Jo Nesbø : Die Larve

Die Larve
Originalausgabe: Gjenferd H. Aschehoug & Co, Oslo 2011 Die Larve Übersetzung: Günther Frauenlob Ullstein Buchverlage, Berlin 2011 ISBN: 978-3-550-08873-5, 564 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Harry Hole, der vor drei Jahren seinen Dienst bei der Mordkommission in Oslo quittierte und nach Hongkong zog, kehrt 2010 zurück, weil der Sohn seiner großen, jedoch gescheiterten Liebe Rakel Fauke unter Mordverdacht festgenommen wurde. Der 18-Jährige soll den Drogendealer Gusto Hanssen erschossen haben. Harry will beweisen, dass es nicht so war. Durch seine Nachforschungen wird er für den mächtigen Drogenboss Dubai und dessen Kontaktleute in der Politik und bei der Polizei zur Gefahr ...
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Kritik

Souverän meistert Jo Nesbø die Herausforderungen, denen er sich durch den komplexen Aufbau des spannenden Thrillers "Die Larve" stellte. Die verschiedenen Handlungsstränge greifen wie gut geölte Zahnräder ineinander.
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Vor drei Jahren quittierte Hauptkommissar Harry Hole seinen Dienst bei der Mordkommission in Oslo. Er lebt inzwischen in Hongkong und verdient dort seinen Lebensunterhalt als Schuldeneintreiber für den Südafrikaner Herman Kluit. Sowohl seine Alkoholkrankheit als auch seine Drogenabhängigkeit hat er überwunden: seit drei Jahren ist er clean und trocken.

Als Harry Hole erfährt, dass Oleg, der achtzehnjährige Sohn seiner großen, jedoch gescheiterten Liebe Rakel Fauke, unter Mordverdacht im Gefängnis sitzt, fliegt er nach Oslo zurück, um der verzweifelten Mutter beizustehen und Olegs Unschuld zu beweisen.

Im „Leons“, einem schäbigen Stundenhotel, nimmt er sich ein Zimmer.

Für die Polizei ist der Fall abgeschlossen. Alles spricht dafür, dass Oleg seinen ein Jahr älteren Freund Gusto Hanssen am 12. Juli 2010 in der gemeinsamen Wohnung in der Hausmanns gate 92 erschoss. Nachbarn alarmierten die Polizei. Oleg, der sich offenbar im Drogenrausch befand, ließ sich widerstandslos abführen. Die Tatwaffe wurde zwar nicht gefunden, aber Schmauchspuren an Olegs rechter Hand sind ein starkes Indiz dafür, dass er Gusto erschoss.

Gustos Halbschwester Irene Hanssen wird seit vier Monaten vermisst. Ob es zwischen ihrem Verschwinden und der Ermordung Gustos einen Zusammenhang gibt, ist unbekannt.

Während der Untersuchungshaft gilt für Oleg Fauke ein Besuchsverbot. Harry Hole erhält zwar eine Sondergenehmigung und fährt damit zum „Botsen“ – so nennen die Osloer das Kreisgefängnis –, aber der Junge weigert sich, mit ihm zu reden.

In Olegs Spind im Valle Hovin Stadion stößt Harry auf Fotos von Irene Hanssen und ein Drogenbesteck.

Bei Rakel lernt er den Anwalt Hans Christian Simonsen kennen, der Olegs Verteidigung vorbereitet. Harry argwöhnt, dass Simonsen ein Verhältnis mit Rakel hat, aber sie beteuert, sie seien lediglich befreundet. Harry glaubt dennoch, dass es zumindest für Simonsen mehr als Freundschaft ist.

Die Kriminaltechnikerin Beate Lønn, die Harry auch früher schon so manchen Gefallen erwies, tut so, als wolle sie am Tatort etwas überprüfen, damit er sich in ihrer Begleitung in der versiegelten Wohnung umsehen kann.

Bei Rakel studiert er die von Simonsen zusammengetragenen Unterlagen über den Fall. Weil er dabei zu dem Ergebnis kommt, dass Oleg offenbar tatsächlich der Mörder ist, packt er seine Sachen, um nach Hongkong zurückzufliegen. Da erfährt er, dass Oleg nun doch mit ihm sprechen möchte.

Um ihn noch einmal besuchen zu können, überredet er Simonsen, ihm seine Ausweispapiere zu leihen. Damit gibt er sich im Gefängnis als Rechtsanwalt aus, der zu seinem Mandanten will. Oleg geht es allerdings nur darum, Drogen zu bekommen. Auf dem Weg zum Ausgang registriert Harry, das die Türen im Inneren offen bleiben. In der Teeküche sah er beim Betreten der Justizvollzugsanstalt eine Scheibe Brot, einen Aufstrich und ein Messer. Jetzt liegt das Messer nicht mehr auf dem Tisch. Erst als Harry das Gebäude bereits verlassen hat, schießt ihm durch den Kopf, was das bedeuten könnte. Er rennt zurück und schlägt Alarm. Oleg blutet aus einer Stichwunde. Der Häftling Gojko Tosi attackierte ihn mit einem Messer. Harry rettet Oleg mit seinem beherzten Eingreifen das Leben.

