Mordgeständnis

Mordgeständnis

Mordgeständnis

Originaltitel: Mordgeständnis – Regie: Thorsten Näter – Drehbuch: Detlef Michel – Kamera: Achim Haase – Schnitt: Julia von Frihling – Darsteller: Claudia Michelsen, Dagmar Manzel, Tom Schilling, Robert Gallinowski, Karl Kranzkowski, Michael König, Christina Grosse, Madeleine Telge u.a. – 2008; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Bernhard Göpfert, der streitsüchtige Besitzer eines Seegrundstücks am Rand von Berlin, wird erstochen aufgefunden. Seine Ehefrau, die Staatsanwältin Sonja Göpfert, nahm genau zur Tatzeit ein Taxi, ließ sich zum Bahnhof bringen und fuhr nach Polen. Als sie von ihrem Sohn Tobias am Telefon erfährt, was geschehen ist, kehrt sie zurück. Während sie von ihrer jüngeren Kollegin Juliane Bertram verhört wird, findet Tobias an seine Mutter gerichtete Liebesbriefe ...
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Kritik

In dem exzellenten Thriller "Mordgeständnis" geht es um ein spannendes Psychoduell. Die Zuschauer werden in dem raffinierten Katz-und-Maus-Spiel immer wieder durch neue Wendungen überrascht.
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Nachdem die junge Staatsanwältin Juliane Bertram (Claudia Michelsen) mit einer Anklage vor Gericht gescheitert ist, meint ihre erfahrene Kollegin Sonja Göpfert (Dagmar Manzel) auf der Treppe des Gerichtsgebäudes in Berlin: „War ja nich‘ so dolle, was Sie da in der Verhandlung geboten haben. Ich hab doch gesagt, Ihre Beweisführung steht auf tönernen Füßen.“

Am folgenden Montag findet Hanna Wollank (Christina Große), die Haushälterin der Familie Göpfert, in der Mülltonne ein Messer mit blutverschmierter Klinge. Böses ahnend sucht sie in der Villa und auf dem dazu gehörigen Seegrundstück nach Bernhard Göpfert. Er liegt erstochen auf dem Bootssteg.

Während die Polizei Spuren sichert, kommt der zweiundzwanzigjährige Sohn Tobias (Tom Schilling) nach Hause. Seine Mutter ist einem im Haus gefundenen Zettel zufolge für ein paar Tage mit unbekanntem Ziel verreist. Das mache sie des Öfteren, erklärt Tobias Göpfert dem ermittelnden Kommissar Markert (Robert Gallinowski) und der Staatsanwältin Juliane Bertram.

Der Gerichtsmediziner gibt Montag, zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr, als Tatzeit an. Um 9.20 Uhr rief Sofia Göpfert ein Taxi, mit dem sie sich zum Lehrter Bahnhof bringen ließ. Dort löste sie eine Fahrkarte nach Polen, die sie mit ihrer Kreditkarte bezahlte.

Juliane Bertram findet heraus, dass der Ehemann ihrer Kollegin ein Choleriker war, der mit niemandem auskam. Unlängst verprügelte er einen der Jungen, die immer wieder über den Zaun klettern, um im See zu baden. Auch mit seiner Ehefrau geriet er fortwährend in Streit, nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen Affären. Hanna Wollank war eine seiner Geliebten.

Sonja Göpfert ruft ihren Sohn an und sagt ihm, sie sei in Polen. Er berichtet ihr, was vorgefallen ist, und sie kommt mit dem nächsten Zug nach Berlin zurück.

Beim Verhör weist sie ihre jüngere Kollegin mehrmals arrogant und besserwisserisch auf Formfehler und Ermittlungslücken hin. Sie sagt aus, sie habe sich beim Frühstück mit ihrem Mann gestritten und sei abgereist, ohne sich von ihm zu verabschieden. Es könne durchaus sein, dass er in dem Augenblick erstochen wurde, in dem sie auf der Vorderseite der Villa ins Taxi stieg. Zu der Reise habe sie sich spontan entschlossen.

Obwohl Hanna Wollank montags frei hat, fuhr sie an dem Tag, an dem Bernhard Göpfert ermordet wurde, zur Villa, denn sie wollte diesmal am Dienstag freinehmen, um die Geburtstagsfeier für ihre Tochter vorbereiten zu können. Wenn sie, wie gewöhnlich, erst am Dienstag gearbeitet hätte, wäre die Mülltonne bereits geleert gewesen.

Tobias Göpfert findet Fotos und Liebesbriefe: Seine Mutter scheint mit einem Helmut Baschke ein Verhältnis gehabt zu haben. Kurz vor einer von Juliane Bertram angeordneten zweiten Hausdurchsuchung versteckt Tobias die Briefe und Bilder unter seinem Pullover.

Als Sonja Göpfert nach Hause kommt, wundert sie sich darüber, dass die Polizei nichts fand, bis Tobias ihr die Briefe und Fotos zurückgibt. Sie gesteht ihm, in Helmut einen verständnisvollen Freund zu haben.

Zwei junge Mädchen aus dem nahen Dorf sagen aus, sie hätten Sonja Göpfert zur Tatzeit am Bootssteg gesehen. Ihr Mann war dort beim Angeln. Offenbar stritten die beiden. Plötzlich ging Bernhard Göpfert mit einem Messer auf seine Frau los. Doch er stolperte, und das Messer fiel auf die Planken. Sonja Göpfert hob es auf und stach damit auf ihren Mann ein.

Daraufhin korrigiert Sonja Göpfert ihre Aussage und gibt zu, dass die Mädchen die Wahrheit sagten. Sie wird in Untersuchungshaft genommen.

