat. Diesmal möchte sie mit allen vier Männern ins Bett. Angewidert verabschiedet Noodles sich.

Für ein Wiedersehen mit Deborah hat er ein ganzes Restaurant gemietet. Zwei Menschen könne er nicht vergessen, sagt Noodles: Dominic, den Jungen, der in seinen Armen starb, und Deborah. Sie gesteht ihm, er sei der einzige Mann, der ihr etwas bedeute, aber sie wisse auch, dass er sie einsperren würde. Nur um vor ihrem Umzug nach Hollywood Abschied von ihm zu nehmen, habe sie sich mit ihm verabredet. Während der Rückfahrt in einer gemieteten Limousine mit Chauffeur zerreißt Noodles ihr das Kleid und vergewaltigt sie auf der Rücksitzbank. Als sie am nächsten Tag im Eisenbahnabteil sitzt, taucht Noodles auf dem Bahnsteig auf, aber sie zieht ihre Jalousie herunter.

Carol trennt sich von ihrem Ehemann und wird die feste Begleiterin von Max. Um Noodles seine Unabhängigkeit zu beweisen, schikaniert Max die Frau und wirft sie vorübergehend hinaus. Trotzdem kehrt sie immer wieder zu ihm zurück.

Im Auftrag des bestreikten Fabrikbesitzers wird auf Jimmy Conway geschossen. Schwerverletzt überlebt der Gewerkschaftsfunktionär. Aus Rache erschießen Max und seine Freunde die Ganoven, während sie gerade von dem Unternehmer das Geld für den Anschlag kassieren.

Es zeichnet sich ab, dass die Prohibition bald aufgehoben wird. Dann versiegt mit dem Alkoholschmuggel die wichtigste Einnahmequelle von Max und seinen Freunden. Ein Mann namens Sharkey (Robert Harper) rät ihnen, in der Politik das große Geld zu machen, aber im Gegensatz zu Max schreckt Noodles vor politischer Korruption zurück. Um ihren Konflikt zu vergessen, reisen sie mit ihren Geliebten Carol und Eve (Darlanne Fluegel) nach Florida. Max denkt jedoch auch im Liegestuhl darüber nach, was nach der Aufhebung der Prohibition zu machen sei, und er fasst einen Raubüberfall auf die Federal Reserve Bank ins Auge. Noodles hält ihn für verrückt.

Auch Carol befürchtet, dass ein Überfall auf das besonders gut bewachte nationale Schatzamt einem Selbstmord gleichkomme. Unter vier Augen bittet sie Noodles, die Ausführung des gefährlichen Vorhabens zu verhindern und notfalls vorher zur Polizei zu gehen. „Lieber im Gefängnis als tot“, meint sie.

An dem Abend, als die Prohibition feierlich zu Grabe getragen wird, verabschiedet Noodles sich traurig von Eve. Dann ruft er von einem Nebenraum aus die Polizei an und weist Sergeant P. Halloran (Bruce Bahrenburg) auf Max‘ nächsten Coup hin, um durch die Verhaftung des Freundes Schlimmeres zu verhindern. Doch als die Polizei auftaucht, eröffnet Max sofort das Feuer auf die Beamten. Nach der Schießerei liegen drei Tote auf der Straße: Patrick Goldberg, Philip Stein und Maximilian Bercovicz. Nur Noodles kommt davon.

Noodles, der glaubt, durch seinen Anruf bei der Polizei für den Tod seiner Freunde verantwortlich zu sein, fährt ins asiatische Viertel und versucht, sich im Opiumrausch wenigstens vorübergehend von seinen Gewissensbissen zu befreien. Als drei Verbrecher – Al, Fred und Johnny Capuano (Clem Caserta, Frank Sisto, Jerry Strivelli) –, die bereits Eve erschossen haben, nach ihm suchen, kann er durch einen Hinterausgang fliehen. Er will zu Moe. Um einen etwaigen Killer zu täuschen, betätigt er den Fahrstuhl, geht aber zu Fuß hinauf und erschießt den in Moes Wohnung aufpassenden Gangster. Moe liegt blutüberströmt und halb ohnmächtig am Boden. Al, Fred und Johnny haben versucht, aus ihm herauszuprügeln, wo Noodles ist. Der holt den Schließfachschlüssel aus dem Versteck in der Wanduhr. Doch als er im Bahnhof den Koffer öffnet, findet er nur Zeitungspapier darin. Er löst eine Fahrkarte für den Zug, der als nächstes abfährt und verlässt New York. Von da an lebt er unter einer anderen Identität („Mr Williams“).

