Lucky Number Slevin

Lucky Number Slevin

Lucky Number Slevin

Lucky Number Slevin – Originaltitel: Lucky Number Slevin – Regie: Paul McGuigan – Drehbuch: Jason Smilovic – Kamera: Peter Sova – Schnitt: Andrew Hulme – Musik: J. Ralph – Darsteller: Josh Hartnett, Bruce Willis, Lucy Liu, Morgan Freeman, Ben Kingsley, Michael Rubenfeld, Peter Outerbridge, Stanley Tucci, Mykelti Williamson, Dorian Missick u.a. – 2006; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Slevin wird in einem New Yorker Apartment von zwei Gangstern überwältigt und zu deren Boss gebracht. Vergeblich beteuert er, nicht Nick Fisher, der Mieter des Apartments, zu sein. Dieser Nick hat Schulden beim Mafia-Boss. Weil er sie nicht zurückzahlen kann, soll er den Sohn des Rabbis töten, des Anführers der konkurrierenden Verbrecher-Organisation. Kurz darauf wird Slevin noch einmal entführt und diesmal zum Rabbi gebracht, bei dem Nick ebenfalls in der Kreide steht. Slevins Auftauchen entgeht auch nicht der Polizei, die die Verbrecher observiert ...
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Kritik

"Lucky Number Slevin" ist eine originelle, temporeiche und sehr unterhaltsame Parodie auf den Gangsterfilm. Man muss schon aufmerksam zuschauen, um keine der zahlreichen überraschenden Wendungen zu übersehen.
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New York. Als Lindsey (Lucy Liu) für ihren Kaffee keinen Zucker mehr hat, hämmert sie gegen die Tür des benachbarten Apartments, bis jemand öffnet. Aber es ist nicht ihr Nachbar Nick Fisher (Sam Jaeger), sondern ein Fremder, der sich nur ein Badetuch um die Hüften geschlungen hat. Er nennt sich Lucky Number Slevin (Josh Hartnett) und stöhnt, das sei nicht sein Tag. Zuerst habe man ihn gefeuert, dann sei er am Betreten seiner Wohnung in einem von Termiten befallenen Haus gehindert worden; auf der Suche nach einem Nachtquartier habe er seine Freundin (Jennifer Miller) mit einem anderen Mann (Sebastien Roberts) in flagranti erwischt, und schließlich sei er auch noch auf der Straße Opfer eines Raubüberfalls geworden. Der Gauner habe ihm die Nase gebrochen und die Brieftische mit den Ausweisen gestohlen. Jetzt wolle er bei seinem Freund Nick übernachten, aber der sei nicht da.

Lindsey, die als Gerichtsmedizinerin im Leichenschauhaus arbeitet, will Slevin in ihrer Freizeit helfen, Nicks Verbleib aufzuklären. Sie vermutet, dass Nick etwas angestellt hat. Immerhin verbüßte er eine achtjährige Haftstrafe wegen Missbrauchs einer Vierzehnjährigen.

Kaum ist sie mit einem Glas Zucker in der Hand gegangen, da pocht es wieder gegen die Tür. Diesmal stehen zwei afroamerikanische Gangster davor: Sloe und Elvis (Mykelti Williamson, Dorian Missick). Sie haben den Auftrag, Nick Fisher zu ihrem Boss zu bringen. Vergeblich beteuert Slevin, nicht der Gesuchte zu sein, und wegen des Raubüberfalls auf der Straße kann er sich auch nicht ausweisen. Sie bringen ihn zu einem Mafia-Paten, den sie nur „Boss“ nennen (Morgan Freeman), ins Penthouse. Der glaubt Slevin auch nicht, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und deshalb mit Nick Fisher verwechselt worden sei. Nick Fisher schulde einem Buchmacher namens Slim Hopkins (Darren Marsman) 96 000 Dollar, und weil Slim, der wiederum bei ihm in der Kreide stehe, kürzlich ermordet worden sei, wolle er die 96 000 Dollar von ihm. Der Boss bietet ihm allerdings einen Deal an: Wenn Nick bzw. Slevin den schwulen Sohn des Rabbi tötet, erlässt er ihm die Schuld. Yitzchok (Michael Rubenfeld) müsse sterben, weil der Rabbi den Sohn des Bosses habe erschießen lassen. Der Boss und der Rabbi waren einmal Partner, aber vor zwanzig Jahren überwarfen sie sich, und seither führen sie zwei konkurrierende Verbrecherorganisationen. Sie trachten sich gegenseitig nach dem Leben und haben sich aus Angst vor einem Mordanschlag in ihren Luxusapartments verschanzt.

