W. Somerset Maugham : Der Magier

Der Magier
Manuskript: London, 1907 Originalausgabe: The Magician William Heinemann Ltd, London 1908 Der Magier Übersetzung: Melanie Steinmetz und Ute Haffmans Diogenes Verlag, Zürich 1975 Süddeutsche Zeitung / Bibliothek, Band 34, München 2004 ISBN 3-937793-52-6, 267 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der nüchtern und pragmatisch denkende englische Chirurg Arthur Burdon und seine neunzehnjährige Verlobte Margaret Dauncey begegnen um 1900 in Paris einem geheimnisvollen Landsmann, den sie für einen abscheulichen Prahler halten: Oliver Haddo. Der rächt sich mit besonderer Bosheit an Arthur, der Zweifel an seinen magischen Fähigkeiten äußerte ...
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Kritik

"Der Magier", das ist eine gothic novel, eine groteske, fesselnde und spannende, von W. Somerset Maugham meisterhaft erzählte Geschichte mit sehr lebendigen Charakteren.
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Arthur Burdon, ein junger, vielversprechender Chirurg am St.-Luke-Hospital in London, ist ein nüchterner Pragmatiker, der mit Kunst, Musik und Literatur nichts anfangen kann – im Gegensatz zu seiner attraktiven Verlobten Margaret Dauncey, die sich für die Kunst und alles Schöne begeistert. Margaret ist die Tochter eines englischen Rechtsanwalts, bei dem Arthur häufig zu Besuch gewesen war. Als Margarets Eltern kurz nacheinander starben, fungierte der Familienfreund als Testamentsvollstrecker und übernahm die Vormundschaft für die Waise. Arthur wartete, bis Margaret siebzehn Jahre alt war, dann fragte er sie, ob sie seine Frau werden wolle, und sie willigte freudig ein. Sie wäre auf der Stelle seine Frau geworden, aber er wusste, dass sie an Colarossis Akademie in Paris Zeichenunterricht nehmen wollte, schob die Hochzeit um zwei Jahre auf und schickte sie nach Paris. Weil Margaret durch Zufall herausgefunden hatte, dass ihr Vater mittellos gestorben war und sie auf Arthurs Kosten lebte, sträubte sie sich zunächst, ließ sich dann jedoch überreden, nach Paris zu reisen, wo sie bei ihrer früheren Lehrerin, der dreißigjährigen Susie Boyd, wohnen konnte.

Kurz vor Ablauf der zwei Jahre, wenige Wochen vor der geplanten Eheschließung, besucht Arthur Burdon seine Verlobte in Paris. Dort trifft er auch den französischen Arzt Dr. Porhoët wieder, den besten Freund seines verstorbenen Vaters, der ihn seit seiner Geburt kennt. Unlängst hat Dr. Porhoët ein Buch über einige berühmte Alchimisten veröffentlicht, aber seinen Plan, eine Biografie über Philippus Aureolus Theophrastus Paracelsus Bombastus von Hohenheim (1493 – 1541) zu schreiben, hat er wohl inzwischen aufgegeben. Immerhin hat er sich sehr viel Wissen über Alchimie und Okkultismus angelesen. In der entsprechenden Abteilung der Staatsbibliothek lernte er den Engländer Oliver Haddo kennen, dem er und Arthur bei einem Spaziergang im Jardin Luxembourg zufällig begegnen.

Arthur, Margaret, Susie und Dr. Porhoët speisen im Restaurant „Chien Noir“, als Oliver Haddo hereinkommt. Sofort zieht er mit seiner sonderbaren Aufmachung, seiner Körperfülle und seinem anmaßenden Benehmen die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Es ist zwar kein Tisch mehr frei, aber Haddo brüskiert einige Gäste so lange, bis sie aufstehen und gehen. Danach setzt er sich ungeniert an einen der frei gewordenen Tische.