1968, 35 Jahre später, kehrt er erstmals wieder nach New York zurück. Im Bahnhof mietet er ein Auto und fährt damit in das frühere Judenviertel. Moe, der längst die Gaststätte seines Vaters übernommen hat, schließt gerade. Da taucht Noodles bei ihm auf und sagt: „Ich bringe den Schlüssel zurück.“ Als er die armselige Einrichtung sieht, wird ihm klar, dass Moe die Million damals nicht an sich genommen hat, und Moe erfährt, dass Noodles das Geld auch nicht besitzt. „Wer aber hat es dann?“, fragt er. Müde erwidert Noodles: „Das frage ich mich seit fünfunddreißig Jahren.“

Er übernachtet bei Moe. Am nächsten Tag fährt er zu einem Mausoleum, in das die Gebeine seiner früheren Freunde nach der Auflösung des Judenfriedhofs gebracht worden waren. Ihre Namen stehen auf einem dreifachen Sarkophag: Patrick Goldberg, Philip Stein, Maximilian Bercovicz. An der Wand hängt eine Gedenktafel: „Errichtet zum ewigen Gedenken von ihrem Freund und Bruder David Aaronson ‚Noodles‘ 1967“. Darunter hängt der Schlüssel eines Schließfachs.

Diesmal ist der Koffer, den Noodles herauszieht, prall mit Banknotenbündeln gefüllt. Auf den Banderolen steht: „Vorschuss für deinen nächsten Auftrag“.

Aus dem Fernsehen erfährt Noodles von dem sogenannten Bailey-Skandal, der in New York die Gemüter bewegt. Staatssekretär Bailey soll in Korruptionen verwickelt sein. Ein Staatsanwalt, der gegen ihn ermittelt, kam bei der Explosion einer Autobombe ums Leben. Ein hoher Beamter aus dem Handelsministerium hat angeblich Suizid begangen. Moe drängt seinen Freund, mit dem Geld zu verschwinden und sich nicht um diese Affäre zu kümmern, aber Noodles hört sich die Meldungen gespannt an.

Er sucht Carol auf. Sie ist überzeugt, dass Max damals, vor fünfunddreißig Jahren, nicht mehr leben wollte. Um im Kugelhagel zu sterben, habe er sie und Noodles indirekt auf die Idee gebracht, vor dem riskanten Banküberfall die Polizei zu verständigen und beim Auftauchen der Beamten auch sofort das Feuer eröffnet.

Am Abend sieht Noodles sich eine Theateraufführung des Stücks „Antonius und Kleopatra“ an, bei dem Deborah Gelly die Hauptrolle spielt. Als sie sich abschminkt, taucht er in ihrer Garderobe auf. Er fragt sie, ob er die Einladung zu einer Party bei Staatssekretär Bailey auf Long Island annehmen soll, die er seltsamerweise erhalten habe, obwohl er den einflussreichen Politiker gar nicht kenne. Eigens deshalb sei er nach New York gekommen. Ihre Lüge, Bailey nicht zu kennen, durchschaut er, weil er sie bei Carol auf einem Foto mit ihm zusammen sah. Er ahnt, dass sie Baileys Geliebte ist, zumal dessen Sohn, der ebenfalls David heißt, an der Tür klopft. Deborah rät Noodles, die Einladung zu zerreißen.

