State of Play. Stand der Dinge

State of Play. Stand der Dinge

State of Play. Stand der Dinge

State of Play. Stand der Dinge – Originaltitel: State of Play – Regie: Kevin Macdonald – Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Tony Gilroy, Billy Ray, nach der sechsteiligen Fernsehserie "Mord auf Seite eins" von Paul Abbott – Kamera: Rodrigo Prieto – Schnitt: Justine Wright – Musik: Alex Heffes – Darsteller: Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wright Penn, Jason Bateman, Jeff Daniels, Michael Berresse, Harry Lennix u.a. – 2009; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Cal McAffrey, ein Polizeireporter der alten Schule, legt auf sorgfältige Recherchen Wert und verachtet Blogger. Als er jedoch Verbindungen zwischen einem von ihm bearbeiteten Mordfall und dem von einer jungen Kollegin der Online-Redaktion untersuchten Tod der Assistentin eines Kongressabgeordneten erkennt, arbeitet er mit ihr zusammen, und gemeinsamen decken Cal und Della Frye kriminelle Machenschaften zwischen Politikern und einem Sicherheitskonzern auf ...
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Kritik

"State of Play. Stand der Dinge", ein Politthriller von Kevin Macdonald, beginnt sofort mit spektakulären Stunts in einer Verfolgungsjagd. Das Tempo bleibt hoch. Ergänzt wird die Dynamik durch eine hektische Atmosphäre.
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Bei Cal McAffrey (Russell Crowe) handelt es sich um einen Polizeireporter der alten Schule. Der Computer des langhaarigen, unrasierten Mittvierzigers ist alt; überall kleben Post-its, und auf dem Rücksitz seines klapprigen Autos sammeln sich leere Getränkedosen und Fastfood-Verpackungen an. Cal schreibt für den Washington Globe.

Er fährt zum Schauplatz eines Verbrechens: Der drogensüchtige afroamerikanische Taschendieb Deshaun Stagg (LaDell Preston) wurde erschossen, und ein Pizzabote, der vermutlich zufällig vorbeikam, liegt mit zwei lebensgefährlichen Schusswunden im Krankenhaus.

Kurz darauf gibt der aufstrebende republikanische Kongressabgeordnete Stephen Collins (Ben Affleck) zu Beginn einer Sitzung des von ihm geleiteten Auschusses zur Überwachung der Verteidigungsausgaben den Tod seiner fünfundzwanzig Jahre alten Fachreferentin Sonia Baker (Maria Thayer) bekann und kann dabei die Tränen nicht zurückhalten. Die attraktive junge Frau stürzte in einer U-Bahn-Station vor den einfahrenden Zug. Augenscheinlich handelt es sich um einen Suizid.

Collins‘ Tränen nähren den Verdacht, dass Sonia Baker nicht nur seine Mitarbeiterin, sondern auch seine Geliebte war, obwohl er seit zehn Jahren verheiratet ist. Die Medien stürzen sich darauf. Im internen Gespräch mit seinen Chefs in der Partei gibt Stephen Collins die Affäre zu. Seine Frau Anne (Robin Wright Penn) spricht nicht mehr mit ihm, aber in einer gemeinsamen Pressekonferenz steht sie zu ihm.

Der von den Medien verfolgte Abgeordnete sucht Zuflucht bei Cal McAffrey, seinem besten Freund, mit dem er sich im Studium ein Zimmer geteilt hatte. Cal hält es für das Beste, Sonia Bakers Tod als Unfall darzustellen und das Augenmerk auf die angeblich mangelhafte Sicherheit in U-Bahn-Stationen zu lenken.

Auch Anne holt sich Rat von Cal. Sie sind nicht nur befreundet, sondern hatten auch eine Affäre miteinander, von der Stephen (noch) nichts weiß.

Während Cal weiter über die Ermordung des drogensüchtigen Taschendiebs recherchiert, beschäftigt sich seine junge, unerfahrene Kollegin Della Frye (Rachel McAdams) von der Online-Redaktion mit der Frage, wie Sonia Baker starb.

Eine am gerichtsmedizinischen Institut arbeitende Informantin ermöglicht es Cal, von Deshaun Staggs Handydisplay die zuletzt angerufenen Telefonnummern abzuschreiben. Als er sie der Reihe nach wählt, stößt er auf den Anschluss von Sonia Baker. Was hatte der Taschendieb mit der Fachreferentin zu tun? Wurde auch sie ermordet? Stürzte sie sich gar nicht selbst vor die U-Bahn, sondern wurde sie gestoßen?