Zur Sicherheit wird Oleg nach der medizinischen Versorgung seiner Verletzung in eine andere Strafanstalt gebracht. Um welche es sich handelt, bleibt geheim.

Der Jumbo Jet, mit dem Harry nach einem Zwischenstopp in Bangkok nach Oslo zurückkam, wurde von Tord Schultz geflogen. Seit sich dessen Ehefrau Else von ihm scheiden ließ, hat sich seine Kokain-Sucht verschlimmert, und um seinen Bedarf finanzieren zu können, schmuggelt er jede Woche acht Kilogramm Heroin von Thailand nach Norwegen. Die Pakete hinterlässt er in einem Versteck im Cockpit. Ein sibirischer Kasache namens Sergej Ivanov, der zur Reinigungsmannschaft gehört, bringt es im Staubsauger aus dem Flugzeug.

Als zwei Kontaktpersonen Schultz ein wurstförmiges Päckchen für seinen nächsten Flug nach Bangkok bringen und ihm erklären, dass er von jetzt an in beide Richtungen schmuggeln soll, wundert er sich, denn in Thailand sind Drogen billiger als in Norwegen. Dennoch macht er weiter mit. Vor dem Abflug im Gardermoen Airport schlägt einer der Drogenhunde an, als er ihn passiert. Schultz ärgert sich: Er vergaß, die ID-Karte zu reinigen, mit der er Kokain-Linien gezogen hatte. Das im Gestänge des Koffers versteckte halbe Kilogramm Drogen kann der Hund nicht gerochen haben, denn es ist in Kondome eingewickelt und in Gefrierbeuteln eingeschweißt. Dennoch wird auch sein Koffer durchsucht und im leeren Zustand gewogen. Beim Vergleich des Gewichts mit den beim Zoll vorliegenden Angaben des Herstellers fällt auf, dass der Koffer zu schwer ist. Die Beamten finden das weiße Pulver und nehmen Schultz fest.

Das Pulver, bei dem es sich vermutlich um Heroin handelt, soll von Lillestrøm zur Analyse ins Labor des Kriminalamts im Stadtteil Bryn gebracht werden. Ein Kriminalbeamter namens Roy Lunder meldet sich bei seinen Kollegen in Lillestrøm und bietet an, das verdächtige Material mit nach Bryn zu nehmen.

Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass es sich um Kartoffelmehl handelt.

Schultz wird daraufhin freigelassen. Aber warum wollte er heimlich Kartoffelmehl außer Landes bringen? Obwohl keine weiteren polizeilichen Ermittlungen geplant sind, setzt die Fluglinie Schultz erst einmal nur noch auf Inlandsflügen ein.

Ohne Auslandsflüge ist Schultz für seine Auftraggeber wertlos, schlimmer noch: ein Risiko. Aus Furcht, von den Betreibern des Drogenrings ermordet zu werden, sucht Schultz Mikael Bellman auf, einen der leitenden Mitarbeiter des Dezernats für Gewaltverbrechen im Polizeidistrikt Oslo, und gesteht ihm alles. Wer tauschte die Drogen gegen Kartoffelmehl? Offenbar gibt es bei der Polizei einen sogenannten Brenner, das heißt einen Verbindungsmann der Drogenhändler, dessen Aufgabe es ist, Beweise zu vernichten und Ermittlungsfehler herbeizuführen. Bellman nimmt den geständigen Drogenschmuggler nicht fest – um die Gangster nicht zu warnen, sagt er – und weist Kommissar Truls Berntsen an, den Namen Schultz aus der Besucherliste des Polizeipräsidiums zu entfernen.

Die Leiche eines jungen, verdeckt ermittelnden Drogenfahnders wird neben dem Opernhaus aus dem Wasser gezogen. Offenbar ist er ertrunken. Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung wird allerdings in seinen Lungen Süßwasser gefunden, obwohl er im Salzwasser lag.

Berntsen, der als Brenner für den Drogenboss Dubai tätig ist und unter falschem Namen Kartoffelmehl statt Drogen ins kriminaltechnische Labor brachte, erhält den Auftrag, entweder Olegs neuen Aufenthaltsort herauszufinden oder Chris Reddy alias Adidas mit der Begründung festzunehmen, der kleine Drogendealer habe sich irgendwo gebrüstet, Gustos Mörder zu sein.

Nachdem Adidas ein Geständnis abgelegt hat, wird Oleg freigelassen. Rakel freut sich darüber, aber Harry ahnt sofort, dass es sich um eine Machenschaft handelt, mit der die Leute, die Gojko Tosi als Mörder gedungen hatten, an Oleg herankommen wollen.

Harry findet Oleg im Valle Hovin Stadion. Dort versteckt er sich, denn er weiß ebenfalls, dass er in Lebensgefahr schwebt.

– – –

Nach der Trennung von Harry war Rakel mit Oleg nach Amsterdam gezogen, wo die Juristin in einer Außenstelle des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag eine neue Stelle gefunden hatte. Als sie dann aber bei Olegs Sachen zwei Ecstasy-Pillen fand, kehrte sie mit ihm nach Oslo zurück und fing zwei Monate später bei der Staatsanwaltschaft zu arbeiten an. Vor einigen Monaten verschwand Oleg mit dem Schmuckkästchen, in dem Rakel das Erbe ihrer österreichischen Mutter aufbewahrt hatte.