Er sah wie ein boshafter, lüsterner Priester aus. Margaret, die ihn verstohlen anschaute, während er aß, schauderte plötzlich heftig; er flößte ihr eine unbezwingliche Abneigung ein. (Seite 42)

Haddo, von dem es heißt, er sei ein Magier, prahlt mit seiner vornehmen Sippe, seinem Familienbesitz Skene in Staffordshire, seiner Ausbildung in Eton und Oxford und behauptet, bei einer Großwildjagd in Afrika einmal drei angreifende Löwen mit nicht mehr als drei unmittelbar hintereinander abgefeuerten Schüssen erlegt zu haben. Arthur findet den sich extravagant und geheimnisvoll gebenden Egomanen unerträglich und hält ihn für einen Aufschneider. Magie und Okkultismus tut er ohnehin als Aberglauben ab. Haddo meint dazu:

[…] ist die Magie nichts weiter als die Kunst, sich unsichtbarer Mittel zu bedienen, um sichtbare Wirkungen zu erzielen. Wille, Liebe und Fantasie sind magische Kräfte, über die jeder verfügt; und wer es versteht, sie bis zu ihrem vollsten Ausmaß zu enfalten, ist ein Magier. (Seite 49)

Nach dem Essen besuchen Arthur, Margaret, Susie, Dr. Porhoët und Oliver Haddo, der sich ihnen aufdrängt, einen Jahrmarkt. Im Zelt eines ägyptischen Schlangenbeschwörers verlangt Arthur von dem widerlichen Fremden einen Beweis für dessen angeblich magische Kräfte. Da lässt Haddo sich von einer gehörnten Viper in die Hand beißen. Verblüfft beobachtet Arthur, wie sich die von den Giftzähnen geschlagenen kleinen Wunden wieder schließen, und während Haddo keinerlei Wirkung des Giftes zeigt, verendet ein von derselben Schlange gebissenes weißes Kaninchen auf der Stelle.

Von seinem Freund Frank Hurrell, der zusammen mit Oliver Haddo in Oxford studiert hatte, erfährt Arthur, der inzwischen beleibte Mann habe damals gut ausgesehen, sei aber als Sonderling verschrien gewesen.

„Obwohl die meisten Menschen ihn nicht mochten, hatten sie ein merkwürdiges Vergnügen an seiner Gesellschaft.“ (Seite 85)

„Er erheiterte, ärgerte, reizte und interessierte jeden, mit dem er in Berührung kam.“ (Seite 87)

Ausdrücklich bestätigt Frank Hurrell die Angaben des angeblichen Magiers über seine Herkunft und seinen Besitz in Staffordshire; auch die Löwenjagd-Geschichte sei verbürgt.

Susie lädt Oliver Haddo zu einer Abendgesellschaft ein. Sobald er eintritt, verkriecht Susies Hund sich knurrend. „Er hat Angst vor mir“, behauptet Haddo. Plötzlich springt der Terrier den Gast an und beißt ihn in die Hand. Haddo schreit erschrocken auf und schleudert den Hund mit einem wütenden Fußtritt durchs Zimmer. Arthur, der sich die ganze Zeit zusammennehmen musste, um seine Abneigung gegenüber Haddo zu verbergen, gerät in blinde Wut: Er schlägt Haddo mit der geballten Faust ins Gesicht, packt und schüttelt ihn. Haddo leistet keinen Widerstand und entschuldigt sich beim Abschied wegen seines unbeherrschten Verhaltens – aber Susie glaubt zu beobachten, dass dabei ein gemeines Lächeln über sein Gesicht huscht, und sie warnt Arthur später vor seinem mysteriösen Landsmann.

Bald darauf wird Susie zu ihrer Verblüffung von Nancy Clerk, einer früheren Bekannten, durch ein Telegramm zur Gare du Nord gerufen. Kurz nach Susie verlässt auch Margaret das Haus, um zu ihrem Zeichenunterricht zu gehen. Auf der Straße bemerkt sie Oliver Haddo. Er greift sich ans Herz und sinkt zu Boden. Die Concierge ruft Margaret zu Hilfe, und trotz ihres Abscheus bleibt der Neunzehnjährigen nichts anderes übrig, als hinzugehen. Haddo bittet sie darum, sich einen Augenblick in Susies Wohnung ausruhen und ein Glas Wasser trinken zu dürfen. Bald scheint es ihm wieder besser zu gehen; er schwärmt Margaret von Kunstwerken vor und spielt trotz seiner dicken Finger hervorragend auf dem Flügel. Verblüfft sagt Margaret: „Es wird noch soweit kommen, dass ich glaube, Sie seien wirklich ein Magier.“ (Seite 120) Er streut ein blaues Pulver auf das Wasser in einer Schale, das sogleich mit einer auflodernden Flamme bis auf den letzten Tropfen verbrennt. Unter seinem hypnotischen Blick wird Margaret lethargisch. Dann glaubt sie, auf seinem Landsitz Skene zu sein. Schließlich verabschiedet er sich und schreibt ihr seine Adresse auf.

