RoboCop

RoboCop

RoboCop

RoboCop – Originaltitel: RoboCop – Regie: José Padilha – Drehbuch: Nick Schenk, Joshua Zetumer, James Vanderbilt, nach dem Drehbuch "RoboCop" von Edward Neumeier und Michael Miner – Kamera: Lula Carvalho – Schnitt: Peter McNulty, Daniel Rezende – Musik: Pedro Bromfman – Darsteller: Joel Kinnaman, Michael Keaton, Samuel L. Jackson, Gary Oldman, Abbie Cornish, Jay Baruchel. Jackie Earle Haley, Aimee Garcia, Michael K. Williams, Jennifer Ehle, Marianne Jean-Baptiste, Douglas Urbanski u.a. – 2014; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Als der Polizist Alex Murphy 2028 in Detroit einem kriminellen Waffenhändler auf die Spur kommt, der von korrupten Polizei-Offizieren gedeckt wird, versucht man ihn mit einer Autobombe zu töten. Er hätte keine Überlebenschance, wenn ihn nicht der für den Roboter produzierenden Konzern OmniCorp tätige Arzt Dr. Norton in einen Cyborg verwandeln würde. OmniCorp will die Vorteile eines "RoboCop" demonstrieren und erreichen, dass solche Mensch-Maschinen von allen Police Departments in den USA bestellt werden. Das wäre ein Milliardengeschäft ...
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Kritik

Wie das Original, ist auch José Padilhas Remake "RoboCop" eine Mischung aus SF- und Action-Thriller mit gesellschaftskritischen Zügen. Die zentrale Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Maschine wird in einem die Unterhaltung nicht störenden Maße beleuchtet.
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2028 berichtet die Journalistin Kelly Perkins (Maura Grierson) in der US-amerikanischen Fernsehshow „The Novak Element“ live von der Überprüfung der Bevölkerung eines Stadtviertels in Teheran durch schwerbewaffnete amerikanische Roboter. Der politisch rechtsgerichtete Moderator Pat Novak (Samuel L. Jackson) interviewt dazu General Monroe (Matt Cooke), der darauf hinweist, dass sich amerikanische Soldaten aufgrund des Roboter-Einsatzes nicht selbst in Gefahr zu begeben brauchen. Pat Novak streicht weitere Vorteile der hoch entwickelten Maschinen des OmniCorp-Konzerns heraus und propagiert eine Aufhebung des von Senator Hubert Dreyfuss (Zach Grenier) eingebrachten Verbotes, sie auch in den USA einzusetzen. Während Dreyfuss verhindern möchte, dass Maschinen bei einem Polizeieinsatz entscheiden, ob ein Amerikaner erschossen wird oder nicht, hält Pat Novak die Emotionslosigkeit der Roboter für einen Pluspunkt. Ein Polizei-Roboter ist unbestechlich und geht streng logisch vor, statt sich von Gefühlen, Vorurteilen oder gar Rachegedanken irritieren zu lassen.

Raymond Sellars (Michael Keaton), der CEO des Weltmarktführers OmniCorp, gibt eine großangelegte PR-Kampagne in Auftrag, um die Mehrheit der Bevölkerung für die Verbrechensbekämpfung durch Polizei-Roboter zu gewinnen. Dabei geht es um ein Milliardengeschäft. Als sich herausstellt, dass die meisten Amerikaner zwar den Einsatz von Drohnen und Kampfrobotern im Ausland befürworten, sich jedoch beispielsweise auf einem amerikanischen Airport nicht der Kontrolle einer unbeaufsichtigten Maschine anvertrauen wollen, wendet sich Raymond Sellars an den Arzt Dr. Dennett Norton (Gary Oldman). Diese Koryphäe auf dem Gebiet kybernetischer Prothesen soll für OmniCorp einen aus Mensch und Maschine bestehenden RoboCop entwickeln.

Währenddessen nennt der Kleinganove Jerry White (Jordan Johnson-Hinds) den Polizisten Alex Murphy (Joel Kinnaman) und Jack Lewis (Michael K. Williams) vom Chicago Police Department den Namen Antoine Vallon (Patrick Garrow). Es soll sich um einen kriminellen Waffenhändler im großen Stil handeln. Beim Versuch, ihn zu stellen, wird Jack Lewis angeschossen. Alex Murphy vermutet, dass Vallon aus Polizeikreisen gewarnt wurde.

Alex Murphy, der sich vorgenommen hat, Vallon zu überführen, besucht seinen schwer verletzten Partner im Krankenhaus. Dann fährt er nach Hause zu seiner Frau Clara (Abbie Cornish) und seinem kleinen Sohn David (John Paul Ruttan). Als die Alarmanlage seines vor dem Einfamilienhaus geparkten Autos losgeht, schaut Alex nach. Da explodiert eine unter dem Fahrzeug angebrachte Sprengladung.