Er tat sich mit Gusto Hanssen zusammen, der einige Zeit in Oslo auf der Straße Drogen vertickt hatte, und zwar für Tutu, einen Dealer des von einem Mann namens Odin geführten Drogenrings Los Lobos aus Alnabru. Als Oleg zu ihm stieß, wechselte Gusto gerade zu Dubai. Weil dieser nur aus Dopemann, Geldmann und Späher bestehende Teams losschickte, überredete Gusto seine Halbschwester Irene und Oleg zum Mitmachen.

Als ein Mann mit verkrüppeltem Fuß (Pes equinovarus) Gusto eine Probe von einem synthetischen Rauschgift für Dubai mitgab, überlegte der Neunzehnjährige, bei Dubai aufzuhören und ein eigenes Geschäft aufzuziehen. Aber Oleg und Irene wollten ganz aussteigen. Sie sparten auf eine gemeinsame Wohnung und wollten studieren. Dubai prüfte schließlich das Angebot des Mannes, der sich Ibsen nannte, und stellte fest, dass es sich um einen unglaublich wirksamen Heroin-Ersatz handelte. Es war nicht schwer zu erraten, dass Ibsen das weiße Pulver, das er Violin nannte, selbst herstellte.

Dann brach zwischen den verschiedenen Drogenringen ein Bandenkrieg aus.

Eine Gang Kosovo-Albaner raubte unser Team hinter der Börse aus, zwei Brüder aus Estland, die ohne Späher operierten. Sie hatten gegen die Albaner, die mit Baseballschlägern und Schlagringen angerückt waren, keine Chance. Den beiden wurden das Geld und die Drogen abgenommen, und dann zertrümmerten die Albaner einem von ihnen noch die Hüfte. Zwei Abende später schlug eine vietnamesische Gang in der Prinsens gate zu. Zehn Minuten bevor Andrej und Peter die Tageseinnahmen abholen wollten. Sie überfielen den Geldmann, ohne dass Dopemann und Späher etwas davon bemerkten. Wir waren echt ratlos, und es breitete sich so eine Scheiß-„Was nun?“-Stimmung aus.
Zwei Tage später war diese Frage dann beantwortet worden.
Alle, die an diesem Morgen früh zur Arbeit fuhren, konnten den Gelben noch unter der Sannerbrücke baumeln sehen, bevor die Bullen kamen. Er trug eine Zwangsjacke – wie ein Verrückter – und hatte einen Knebel im Mund. Das Seil an seinen Knöcheln war so lang, dass er den Kopf gerade so über der Wasseroberfläche halten konnte. Vorausgesetzt, seine Bauchmuskeln machten nicht schlapp, aber allem Anschein nach hatten sie genau das irgendwann getan.
Am selben Abend bekamen Oleg und ich eine Knarre von Andrej. So ein russisches Ding.

Dubai ließ Gusto und Oleg holen, um sie in seinen Plan einzuweihen: Er wollte Isabelle Skøyen, die für Drogenpolitik in Oslo zuständige Staatsekretärin der Innensenatorin, dafür gewinnen, die konkurrierenden Banden auszuschalten und ihn zu unterstützen. Das verglich er mit dem Pflanzen eines Bodendeckers nach dem Unkraut-Jäten. Seine Absicht war es, der Polizei über die ehrgeizige Politikerin Tipps zuzuspielen, die zur Ergreifung und Verurteilung der gegnerischen Drogendealer führten. Dabei würde Isabelle Skøyen sich profilieren und Karriere machen.

Zwei Monate nach einer Unterredung zwischen Dubai und Isabelle Skøyen ging es mit der Zerschlagung der konkurrierenden Drogenbanden los.

Dubai lockte Odin in eine Falle, indem er sich zum Schein mit ihm in einem McDonald’s verabredete und der Polizei einen entsprechenden Tipp zukommen ließ. Die Gelegenheit wollten Gusto, Oleg und Truls Berntsen nutzen, um vor der zu erwartenden Razzia einen Teil der Lagerbestände der Los Lobos in Alnabru zu rauben. Berntsen bohrte ein Loch in die Holzwand, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen – und traf mit dem Bohrer ausgerechnet Tutu, der mit einer abgesägten Schrotflinte auf einem Stuhl saß und sich gegen die Wand lehnte, in den Kopf. Nachdem sie endlich die Tür aufgebrochen hatten, beseitigte Berntsen die Leiche. Die beiden Jungen suchten nach den Drogen, aber bevor es ihnen gelang, die Kiste aufzubrechen, in der sie den Nachschub der Bande vermuteten, hörten sie die Sirenen der anrückenden Streifenwagen und mussten ohne Beute fliehen.