Trotzdem geht Noodles zu der Party. Deborah ist entsetzt, als sie ihn kommen sieht. Staatssekretär Bailey bittet Noodles zu einem Vier-Augen-Gespräch in sein Büro. Obwohl Noodles in ihm seinen früheren Freund Max erkennt und dieser ihn „Noodles“ nennt, spricht er ihn hartnäckig mit „Mr Bailey“ an. Max bestätigt seine Vermutungen: Bei dem angeblich geplanten Überfall auf die Federal Reserve Bank hatte er selbst korrupte Polizisten eingeweiht, damit es zu der Schießerei kam und er seinen Tod vortäuschen konnte. Mit der Million aus dem Schließfach stieg er in die Politik ein und brachte es zum Staatssekretär. Doch die anstehende Untersuchung des „Bailey-Skandals“ werde ihn vernichten, befürchtet er. Deshalb legt er seinem früheren Freund einen geladenen Revolver hin und will von ihm erschossen werden. Als Noodles sich weigert, provoziert ihn Max: „Ich habe dir alles genommen, das Geld, die Frau. Dafür habe ich dich fünfunddreißig Jahre lang in dem Glauben gelassen, an meinem Tod schuld zu sein.“ Müde entgegnet Noodles: „Ich hatte vor langer Zeit einen guten Freund. Den zeigte ich an, um sein Leben zu retten, aber es lief schief.“ Dann geht er hinaus. Auf der Straße beobachtet er kurz darauf, wie im Dunkeln ein Mann aus dem Tor des Anwesens kommt und hinter ein Müllauto läuft, das in diesem Augenblick losfährt. Der Andere taucht nicht wieder auf. Noodles blickt dem Müllauto nach, in dessen Heck der Shredder läuft.

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Filmbesprechung:

Von 1922 bis 1968 verfolgt Sergio Leone die Karrieren von zwei in New York aufgewachsenen Juden. Als Kinder rauben sie Betrunkene aus und erpressen Schutzgelder von Kioskbesitzern. Während der Prohibition bringen sie es mit Alkoholschmuggel zu einem Vermögen. Da bleibt es nicht aus, dass Spannungen zwischen den Freunden auftreten. Als Max nach der Aufhebung der Prohibition in die Politik einsteigen will, um sich weiter zu bereichern, kommt es zur Zerreißprobe.

In den USA existiert auch eine chronologische Version des Films; die stilistisch überzeugendere ist jedoch die hier Besprochene, in der die Geschichte abwechselnd auf drei Zeitebenen – 1922, 1933 und 1968 – erzählt wird. Das ist nur anfangs etwas verwirrend.

Zu Beginn werden die Kinobesucher durch zwei außergewöhnlich brutale Szenen – die Ermordung Eves und die Folterung Moes – geschockt und gewissermaßen auf die Grausamkeit eingestimmt.

Die ersten Sequenzen kommen nahezu ohne Dialoge aus, und auch danach geben sich die Figuren – allen voran Noodles – eher wortkarg. Sergio Leone erzählt die komplexe Geschichte bedächtig und arbeitet die unterschiedlichen Charaktere sorgfältig heraus. Gerade die Langsamkeit trägt paradoxerweise zu der außergewöhnlichen Spannung bei und ist für die düstere Atmosphäre des Films entscheidend. Typisch für Sergio Leone ist es beispielsweise, wenn er die Bedeutung von Noodles Anruf bei der Polizei unterstreicht, indem er das Klingeln eines Telefons über mehrere Sequenzen hinweg fortsetzt, bis es kaum noch zu ertragen ist. „Es war einmal in Amerika“ gilt zu Recht als Meilenstein in der Filmgeschichte.

Reihenfolge der Sequenzen im Film „Es war einmal in Amerika“:

  1. Al, Fred und Johnny Capuano erschießen Eve und foltern Moe (1933)
  2. Noodles raucht eine Opiumpfeife (1933)
  3. Drei Tote mit den Namen Patrick Goldberg, Philip Stein, Maximilian Bercovicz liegen auf der Straße (1933)
  4. Anlässlich der Aufhebung der Prohibition wird ein Fest gefeiert (1933)
  5. Noodles ruft Sergeant P. Halloran an (1933)
  6. Al, Fred und Johnny Capuano suchen im asiatischen Viertel vergeblich nach Noodles (1933)
  7. Noodles kommt zu Moe, der nach der Folterung blutüberströmt am Boden liegt, nimmt den Schließfachschlüssel an sich und findet in dem Geldkoffer nur Zeitungspapier (1933)
  8. Er kauft sich eine Zugfahrkarte (1933)
  9. Noodles trifft in New York ein, mietet ein Auto und fährt zu Moe (1968)
  10. Er beobachtet Deborah heimlich bei ihren Tanzübungen (1922)
  11. Noodles und seine Freunde zünden einen Zeitungskiosk an, wollen einem Betrunkenen die Uhr rauben und stoßen auf Max (1922)
  12. Peggy verlangt Sahnetörtchen für Sex (1922)
  13. Die Jungen fotografieren den Polizisten des Viertels in flagranti mit Peggy und erpressen ihn, sie bei ihren Gaunereien nicht weiter zu stören (1922)
  14. Noodles und Deborah küssen sich. Als Noodles zu Max hinaus auf die Straße geht, werden sie von Bugsy und seinen Leuten zusammengeschlagen (1922)
  15. Die Freunde steigen in den Alkoholschmuggel ein (1922)
  16. Sie verpflichten sich, die Hälfte ihrer Anteile in einem Koffer zu deponieren, den sie in ein Schließfach stellen (1922)
  17. Nachdem Dominic in seinen Armen gestorben ist, ersticht Noodles Bugsy und wird festgenommen (1922)
  18. Noodles sieht sich in einem Mausoleum für seine drei toten Freunde um und entdeckt dort einen Schließfachschlüssel (1968)
  19. Im dem dazu gehörenden Schließfach findet er einen Koffer voll Banknoten (1968)
  20. Nachdem Noodles seine Haftstrafe verbüßt hat, holt Max ihn vom Gefängnis ab und fährt mit ihm in das Etablissement, das die Gruppe inzwischen auch in seinem Namen betreibt (1933)
  21. Joe und Frankie Minaldi überreden die Freunde zu einem Diamantenraub; sie überfallen die entsprechende Bank (1933)
  22. Bei der Übergabe der Diamanten wird Joe Minaldi von Max erschossen (1933)
  23. Im Fernsehen wird über den Bailey-Skandal berichtet (1968)
  24. Die Freunde retten dem Gewerksschaftsfunktionär Jimmy Conway das Leben (1933)
  25. Um den Polizeichef zu erpressen, vertauschen sie die Neugeborenen auf der Säuglingsstation im Krankenhaus (1933)
  26. Carol taucht in dem Etablissement der Freunde auf (1933)
  27. Deborah eröffnet Noodles, dass sie ohne ihn nach Hollywood gehen wird (1933)
  28. Bei der Heimfahrt vergewaltigt er sie im Auto (1933)
  29. Deborah verlässt New York mit dem Zug (1933)
  30. Max hat Carol zu seiner ständigen Begleiterin gemacht; der Konflikt zwischen ihm und Noodles droht zu eskalieren (1933)
  31. Anschlag auf Jimmy Conway (1933)
  32. Die Freunde erschießen die auf Jimmy angesetzten Killer (1933)
  33. Sharkey rät den Freunden, nach der Aufhebung der Prohibition ihr Geld mit korrupten Politikern zu machen (1933)
  34. Noodles und Eve, Max und Carol machen Urlaub in Florida; Max beschließt, die Federal Reserve Bank auszurauben (1933)
  35. Carol drängt Noodles, das gefährliche Vorhaben zu vereiteln (1933)
  36. Noodles verständigt die Polizei (1933)
  37. Er sucht Carol auf und fragt sie nach ihrer Meinung über den Vorfall vor 35 Jahren (1968)
  38. Noodles spricht mit Deborah in ihrer Künstlergarderobe (1968)
  39. Noodles erscheint bei einer Party des Staatssekretärs Bailey (1968)
  40. Max alias Bailey möchte von Noodles erschossen werden, doch der weigert sich (1968)
  41. Vor dem Anwesen des Staatssekretärs beobachtet Noodles einen Mann, der hinter einem Müllauto verschwindet (1968)
  42. Das Müllauto fährt mit rotierendem Shredder los; von dem Mann ist nichts mehr zu sehen (1968)
  43. Im asiatischen Viertel von New York raucht Noodles eine Opiumpfeife (1933)
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 / 2010

Heinrich Böll - Doktor Murkes gesammeltes Schweigen
In der Satire "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen" nimmt Heinrich Böll den geschäftigen Kulturbetrieb am Beispiel eines Rundfunksenders aufs Korn und entlarvt auf absurd-komische Weise die Hohlheit mancher angeblich so niveauvollen Beiträge.
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