Drei Monate später kommt Alex in einem Labor wieder zu sich. Dr. Dennett Norton steht vor ihm. Vom Körper des Schwerverletzten sind nur noch der Kopf und die inneren Organe erhalten. Der Mediziner hat die anderen organischen Teile durch Metall und Elektronik ersetzt: Aus Alex Murphy ist ein Cyborg geworden. Alex verlangt zu sterben, als er es begreift, aber Norton weist ihn darauf hin, dass Clara dieser Art der Lebenserhaltung ausdrücklich zustimmte, um ihren Mann nicht ganz zu verlieren. Sobald Nortons Assistentin Jae Kim (Aimee Garcia) die künstlichen Gliedmaßen freigeschaltet hat, marschiert Alex mit mächtigen Schritten aus dem Raum und stapft durch ein Feld. Norton beobachtet ihn zunächst über Kameras, redet über Funk auf ihn ein und lässt ihn dann abschalten, um ihn zurückholen zu können.

Es dauert einige Zeit, bis Alex Murphy sich mit seiner neuen Existenzform abgefunden hat und zu seiner Familie zurückkehren kann.

Bei einem als Test konzipierten virtuellen Einsatz zeigt sich, dass Alex um Sekunden langsamer als eine Maschine ist, weil er Emotionen und moralische Bedenken verarbeitet, bevor er handelt. Norton wird deshalb gezwungen, die Verbindung zwischen Mensch und Maschine so zu verändern, dass Alex in Kampfsituationen zwar glaubt, sein Handeln selbst zu bestimmen, in Wirklichkeit jedoch vollkommen von der Elektronik gesteuert wird.

Kurz darauf will ihn der Bürgermeister von Detroit (Douglas Urbanski) der Öffentlichkeit vorstellen. Der RoboCop bereitet sich unter anderem durch das Herunterladen von Informationen über unaufgeklärte Verbrechen darauf vor. Die Bilder von dem Anschlag auf ihn selbst rufen starke Emotionen hervor. Raymond Sellars will unter allen Umständen eine Blamage vermeiden und drängt Norton, etwas zu unternehmen. Dem Arzt bleibt nichts anderes übrig, als Alex‘ Dopamin-Level abzusenken, bis er völlig gefühllos wird. Er geht denn auch an seiner Frau und seinem Sohn vorbei, ohne sie zu beachten. Vor der Zuschauermenge funktioniert er wie eine Maschine, scannt die Personen, gleicht sie mit dem Polizei-Computer ab – und identifiziert im Publikum einen Verbrecher, den er auch sogleich verhaftet. Auf diese Weise wird die Präsentation ein voller Erfolg für OmniCorp und die Befürworter eines Einsatzes von RoboCops auch im eigenen Land. Aufgrund des Stimmungsumschwungs ist zu erwarten, dass der Dreyfuss-Act demnächst aufgehoben wird.

Mit einem Motorrad macht sich der RoboCop in Detroit auf Verbrecherjagd, und bald schon wagt sich kaum noch ein Krimineller auf die Straße. Antoine Vallon tobt, weil seine Geschäfte behindert werden. Um seine Familie kümmert Alex sich nicht mehr. In ihrer Verzweiflung passt Clara ihn auf der Straße ab und versucht ihm klarzumachen, dass David durch das Verhalten seines Vaters verstört ist. Zunächst lässt Alex seine Frau einfach stehen, aber dann beschäftigt er sich mit dem Sprengstoffanschlag, dem er zum Opfer fiel und macht die Aufklärung dieses Verbrechens zu einer Toppriorität.


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Überzeugt davon, dass Antoine Vallon der Auftraggeber des Mordanschlags gewesen sei, überfällt der RoboCop Jerry, zerrt den Kleinganoven aus dem Auto, wirft ihn zu Boden und zertritt ihm die Hand, damit er verrät, wo der Verbrecher zu finden ist. Der Waffenhändler und seine Bande verschanzen sich in einer Lagerhalle, schalten den Strom ab und setzen Nachtsichtgeräte auf. Aber das nützt ihnen nichts: In einer wilden Schießerei tötet der RoboCop sie alle.

Anhand von Fingerabdrücken findet er heraus, dass Antoine Vallon von den beiden Polizei-Offizieren Andre Daniels und John Lake (K. C. Collins, Daniel Kash) Waffen aus der Asservatenkammer bekam. Schlimmer noch: Karen Dean (Marianne Jean-Baptiste), die Polizeichefin von Detroit, warnte den Gangster vor geplanten Polizeiaktionen. Um einen Skandal zu verhindern, wird der RoboCop abgeschaltet, bevor er Karen Dean festnehmen kann.

OmniCorp bereitet die Öffentlichkeit darauf vor, dass der RoboCop eine schwere Verletzung nicht überleben werde, und als Clara Murphy mit ihrem Sohn ins OmniCorp-Verwaltungsbäude kommt, um sich nach ihrem Mann zu erkundigen, unterrichtet Raymond Sellars sie persönlich über dessen angeblichen Tod.