Dadurch stieg die Nachfrage nach dem exklusiv von Dubai angebotenen Violin so, dass Gusto, Oleg und Irene einmal schon mittags ausverkauft waren. Sie riefen Andrej an und verlangten Nachschub. Den brachte ihnen Ibsen persönlich. Gusto schlug ihm ein separates Zusatzgeschäft vor, von dem Dubai nichts erfahren sollte. Als Köder benutzte er seine Halbschwester, denn er hatte längst gemerkt, dass der verklemmte Pharmazeut, der keine Frauen abbekam, Irene begehrte. Dreimal holte er zusammen mit ihr ein paar Päckchen Violin bei Ibsen in Ekeberg ab. Dann schickte er Irene allein hin. Schluchzend kam sie zurück. Um sie zu beruhigen, injizierte Gusto ihr Violin.

Stein Hanssen beobachtete entsetzt, wie seine Halbschwester Irene drogensüchtig wurde. Um sie von Gusto zu lösen, holte er sie nach Trondheim, wo er Informatik studierte.

Vor vier Monaten rief Gusto Irene unter einem Vorwand nach Oslo zurück und lockte sie in einen Hinterhalt, wo Ibsen sie festhielt, während Gusto ihr Violin spritzte. Dann trugen die beiden Männer das wehrlose Mädchen ins Auto. Für die Entführung bekam Gusto von dem Pharmazeuten ein halbes Kilogramm Violin.

– – –

Dubai halte Irene als Geisel fest, erzählt Oleg im Valle Hovin Stadion. Damit wolle er ihn davon abhalten, der Polizei Hinweise auf den Drogenboss zu geben.

Als er am 12. Juli in die mit Gusto geteilte Wohnung in der Hausmanns gate 92 kam, fiel ihm auf, dass die Tür des Büros auf derselben Etage aufgebrochen war. Ein maskierter Mann bedrohte Gusto mit einer Pistole. Ohne lange nachzudenken warf Oleg sich auf den Arm mit der Waffe. Der Eindringling drückte allerdings noch ab und traf Gusto. Oleg stürzte ebenfalls zu Boden. Der Verbrecher gab ihm mit einem Zeichen zu verstehen, er müsse schweigen, wenn er weiterleben wolle. Dann ging er. Weil keine Schritte auf der Treppe zu hören waren, befürchtete Oleg, dass der Mörder draußen wartete und wagte es nicht, die Polizei zu rufen. Währenddessen starb Gusto. In seiner Verzweiflung setzte Oleg sich dann einen Schuss. So seine Darstellung.

Oleg sah zu Harry. Schluckte. „Dann glaubst du mir?“
Harry zuckte die Schultern. „Ich bin verdammt leichtgläubig, was dich angeht, Oleg. Das ist wohl so, wenn man … wenn man … ach, du weißt schon.“
Tränen standen in Olegs Augen. „Aber … das ist doch total unwahrscheinlich … ich meine, bei all den Beweisen …“
„Irgendwie passt es aber auch wieder zusammen“, sagte Harry. „Die Schmauchspuren auf deinem Arm, als du dich nach vorne geworfen hast. Das Blut, als du seinen Puls gemessen hast. Und so sind dann auch deine Fingerabdrücke auf ihn gekommen. Und die Leute haben nur dich aus dem Haus kommen sehen, weil der Mörder ins Büro gegangen und von da über das Fenster und die Feuerleiter nach unten zum Fluss geklettert ist. Deshalb hast du auch keine Schritte auf der Treppe gehört.“
Oleg starrte nachdenklich irgendwo auf Harrys Brust. „Aber warum ist Gusto ermordet worden? Und von wem?“
„Das weiß ich nicht. Ich denke aber, dass er von jemandem ermordet wurde, den du kennst.“
„Ich?“
„Ja. Deshalb hat er dir Handsignale gegeben, statt mit dir zu reden. Du solltest seine Stimme nicht wiedererkennen […]“
„Und warum hat er mich verschont?“
„Das kann ich dir auch nicht sagen.“

Harrys Frage, wohin Oleg gebracht worden sei, als Dubai mit ihm und Gusto über Isabelle Skøyen reden wollte, kann der Junge nicht beantworten, denn man hatte ihm die Augen verbunden. Unterwegs hörte er allerdings Live-Musik und vor dem Haus knirschte Kies. Die von Oleg erwähnte Band gab in Oslo nur ein einziges Konzert am Frederikkeplatz. Daraus schließt Harry auf die Richtung, in der Dubais Haus zu finden sein würde.

Braune Partikel in Violin stammen aus der Dragierung von Methadon-Tabletten, wie sie von der Forschungsabteilung des Radiumhospitals hergestellt werden. Harry fragt dort den Pharmazeuten Stig Nybakk, aber dessen Antworten helfen ihm nicht weiter.

Nachdem er mehrmals vergeblich versucht hat, Tord Schultz anzurufen, fährt er zu dessen Haus in Oslo-Gardermoen. Niemand öffnet. Harry schlägt eine Scheibe ein und dringt in das Haus ein. Schultz ist tot. Sein Gesicht wurde von einem „Käfer“ zerfetzt, einem Ziegelstein mit sechs großen Nägeln. Der oder die Täter hatten ihn mit einem Ohr am Parkettboden festgenagelt und ihm eine über einen Deckenbalken geworfene Schnur in die Hand gegeben. Damit konnte er den genau über seinem Kopf schwebenden Ziegelstein halten – bis seine Muskeln versagten.

