Marilyn Monroe


Ein unehelich geborenes, zwischen Pflegeeltern und Waisenhäusern herumgestoßenes Mädchen schaffte den Aufstieg zum internationalen Filmstar. Aber es gelang Marilyn Monroe nicht, sich vom Image der naiven Sexbombe zu befreien. Der Glamour verbarg, wie unglücklich sie war. Marilyn Monroe starb im Alter von sechsunddreißig Jahren.

Tabellarische Biografie: Marilyn Monroe


Marilyn Monroe: »Der einzige Weg für mich, etwas zu sein, war der, dass ich jemand anderes war«

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
Piper Verlag, München 2009 (3. Auflage: 2011)

Am 1. Juni 1962 feierte Marilyn Monroe ihren sechsunddreißigsten Geburtstag. Einen Tag später rief sie verzweifelt die Kinder ihres verreisten Psychiaters an, die – wie von ihrem Vater angeordnet – den Psychologen Milton Wexler zu ihr schickten. Weil sie am Set fehlte, kehrte Greenson verärgert aus der Schweiz zurück und unterrichtete 20th Century Fox, dass seine Patientin einige Tage arbeitsunfähig sei. Trotzdem reichte das Unternehmen am 7. Juni Klage gegen den Filmstar ein […]

Dass die Filmgesellschaft Marilyn am 25. Juli eine Rücknahme der Klage in Aussicht stellte, kam gelegen. Und Marilyn hätte noch einen weiteren Grund zur Freude gehabt, denn sie und Joe DiMaggio hatten beschlossen, am 8. August noch einmal zu heiraten. Um über PR-Aspekte im Zusammenhang mit der bevorstehenden Eheschließung zu sprechen, kam Marilyn Monroes Pressesprecherin Pat Newcomb am 4. August 1962 zu ihr ins Haus. Aber der Schauspielerin ging es nicht gut, und als Greenson nach ihr schaute, schickte er Pat Newcomb fort.

Am Nachmittag unternahm Eunice Murray auf Anordung des Psychiaters mit Marilyn einen Strandspaziergang zu den Lawfords und holte sie dort nach einer Stunde wieder ab. Greenson verließ das Haus der Schauspielerin nach eigenen Angaben gegen 19 Uhr. Ungefähr zur gleichen Zeit erhielt sie einen Anruf von Joe DiMaggios Sohn, und eine halbe Stunde später telefonierte Peter Lawford mit ihr. Während sie auf Joe DiMaggio jr. einen munteren und gut gelaunten Eindruck machte, erschrak Lawford, weil sie wirr sprach und gequält wirkte. Besorgt rief er den Filmproduzenten Milton Ebbins an, der sich daraufhin mit

Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. © Piper Verlag 2009

Marilyns Anwalt Milton Rudin in Verbindung setzte. Etwa um 20.30 Uhr versicherte Eunice Murray dem Rechtsanwalt, Marilyn sei wohlauf. »Aber ich hatte das Gefühl, dass sie gar nicht nach ihr gesehen hatte« , meinte Rudin später.

Am nächsten Morgen, um 4.25 Uhr, ging beim Los Angeles Police Department ein Notruf aus dem Haus des Filmstars ein. Als Sergeant Jack Clemmons kurz vor 5 Uhr dort eintraf, lag Marilyn Monroe tot unter einem Laken auf dem Bett, das die Haushälterin bereits abgezogen hatte; die Bettwäsche befand sich in der eingeschalteten Waschmaschine. Eunice Murray sagte aus, sie habe gegen 3 Uhr Licht unter Marilyns Schlafzimmertür bemerkt. Weil die Tür verschlossen und von der Schauspielerin nichts zu hören gewesen sei, habe sie Dr. Greenson angerufen. Der sei gekommen, habe eines der Schlafzimmerfenster eingeschlagen und Marilyn leblos vorgefunden. Sie soll mit dem Gesicht nach unten unbekleidet auf dem Bett gelegen sein. Etwa um 4 Uhr habe der von Greenson alarmierte Hausarzt Dr. Hyman Engelberg den Tod der Schauspielerin festgestellt.

Die Obduktion der Leiche ergab, dass Marilyn Monroe an einer kombinierten Überdosis von Nembutal und Chloralhydrat gestorben war. Eine Verfärbung des Dickdarms lässt vermuten, dass man ihr das Schlafmittel Chloralhydrat mit einem Klistier verabreicht hatte. Marilyn war seit Jahren an Einläufe gewöhnt gewesen. Weil in der Leber höhere Nembutal-Rückstände als im Blut gemessen wurden, ist anzunehmen, dass Marilyn die Kapseln über den Tag verteilt eingenommen hatte – was gegen eine suizidale Absicht spricht. Der Biograf Donald Spoto nimmt an, dass sie nicht erst um 3 Uhr früh, sondern einige Stunden davor gestorben war. Er vermutet, Ralph Greenson habe das Klistier mit Chloralhydrat vorbereitet, ohne zu ahnen, dass seine Patientin tagsüber das von Dr. Engelberg verordnete Barbiturat Nembutal eingenommen hatte. Den Einlauf könnte ihr die Haushälterin verabreicht haben, möglicherweise zwischen den beiden Telefongesprächen mit Joe DiMaggio jr. und Peter Lawford. Diese Theorie würde erklären, wieso Eunice Murray das Bett vor dem Anruf bei der Polizei abgezogen hatte: Die Sterbende könnte es verschmutzt haben.

Die polizeilichen Ermittlungen von 1962 ergaben, dass keine Indizien für ein Verbrechen gefunden wurden. Obwohl eine 1982 eingesetzte Untersuchungskommission der Bezirksstaatsanwaltschaft von Los Angeles dieses Ergebnis bestätigte, halten sich bis heute Verschwörungstheorien, denen zufolge Marilyn Monroe im Auftrag der CIA oder des Kennedy-Clans ermordet wurde.

Quelle: Dieter Wunderlich, AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
© Piper Verlag, München 2009
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Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen.

Marilyn Monroe (tabellarische Biografie)

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