Cal findet die Freundin des erschossenen Taschendiebs und erfährt von ihr, dass Deshaun von einem Unbekannten ermordet wurde, dessen Aktenkoffer er gestohlen hatte. In dem Aktenkoffer befanden sich Fotos von Sonia Baker und eine Pistole.

Als Cameron Lynne (Helen Mirren), die Chefredakteurin des Washington Globe, von der Verbindung zwischen den beiden Fällen erfährt, beauftragt sie Cal, auch über den Tod der Mitarbeiterin des Kongressabgeordneten zu schreiben und teilt ihm Della als Assistentin zu. Außerdem arbeiten ihm die Kollegen Pete und Hank (Josh Mostel, Michael Weston) zu.

Das Gerücht, der Pizzabote werde aus dem Koma geholt, lässt Della ins Krankenhaus eilen. Sie betritt gerade sein Zimmer, als das Fenster zersplittert. Vom Gebäude gegenüber hat jemand geschossen und den Zeugen nun endgültig getötet.

Cal weiß, dass Stephen Collins im Ausschuss gegen PointCorp agitiert, ein privates Sicherheitsunternehmen, das von der US-Regierung in den Kriegen im Irak und in Afghanistan eingesetzt wird. Durch gezielte Nachfragen erfährt er, dass PointCorp damit rechnet, durch die Privatisierung von Sicherheitsmaßnahmen im eigenen Land noch weit größere Aufträge zu bekommen. Stephen Collins versucht das allerdings zu verhindern. Hängen die drei Morde damit zusammen? Geht man bei PointCorp über Leichen, um das profitable Geschäft ausbauen zu können?

Eine Freundin Sonia Bakers erzählt Della, sie hätten einen flotten Dreier mit dem Abgeordneten Stephen Collins gehabt. Cameron Lynne ist verärgert, als darüber zwar nicht im Washington Globe, aber in anderen Zeitungen berichtet wird, denn sie steht unter Erfolgszwang. Aber Cal schätzte die Informantin als unglaubwürdig ein und beachtet den alten Grundsatz, nur zu schreiben, was er selbst beobachtete oder von zwei unabhängigen Zeugen bestätigt wurde.

In den Aufzeichnungen der Überwachungskameras von der U-Bahn-Station, in der Sonia Baker starb, erkennt Della einen Mann, den sie auch im Krankenhaus sah, als sie den Pizzaboten besuchte. Cal zeigt das Foto einigen seiner Informanten. Der Mann heiße Fred Summers, meint jemand. Als Cal zu der Adresse geht, ist die Türe nur angelehnt, aber bevor er die Wohnung betreten kann, taucht der auf dem Foto abgebildete Mann auf dem Korridor auf und behauptet, ein Nachbar des verreisten Fred Summers zu sein. Cal erkennt die Gefahr. Er geht, ruft aber noch im Treppenhaus Della an und bittet sie, die Polizei zu alarmieren. Mit einer offenbar eilends aus der Wohnung geholten Pistole in der Hand sucht Fred Summers nach ihm. Cal versteckt sich in der Tiefgarage und klammert sich an das Auto einer Familie, die hinausfahren will. Summers schießt. In diesem Augenblick taucht ein Streifenwagen auf. Die Polizisten durchsuchen das Haus, aber der Verdächtige bleibt verschwunden, und es stellt sich heraus, dass der Mieter Fred Summers seit Monaten tot ist.


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Cal wendet sich an den arroganten PR-Berater Dominic Foy (Jason Bateman), mit dem Sonia Baker befreundet war. Durch Drohungen bringt er ihn zum Sprechen. Sonia war hochverschuldet und ließ sich deshalb von PointCorp für 26 000 Dollar pro Monat anwerben. Der offenbar ebenfalls mit PointCorp kooperierende Kongressabgeordnete George Fergus (Jeff Daniels) empfahl sie seinem Parteifreund Stephen Collins als Assistentin. Ihre heimliche Aufgabe war es, ihren Chef für PointCorp auszuspionieren. Als sie sich wider Erwarten in Stephen verliebte, er ihre Gefühle erwiderte und sie schwanger von ihm wurde, hörte sie auf, PointCorp Informationen zu liefern. Kurz darauf wurde sie ermordet.

Der Abgeordnete George Fergus, den Cal als Nächsten befragt, behauptet, er sei ein guter Freund der Familie Baker und habe deshalb der Tochter Sonia bei der Jobsuche geholfen. Aber als Cal den Vornamen von Sonias Mutter wissen möchte, weiß Fergus keine Antwort.