In der Anzugjacke des Ermordeten findet Harry ein Klebeetikett. Es handelt sich um einen Besucherausweis des Polizeidistrikts Oslo. War Schultz im Polizeipräsidium, um ein Geständnis abzulegen? Musste er deshalb sterben?

Um das herauszufinden, wendet Harry sich an Mikael Bellman. Der vertraut ihm an, dass der Flugkapitän bei ihm war und verspricht ihm eine Liste von Häusern mit Kies vor dem Eingang, die in dem von Harry angegebenen Gebiet liegen.

Als Harry in einer Bar nahe seines Hotels am Tresen steht, um nach drei Jahren erstmals wieder Alkohol zu trinken, versucht Sergej Ivanov, ihm den Kopf an den Haaren nach hinten zu reißen, rutscht aber an den vom Regen durchnässten Haaren ab. Harry presst sein Kinn nach unten, und die Klinge eines Springmessers zerschneidet ihm statt der Kehle das Kinn. Die beiden Männer ringen miteinander. Auch am Hals wird Harry verletzt.

Harry tastete mit der freien Hand vor sich über den Tresen, stieß den Drink um und bekam etwas zu fassen.
Es war ein T-förmiger Korkenzieher der einfachsten Art mit nur wenigen Windungen. Er nahm den Griff so dass die Spitze zwischen Zeige- und Mittelfinger herausragte […]
Der Körper des anderen erstarrte, als die Spitze des Korkenziehers seitlich in seinen Hals drang. Aber die flache, ungefährliche Wunde hielt ihn nicht auf, stattdessen begann er, das Messer wieder nach links zu ziehen. Harry konzentrierte sich […] Harry drehte zweimal. Spürte, wie sich die Spitze durch das Fleisch bohrte. Tiefer und tiefer […] Und riss den Korkenzieher mit all seiner Kraft heraus.
Es war, als hätte er einen Korken aus der Seite eines Rotweinfasses gezogen.
Sergej Ivanov war bei vollem Bewusstsein und sah im Spiegel, wie der erste Herzschlag einen Strahl Blut nach rechts schleuderte. Sein Hirn registrierte, analysierte, fasste zusammen: Der Mann, dessen Kehle er aufschneiden wollte, hatte seine Hauptschlagader mit einem Korkenzieher getroffen und aus seinem Hals gerissen, und jetzt pumpte das Leben aus ihm heraus […]

Harry lässt die Leiche liegen, nimmt das Springmesser und geht.

Weil er weiß, dass er nun nicht nur von Dubais Bande, sondern auch von der Polizei gesucht wird, wagt er es nicht, in ein Krankenhaus zu gehen, sondern näht die beiden Wunden selbst.

Inzwischen hat er erfahren, dass Gusto Blut unter den Fingernägeln hatte. Die Probe verschwand allerdings auf dem Weg ins Labor. Um herauszufinden, von wem das Blut stammte, überredet er Hans Christian Simonsen, mit ihm zusammen nachts Gustos Grab in Vestre Gravlund zu öffnen. Ein Wachmann wird auf sie aufmerksam. Harry drängt den Rechtsanwalt, wegzulaufen. Vor den Augen des Wachmanns schneidet er der Leiche den Ringfinger ab und lässt ihn in eine Tüte fallen. Die Sirene eines Streifenwagens ist bereits zu hören, als Harry losrennt. Er dringt in ein Haus in Madserud ein. Der verängstigten Bewohnerin bezahlt er die kaputte Scheibe. Aber es bleibt nicht bei dem geringfügigen Schaden. Plötzlich werden sie mit einer großkalibrigen Waffe durchs Fenster beschossen. Ein kurzer Stromausfall ermöglicht es Harry, zu entkommen.

Die Probe aus dem Grab schickt er Beate Lønn.

Truls Berntsen, der Urheber der Schießerei in Madserud, erhält von Dubai den Auftrag, Harry Hole um Mitternacht im Hotelzimmer zu verhaften.

Harry ahnt etwas. Er besorgt sich eine stärkere Glühbirne und einen Hammer. Die Birne schraubt er im Korridor vor seinem Zimmer ein. Dann entfernt er die Türschwelle. Nun kann er Schatten sehen, wenn jemand sich seiner Tür nähert. Mit einem Gewehr in der Hand setzt er sich hin und wartet. Ein Kriminalkommissar klopft an die Türe. Harry, der noch nicht weiß, dass es sich bei Berntsen um einen Brenner handelt, versteckt das Gewehr hinter dem Schrank und öffnet. Berntsen will Harry abholen, angeblich zu einer Vernehmung. Da bemerkt Harry unter der Türe neue Schatten. Er warnt Berntsen. Der zieht seine Dienstwaffe und trifft einen der beiden Killer, die durch die geschlossene Türe schießen. Harry springt aus dem Fenster und landet zum Glück im weichen Müll.

Damit er nicht über sein Handy geortet werden kann, lässt Harry es auf einem Tisch in einem Straßencafé liegen. Wie erwartet, wird es innerhalb weniger Minuten von einem Junkie gestohlen.