Bei der Gerichtsverhandlung drei Wochen später wiederholt Sonja Göpfert ihr Geständnis. Allerdings verwickelt sie sich in mehrere Widersprüche, als sie den Tathergang beschreibt. Deshalb vermutet Juliane Bertram, dass die Tatverdächtige lügt und alles nur zugibt, um den tatsächlichen Mörder zu decken. Vielleicht ihren Sohn. Tobias hatte zunächst behauptet, zur Tatzeit mit Freunden in Rheinsberg gewesen zu sein. Bei der Überprüfung der Angaben erwies sich das Alibi als falsch. Daraufhin sagte Tobias Göpfert aus, er sei bei seiner Freundin Jennifer Gerlach (Madeleine Telge) gewesen und habe das verschweigen wollen, weil die Eltern nichts von dem Punk-Mädchen wissen durften.

Tobias besucht seine Mutter im Gefängnis und drängt sie, nicht für ihn zu lügen, er habe seinen Vater nicht umgebracht. Da äußert Sonja Göpfert die Vermutung, Helmut könne der Täter sein. Er sei bei Bernhard hoch verschuldet gewesen, und dieser habe ihm das Leben zur Hölle gemacht.

Von dem Verdacht gegen Helmut Baschke unterrichtet Tobias die Staatsanwältin. Sie fahren gemeinsam zu der Adresse. Dort sagt man ihnen, der Gesuchte habe sich kürzlich erhängt [Suizid]. Das muss geschehen sein, unmittelbar nachdem Baschke von dem Streit mit Göpfert zurückkam. Erstach er seinen Gläubiger und nahm sich dann das Leben? In der von Helmut Baschke bewohnten Laube werden Liebesbriefe von Sonja Göpfert gefunden.

Bei der nächsten Gerichtsverhandlung gibt die Angeklagte zu Protokoll, sie habe an dem Montagmorgen mit ihrem Mann gefrühstückt, als Helmut Baschke aufgetaucht sei, um mit Bernhard über seine Schulden zu reden. Die beiden Männer gerieten sofort in Streit. Während sie zum Bootssteg hinuntergingen, stieg sie ins Taxi. Als sie bereits im Zug saß, rief Helmut sie an und gestand ihr, Bernhard erstochen zu haben.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Nachdem Sonja Göpfert freigesprochen wurde, fällt Kommissar Markert auf, dass in den vollgestopften Papierkörben in Baschkes Laube keine Kuverts der Liebesbriefe gefunden wurden. Eine genaue Untersuchung der Briefe ergibt, dass sie alle mit demselben Stift an einem Tag geschrieben wurden. Sonja Göpfert täuschte das Liebesverhältnis also nur vor.

Juliane Bertram berichtet ihrem Chef und dem Richter, der Sonja Göpfert freisprach, von den neuen Erkenntnissen. Weil nach einem Freispruch eine erneute Anklage nur in extremen Ausnahmefällen möglich ist, etwa wenn die verdächtige Person ein Geständnis ablegt, sehen die Herren keine Chance für eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Der Oberstaatsanwalt meint, es wäre am besten, wenn Sonja Göpfert ihr Amt von sich aus niederlegen würde.

Um Druck auf Sonja Göpfert auszuüben, unterrichtet Juliane Bertram deren Sohn. Tobias stellt seine Mutter zur Rede, und sie gesteht ihm die Wahrheit:

Helmut Baschke stritt an diesem Morgen wegen seiner Schulden mit Bernhard Göpfert, der am Bootssteg stand und angelte. Als Baschke frustriert wegging, kam Sonja Göpfert zum Bootssteg. Die folgende Auseinandersetzung endete damit, dass Bernhard Göpfert mit dem Anglermesser auf seine Frau losging, stolperte, das Messer fallen ließ und sie ihn damit erstach. Vom Zug aus versuchte sie, Helmut Baschke zu erreichen, aber er meldete sich nicht. Daraufhin stieg sie am nächsten Bahnhof aus und fuhr zu seiner Laube. Dort fand sie ihn erhängt vor. Rasch begriff sie die Chance und schrieb an Ort und Stelle einige Liebesbriefe. Am Dienstag fuhr sie erneut nach Polen und schickte von dort noch einen Brief an Baschke, um eine Affäre vorzutäuschen. Durch die geschickte Manipulation ihrer unerfahreneren Kollegin gelang es ihr, den Verdacht am Ende auf den Toten zu lenken. So wurde sie freigesprochen.

Entsetzt läuft Tobias aus dem Haus und fährt mit seinem Moped fort. Seine Mutter folgt ihm mit dem Wagen, versucht mehrmals vergeblich, ihn anzuhalten. Als sie ihn überholt und den Wagen quer über die Straße stellt, weicht Tobias aus, verliert die Kontrolle über sein Fahrzeug und überschlägt sich im Feld. Er ist tot.

Sonja Göpfert reicht ihren Abschied bei der Staatsanwaltschaft ein und kündigt Juliane Bertram triumphierend an, sie werde eine Anwaltskanzlei eröffnen.

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Detlef Michel (Drehbuch) und Thorsten Näter (Regie) setzen in dem exzellenten Thriller „Mordgeständnis“ (Arbeitstitel: „Das perfekte Geständnis“) nicht auf spektakuläre Action-Szenen, sondern auf ein packendes Psychoduell zwischen zwei Staatsanwältinnen, die von Dagmar Manzel und Claudia Michelsen überzeugend dargestellt werden. Als Zuschauer verdächtigt man eine der beiden Hauptfiguren rasch als Mörderin, wird aber in dem raffinierten Katz-und-Maus-Spiel immer wieder durch neue Wendungen überrascht. Das ist spannend und unterhaltsam.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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