Um zu verhindern, dass OmniCorp den RoboCop für immer abschaltet, reaktiviert Norton ihn und warnt ihn. Ohne Gefühle zu zeigen, geht der RoboCop los. Mit Unterstützung seines wieder genesenen und von Norton alarmierten Partners Jack Lewis kämpft er sich an den Sicherheitsrobotern am Eingang des OmniCorp-Verwaltungsgebäudes vorbei und sucht nach Sellars.

Der flieht mit seinen Getreuen aufs Dach und ordert einen Hubschrauber. Clara und David Murphy, die das Hochhaus nach dem Besuch in Sellars‘ Büro noch nicht verlassen haben, werden ebenfalls auf die Dachterrasse gebracht, wo ihnen der CEO erklärt, der RoboCop sei außer Kontrolle geraten und führe einen Amoklauf durch. Clara und David sollen Sellars im Hubschrauber begleiten. Er will ihnen einreden, dass dies zu ihrem Schutz geschehe; tatsächlich aber betrachtet er sie als Geiseln.

Bevor der Hubschrauber landen kann, taucht der RoboCop auf und will Sellars verhaften. Weil er jedoch so programmiert wurde, dass er gegen Vorstandsmitglieder von OmniCorp nichts unternehmen kann, vermag er den Arm mit der Waffe nicht zu heben. Als Sellars ihn deshalb verspottet, eine Waffe auf Clara und David richtet und erklärt, er könne die beiden ungehindert erschießen, ist Alex‘ Zorn stärker als die elektronischen Barrieren. Er erschießt Sellars in dem Augenblick, in dem auch dieser abdrückt. Während der Firmenchef jedoch tot ist, wird Alex sich mit Dennett Nortons Hilfe erholen und weiter als RoboCop Dienst in Detroit tun.

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Wie das Original „RoboCop“ von Paul Verhoeven, ist auch das Remake des Brasilianers José Padilha eine Mischung aus Science-Fiction- und Action-Thriller mit gesellschaftskritischen Zügen. Angeprangert werden die skrupellose Profitgier von Konzernen, manipulative Medien und korrupte Staatsangestellte. 1987, als Paul Verhoevens „RoboCop“ in die Kinos kam, konnte man sich kaum vorstellen, dass die USA im Ausland zunehmend Drohnen einsetzen würden, um ohne Gefährdung eigener Soldaten mutmaßliche Feinde zu töten. „Kollateralschäden“ werden dabei wie bei bemannten Luftangriffen in Kauf genommen.

José Padilha beginnt seinen 2028 spielenden Film mit Robotern, die von den Amerikanern zur Kontrolle der Bevölkerung in Teheran eingesetzt werden. Im Hauptteil seines Films geht es um die Frage des Einsatzes solcher RoboCops auch im Inland. Sind unbestechliche, streng logisch vorgehende Maschinen Menschen mit Vorurteilen oder gar von Rachegedanken getriebenen Polizisten vorzuziehen? Weil auch mit einer großangelegten PR-Kampagne keine Mehrheit für die Akzeptanz von Maschinen mit Polizeifunktion in der Bevölkerung hergestellt werden kann, erprobt der marktführende, ein Milliardengeschäft anstrebende Konzern einen Cyborg. Damit stellt José Padilha die Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Maschine neu, und „RoboCop“ wird zu einem Drama über Entfremdung und Fremdbestimmung, emotionslose Logik, Gefühle, Empathie und moralische Bedenken. Alex glaubt, selbstbestimmt zu handeln, wird jedoch zumindest in Ausnahmesituationen von der Elektronik gesteuert. Ist da noch Raum für ein Gewissen und einen freien Willen?

„RoboCop“ ist allerdings kein Thesenfilm. Die ethischen bzw. philosophischen Fragen werden nur in einem die Unterhaltung nicht störenden Maße angerissen.

Was überhaupt nicht funktioniert, ist die Familiengeschichte der Murphys. Dass die junge Frau auch ihren in einen Cyborg verwandelten Ehemann weiterhin liebt und sich an seine gepanzerte Roboterbrust schmiegt, ist nicht nachvollziehbar. Ebenso unglaubwürdig ist es, dass der kleine David auf die Mensch-Maschine nach kurzem Zögern so reagiert, als sei nichts Besonderes geschehen.

Optisch ist „RoboCop“ durchaus gelungen. Wenn der Cyborg in Kampfsituationen gerät, zeigt José Padilha das Geschehen mitunter aus seiner Perspektive und wie in einem Computerspiel – mit oben rechts eingeblendetem Zähler der ausgeschalteten Gegner.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

Paul Verhoeven: RoboCop

Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind
Daniel Glattauer holt das Genre des Briefromans in die Ära der elektronischen Kommunikation. Allein mit (fiktiven) E-Mails entwickelt er eine komplette Geschichte. "Gut gegen Nordwind" ist romantisch, lebendig, tempo- und pointenreich, spannend, unterhaltsam und originell.
Gut gegen Nordwind