Der Boss gibt Slevin bis zum nächsten Morgen Bedenkzeit.

Wir erfahren, dass der Boss sich an den Auftragskiller Goodkat (Bruce Willis) wandte, nachdem man seinen Sohn erschossen hatte. Um den geplanten Anschlag auf den Sohn des Rabbis nicht wie einen Racheakt aussehen zu lassen, riet Goodkat dem Boss, einen Unbeteiligten zu zwingen, Yitzchok zu töten. Dann, so der Plan weiter, werde er Yitzchoks Mörder erschießen und seine Pistole anschließend dem Sohn des Rabbis in die Hand drücken, damit die Polizei glaubt, es habe sich um den erweiterten Suizid von zwei Schwulen gehandelt.

Kurz nach seiner Rückkehr in Nicks Apartment wird Slevin erneut gekidnappt, diesmal von zwei jüdischen Gangstern (Daniel Kash, Dmitry Chepovetsky), die ihn zum Rabbi (Ben Kingsley) bringen, dessen Penthouse sich genau gegenüber dem des Bosses befindet. Der Rabbi hält Slevin ebenfalls für Nick Fisher, behauptet, er schulde ihm 33 000 Dollar und gibt ihm 48 Stunden Zeit für die Rückzahlung.

Lindsey fotografierte inzwischen mit ihrem Handy in einem Aufzug einen Mann, der ihr verdächtig vorkam. Es handelt sich um Goodkat. Sie folgte ihm und wartet nun vor dem Apartmenthaus, das er vor einer Stunde betrat. Statt des Verdächtigen sieht sie jedoch Slevin herauskommen.

Die Häuser, in denen der Boss und der Rabbi residieren, werden nicht nur von deren Bodyguards überwacht, sondern auch von der Polizei aus einem Lieferwagen heraus observiert. So entging den Detectives Brikowski (Stanley Tucci) und Dumbrowski (Peter Outerbridge) auch nicht, dass Slevin kurz nacheinander in beiden Gebäuden war. Sie nehmen ihn fest, fahren mit ihm ein Stück im Lieferwagen, aber als sie nichts aus ihm herausbekommen, lassen sie ihn laufen.

Slevin verabredet sich mit Yitzchok und streckt ihn nieder. Ein paar Sekunden später steht Goodkat in der Tür, reißt seine Pistole hoch und feuert sie ab – aber nicht auf Slevin, sondern auf Yitzchok, der wieder zu sich kam und hinter Slevins Rücken zur Waffe griff. Anders als mit dem Boss verabredet, rettet Goodkat also Slevin das Leben. Und er tötet auch noch zwei hereinstürmende Leibwächter.

Inzwischen wurden Sloe und Elvis im Aufzug und zwei Bodyguards des Rabbis in ihrem Auto erschossen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Slevin sucht den unbewachten Rabbi auf und tut so, als habe er die 33 000 Dollar bei sich. Als der Rabbi in den Aktenkoffer schauen will, schlägt er ihn nieder. Der Rabbi kommt im Penthouse seines Todfeindes wieder zu sich. Er wurde auf einem Stuhl festgebunden. Anthony – der Rabbi nennt seinen früheren Partner beim Vornamen – ist ebenfalls gefesselt. Sie befinden sich beide in der Gewalt von Slevin und Goodkat.

Slevin will nämlich die Ermordung seiner Eltern rächen.

Alles hatte 1979 begonnen. Slevin heißt eigentlich Henry Kelevra. (Der hebräische Name Kelevra bedeutet böser Hund.) Sein Vater erfuhr 1979 zufällig von einem gedopten Rennpferd mit dem Namen Lucky Number Slevin. Um das Wissen auszunutzen, eilte er zur Rennbahn und setzte bei dem kriminellen Geldverleiher und Buchmacher Roth (Danny Aiello) auf Lucky Number Slevin. Damit kam er allerdings der von Anthony und dem Rabbi geführten Mafiaorganisation in die Quere, die den Betrug veranlasst hatte. Man folterte Henrys Vater deshalb zu Tode, erschoss die Mutter und setzte den Profikiller Goodkat auf Henry (Oliver Davis) an. Der brachte es wider Erwarten nicht fertig, den Jungen zu erschießen.

