Rufmord. Jenseits der Moral

Rufmord. Jenseits der Moral

Rufmord. Jenseits der Moral

Rufmord. Jenseits der Moral - Originaltitel: The Contender - Regie: Rod Lurie - Drehbuch: Rod Lurie - Kamera: Denis Maloney - Schnitt: Michael Jablow - Musik: Larry Groupé - Darsteller: Gary Oldman, Joan Allen, Jeff Bridges, Christian Slater, Sam Elliott, William L. Petersen, Saul Rubinek, Philip Baker Hall, Mike Binder, Mariel Hemingway, Amit Mehta, Kathryn Morris, Kristen Shaw, David Cureton u.a. - 2000; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Ein einflussreicher amerikanischer Senator ist überzeugt, dass die vom US-Präsidenten für das Vizepräsidentenamt vorgeschlagene Kandidatin nicht über die erforderliche Qualifikation verfügt. Mit allen Mitteln versucht er deshalb, ihr den Weg zu verbauen. In seinem Psychokrieg verwendet er statt politischer Argumente Unterstellungen über ihr Privatleben, mit denen sie durch den Schmutz gezogen wird ...
mehr erfahren

Kritik

Rod Lurie ist es gelungen, die Handlung der facettenreichen Politsatire "Rufmord. Jenseits der Moral" in spannenden Dialogen darzustellen.


mehr erfahren

Drei Wochen nach dem Tod des amerikanischen Vizepräsidenten lädt der demokratische Gouverneur und mögliche Nachfolger Jack Hathaway (William Petersen) den Journalisten Paul Smith zum Angeln ein. Auf einer Brücke in ihrer unmittelbaren Nähe durchbricht ein Auto das Geländer und stürzt ins Wasser. Hathaway springt sofort aus dem Kahn und taucht. In dem Wrack befindet sich eine Frau, die verzweifelt versucht, sich zu befreien. Die Türen sind verklemmt, und es gelingt auch Hathaway nicht, die Tür aufzureißen: Die Autofahrerin erstickt.

Nach dieser Heldentat zweifelt kaum noch ein Journalist daran, dass Hathaway nominiert wird. Aber US-Präsident Jackson Evans (Jeff Bridges) und seine Berater – Stabschef Kermit Newman (Sam Elliott) und Pressesprecher Jerry Toliver (Saul Rubinek) – befürchten, dass das Ereignis mit Edward Kennedys Unglück am 18. Juli 1969 auf der Insel Chappaquiddick, Massachussetts, assoziiert werden könnte, weil in beiden Fällen eine junge Frau in einem Autowrack umkam [Unfall von Edward Kennedy und Mary Jo Kopechne]. Anstelle von Hathaway schlägt Evans die Senatorin Laine Hanson (Joan Allen) vor, die Tochter des früheren republikanischen Gouverneurs von Ohio, Oscar Billings (Philip Baker Hall), und Ehefrau des demokratischen Wahlkampfstrategen William Hanson (Robin Thomas), mit dem sie einen sechsjährigen Sohn hat. Schafft es erstmals eine Frau in das zweithöchste Amt der USA?

Ein von dem Republikaner Shelly Runyon (Gary Oldman) geleiteter Sonderausschuss des Kongresses wird die Kandidatin prüfen. Runyon hält Laine Hanson für ungeeignet und hätte ihr Jack Hathaway vorgezogen. Der junge, ehrgeizige demokratische Senator Reginald Webster (Christian Slater) ist der gleichen Ansicht und lässt sich in das Komitee aufnehmen.

Noch vor der ersten Tagung des Ausschusses erhält Laine Hansons Pressesprecher Lewis Hollis (Mike Binder) ein Dossier, demzufolge Laine Billings – so hieß sie mit ihrem Mädchennamen – als Neunzehnjährige an einer Orgie teilgenommen haben soll. Eines der beigefügten Fotos zeigt eine Studentin, die zwischen zwei Kommilitonen kniet und einen der beiden oral befriedigt, während der andere sie von hinten nimmt. Die Berater drängen die Senatorin, sich zu wehren und erst einmal alles abzustreiten. Die Fotos seien zu unscharf, um sie eindeutig identifizieren zu können. Laine Hanson ist jedoch nicht bereit, die Anschuldigung zu kommentieren: „Mein Privatleben geht niemanden etwas an. Es ist unter meiner Würde, darauf einzugehen.“

Die Präsidentenberater warnen Laine Hanson davor, dass Runyon sie bei der Befragung über die gesetzliche Regelung der Abtreibung scharf angreifen werde. Für diesen Fall versorgen sie die Kandidatin mit Munition: Runyons Frau ließ vor zwanzig Jahren ohne sein Wissen eine Abtreibung vornehmen. Wie befürchtet, sorgt der Vorsitzende durch seine heuchlerische und unfaire Befragung dafür, dass Laine Hanson wegen ihrer Befürwortung des Rechts zur Abtreibung wie eine potenzielle Kindermörderin aussieht, aber sie wehrt sich nur mit sachlichen Argumenten und macht von ihrem Wissen über Runyons Frau keinen Gebrauch.