An der Hand des Pharmazeuten Stig Nybakk fiel Harry ein Ring auf, der so aussah wie der, den er vor längerer Zeit Rakel geschenkt hatte. Indem er sich als ermittelnder Kommissar ausgibt und behauptet, ein Einbruch sei gemeldet worden, erreicht er, dass der Hausmeister ihm Stig Nybakks Wohnung in Ekeberg aufsperrt und er sich dort kurz umsehen kann. Aber da ist nichts Verdächtiges.

Mit Simonsen zusammen fährt Harry daraufhin zu einem Haus in Oppsal, das Nybakk von seinen Eltern erbte. Während der Anwalt beim Auto wartet und Schmiere steht, bricht Harry ein. In der Küche liegen zwei Pässe und Tickets für einen Flug nach Bangkok in zehn Tagen auf die Namen Stig Nybakk und Irene Hanssen. Ein Teil des Kellers ist als Labor eingerichtet. In einem anderen Kellerraum findet Harry die Gefangene. Sie hängt mit einer Handschelle an einer langen Kette. In diesem Augenblick vibriert sein Handy: Simonsen warnt ihn. Nybakk kommt ins Haus. Da drückt Simonsen auf die Hupe und blendet die Scheinwerfer auf. Irritiert schaut Nybakk aus dem Fenster. Harry überwältigt ihn und zwingt ihn, sich anstelle von Irene selbst anzuketten.

Nybakk, der sich von Dubai und den anderen Ibsen nennen ließ, gesteht, dass Gusto ihm Irene für ein halbes Kilogramm Violin in die Arme trieb. Außerdem erzählt er, dass Gusto am 12. Juli bei ihm war und verzweifelt Drogen verlangte. Später sei er zu ihm gegangen, allerdings nicht mit Violin, sondern mit einem ähnlich aussehenden Pulver, dessen Einnahme tödlich gewesen wäre. Er habe sein Vorhaben jedoch nicht durchführen können, weil die Polizei bereits da gewesen sei.

Den Weg des Rings kann Harry sich zusammenreimen: Oleg hatte ihn dem gestohlenen Schmuckkästchen seiner Mutter entnommen und Irene geschenkt. Nybakk nahm ihn seinem Opfer ab.

Harry hat genug. Er bucht Nybakks Flug auf die nächste Maschine um und fährt zum Flughafen. Dort erhält er von Beate Lønn eine SMS: Auf der Liste von Häusern, die Bellman ihm gab, fehlte eine Adresse, die auf der von den Ermittlern zusammengestellten Originalliste stand: Blindernveien 74. Die Türen des Flugzeugs sind bereits geschlossen, als Harry unter dem Vorwand, seine Herztabletten vergessen zu haben, wieder aussteigen will.

Er kehrt in die Stadt zurück und kauft in einer Bar eine halbe Flasche Whisky, denn er muss sich betäuben, um die Schmerzen der Schnittverletzungen weiter ertragen zu können.

Überzeugt davon, dass Truls Berntsen der Brenner ist, die Adresse von der Liste strich und ihn aus dem Hotel locken wollte, um ihn zu ermorden, überfällt er den Kommissar. Berntsen gibt zu, für Dubai gearbeitet zu haben. Durch eigene Nachforschungen fand er heraus, dass der Drogenboss ein Russe namens Rudolf Asajev ist. Als Harry ihn beschuldigt, die Liste der Häuser manipuliert zu haben, verbirgt Berntsen seine Überraschung und widerspricht ihm nicht, obwohl er damit nichts zu tun hatte. Harry lässt sich von Berntsen mit einer Gasmaske, einer schusssicheren Weste, einer MP5, einer Riot Gun, Munition und einem Rucksack ausrüsten. Dann geht er. Berntsen könnte ihn vom Fenster aus mit einem Präzisionsgewehr erschießen, aber er tut es nicht, denn er weiß, dass Dubai die beiden Killer ins Hotel schickte, um ihn und Harry zu töten. Falls Harry nun Dubai ausschaltet, hat er ein Problem weniger. Das Gleiche gilt, wenn Harry umkommt.

Der lässt sich von einem Taxi in die Nähe des Anwesens Blindernveien 74 bringen. Nachdem er zwei Gaspatronen durchs Fenster geschossen hat, dringt er in das Haus ein. Er hört Schritte auf der Treppe nach oben. Ohne im künstlichen Nebel jemanden sehen zu können, feuert er das Magazin der MP5 leer. Ein Toter purzelt über die Stufen herunter. In einem Schrank stößt Harry auf eine Geheimtüre und klettert durch einen Schacht hinunter in den Keller. Dort liegt ein weiterer Toter, vermutlich der Killer, den Berntsen im Hotel anschoss. Harry betritt einen langen Tunnel. An den Wänden fallen ihm Algen auf. Damit assoziiert er die beiden Wassertürme, die er auf dem Anwesen sah – und den Tod des ertrunkenen Drogenfahnders. Bevor er weitere Schlüsse ziehen kann, wird der Tunnel geflutet, und die Wassermassen wirbeln Harry herum. Aus Atemnot droht ihm der Kopf zu platzen, aber die fast ausgetrunkene Flasche enthält so viel Luft, dass er es bis zum Ausgang schafft.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Er kehrt zurück ins Hotel, setzt sich aber nicht in sein Zimmer, sondern in das des scheinbar verrückten alten Geistlichen Cato, mit dem er während seines Aufenthalts mehrmals sprach. Er ahnt jetzt, dass es sich bei dem Greis um Rudolf Asajev handelt. Und er wartet nicht vergeblich auf ihn.