Stattdessen half er Henry alias Slevin nun, an die schwer bewachten Unterweltbosse heranzukommen. Zu diesem Zweck töteten sie zunächst aus jeder der beiden Organisationen einen Buchmacher und suchten in deren Unterlagen nach jemanden, der beim Boss hohe Schulden hatte. Sie stießen auf Nick Fisher. Nachdem Goodkat Nick in einer menschenleeren Wartehalle des Flughafens getötet und die Leiche beseitigt hatte, erschoss Slevin den Sohn des Bosses. Wie erwartet, hielt der Boss den Rabbi für den Drahtzieher und wollte Goodkat mit der Durchführung des Racheaktes beauftragen, aber der Profikiller redete ihm ein, den bei ihm verschuldeten Nick Fisher zu dem Mord zu zwingen. Auf diese Weise bekam Slevin Zutritt zum Boss. Goodkat setzte sich parallel dazu mit dem Rabbi in Verbindung und erzählte ihm, er sei vom Boss dafür bezahlt worden, ihn zu ermorden, lasse sich aber davon abhalten, wenn der Rabbi ihm doppelt so viel Geld dafür gebe und 33 000 Dollar Schulden von einem gewissen Nick Fisher für ihn eintreibe. Während Slevin am Ende den Rabbi niederschlug, überwältigte Goodkat den Boss. Zum Schluss werden den Verbrecherbossen Plastiktüten über die Köpfe gezogen, und sie ersticken.

Goodkat entging nicht, dass Lindsey ihn im Aufzug fotografierte. Um seine weitere Karriere als Auftragsmörder nicht zu gefährden, hält er es für nötig, sie zu töten. Slevin gibt ihm Recht. Der Killer schießt in der Leichenhalle auf Lindsey, und sie bricht zusammen, während sich auf ihrem Arztkittel Blut ausbreitet.

Slevins bzw. Henrys Mutter wurde damals von Brikowski erschossen, der es inzwischen beim NYPD zum Detective gebracht hat. Slevin überrascht ihn in seinem Auto, gerade als ein Kollege ihm ebenso aufgeregt wie weitschweifig über Funk berichtet, ihm sei aufgefallen, dass einer der observierten Männer sich nach dem vor längerer Zeit gedopten Pferd Lucky Number Slevin nennt. Bevor Brikowski reagieren kann, tötet Slevin ihn.

In der Abfertigungshalle des Flughafens fallen Slevin und Lindsey sich in die Arme. Die Gerichtsmedizinerin war von Slevin rechtzeitig gewarnt worden und trug unter dem Arztkittel nicht nur eine schusssichere Weste, sondern auch Blutbeutel. Als die beiden wieder hochsehen, steht Goodkat vor ihnen. Slevin erklärt ihm, er sei davon ausgegangen, dass Goodkat kein Verständnis für seine Liebe zu Lindsey aufbringen würde. Der Killer entgegnet ruhig, da habe er sich getäuscht und lässt das Paar allein.

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„Lucky Number Slevin“ (nicht: Lucky Number Seven) ist eine originelle Filmkomödie, in der Jason Smilovic (Drehbuch) und Paul McGuigan (Regie) mit Versatzstücken des Gangsterfilms spielen. Das Feuerwerk an Wortwitz, das sie vor allem im ersten Teil abbrennen, aber auch die unbekümmert zynischen Gewaltszenen erinnern ein wenig an Quentin Tarantino („Pulp fiction“). Man muss schon aufmerksam zuschauen, um bei den zahlreichen überraschenden Wendungen nicht den Überblick zu verlieren, zumal sich die Ereignisse in „Lucky Number Slevin“ regelrecht überschlagen. Die Inszenierung ist ebenso temporeich wie sorgfältig. Nicht zuletzt muss auch das launige Spiel der vorzüglichen Darsteller hervorgehoben werden.

Es ist völlig unverständlich, dass diese einfallsreiche und sehr unterhaltsame Parodie auf den Gangsterfilm in Deutschland nicht in die Kinos kam. Hier gibt es „Lucky Number Slevin“ seit Januar 2007 auf DVD. Auf der DVD gibt es auch ein alternatives Ende, bei dem nicht Goodkat, sondern Slevin auf Lindsey schießt. Ob sie dabei ums Leben kommt, bleibt offen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

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