Alessandro Manzoni : Die Brautleute

Die Brautleute
Die Brautleute Manuskript: 1825/26 Erstausgabe: I Promessi Sposi, 1827 Deutsch zunächst unter dem Titel "Die Verlobten" Übersetzung: Burkhart Kroeber Carl Hanser Verlag, München / Wien 2000 dtv, München 2003 ISBN 978-3-423-13038-7, 914 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Die Geschichte spielt im 17. Jahrhundert in Italien in der Gegend des Comer Sees. Renzo, ein Seidenspinner, und Lucia, ein frommes Bauernmädchen, wollen heiraten. Der Pfarrer weigert sich aber, die Trauung durchzuführen, weil der Lehnsherr Rodrigo ein Auge auf die Braut geworfen hat. ...
mehr erfahren

Kritik

Natürlich merkt man dem Roman "Die Brautleute" an, dass er Anfang des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde: Episch und teilweise höchst ausführlich, was den Fortgang der Handlung oft retardiert. Andererseits erzeugen aber gerade die plastischen Ausschmückungen mitunter eine atemberaubende Spannung.
mehr erfahren

Alessandro Manzoni nennt seinen Roman „Die Brautleute“ im Untertitel „Mailändische Geschichte aus dem siebzehnten Jahrhundert, entdeckt und neu eingerichtet“. Die Handlung ist fiktiv, obwohl der Eindruck einer authentische Darstellung entsteht, zumal sich der Erzähler immer wieder auf eine ihm vorliegende Handschrift eines Anonymus bezieht.

Die Geschichte spielt im 17. Jahrhundert in Italien in der Gegend des Comer Sees. Renzo, ein Seidenspinner, und Lucia, ein frommes Bauernmädchen, wollen heiraten. Der Pfarrer weigert sich aber, die Trauung durchzuführen. Er wurde nämlich von dem mächtigen Lehnsherrn Rodrigo unter Druck gesetzt, die Heirat zu verhindern, denn dieser hat selbst ein Auge auf die Braut geworfen. Mit einer Finte wollen die Verlobten die Trauung erzwingen. Das misslingt, und ab da überschlagen sich die Ereignisse.

Die beiden Liebenden fliehen. Lucia findet vermeintliche Sicherheit in einem Kloster, das unter der Leitung einer verbrecherischen Äbtissin steht. Mit deren Hilfe wird Lucia entführt und auf das Schloss eines landesweit bekannten Unholdes verschleppt. Dieser auf wundersame Weise von einem Kardinal Bekehrte verhilft dem Mädchen zur Freiheit. Renzo gerät unterdessen in Mailand in eine Plünderung der Stadt durch hungernde Bürger und wird aufgrund eigener Ungeschicklichkeit als Rädelsführer des Aufstandes verhaftet. Er kommt frei und findet bei einem Verwandten im Bergamaskischen Unterschlupf und Arbeit, bis er sich aufmacht, Lucia zu suchen. In Mailand, das von einer Pestepidemie heimgesucht wird, findet er sie schließlich in einem Lazarett. So dramatisch die Umstände der Flucht, des Hungeraufstands und der Pest geschildert werden, so wenig spektakulär endet die Geschichte: Alles wird gut.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Natürlich merkt man dem Roman „Die Brautleute“ an, dass er Anfang des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde: Episch und teilweise höchst ausführlich, was den Fortgang der Handlung oft retardiert. Andererseits erzeugen aber gerade die plastischen Ausschmückungen mitunter eine atemberaubende Spannung, so z.B. die Inszenierung der hinterlistig vorbereiteten und dann doch fehlgeschlagenen Trauungszeremonie. Manchmal wird allerdings die Geduld des Lesers durch Erbauliches, Belehrendes und gottergebenes Dozieren sehr auf die Probe gestellt.

„Die Brautleute“ ist 1825/26 erschienen, und Alessandro Manzoni hat den Roman mehrfach überarbeitet. Das Werk gilt als bedeutendster Roman der italienischen Literatur, weil er von dem sterilen klassizistischen Stil abweicht. Mindestens fünfzehn „Verdeutschungen“ gab es seit 1827 unter dem Titel „Die Verlobten“. Burkhart Kroeber hat das Werk neu übersetzt, und er wird dafür sehr gelobt: „[…] findet einen Stil, der wie mit einem Zauberschlag allen Staub alter, falscher Gemächlichkeit verloren hat und wunderbar geschmeidig, elegant und, wo es richtig ist, hart und witzig sein kann.“ (Rolf Vollmann, „Die Zeit“) Burkhart Kroeber erläutert in dem Buch auch, warum er den Titel „Die Brautleute“ verwendet hat und so von der herkömmlichen Übersetzung „Die Verlobten“ abgewichen ist. (Burkhart Kroeber übersetzt übrigens auch Umberto Eco, z. B.: „Der Name der Rose“.)

 

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Irene Wunderlich 2002

Frauke Volkland - Eisvogelblau
Frauke Volkland betont die Prägung der Gegenwart durch die Vergangenheit und verknüpft die Handlung mit historischen Ereignissen im Dreissigjährigen Krieg.
Eisvogelblau