Der Russe erzählt, dass Gusto sein Sohn gewesen sei. Als das Kind sechs Monate alt war, kam Asajev ins Gefängnis. Weil die Mutter heroinsüchtig war, nahm ihr das Jugendamt den Sohn weg. Gusto wuchs bei Pflegeeltern auf. Vor einem halben Jahr erfuhr Asajev, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate leben wird. Deshalb wollte er Gusto das „Geschäft“ anvertrauen, aber der Junge bewährte sich nicht. Harry verdächtigt ihn, Gusto ermordet zu haben, aber Asajev beteuert, er wäre nie fähig gewesen, seinen eigenen Sohn zu töten. Er gibt zu, sowohl den Häftling Gojko Tosi für den Mordversuch im Gefängnis als auch den Dealer Adidas für das falsche Geständnis bezahlt zu haben. Warum er seine beiden Gorillas Peter und Andrej beauftragte, Truls Berntsen zusammen mit Harry im Hotel zu ermorden? Weil der Brenner an dem versuchten Raubüberfall auf das Drogenlager der Los Lobos in Alnabru beteiligt war und deshalb ein Sicherheitsrisiko darstellte. Es hätte so aussehen sollen, als sei es bei der Verhaftung Harrys zu einer tödlichen Schießerei zwischen dem Kommissar und dem Verdächtigen gekommen.

Ein Husten schüttelt Asajev; er beugt sich nach vorne – und richtet sich mit einem Revolver in der Hand wieder auf.

Harry sitzt scheinbar unbewaffnet auf dem Bett. Die Deckenlampe brennt nicht. Der Stuhl, auf dem Asajev sitzt, steht genau darunter. Im letzten Augenblick wirft Asajev sich zur Seite. Harry lässt die Gardinenschnur los, mit der er den „Käfer“ über dem Drogenboss festhielt. Der Ziegelstein mit den Nägeln trifft Asajev am Hals. Harry springt auf und rammt ihm Sergej Ivanovs Springmesser in die Brust. Er werde einen Krankenwagen rufen, verspricht er, bevor er das Zimmer verlässt.

Vom Hotel fährt Harry zu Nybakks Haus in Oppsal. Der gefesselte Drogenproduzent hat sich erhängt.

In vierzehn Stunden geht der Flug, mit dem Rakel nach Bangkok reisen soll. Als Harry Oslo mit Nybakks Ticket verlassen wollte, rief er sie an und verabschiedete sich. Sie weiß nicht, dass er die Maschine wieder verließ, sondern glaubt, er warte in Bangkok auf sie. Rakel, die Liebe seines Lebens, hatte sich entschlossen, in Hongkong einen Neuanfang mit ihm zu versuchen. Harry malte sich die Überraschung aus, wenn er vor dem Abflug in Oslo auftauchen und mit ihr zusammen an Bord der Maschine nach Thailand gehen würde. Jetzt weiß er, dass sein Traum nicht in Erfüllung geht. Er nimmt Hans Christian Simonsen, der Rakel augenscheinlich ebenfalls liebt, das Versprechen ab, um sie zu werben und sich um sie zu kümmern.

Währenddessen ist Truls Berntsen unter den Partygästen seines Chefs Mikael Bellman, der zum neuen Kriminaldirektor ernannt werden soll, und dessen Ehefrau Ulla, in die Berntsen heimlich verliebt ist. Durch Zufall belauscht er auf der Terrasse ein Gespräch zwischen dem Gastgeber und Isabelle Skøyen. Auf diese Weise erfährt er, dass die beiden wie er mit Dubai zusammengearbeitet haben. Der Drogenboss hatte also einen zweiten Brenner bei der Osloer Mordkommission.

Als Leser wissen wir, dass Isabelle Skøyen sich mit Bellman zusammentat, nachdem sie sich mit Dubai auf die Zusammenarbeit bei der Zerstörung der konkurrierenden Drogenringe verständigt hatte. Am 12. Juli irrte Gusto auf der Suche nach Drogen verzweifelt herum und kam dabei auch zu Isabelle Skøyen, die ein paar Mal mit ihm geschlafen hatte. Er verlangte 5000 Kronen von ihr. Aber da kam Bellman aus dem Schlafzimmer und wollte ihn fortschicken. Die beiden Männer kämpften miteinander. Dann lief Gusto weg. Bellman holte seine Pistole und schoss auf ihn. Später ließ er die Probe des unter den Fingernägeln des Ermordeten gefundenen Blutes auf dem Weg zur Analyse verschwinden, denn er wusste, dass es seines war: Gusto hatte ihn gekratzt.