Weder ihrer Freundin noch ihrem Verlobten verrät Margaret etwas von dem Besuch. Susie glaubt inzwischen, dass ihr jemand einen Streich gespielt hat, denn sie war vergeblich am Bahnhof. Da ahnt Margaret, dass Haddo das Telegramm geschickt und den Herzanfall vorgetäuscht hatte, um mit ihr allein zu sein. Wie unter Zwang sucht sie ihn auf, statt zum Zeichenunterricht zu gehen. Haddo erwartet sie bereits, nimmt sie in die Arme und küsst sie leidenschaftlich. Von da an geht sie jeden Tag zu ihm. Ihre Abscheu gegen Haddo verwandelt sich in gierige Leidenschaft. Im Vergleich mit dem Magier findet sie Arthur plötzlich langweilig, aber sie lässt sich nichts anmerken und setzt die Hochzeitsvorbereitungen mit ihm fort.

Als sie Porträts findet, die Susie von Arthur gezeichnet hat und vor ihr zu verstecken versucht, wird ihr klar, dass ihre Freundin heimlich in Arthur verliebt ist.

Eines Tages eröffnet Haddo ihr, er werde Paris in Kürze verlassen, und er macht ihr einen Heiratantrag. Um ihn nicht zu verlieren, willigt sie in die Eheschließung ein. Am Morgen vor der Abreise nach London lassen sie sich im britischen Konsulat trauen. Susie findet einen Zettel mit einer Nachricht von Margaret und nimmt es auf sich, Arthur darüber zu unterrichten. Der begreift, dass Haddo sich auf diese Weise an ihm rächt und ist überzeugt, dass Margaret unter einem unerklärlichen Zwang gehandelt hat.

Um nicht ständig an Margaret erinnert zu werden, reist Arthur zurück nach London und stürzt sich noch mehr als bisher in seine Arbeit.

Susie reist für einige Zeit nach Rom, hört dort von dem Ehepaar Haddo und folgt ihm nach Monte Carlo. Einmal beobachtet sie Oliver und Margaret Haddo im Spielcasino. Gerüchte über die beiden schwirren herum. Angeblich veranstaltet der Magier Orgien, grausame Riten und schwarze Messen. Man glaubt zu wissen, dass er an der Erschaffung von Homunculi arbeite. Zufällig hört Susie, wie ein Herr zu einem anderen sagt:

„Ich versichere Ihnen, es stimmt. Sie sind jetzt sechs Monate verheiratet, und sie ist noch immer nur dem Namen nach seine Frau. Jahrhunderte hindurch haben abergläubische Menschen an die Macht der Jungfräulichkeit geglaubt, und die Kirche hat sich diese Vorstellung für ihre eigenen Zwecke zunutze gemacht. Der Mann benützt sie nur als Maskottchen.“ (Seite 166)

Nach einem dreiwöchigen Aufenthalt in Paris reist Susie weiter nach London und verabredet sich dort mit Arthur zum Essen. Er wirkt erschöpft und will nichts über Margaret hören. Als sie gerade aufbrechen, werden sie von dem Augenarzt Arbuthnot entdeckt, einem gemeinsamen Freund, der sie drängt, mit ins „Savoy“ zu kommen, wo er einen Tisch für acht Personen reservieren ließ. Unvermittelt stoßen Arthur und Susie dort auf das Ehepaar Haddo. Margaret gibt während des Essens ordinäre Witze zum Besten, und ihr Mann genießt sichtlich Arthurs Verlegenheit.