Der Ausschuss lädt Cynthia Charlton Lee (Mariel Hemingway) als Zeugin vor. Sie war früher die beste Freundin Laines und vor ihr mit William Hanson verheiratet. Vor sieben Jahren ließ Laine ihren Wahlkampf um den Senatssitz von Hanson managen. Dabei kamen sich die beiden näher, und aufgrund des Ehebruchs ließ Cynthia sich scheiden.

Laine Hanson erläutert während der Befragungen ihre politischen Überzeugungen und setzt sich klug mit Gegenargumenten auseinander, aber zu Vorwürfen, die ihr Privatleben betreffen, äußert sie sich grundsätzlich nicht.

Als Webster mitbekommt, mit welchen Mitteln Runyon die Kandidatin zu Fall bringen will, distanziert er sich davon. Bei einer Unterredung mit ihm klagt Laine Hanson. „Wenn ich ein Mann wäre, hätten meine sexuellen Erlebnisse in der Studentenzeit keine Bedeutung.“

In einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Präsidenten bestätigt Runyon dessen Sorge, dass Laine Hanson am Widerstand des einflussreichen Republikaners scheitern werde. Runyon schlägt vor, Jack Hathaway zu nominieren und sichert Evans zu, diesen Kandidaten zu akzeptieren. Der Präsident geht darauf ein, aber er verlangt von Runyon, dass dieser sich öffentlich für Hathaway ausspricht. Umgehend erfüllt der Republikaner die Bedingung.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Erwartungsvoll kommt Jack Hathaway ins Oval Office. Im Beisein von Laine Hanson und seines Beraterstabs konfrontiert Evans den Gouverneur mit dem Ergebnis der Ermittlungen einer jungen FBI-Agentin: Aus PR-Gründen hatte Hathaway einer Soldatin 200 000 Dollar gezahlt, damit sie den Autounfall fingierte, bei dem er sich vor einem Journalisten wie ein Held gebärden konnte. Natürlich war nicht der Tod der jungen Frau, sondern ihre Rettung geplant gewesen. – Hathaway wird sich vor Gericht verantworten müssen. Runyon ärgert sich zwar darüber, dass er sich von Evans austricksen ließ, aber Hathaway kann auf keinen Fall Vizepräsident werden, und Laine Hanson ist die einzige Alternative.

Privat erzählt Laine Hanson dem Präsidenten, dass sie zu Beginn ihres Studiums in eine weibliche Studentenverbindung aufgenommen werden wollte. Die Initiation war mit einer Mutprobe verbunden: Die Kommilitoninnen forderten sie zum Gruppensex auf. Laine ging zunächst darauf ein, brach aber das Vorhaben ab, bevor sie sich auch nur ausgezogen hatte. Die entsprechenden Fotos stammten von einer Doppelgängerin. Eidesstattliche Aussagen von Zeugen bestätigen Laine Hansons Darstellung.

In einer öffentlichen Rede verkündet Präsident Evans, Laine Hanson habe ihn gebeten, ihre Nominierung für das Amt des Vizepräsidenten zurückzuziehen, aber er sei nicht bereit, ihren Wunsch zu erfüllen, sondern er bestehe auf ihrer Kandidatur, denn sie sei die beste Wahl.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

In „Rufmord. Jenseits der Moral“ geht es um Komplotts und Manipulationen von Gegnern und Befürwortern einer Kandidatin für das US-Vizepräsidenten-Amt. Ein republikanischer Senator arbeitet mit allen Mitteln, um der vom Präsidenten nominierten Kandidatin aus der Demokratischen Partei den Weg zu verbauen. In seinem Psychokrieg verwendet er statt politischer Argumente Unterstellungen über ihr Privatleben, mit denen sie durch den Schmutz gezogen wird. Dabei ist der erfahrene Politiker ehrlich überzeugt, das Richtige zu tun, denn er glaubt zu wissen, dass ohne Tricks und Ränkespiele nichts durchgesetzt werden kann.

[…] dem Normalbürger amerikanische Politik als Theater serviert wird –, und wir zeigen das, zeigen warum. Amerikaner bekommen den Eindruck, dass es in der Politik wie im Showbiz zugeht. Auch was die Hintergründe betrifft, die Drahtziehereien. Politische Kampagnen werden wie Showbiz-Nummern gemanagt. Gleichzeitig steht endlos viel auf dem Spiel. (Gary Oldman im Interview mit Patrick Roth, Süddeutsche Zeitung, 26. Juni 2002)

Rod Lurie ist es gelungen, die Handlung der facettenreichen Politsatire „Rufmord. Jenseits der Moral“ in spannenden Dialogen darzustellen. Allerdings hätte es wohl nicht geschadet, den Film noch etwas zu straffen.

Joan Allen und Jeff Bridges wurden für „Oscars“ nominiert.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

William Shakespeare - Das Wintermärchen
William Shakespeare veranschaulicht in der Tragikomödie "Das Wintermärchen" die zerstörerische Wirkung blinder Gefühle wie Eifersucht und die heilende Kraft der Vergebung.
Das Wintermärchen