Orhan Pamuk

Orhan Pamuk wurde am 7. Juni 1952 als Sohn einer Industriellenfamilie in Istanbul geboren. Im Alter von sieben Jahren wollte er Maler werden, aber nach dem Abitur am englischsprachigen Robert College beugte er sich der Familientradition und begann an der Technischen Universität von Istanbul zu studieren. Er wählte Architektur, um auch seine künstlerischen Neigungen berücksichtigen zu können. Nach einigen Semestern wechselte er zum Journalismus und machte in diesem Fachgebiet mit 25 seinen Abschluss. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits beschlossen, sich als Schriftsteller zu versuchen.

1982/83 veröffentlichte Orhan Pamuk seine ersten beiden Romane: „Cevdet Bey ve Ogullari“ und „Sessiz Ev“. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1985 mit „Beyaz Kale“ („Die weiße Festung“, 1990). Noch bekannter ist vielleicht sein während eines mehrjährigen Aufenthalts mit seiner Frau in New York (1985 – 1988) entstandener, 1990 erschienener Roman „Kara Kitab“ („Das schwarze Buch“, 1995).

In seinen Büchern beschäftigt Orhan Pamuk sich immer wieder mit dem drohenden Identitätsverlust der türkischen Gesellschaft, die sich zwischen Orient und Okzident, zwischen ihrer eigenen Tradition und der westlicher Kultur hin- und hergerissen fühlt.

Im Februar 2005 sagte Orhan Pamuk in einem Interview mit dem Schweizer „Tagesanzeiger“: „Man hat hier [in Ostanatolien] dreißigtausend Kurden umgebracht. Und eine Million Armenier. Und niemand traut sich, das zu erwähnen.“ (zit.: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 20. Oktober 2005). Wegen „Verleumdung des Türkentums“ sollte er sich deshalb vor Gericht verantworten, aber das Verfahren gegen ihn wurde im Januar 2006 eingestellt.

Am 23. Oktober 2005 hatte Orhan Pamuk den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen. 2006 wurde dem türkischen Schriftsteller der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Orhan Pamuk: Bibliografie (Auswahl)

◦ Cevdet Bey ve Ogullari (1982)
◦ Sessiz Ev (1983)
◦ Beyaz Kale (1985; Die weiße Festung, 1990)
◦ Kara Kitab (1990; Das schwarze Buch, 1995)
◦ Yeni Hayat (1994; Das neue Leben, 1998)
◦ Benim Adim Kirmizi (1998; Rot ist mein Name, 2001)
◦ Öteki Renkler (1999)
◦ Kar (2002; Schnee, 2005)
◦ Istanbul (2003; Istanbul, 2006)
◦ Masumiyet Müzesi (2008; Das Museum der Unschuld, 2008)
◦ Saf ve Düşünceli Romancı (2011; Der naive und der sentimentalische Romancier, 2012)
◦ Kafamda Bir Tuhaflık (2014; Diese Fremdheit in mir, 2016)
◦ Kırmızı Saçlı Kadın (2016; Die rothaarige Frau, 2017)
◦ Veba Geceleri (2021; Die Nächte der Pest, 2022)

© Dieter Wunderlich 2006 / 2009

Martin Mosebach - Was davor geschah
Der Aufbau des Romans "Was davor geschah" wirkt elegant und ungezwungen. Statt auf eine mitreißende Handlung setzt Martin Mosebach auf subtile, sprachlich geschliffene Beschreibungen, um die Leser zu fesseln.
Was davor geschah