In einer alten Zeitung sieht Cal ein Foto des Mannes, der sich als Fred Summers ausgab. Er heißt Robert Bingham (Michael Berresse). Stephen Collins rettete dem damals siebzehnjährigen Gefreiten beim Kriegseinsatz in Kuwait das Leben. Von Cal in die Enge getrieben, gibt Collins zu, Bingham auf Sonia angesetzt zu haben. Weil Collins misstrauisch geworden war, observierte Bingham sie in seinem Auftrag und fand heraus, dass sie heimlich für PointCorp arbeitete. Die Morde waren allerdings nicht abgesprochen. Der fanatische Patriot Bingham tötete Sonia aus Hass gegen die Sicherheitsfirma, die aus dem Krieg Kapital schlug. Deshaun Stagg musste sterben, weil er Binghams Aktenkoffer gestohlen hatte, und den Pizzaboten tötete Bingham, um einen Zeugen zu beseitigen.

Zum Abschied kündigt Cal dem Abgeordneten das Eintreffen der von ihm bereits verständigten Polizei an.

Als Cal das Büro verlässt und zum Auto geht, wird er von Bingham gestellt. Der Mörder legt mit einem Gewehr auf ihn an. Aber bevor er abdrücken kann, rasen Streifenwagen heran. Robert Bingham wird erschossen. Minuten später verhaftet die Polizei Stephen Collins.

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In dem Politthriller „State of Play. Stand der Dinge“ geht es um große Geschäfte, die durch korrupte Beziehungen von Unternehmen zu politischen Entscheidungsträgern zustande kommen. Bei dem fiktiven Sicherheitsunternehmen PointCorp denkt man unwillkürlich an Blackwater oder auch Halliburton in der Amtszeit von George W. Bush und Richard Cheney.

Mindestens ebenso wichtig wie die kriminellen Machenschaften sind Kevin Macdonald die Veränderungen in der Medienlandschaft durch das Internet. Das Fernsehen spielt in „State of Play. Stand der Dinge“ seltsamerweise keine Rolle; der Film beschäftigt sich ausschließlich am Beispiel der Presse und ihrer Online-Ausgaben mit dem Verhältnis zwischen klassischen Journalisten und Bloggern. Besonders tiefschürfend fällt die Analyse nicht aus. Dass das Internet schneller, aber auch weniger zuverlässig sei, hat man schon einmal gehört. Und das gilt auch für den Hinweis darauf, dass seriöse Printmedien aufgrund des Profitstrebens und der Konkurrenz versucht sein können, mehr auf Verkaufszahlen als auf gründliche Recherche zu achten. So wie Cal McAffrey und seine junge Kollegin Della Frye in „State of Play. Stand der Dinge“ zusammenarbeiten, wäre es ideal: Print- und Online-Ausgabe einer Zeitung nicht als Konkurrenz, sondern als gegenseitige Ergänzung. (Wenn immer mehr Abonnenten die Zeitung auf dem Tablet lesen, wird sich das Thema allerdings erledigen.)

Auch wenn in „State of Play. Stand der Dinge“ nicht eine bestimmte Perspektive durchgehalten wird, schauen wir doch zumeist dem Reporter Cal McAffrey über die Schulter und verfolgen, wie er schrittweise Zusammenhänge erkennt und daraus ein Gesamtbild konstruiert.

„State of Play. Stand der Dinge“ beginnt sofort mit spektakulären Stunts in einer Verfolgungsjagd. Das Tempo bleibt hoch. Ergänzt wird die Dynamik durch eine hektische Atmosphäre.

Der Kinofilm basiert auf einer von Paul Abbott geschriebenen und von David Yates inszenierten sechsteiligen Fernsehserie der BBC, deren erste Folge am 18. Mai 2003 unter dem Titel „State of Play“ ausgestrahlt wurde. Im deutschen Fernsehen hieß die Miniserie „Mord auf Seite eins“ (Arte, 2008).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

Kevin Macdonald: Der letzte König von Schottland

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Karl-Heinz Ott lässt in seinem Roman "Und jeden Morgen das Meer" die Grenzen zwischen der Gegenwart und den Erinnerungen der Protagonistin im ständigen Wechsel elegant ineinander übergehen. Das Meer ist für Sonja Bräuning bedrohlich, aber auch ein Symbol von Freiheit und Grenzenlosigkeit.
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