Henry Miller : Das Lächeln am Fuße der Leiter

Das Lächeln am Fuße der Leiter
Originalausgabe: The Smile at the Foot of the Ladder, 1948 Das Lächeln am Fuße der Leiter Übersetzung: Herbert Zand Deutsche Erstausgabe: 1955 Taschenbuch: Rowohlt, Reinbek 1961
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der Clown August möchte jeden Abend sein Publikum nicht bloß zum Lachen bringen, sondern den Menschen zur Glückseligkeit verhelfen. Aber alle seine unnachahmlichen Tricks rufen immer nur Gelächter hervor. ...
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Kritik

Henry Miller (ja, der!) zeigt sich hier von einer ganz anderen Seite. Er überrascht uns mit einer bezaubernden Geschichte. "Von allen Erzählungen, die ich jemals geschrieben habe, ist dies die eigenartigste", sagt er selbst.
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Der Clown August setzt sich nieder „am Fuße der Leiter, die er gegen den Mond gelehnt hat und ist in Betrachtung verloren“. Er möchte jeden Abend sein Publikum nicht bloß zum Lachen bringen, sondern den Menschen zur Glückseligkeit verhelfen. Aber alle seine unnachahmlichen Tricks rufen immer nur Gelächter hervor. Bei seinen Darbietungen verausgabt er sich bis zur Ekstase. Eines Abends fällt er nach der Vorstellung in Trance und wacht erst in seiner Garderobe wieder auf. August „flieht aus der Welt, die er kannte“.

Er findet Arbeit bei einem anderen Zirkus, wo er lediglich Hilfsdienste ausübt. Eines Tages wird der Clown Antoine krank, und August hofft insgeheim, man würde ihm anbieten, an dessen Stelle aufzutreten. Dann könnte er an Antoines statt noch einmal sein Können demonstrieren. Aber er sieht ein:

„Ich muss lernen, als August glücklich zu sein, als der Clown, der ich bin.“

Er verlässt auch diesen Zirkus und überlegt, ob er nach Südamerika auswandern soll. Die Erkenntnis, „dass niemand zu sein, oder jemand oder jedermann zu sein, ihn keineswegs daran hindert, er selbst zu sein“, versetzt ihn in einen „Taumel des Entzückens“. Er bricht zusammen. Als er einen Mann in Uniform auf sich zukommen sieht, glaubt er, den „Engel der Erlösung“ zu erblicken. Aber der vermeintliche „Erlöser“ schlägt ihn mit einem Knüppel nieder.

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Henry Miller zeigt sich in „Das Lächeln am Fuße der Leiter“ von einer ganz anderen Seite. Er überrascht uns mit einer bezaubernden Geschichte. „Von allen Erzählungen, die ich jemals geschrieben habe, ist dies die eigenartigste“, sagt er selbst.

Das Märchen von einem Besessenen, der auf der Suche nach sich selbst ist, führt uns die Utopie der Selbstverwirklichung vor Augen. Mit dieser Fabel hat sich Henry Miller wohl selbst ein Denkmal gesetzt. Er schreibt im Epilog: „Der Clown ist ein handelnder Dichter. Er ist selbst die Geschichte, die er spielt.“

Zum Thema Zirkus haben ihm die Bilder von Rouault, Chagall, Miró, Seurat und seine Liebe zu Clowns inspiriert. Auf den Titel des Buches haben ihn Bilder von Miró (die immer wiederkehrenden Motive Leiter und Mond) gebracht.

Erschienen ist die Erzählung „Das Lächeln am Fuße der Leiter“ 1948. Da war Henry Miller 57 Jahre alt.

Besonders zu erwähnen ist die reichhaltige Illustration mit Motiven von Joan Miró einer Taschenbuchausgabe von Rowohlt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Irene und Dieter Wunderlich 2002

Henry Miller (Kurzbiografie)

Henry Miller: Stille Tage in Clichy (Verfilmung)
Henry Miller: Ein Teufel im Paradies, aus: Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch

Thomas Hettche - Sinkende Sterne
Der Ich-Erzähler heißt Thomas Hettche wie der Autor, aber der Eindruck der Autofiktionalität täuscht. "Sinkende Sterne" wirkt dunkel und surreal (Magischer Realismus). Themen sind der Klimawandel und Naturkatastrophen, Verunsicherung, Selbstsuche und Fragen nach der Identität. Zentral ist die These: Die Literatur stillt unsere Sehnsucht nach Wahrheit, die es nicht gibt.
Sinkende Sterne