Einige Tage später sucht Arthur seine frühere Verlobte im Hotel „Carlton“ auf. Sie weint, hat offenbar panisch Angst und versichert ihm, sich im „Savoy“ wie unter Zwang so peinlich verhalten zu haben. Haddo habe sie nicht geheiratet, weil er sie liebe, sondern um sich an Arthur zu rächen. Außerdem benötige er wohl für ein großes Experiment, an dem er arbeite, eine Jungfrau. Seine Mutter befinde sich übrigens seit fünfundzwanzig Jahren in einem Irrenhaus.

Ich hasse ihn. Alles in mir sträubt sich gegen ihn. Und doch ist etwas, ich weiß nicht was, in meinem Blut, das mich gegen meinen Willen zu ihm hinzieht. Mein Körper verlangt nach ihm. (Seite 186)

[…] ich hasse mich. Ich kann mich nicht ansehen, ohne dass mir vor Ekel schaudert. (Seite 187)

Es ist, als wohnten zwei Wesen in mir, und mein eigentliches Ich, das frühere, das du gekannt und geliebt hast, wird von Tag zu Tag schwächer, und bald wird es endgültig tot sein. Dann wird in dem jungfräulichen Leib nur eine geile Seele zurückbleiben. (Seite 187)

Arthur nimmt Margaret kurzerhand mit zu Susie und wendet sich an einen Rechtsanwalt, um die Scheidung vorzubereiten. Doch Margaret wird von Tag zu Tag unruhiger – und kehrt schließlich zu Haddo zurück.

Zwei Monate später hält Arthur es nicht mehr aus, lässt sich von einem Kollegen im Krankenhaus vertreten, reist nach Venning, ein Dorf, das drei Meilen von Skene entfernt ist und quartiert sich in einem Gasthof ein. Er streift am Zaun des Familiensitzes der Haddos entlang, findet eine Stelle, an der eine Latte fehlt und schlüpft durch die Lücke. Wie erhofft, taucht nach einiger Zeit Margaret auf; sie geht im Park spazieren und ruht sich auf einer Steinbank aus. Arthur erschrickt, denn ihr Gesicht ist inzwischen so grau wie das einer Toten geworden. Sie hält ihn zunächst für eine Halluzination, aber dann klagt sie, er bringe sie in große Gefahr, verrät ihm, dass Susie ihn liebt, rät ihm, sie zu heiraten und lässt ihn stehen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Verzweifelt reist Arthur nach Paris, um Dr. Porhoëts Rat zu erbitten. Er sorgt sich um Margaret, weiß jedoch nicht, wie er ihr helfen könnte. Einige Tage später spürt er, dass Margaret etwas zugestoßen ist und drängt darauf, nach Skene zurückzukehren. Susie und Dr. Porhoët begleiten ihn. In dem Gasthof, in dem Arthur schon einmal übernachtete, erfahren sie, dass Mrs Haddo an einem Herzanfall gestorben sei. Arthur weiß, dass sie nicht herzkrank war und ist überzeugt, dass der Magier sie umgebracht hat, aber eine Anzeige hat keinen Sinn, denn er kann es nicht beweisen. Ruhelos wandert er herum, dann drängt er Dr. Porhoët, den Geist Margarets zu beschwören. Als Arthur sie weinen hört, hält er das für eine Bestätigung seiner Ansicht und beschließt, Haddo zu töten.

Ein Gewitter zieht herauf. Im Gasthof verlöschen die Lampen. Bei völliger Dunkelheit erleben Susie und Dr. Porhoët, wie Arthur mit Oliver Haddo, der unvermittelt in der Gaststube aufgetaucht ist, auf Leben und Tod kämpft. Arthur bricht dem Magier einen Arm, zwingt ihn auf den Boden nieder; dann bietet er seine letzte Kraft auf und erwürgt ihn. Endlich findet Dr. Porhoët Streichhölzer und zündet eine Lampe an – doch an der Stelle, an der Oliver Haddo tot auf dem Boden liegen müsste, befindet sich keine Leiche!

