Stewart O'Nan : Der Zirkusbrand

Der Zirkusbrand
Originalausgabe: The Circus Fire Doubleday, New York 2000 Der Zirkusbrand Übersetzung: Thomas Gunkel Rowohlt Verlag, Reinbek 2003 ISBN 3 498 05029 X, 509 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Bei einer Zirkusveranstaltung am 6. Juli 1944 in Hartfort, Connecticut, bricht ein Feuer aus. Nach wenigen Minuten steht das gesamte Zelt in Flammen, kurz darauf stürzt die Konstruktion zusammen. Es kommt zu einer Panik. 167 Menschen sterben, mehr als 450 werden verletzt, viele von ihnen schwer. Es handelt sich um den verheerendsten Zirkusbrand in der amerikanischen Geschichte. Die juristischen Folgen ziehen sich über Jahrzehnte hin.
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Kritik

"Der Zirkusbrand" ist kein Roman, sondern "eine wahre Geschichte", so der Untertitel des Buches von Stewart O'Nan, der versuchte, den Verlauf der Katastrophe zu rekonstruieren. Was fehlt, sind Identifikationsfiguren, an deren Schicksal die Leser mitfühlend Anteil nehmen könnten.
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Der Zirkus Ringling Bros. and Barnum & Bailey gastierte am 6. Juli 1944 in Hartford, Connecticut. Zur Nachmittagsvorstellung an diesem heißen Sommertag kamen schätzungsweise 8700 Besucher in das 11 000 Menschen fassende Zelt. Es handelte sich vorwiegend um Frauen und Kinder.

May Kovar und Joseph Walsh beendeten gerade in zwei getrennten Käfigen ihre Raubtiervorführungen, und die weltberühmten Wallendas – Helen, Henrietta, Herman und Karl Wallenda und Joe Geiger – kletterten zehn Meter hoch hinauf, um mit ihrer Drahtseilakrobatik zu beginnen, da geriet eine Zeltwand etwa zwei Meter über dem Boden in Brand, möglicherweise durch ein weggeworfenes Streichholz. Zeltplanen wurden damals mit einer Mischung von Paraffin und Benzin bestrichen, um sie wasserdicht zu machen – aber die Beschichtung entwickelte bei Hitze brennbare Gase. Deshalb breitete sich in Hartford ein kleiner Brandherd innerhalb weniger Minuten über das gesamte Zelt aus.

Wie beim Untergang der „Titanic“ spielte das Orchester zunächst weiter: Merle Evans dirigierte „The Stars and Stripes Forever“. Eine Panik ließ sich jedoch nicht verhindern: Während die Zuschauer ins Freie drängten, wurden einige von ihnen zertrampelt, beim Einsturz der sechs 17 m hohen Masten erschlagen oder eingeklemmt und vom Feuer erfasst.

167 Personen kamen bei dem Zirkusbrand in Hartford ums Leben, 450 wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Die Tiere konnten ausnahmslos gerettet werden. Es handelte sich um den verheerendsten Zirkusbrand in der amerikanischen Geschichte. Die juristischen Folgen zogen sich über Jahrzehnte hin.

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„Der Zirkusbrand“ ist kein Roman, sondern „eine wahre Geschichte“, so der Untertitel des Buches von Stewart O’Nan, der mit enormem Fleiß Zeitungsberichte und anderes Material studierte sowie Überlebende und Hinterbliebene befragte, um den Verlauf der Brandkatastrophe ebenso akribisch wie sachlich zu rekonstruieren. Obwohl er unzählige Einzelheiten zusammentrug, war es ihm nicht möglich, auch nur die Ursache des Feuers zweifelsfrei zu klären. Immer wieder muss Stewart O’Nan widersprüchliche Zeugenaussagen nebeneinander stehen lassen, aber diese Multiperspektivität ist durchaus interessant. Auf Seite 46 listet Stewart O’Nan vierunddreißig „Hauptpersonen“ auf, und in den folgenden Kapiteln beschreibt er detailliert, wie sie und zahlreiche andere Besucher bei dem Zirkusbrand ums Leben kamen bzw. gerettet wurden. Was jedoch fehlt, sind Identifikationsfiguren, an deren Schicksal die Leser mitfühlend Anteil nehmen könnten.

Zahlreiche Fotos und andere Abbildungen illustrieren den Bericht über den verheerenden Zirkusbrand am 6. Juli 1944 in Hartford, Connecticut.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Textauszüge: © Rowohlt Verlag

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