Harry schaut sich noch einmal in der Wohnung um, in der Gusto starb. Im Fell einer Ratte entdeckt er ein paar weiße Krümel. Sie verschwindet in einem Loch hinter dem Herd. Ein Drogenversteck! In einem Hohlraum über dem Loch hängt ein kleiner Sack. Er enthält Violin, ein Spritzenbesteck und die Tatwaffe. Mit einer Ausrüstung, die er in einem Spielzeugladen kauft, vergleicht Harry die Fingerabdrücke auf der russischen Pistole und der Spritze mit denen, die Oleg auf einem Gameboy hinterließ. Sie stimmen überein.

Harry kehrt in die Hausmanns gate 92 zurück und wartet, bis Oleg kommt, um sich etwas von dem versteckten Violin-Vorrat zu holen. Die geladene Pistole liegt vor ihm auf dem Boden.

Die Lüge über den vermummten Eindringling sei geschickt gewesen, meint Harry, als Oleg vor ihm steht. Aufgrund der Fingerabdrücke weiß Harry aber jetzt, dass Oleg seinen Freund erschoss, und weil ein Daumenabdruck auf der Spritze Schmauchspuren aufweist, ist auch klar, dass er sich erst nach dem Mord einen Schuss setzte. Anfangs dachte Harry, es habe sich um ein Eifersuchtsdrama wegen Irene gehandelt, aber dann begriff er, dass es Oleg um Drogen ging.

Er könne Oleg nicht festnehmen, ohne sich Rakels Zorn zuzuziehen, meint Harry. Aber als ehemaliger Kriminalkommissar dürfe er ihn auch nicht einfach laufen lassen. Deshalb hoffe er darauf, dass Oleg sich selbst der Polizei stellen werde. Harry hindert Oleg nicht daran, die Pistole aufzuheben. Der Mörder jagt ihm zwei Kugeln in die Brust und eine in den Kopf.

Martine Eckhoff von der Heilsarmee sieht den Achtzehnjährigen auf der Straße laufen.

Stein Hanssen bringt seine Halbschwester Irene zum Flughafen. Sie fliegt zum Entzug nach Bangkok. Ihr fällt eine Frau auf, die ebenfalls auf das Boarding wartet, aber sie kennt Rakel Fauke nicht.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

„Die Larve“ ist der neunte und möglicherweise letzte Band in der Romanreihe, die der Norweger Jo Nesbø (* 1960) über die Figur des (Ex-)Kommissars Harry Hole schrieb. Der alkoholkranke Protagonist ist ein einsamer Wolf mit erstaunlichen Fähigkeiten.

Die deutschen Übersetzungen stammen von Günther Frauenlob. (Bei „Leopard“ arbeitete auch Maike Dörries mit.)

  • Flaggermusmannen (1997; Der Fledermausmann, 1999)
  • Kakerlakkene (1998; Kakerlaken, 2007)
  • Rødstrupe (2000; Rotkehlchen, 2003)
  • Sorgenfri (2002; Die Fährte, 2003)
  • Marekors (2003; Das fünfte Zeichen, 2006)
  • Frelseren (2005; Der Erlöser, 2007)
  • Snømannen (2007; Schneemann, 2008)
  • Panserhjerte (2009; Leopard, 2010)
  • Gjenferd (2011; Die Larve, 2011)

 

Jo Nesbø zeichnet das düstere Bild einer von Betrug und Gewalt, Geldgier und Korruption geprägten Gesellschaft. In „Die Larve“ schildert ein auktorialer Erzähler das Geschehen. Dass er immer wieder den Handlungsstrang wechselt, oft nach einem Cliffhanger, verstärkt die von Anfang an aufgebaute Spannung. Dazu kommen geschickt eingebaute Rückblenden. Parallel dazu glaubt der sterbende Gusto Hanssen, seinem Vater von den Ereignissen zu berichten, die zu seiner Ermordung führten. (Diese Passagen sind kursiv gesetzt.) Gewöhnungsbedürftig ist die dritte Erzählebene, die einer Ratte, vor deren Loch der Sterbende liegt. Souverän meistert Jo Nesbø die Herausforderungen, denen er sich durch den komplexen Aufbau des Thrillers stellte. Die verschiedenen Perspektiven greifen wie gut geölte Zahnräder ineinander. Mehrmals führt Jo Nesbø Gegenstände ein, die erst hundert Seiten später bedeutsam werden. Neben der intelligenten Konstruktion sind es die stringente Entwicklung und lebendige Dialoge, die „Die Larve“ zu einem außergewöhnlichen Lesevergnügen machen, auch wenn nicht jede Einzelheit realistisch ist.

Den Roman „Die Larve“ von Jo Nesbø gibt es auch in einer gekürzten Fassung als Hörbuch, gelesen von Achim Buch und Rafael Stachowiak (Regie: Gabriele Kreis, Hamburg 2011, 6 CDs, ISBN 978-3-89903-247-5).

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © Ullstein Buchverlage

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Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel
Auf schalkhafte, raffinierte und geistreiche Weise parodiert der auch für sein enormes kulturgeschichtliches Wissen bekannte Semiotik-Professor Umberto Eco die Hermeneutik und führt vor, dass sich immer und überall scheinlogische Zusammenhänge konstruieren lassen, mit denen sich dann auch alles plausibel erklären lässt.
Das Foucaultsche Pendel