Lise de Baissac


Lise de Baissac wurde am 11. Mai 1905 als letztes von drei Kindern einer französischstämmigen Familie mit britischen Pässen auf Mauritius geboren. Ihre beiden älteren Brüder hießen Jean und Claude. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Paris.

Als die Deutschen 1940 in Frankreich einmarschierten, meldete sich Jean zur Britischen Armee. Claude und Lise schlugen sich über die Pyrenäen nach Lissabon durch, wo sie fünf Monate festsaßen, bis sie sich nach Schottland einschiffen und von dort nach London weiterreisen konnten. Sie fingen bei der Special Operations Executive (SOE) an.

Lise de Baissac wurde in Beaulieu, Hampshire, ausgebildet. Sie fiel nicht nur durch exzellente Leistungen auf, sondern auch weil sie in allen Situationen Ruhe bewahrte.

Am 24. September 1942 wurden Lise de Baissac und Andrée Borrel, eine andere Spezialagentin der SOE, in einem britischen Bomber von Tempsford nach Frankreich geflogen, wo sie mit dem Fallschirm absprangen und zu Yvonne Rudellat stießen, die bereits seit zwei Monaten vor Ort war. Im Auftrag von Oberst Maurice Buckmaster richteten sie in Poitiers

einen Unterschlupf für britische Geheimagentinnen und
–agenten ein.

Lise de Baissac fungierte unter verschiedenen Decknamen als Kurier und Verbindungsoffizier zu zwei Spionageringen in Frankreich, die von Francis Suttill bzw. France Antelme geführt wurden und die Résistance unterstützten. Als angebliche Amateur-Archäologin fuhr sie mit dem Fahrrad durch die Gegend und suchte nach geeigneten Landeplätzen für Flugzeuge der Royal Air Force und Fallschirmabsprünge. Parallel dazu machte sie sich unter der Identität einer Witwe Irene Brisse aus Paris an den örtlichen Chef der Gestapo heran.

Im Sommer 1943 flogen zwei der Spionageringe auf. Mehrere Agenten wurden festgenommen, darunter Andrée Borrel, die mit Lise de Baissac nach Frankreich gekommen war. Deshalb wurden Lise de Baissac, ihr Bruder Claude, der in Paris Sabotageakte durchgeführt hatte, und der Agent Nicholas Bodington in der Nacht auf den 17. August nach England zurückgeflogen.

Dort bildete Lise de Baissac zwei neue Agentinnen aus: Yvonne Baseden und Violette Szabo.

In der Nacht auf den 10. April 1944 sprang sie bei Villers-les-Ormes im Arrondissement de Châteauroux mit dem Fallschirm ab. Unter dem Decknamen Marguerite stieß sie zu dem von Anthony Brooks geleiteten Spionagering Pimento, der mit der französischen Widerstandsbewegung zusammenarbeitete. Aufgrund von unterschiedlichen politischen Ansichten verließ Lise de Baissac die Gruppe jedoch bald wieder und schlug sich zu ihrem Bruder Claude durch, der seit Februar 1944 in der Normandie im Einsatz war und geeignete Strände für die geplante Invasion der Alliierten ausspähte.

Nach dem Beginn der Invasion am 6. Juni 1944 (D-Day) kundschaftete Lise de Baissac Pläne und Absichten der Wehrmacht aus.

Nach dem Krieg heiratete sie 1949 den Innenarchitekten Gustave Villameur in Marseille. Dort starb sie am 28. März 2004 im Alter von achtundneunzig Jahren.

Die Rolle der von Sophie Marceau gespielten Louise Desfontaines in dem Kinofilm „Female Agents. Geheimkommando Phoenix“ von Jean-Paul Salomé wurde von der Biografie der SOE-Agentin Lise de Baissac inspiriert.

© Dieter Wunderlich 2010

Special Operations Executive (SOE)
Jean-Paul Salomé: Female Agents. Geheimkommando Phoenix

Jean-Paul Sartre - Die Mauer
Jean-Paul Sartre schrieb "Das Zimmer", "Herostrat" und "Intimität" 1936. Diese drei Erzählungen drehen sich um psychische Störungen, Sexualität und das Streben nach freier Selbstbestimmung. Die beiden anderen Erzählungen entstanden 1938. Es ist bemerkenswert, dass Jean-Paul Sartre damit den Band beginnt und beendet, denn er thematisiert in "Die Mauer" und "Die Kindheit eines Chefs" den Faschismus.
Die Mauer