Obwohl es Nacht ist, gehen die drei Freunde nach Skene. Sie dringen in das Haus ein, finden eine Geheimtür, dahinter eine Treppe ins Dachgeschoss und brechen dort eine verschlossene Tür auf. Eine unglaubliche Hitze schlägt ihnen entgegen; riesige Lampen mit Reflektoren beleuchten die Räume. Es handelt sich um ein Laboratorium mit überdimensionalen Reagenzgläsern und chemischen Apparaturen. In einem Gefäß aus drei Zentimeter dickem Glas entdecken sie eine kugelförmige Masse, etwas größer als ein Fußball, die wie ein Tumor mit einem dichten Netz von Blutgefäßen durchwachsen ist und sich bewegt. Andere Gefäße enthalten weitere Homunculi.

Bei einem der Ungeheuer erreichten die Glieder nahezu menschliche Formen. Es war stark aufgequollen, hatte fette, winzige Arme, kurze, geschwollene Beine und einen absurden zusammengekauerten Leib, sodass es aussah wie ein chinesischer Mandarin aus Porzellan. (Seite 260)

Benötigte der Magier das Blut einer Jungfrau, um seine Kreaturen zu ernähren? Haddo kann die Frage nicht mehr beantworten: Er liegt hinter den Labortischen tot am Boden, mit einem gebrochenen Arm, blutunterlaufenen Augen und Würgemalen am Hals.

Arthur bleibt kurz zurück, bevor er Susie und Dr. Porhoët folgt und mit ihnen das Anwesen verlässt. Von weitem sehen sie Skene brennen.

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Einen „parapsychologischen Roman“ nennt William Somerset Maugham „Der Magier“. Tatsächlich handelt es sich um eine gothic novel, eine groteske, fesselnde und spannende Geschichte über einen geheimnisvollen Engländer, der wie Dr. Frankenstein an der Erschaffung von Lebewesen arbeitet und sich mit außergewöhnlicher Bosheit an einem nüchternen Chirurgen rächt, der Zweifel an seinen magischen Fähigkeiten äußerte. Zugleich ist es die Geschichte einer besonders schönen Jungfrau, die sich unwiderstehlich von dem satanischen Magier angezogen fühlt und ihren verzweifelten Verlobten in Stich lässt. „Der Magier“ ist ein meisterhaft erzählter Trivialroman mit sehr lebendigen Charakteren.

„Der Magier“ ist ein giftig schillerndes Prachtexemplar fantastischer Décadence-Literatur. (Stephan Maus in „Süddeutsche Zeitung“, 6. November 2004)

In einem dem Roman vorangestellten „Fragment einer Autobiografie“ erzählt William Somerset Maugham, wie er nach den 1897 bestandenen medizinischen Prüfungen ein Jahr lang in Sevilla lebte, dann für einige Zeit nach London zurückkehrte, bevor er den Winter 1906/07 in Paris verbrachte, wo er sich mit dem Maler Gerald Kelly befreundete. Sein Abendessen pflegte er im Restaurant „Le Chat Blanc“ in der Rue d’Odessa beim Bahnhof Montparnasse einzunehmen. Dort erlebte er mitunter einen auffälligen Gast namens Aleister Crowley. Obwohl Crowley als Student in Cambridge gut ausgesehen haben soll, war er inzwischen beinahe kahl und sehr beleibt. Mit seinen exaltierten Äußerungen wirkte er wie ein Lügner und Aufschneider, aber einige seiner Behauptungen ließen sich nachprüfen. Beispielsweise stimmte es, dass er ohne Sauerstoffgerät bis dicht unter den Gipfel des K2 im Hindukusch aufgestiegen war. Aleister Crowley schrieb Gedichte und veröffentlichte sie auf eigene Kosten in Prachtausgaben. Und er befasste sich mit Magie, Satanismus und Okkultismus. Als William Somerset Maugham im Frühjahr 1907 wieder nach London zurückgekehrt war, ließ er sich von Aleister Crowley zu der Figur Oliver Haddo anregen und verfasste den Roman „The Magician“ („Der Magier“), der im Jahr darauf gedruckt wurde.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Textauszüge: © Diogenes Verlag

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